Einmonatige „Galgenfrist“ für Schlachthof Handlbauer

Der Schlachthof Handlbauer soll für die Entsorgung von Schlachtabfällen drastisch höhere Preise an die Firma Purea zahlen. Herbert Handlbauer weigert sich strikt dagegen. Er erwägt, zuzusperren.

Alle paar Monate erhöht die Purea die Preise für die Abholung der Schlachtabfälle“, erklärt Herbert Handlbauer, Chef des gleichnamigen Schlachtunternehmens aus Oberösterreich. „Allein heuer haben sie den Preis schon zweimal hinaufgesetzt, zuletzt auf 60 bis 70 €/t. Für uns bedeutet das Kostensteigerungen von etwa 10.000 € pro Monat.“ Handlbauer schlachtet an den Standorten Ried und Linz nach eigener Aussage rund 7.000 bis 8.000 Schweine und etwa 1500 Rinder wöchentlich. Weiters betreibt er in Wels eine Zerlegung und ein Tiefkühlhaus. Er beschäftigt 250 Mitarbeiter direkt in den Betrieben und weitere 150 von Personalbereitstellern.

Marktmissbrauch vorgeworfen

Der Purea, der ehemaligen TKV in Regau, und 100%-Raiffeisentochter, wirft Handlbauer vor, ihre Monopolstellung auszunutzen, da die Entsorgung von Schlachtabfällen gesetzlich vorgeschrieben ist. „Purea hat 90 % Marktanteil, wenn die unsere Schlachtabfälle nicht mehr abholen, müssen wir zusperren.“ Eine Schließung der Schlachthöfe würde auch die Landwirte schwer treffen, die bislang gut mit Handlbauer zusammengearbeitet haben. Allein bis zu 80 % der Schweinehalter bringen die Schlachttiere laut Handlbauer selbst zum Schlachthof.

Purea weist diese Anschuldigungen in einem uns vorliegenden Schreiben an Handlbauer entschieden zurück und erklärt: „Aus unserem historischen Zahlenmaterial ist eindeutig ableitbar, dass in der Vergangenheit die Schlachtnebenprodukte von Ihrem Unternehmen an verschiedene alternative Vertragspartner verkauft wurden, was die hohe Wettbewerbsintensität am Markt eindeutig dokumentiert.“

Die Preiserhöhungen für die Entsorgung seien durch Inflation, steigende Lohn- und Betriebskosten sowie den drastischen Rückgang der internationalen Marktpreise für Produkte aus Schlachtabfällen (wie Proteine und Fette) bedingt. Deshalb sei man ab dem 3. Quartal 2023 gezwungen gewesen, die Rohwarenpreise bei allen Kunden anzupassen.

Auch einige Viehhändler bekunden ihre Besorgnis in dieser Sache und fordern eine gerichtliche Prüfung der Angelegenheit. Die Zukunft Handlbauers steht seither jedenfalls auf tönernen Füßen. Vorerst hat Purea zumindest einmal Entgegenkommen gezeigt. Ursprünglich hatte das Unternehmen Handlbauer mitgeteilt, dass man das Vertragsverhältnis mit ihm zu Mitte August beenden werde, sollte dieser die neuen Preise nicht akzeptieren. Diese „Galgenfrist“ wurde von Purea jetzt um einen Monat auf Mitte September verlängert. von Torsten Altmann