Stalleinbrüche: Steirische Jungbauern fordern schärfere Gesetze

Vermehrte Stalleinbrüche von Aktivisten sorgen für Verunsicherung und Existenzängste von jungen Bauernfamilien. Das zeigen etliche Beispiele. Die Politik soll das Strafrecht verschärfen.

Den steirischen Jungbauern ist der Geduldsfaden gerissen. Viele junge Bauernfamilien sind wegen der zunehmenden illegalen Stalleinbrüche nicht nur verunsichert, sie haben sogar Existenzangst. Daher hat die steirische Jungbauernschaft eine Aktion „Stoppt Stalleinbrüche“ gestartet. Erstmals haben sich 20 steirische Jungbäuerinnen und Jungbauern der Öffentlichkeit gestellt und über ihre eigenen Erfahrungen und fehlende Zukunftsperspektiven berichtet.

Aus Angst vor möglichen Folgen für Familie und Betrieb haben sich die jungen Menschen nur anonym der Öffentlichkeit gestellt. Einige von ihnen waren bereits selbst Opfer eines Stalleinbruchs. Andere sind besorgt, selbst irgendwann von radikalen Aktivisten und deren Überwachungsmethoden aufgesucht zu werden.

Dass betroffene Jungbauern anonym bleiben wollen, dafür hat Kammerpräsident Franz Titschenbacher vollstes Verständnis. Denn die Folgen von Stalleinbrüchen seien für die Bauernfamilien katastrophal: „Das öffentlich an den Prangerstellen, der psychische und wirtschaftliche Druck, die Perspektivlosigkeit sowie Mobbing bei Bauernkindern in den Schulen sind nicht länger tragbar“, so der Kammerpräsident

Aktivisten sind von ihren Organisationen geschult und wissen genau, wie sie sich zu verhalten haben, um einer Strafe zu entkommen“, sagt Bernd Brodtrager, Obmann der Steirischen Jungbauern. Neben den Maskierungen würden Einbrecher Ausweisdokumente bewusst zuhause lassen, um einer Feststellung der Identität zu entgehen. 

Der Jungbauern-Obmann moniert Gesetzeslücken: „Ertappt die Polizei Aktivisten auf frischer Tat und kann ihre Identität nicht feststellen, müssen die Täter aufgrund einer möglichen Freiheitsberaubung nach österreichischem Recht laufen gelassen werden.“ Zudem zählt ein Stalleinbruch – im Gegensatz zu Deutschland oder der Schweiz – nicht zum Tatbestand Hausfriedensbruch, da das Stallgebäude nicht dem Wohnhaus zugerechnet wird. Die Steirischen Jungbauern fordern deshalb mehr Sicherheit für Familie und Tiere auf ihren landwirtschaftlichen Betrieben durch eine Änderung des §109 des Strafgesetzbuches. Aktivisten, die gewaltsam und somit illegal in Stallungen eindringen, sollen bestraft werden können.

Agrarminister Norbert Totschnig hält eine rechtliche Anpassung der Strafbestimmung des Hausfriedensbruchs im Strafgesetzbuch für „notwendig“. Stalleinbrüche seien keine Kavaliersdelikte. Bei den künftigen Regierungsverhandlungen sollte das Thema wieder auf der Agenda stehen.   

Ein extremes Beispiel zeigt laut Jungbauernschaft, dass es manchen Aktivisten gar nicht um den Tierschutz geht, sondern die den Landwirten massiv Schaden zufügen wollen, um ihn zu Aufgeben zu zwingen. So seien im März dieses Jahres Unbekannte in der Nacht in einen Schweinestall eingedrungen, setzten die Alarmanlage der Lüftung außer Gefecht setzten und blockierten mit Holzlatten die Lüftung der Stallung. Folge: Mehr als 60 Schweine erstickten qualvoll.

Er ist kein Einzelfall. Ein anderer Schweinemäster berichtet, dass sein Vater und er aufgehört haben, beim Füttern der Tiere miteinander zu reden – aus Angst, abgehört zu werden. Aktivisten sind dieses Jahr in deren Stall eingebrochen. „Zuhause ist unsere Familie seit dem Einbruch permanent angespannt“, beklagt er. Ob er seinen neuen Tierwohlstall jetzt bauen wird, müsse er sich nach diesem Erlebnis gut überlegen.

Die Jungbäuerinnen und Jungbauern prangern radikale Spionage-Methoden an: Aktivisten, vermummt und mit teils abgeklebten Fingerkuppen, verschaffen sich illegal Zugang zu Ställen auf familiengeführten Betrieben und brechen dabei Fenster und Türen auf. Sie setzen auch Drohnen ein, um Hofgelände und Stallungen auszuspionieren. Wochenlang wird laut Jungbauernschaft Bild-, Ton- und Videomaterial angefertigt, bis eine gewünschte Videosequenz auf Band ist. Das Videomaterial werde entsprechend bearbeitet und zurechtgeschnitten, um es dann zu einem passenden Zeitpunkt den Medien zuzuspielen.

Geknüpft sind diese „Aufdeckergeschichten“ aus Sicht der Jungbauern meist mit dem Appell der Organisation, „für Tierschutz“ zu spenden. Auffällig sei, dass bei vielen Fällen zwischen dem Zeitpunkt der Videoaufnahmen und dem Zeitpunkt der medialen Veröffentlichung des „Beweismaterials“ inklusive einer Anzeige bei der zuständigen Behörde meist mehrere Tage oder sogar Wochen lägen.