EU-Entwaldungsverordnung: Chaos am Sojamarkt befürchtet

Österreichische Sojabranche zeigt Verwaltungsmängel auf und warnt vor Chaos und steigenden Preisen zum Jahreswechsel. Schätzungen gehen von Mehrkosten in Europa von 1,5 Mrd. € aus.

Ab 30.12.2024 muss die EU-Entwaldungsverordnung verpflichtend angewendet werden. So hat es das EU-Parlament im Vorjahr beschlossen und der EU-Kommission und den Mitgliedsstaaten einen straffen Zeitplan vorgegeben. Bis zu diesem Termin sind es nur noch etwas mehr als 100 Tage und die betroffenen Produktsektoren, neben Soja auch Holz, Rinder, Kakao, Kaffee, Kautschuk und Ölpalmen, tappen hinsichtlich der konkreten Umsetzungserfordernisse im Dunkeln, heißt es vom Verein Soja aus Österreich.

Erstinverkehrbringer müssen durch einen Sorgfaltspflichtenprozess sicherstellen, dass die Waren entwaldungsfrei und im Einklang mit nationalen Gesetzen produziert wurden, bevor die Rohstoffe gehandelt werden dürfen. Der Sorgfaltspflichtenprozess muss mittels einer Erklärung bestätigt werden. Egal welches Risiko das Anbauland hat, müssen auch die Standorte der Sojafelder in die Dokumentation einfließen. Also würde es auch in Österreich zusätzliche Anforderungen für Landwirte geben. Sie müssen laut v. a. darin bestehen, die Geolokalisationsdaten aller Felder, auf denen Soja angebaut wurde, zu sammeln und weiterzugeben.

Wesentliche Eckpfeiler für die Umsetzung seien allerdings noch offen, zeigt Karl Fischer, Obmann des Vereins, auf. Nur eines scheint fix: Der enorme bürokratische Aufwand wird zu Preissteigerungen bei Soja und Produkten führen. Wesentliches Herzstück der Verordnung ist die Einstufung der weltweiten Entwaldungsrisiken in drei Zonen. Diese Einstufung muss die EU-Kommission vornehmen, daraus ergeben sich unterschiedliche Anforderungen für alle unter die Verordnung fallenden Produkte.

Diese Arbeit ist laut Fischer noch nicht abgeschlossen. Erst im Frühsommer dieses Jahres habe ein US-amerikanisches Beratungsunternehmen damit begonnen, Regionen mit hohem Entwaldungsrisiko zu bewerten. Die Verordnung sieht vor, dass die Kommission mit den betroffenen Ländern in einen Dialog tritt, um die Ergebnisse der Einstufung zu diskutieren und bei der Risikominderung zu helfen. Doch längst regt sich in vielen Teilen der Welt heftiger Protest, von einer einvernehmlichen Lösung ist man weit entfernt. Auch bei der Veröffentlichung der seit Monaten angekündigten Umsetzungsleitlinien ist die EU-Kommission säumig. „Sie wären längst notwendig, um Details zu klären und Interpretationen festzulegen“, meint Fischer weiter: „So bleiben viele Fragen offen. Bei jedem Treffen der betroffenen Branchen in Wien geht man mit fünf Fragen hinein und am Ende mit zehn neuen Fragen wieder nach Hause.“