Monat: April 2020

Druck am Ferkelmarkt wächst deutlich

Die aktuellen Entwicklungen belasten den Ferkelmarkt immer mehr. Mit steigendem Angebot kommt dieser immer mehr unter Druck. Die Folge: Minus 20 Cent in der aktuellen Vermarktungswoche.

Die Auswirkungen der Coronaepidemie schlagen nun in voller Härte auf den internationalen und auch europäischen Schweinemarkt durch. Zum einen fehlt in der Nachfrage im gesamten EU-Raum die Gastronomie und ganz allgemein der Tourismus. Zum anderen schicken die amerikanischen Preisentwicklungen bei Schweinefleisch auch die internationalen Preise auf Talfahrt.

Diese Entwicklung belasten natürlich auch den Ferkelmarkt. Die zunehmende Verunsicherung am Schlachtschweinemarkt erzeugen einen enormen Druck auf das EU-Ferkelpreisniveau .

In Österreich fällt das Ferkelangebot zwar insgesamt gesehen noch knapp aus, das frische Angebot liegt aber bereits über der rückläufigen Nachfrage. Noch profitieren wir also am Heimmarkt von den Rückstellungen der letzten Monate. Jahreszeitlich bedingt werden wir aber in den nächsten Wochen eine rasche Veränderung in Richtung eines sehr gut versorgten Ferkelmarkt erleben.

Schweinepreise fallen deutlich

Die verheerenden Absatzsituation am Fleischmarkt löst einen Preiseinbruch am Schweinemarkt aus.

In Österreich kommt die Schlachtbranche nicht auf Touren und verzeichnet auch die zweite Woche nach Ostern keine 90 % der üblichen Aktivität. Hintergrund des Schwächelns ist eine verheerende Absatzsituation am Fleischmarkt. Der Großhandel sieht sich mit schamlosen Dumpingpreisen aus Deutschland konfrontiert, die den deutschen Exporteuren aufgrund von stark reduzierten Hauspreisaktionen möglich waren. Das Schlachtschweineangebot für die Woche erhöhte sich um 10 % gegenüber der Vorwoche und das Schlachtgewicht mit 99,5 kg steigt Richtung Rekordwerte.

Mit Karfreitag und Ostermontag fielen in weiten Teilen Europas zwei umsatzträchtige Schlachttage weg. Die Aufarbeitung von Überhängen gelang bisher nicht. Am stärksten schmerzt der Wegfall der Gastroszene. Auch die Fleischindustrie hat nach den Hamsterkäufen die Supermarktregale wieder befüllt und agiert inzwischen zurückhaltend. Nur der LEH ist mit plus 20-30 % beim Frischfleischabsatz zufrieden, kann den Ausfall der anderen Absatzsektoren aber nicht wettmachen. Und am Weltmarkt demoliert das ebenfalls von Corona gebeutelte Amerika die Preise. Zum einem wirkt die Produktionssteigerung der letzten zwei Jahre, zum anderen der Ausfall von führenden Schlachtunternehmen augrund von Corona infizierten Mitarbeiter und nicht zuletzt die Billigkontrakte aus der Terminmarktbörse in Chicago. Dieses aktuell US-Szenario mit Erzeugerpreisen von ca. 50 % unter EU-Niveau erlaubt nun den Exporteuren mit Schleuderpreisen den chinesischen Markt aufzumischen. Folge dessen sind die Geschäftsabschlüsse zwischen EU und China nicht mehr mit Herbst 2019 zu vergleichen und die Umsätze brechen massiv weg.

Spanien baut Schweinefleisch mit China aus

Spanien baut sein Schweinefleischgeschäft mit China weiter aus. Wie das Landwirtschaftsministerium in Madrid jetzt mitteilte, haben die chinesischen Behörden weitere acht spanische Betriebe für Schweinefleischlieferungen in die Volksrepublik zugelassen. Damit stieg die Zahl der für den Schweinefleischexport nach China genehmigten Betriebe in Spanien auf 57, gegenüber nur 28 vor zwölf Monaten. Spanien hatte bereits im vergangenen Jahr Deutschland als wichtigsten Drittlandanbieter von Schweinefleisch in China überholt.

Laut aktuellen Zahlen des Agrarressorts in Madrid belief sich der Export spanischer Schweinefleischprodukte nach China wertmäßig auf insgesamt 1,13 Mrd. Euro, das waren 119 % mehr als im Jahr davor. Schweinefleisch ist das Hauptprodukt unter den Agrarexporten der Spanier nach China. Im Jahr 2019 machte es laut Angaben des Ministeriums in Madrid 55 % der Gesamtagrarexporte des Landes in die Volksrepublik aus, nach 36 % im Vorjahr. Weitere wichtige Erzeugnisse waren Oliven- und Oliventresteröl, Wein, dehydrierte Luzerne, Fischeiererzeugnisse, Milch und Milchprodukte sowie Obst. AgE   

Corona-Krise: USA droht Fleischknappheit

Einige der größten Fleischverarbeiter in den USA mussten aufgrund der Corona -Krise ihre Werke schließen. Jetzt fürchten sie eine Fleischknappheit. Die Schweinehalter erwägen sogar das Töten von Ferkel.

Smithfield Foods, der weltgrößte Schweinefleischverarbeiter  schließt sein Werk in Sioux Falls auf unbestimmte Zeit, nachdem dort 238 der rund 3.700 Beschäftigen an dem Corona- Virus erkrankt sind. Auch andere große amerikanische Fleisch- und Geflügelverarbeiter wie Tyson- Foods und Cargill Inc haben den Betrieb bereits eingestellt.

Schithfields Chef Ken Sullivan warnte gleichzeitig, dass die Schließung dieses und anderer Werke zu einer Fleischknappheit in den USA führen könnte. Das Schweinefleischverarbeitungswerk in South Dakota sei eines der größten im Land und mache alleine 4 bis 5 Prozent der US-Schweinefleischproduktion aus. Laut Ken Sullivan würden die Betriebsschließungen schwerwiegende, vielleicht katastrophale Auswirkungen auf viele in der Lieferkette, vor allen aber auf die Nutztierhalter in den USA haben.

Laut Business Insider hätten Landwirte bereits ihre Sorge geäußert, dass sie aufgrund der Schlachthofschließungen  möglicherweise Ferkel töten und entsorgen müssten.

Auslöser seien die aufgrund der Corona-Pandemie geschlossenen Schlachthöfe und die gesunkene Nachfrage im Inland durch Restaurants  sowie den der internationalen Märkten. Insgesamt würden die Schweinepreise drastisch fallen.

Die Industrie könne bis zu 4,58 Mrd. Euro verlieren, Landwirte bei den sinkenden Preisen rund 34 Euro je verkauftes Schwein. Deshalb fordert die NPPC die Regierung auf , für mehr als 1Mrd. US-Dollar Fleischkäufe zu tätigen und diese den nationalen Lebensmitteltafeln zur Verfügung zu stellen.  

ASP-Fall bei Hausschweinen in Großpolen

In Westpolen breitet sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) immer weiter aus. Ende März wurde das Virus erstmals in einem Hausschweinebestand mit rund 23.700 Schweinen,   darunter 8.000 Sauen, in der Woiwodschaft Lebus nachgewiesen. Die Behörden haben die Keulung des gesamten Bestandes angeordnet. Rund zwei Wochen später haben die polnischen Behörden jetzt einen weiteren ASP-Fall bei Hausschweinen bestätigt. Bei dem betroffenen Betrieb handelt es sich um eine Mastanlage mit rund 10.000 Tieren, die in der Gemeinde Wieckowice westlich der Großstadt Posen in der Veredlungshochburg Großpolen liegt.

Wie top agrar Polska berichtet, wurde das Virus durch einen Ferkelkauf aus dem zuerst betroffenen Sauenbetrieb in der Woiwodschaft Lebus in den Bestand eingeschleppt. Demnach habe der Betrieb in Großpolen eine Partie von rund 1.000 Ferkel von dem Betrieb in Lebus bezogen, bevor die ASP dort bestätigt wurde. Die Ferkel in der betroffenen Mastanlage zeigten rund zwei Wochen lang zunächst keine ASP-Symptome. Aufgrund des ASP-Geschehens im Herkunftsbetrieb der Ferkel wurden die Tiere in dem Betrieb in Großpolen jedoch vorsorglich beprobt und überwacht. Erst jetzt konnte das ASP-Virus bei den Masttieren nachgewiesen werden. Die Veterinärbehörden sind derzeit dabei, weitere Tierbewegungen abzuklären. Vorläufig gibt es keine Informationen darüber, dass Schweine von den beiden Betrieben an andere Orte in Großpolen verbracht wurden.

USA: Schweinefarmer stocken weiter auf

In den Vereinigten Staaten stehen die Zeichen am Schweinemarkt weiter auf Expansion. Die Farmer haben ihre Bestände ein weiteres Mal auf Rekordniveau  aufgestockt. Jüngsten Daten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zufolge wurden zum Stichtag 1. März 2020 landesweit insgesamt 77,63 Mio. Schweine gehalten, dass waren fast 4,0 %  mehr als zwölf Monate zuvor und so viele wie noch nie seit Beginn der Frühjahrszählung im Jahr 1988. In allen Tierkategorien waren der Erhebung zufolge Zuwächse zu verzeichnen. Weiter nach oben geht es auch mit der Produktivität der Sauen. In der zuletzt erfassten Periode von Dezember 2019 bis Februar 2020 wurden durchschnittlich 11,0 Ferkel je Wurf so viele Tiere lebend geboren wie niemals zuvor in dieser Winterperiode. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum betrug der Zuwachs 2,8 %:

Angesichts der Bestandsentwicklung gehen die USDA-Experten auch von einem deutlichen Anstieg der US-Schweinefleischproduktion im Jahr 2020 aus, diese soll gegenüber dem Vorjahr um rund 830.000 t auf das Rekordniveau  von 13,15 Mio. t steigen. Bei einem eher mäßig wachsenden Inlandsverbrauch dürften die Schweinefleischexporte der Vorhersage zufolge um fast 650,000 t oder 23 % auf 3,52 Mio. t steigen. Hierbei wird vor allen mit höheren Absätzen in Mexiko und China gerechnet. Im Rahmen der Phase 1 des Handelsabkommens mit der Volksrepublik wurde von Peking der Marktzugang für US-Schweinefleisch erleichtert und Einfuhrzölle gesenkt. Die Liefermenge dorthin nahm in den vergangenen Monaten laut der amerikanischen Exportorganisation für Fleisch (USMEF) bereits deutlich zu.  

Schweinepreis halbwegs im Lot

Der Ausfall der Außer-Haus- Verpflegung sowie der schwierige Export führen am Schweinemarkt zu einem Rückstau. Immer mehr Fleisch wird ins Gefrierlager geschoben, die Preise sinken leicht.

Je länger die massiven Einschränkungen infolge der Coronavirus- Pandemie andauern, desto aufwendiger ist das Umlenken der traditionellen Vertriebsschienen, weg von Außer- Haus – Verzehr Richtung Zuhause- Konsum, Zeitlich versetzt, aber in ihrem Ablauf die Verhaltensmuster der Konsumenten in den einzelnen Mitgliedstaaten. Nach den Hamsterkäufen folgt die Woche in der die Fleischbranche praktisch rund um die Uhr arbeitet, um die Fleischregale wieder aufzufüllen. Dann folgt die Woche der Ernüchterung, in der die Supermärkte nicht 100 % und nicht 50 % mehr bestellen, sondern lediglich 20 % .

Und damit wird klar, dass die Versorgung über den Lebensmitteleinzelhandel den Ausfall der Außer-Haus- Verpflegung nicht zur Gänze kompensieren kann. Der italienische Fleischmarkt leidet zurzeit am meisten, die aktuellen Aktivitäten werden mit ca. 66 % beschrieben. Spürbarer Preisdruck wird auch aus Frankreich  und Spanien gemeldet. In Deutschland (+/- 0,00) zeigt sich mittlerweile auch im LEH ein gewisser Sättigungsgrad. Weil das zur Verfügung stehende Angebot der Nachfrage ausgeglichen gegenübersteht und in den nächsten Tagen und Wochen grillfreundliches Wetter erwartet wird, konnte die Notierung stabil gehalten werden.

In Österreich macht sich der Rückstau der zum Erliegen gekommenen Gastro- und Gemeinschaftsverpflegung zunehmend bemerkbar. Speziell in Oberösterreich und Niederösterreich werden diesbezüglich Verzögerungen beim Absatz verzeichnet. Auch der Export wird insgesamt als schwierig bezeichnet. Weil Italien praktisch zur Gänze ausgefallen ist und China eher schleppend und weniger ertragreich als im Herbst läuft, wird kräftig ins Gefrierlager geschoben.