Lebensmittel werden im LEH teurer – auch Fleisch. Für viele Agrarpreise geht es aber steil nach unten – vor allem für Fleisch, Eier und Kartoffeln. Gleichzeitig steigen die Getreidepreise und auch für Milch bekommen die Bauern etwas mehr Geld. Welchen Einfluss der zweite Lockdown auf die Preise sowohl für Landwirte als auch im LEH hat, ist noch nicht zu erkennen. Beim ersten Lockdown sind Preise im LEH jedenfalls weit nach oben geschossen – während es für die Bauern meist steil nach unten ging.
ISN fordert Rückkehr auf Schweinepreis-Niveau vor Corona
Die ISN befürchtet, dass der Handel seine Mindestpreis-Angebote schnell wieder einkassiert. Die Bauern sollten jetzt weiter Druck machen, so das Credo aus Damme.
Erst Lidl, jetzt Rewe: Der LEH erhöht die Verkaufspreise für Schweinefleisch und will das Geld an die Bauern weiterleiten. Wieso ist der Handel auf einmal gesprächsbereit?
Es sind mehrere Dinge, warum der LEH plötzlich Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Zum einen sind es der anhaltende Schweinestau und der Vorwurf, dass der Handel derzeit richtig Marge macht. Zum anderen ist es die Umsetzung der UTP-Richtlinie – also der Richtlinie gegen unfaire Handelspraktiken so Torsten Staack.
Derzeit beobachten wir, dass der Handel versucht, möglichst schnell auf „Business as usual“ umzuschalten. Man will die Lage tatsächlich schnellstmöglich beruhigen und macht deshalb Angebote an die Bauern. Unterstützt wird das Ganze durch großformatige Anzeigen in Tageszeitungen mit dem Tenor „Wir haben verstanden“. Davon sollten sich die Bauern nicht täuschen lassen. Jetzt gilt es, das Thema weiter „zu reiten“, die Bauern müssen am Ball bleiben und den Druck aufrechterhalten.
Corona hat die Bauern 60 Cent pro kg SG gekostet. Müssten Rewe und Co. nicht fairerweise auf dieses Preisniveau zurückgehen? Immerhin sind die Landwirte bereits dadurch unverschuldet in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten!
Genau so muss man das sehen. Die Preissenkungen, die vor ASP bereits durch Corona aufgetreten sind, waren viel größer. Der Preisabsturz auf der Erzeugerseite beträgt seit Anfang der Corona-Pandemie rund 80 Cent je kg Schlachtgewicht. Das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland hat daran einen Anteil von rund 20 Cent. Der Rest – immerhin 60 Cent – ist durch Corona ausgelöste Marktturbulenzen verursacht worden. Damit nicht genug: Die Lebensmitteleinzelhändler haben sogar doppelt von der durch Corona bedingten schwierigen Lage am Fleischmarkt profitiert. Zum einen sind die Erzeuger- und damit die Beschaffungspreise für die Händler dramatisch gefallen, die Verkaufspreise aber sogar gestiegen. Das heißt, die Marge des LEH ist viel größer geworden. Zum anderen sind auch die Verkaufsmengen beim Fleisch im LEH gestiegen, weil der Weg über den Außer-Haus-Verzehr weitgehend weggebrochen ist.