Die Borchert-Pläne sollen die Tierhaltung fit für die Zukunft machen. Die Grundidee: Mehr Tierwohl auf breiter Front. Dabei gleichen staatlich garantierte Zahlungen höhere Erzeugerkosten aus, sodass die Landwirte wettbewerbsfähig bleiben.
Doch bei vielen Praktikern löst eine Produktion deulich oberhalb der EU-Standards Unbehagen aus, die Branche ist gespalten. Kritiker fürchten vor allem, dass sie auf erheblichen Mehrkosten sitzenbleiben und auf den hart umkämpften Weltmärkten nicht mehr mithalten können. Indes argumentieren Befürworter, dass ein Mehr an Tierwohl so oder so kommt. Sie sehen Borchert als Chance, um zumindest einen Teil der Mehrkosten ersetzt zu bekommen.
Allerdings steckt das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung gut zwei Jahre nach seiner Gründung in der Sackgasse. Seit der klaren Absage der Berliner SPD an ein freiwilliges Tierwohlkennzeichen steht fest: Entscheidungen zur Neuausrichtung der Tierhaltung sind vor der Bundestagswahl nicht zu erwarten. Dabei hatten praktisch alle großen Agrarverbände in den letzten Wochen auf eine rasche Fortführung der Borchert-Pläne gedrängt.
Mit der Bundestagswahl werden die Karten neu gemischt, dass die Grünen mitregieren scheint gesetzt. Das wird den Trend zu schärferen Tierschutzvorgaben nochmals verstärken. Umso wichtiger ist, dass die künftige Regierung die Borchert-Pläne fortsetzt. Bei diesem Neustart gilt es die lähmenden Baustellen bei der TA Luft und beim Baurecht einzulösen. Ohne Erleichterungen für die Genehmigung von Tierwohlställen geht es nicht. Auch kleine und mittelgroße Betriebe in Ortsrandlage müsssen eine Chance bekommen. Wer den hiesigen Landwirt überfordert, drängt die Produktion ins Ausland. Damit ist weder dem Tierwohl noch dem Wählerwunsch nach regionalen Lebensmittel gedient.