Tierhalter nutzen den Preisdruck in der Ernte gerne, um Futtermittelkontrakte abzuschließen. Die Rechnung geht oft auf. 2021 ist die Lage allerdings komplizierter.
Wer vor einem Jahr langfristige Kontrakte für Mischfutter festmachte, hat viel Geld gespart. Ob diese Rechnung auch im Wirtschaftsjahr 2021/22 aufgeht, ist nicht sicher. Die Preise für Komponenten sind trotz Ernte weiterhin hoch. Um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen, sollten Sie als Tierhalter den Markt in den nächsten Monaten ganz genau beobachten.
Normalerweise geben die Getreidepreise in der Erntephase nach, um sich anschließend zu konsolidieren. Ab Oktober/November folgen dann meist moderate Steigerungen. Dieser Aufwärtstrend zieht sich dann bis in die ersten Monate des neuen Jahres (s. Übersicht). Danach spielt schon die Anschlussversorgung zum Wirtschaftsjahreswechsel eine wichtige Rolle für die Preise.
Für das angelaufene Wirtschaftsjahr 2021/22 gilt dieser “normale” Saisonverlauf nur teilweise. Das hat gleich mehrere Gründe:
- Knappe Überlagerungsbestände, eine verzögerte Ernte und enttäuschende Erträge mit mäßigen Qualitäten führen aktuell zu relativ hohen, aber instabilen Preisen.
- Die globalen Ernteschätzungen werden im Getreidesektor immer weiter nach unten korrigiert.
- Beim Soja sorgen fehlende Niederschläge für eine unsichere US-Ernte. In Brasilien dürften die Farmer allerdings die Anbaufläche wegen hoher Preise ausweiten. Im Frühjahr 2022 ist so eine Rekordernte möglich.
- Beim Raps bleibt die weltweite Bilanz eng. Die EU wird immer abhängiger von Importen, die kaum durch die Ukraine, Australien und Kanada bedient werden können. Das spiegelt sich im Rapsschrotangebot wider.
- Russland und China haben großen Einfluss auf Getreide- bzw. Sojapreise am Weltmarkt. Das Export- bzw. Importverhalten beider Länder ist aber wenig kalkulierbar.
- Die Schiffsfrachten haben sich gegenüber den Vorjahren verdoppelt. Engpässe in den Häfen können zu kurzfristigen Risikoaufschlägen führen.
Eine Getreideschwemme ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Das USDA hat die globalen Ernteschätzungen Mitte August sogar gekürzt und die Preise in der Ernte noch befeuert. Stellt sich allerdings heraus, dass die Versorgung doch nicht so eng ist, werden die Kurse für die wichtigste Komponente im Futter auch schnell wieder bröckeln. Dabei spielt auch die US-Maisernte im Herbst eine wichtige Rolle, denn sie steht für 35% der Welterzeugung und könnte den Märkten eine neue Richtung geben.
Bei den Eiweißkomponenten hängt viel von der US-Ernte im Herbst und Chinas Nachfrage ab. An den Terminmärkten zeigen sich bisher wenig Schwächetendenzen. Das stützt auch den Markt für Rapsschrot und verteuert die ohnehin schon hohen Preise für GVO-freies Mischfutter vor allem im Milchvieh- bzw. Geflügelsektor.
Was können Sie als Tierhalter nun tun? Bei der aktuell unsicheren Lage sollten Sie die Risiken streuen. Niedrige Erlöse in der Veredelung dämpfen die Nachfrage nach Futtermitteln. Damit wird auch der Preisspielraum nach oben begrenzt. Sollten die Kurse nach Ernteschluss bröckeln, sollten Sie einen nennenswerten Teil des Futterbedarfs absichern.