Welche Assoziationen löst der Begriff „Massentierhaltung“ aus? Und wie hat sich diese Wahrnehmung in den letzten 10 Jahren verändert? Das hat eine aktuelle Studie analysiert.
Im Rahmen des Webinars „Massentierhaltung aus Sicht der Gesellschaft in den Jahren 2011 und 2021“ präsentierten Forschende der Universität Göttingen die Ergebnisse der gleichnamigen Studie. Mit dabei waren die verantwortlichen Wissenschaftler Prof. Dr. Achim Spiller, Dr. Gesa Busch und Dr. Sarah Kühl vom Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung.Die sogenannte „Small is beautiful“- Hypothese, also die Relation zwischen Betriebsgröße und Nachhaltigkeitsaspekten, lasse sich aus wissenschaftlicher Sicht nicht bestätigen, erklärte Prof. Spiller. Relevant seien eher Haltungssysteme und das Management. Dennoch präferierten über 70% der Befragten in 2021 Lebensmittel von kleineren Betrieben. Auch hinsichtlich Tierwohl, Umweltschutz und Produktqualität schätzen die Teilnehmer kleine Betriebe als besser ein. Betriebsgröße und Tierzahl sei für Laien schwierig zu bewerten. Weil andere verlässliche Informationen fehlen, gilt die Größe als Kriterium, so Prof. Spiller.
Mit über 90 % bewerten die Befragten Tierwohl als wichtigsten Aspekt eines idealen Betriebes. Die Betriebsgröße nennen nur wenige als entscheidenden Punkt. Somit lasse sich die Betriebsgröße aus Sicht der Gesellschaft lediglich als Indikator für einen idealen Betrieb festhalten, bilanziert Dr. Busch.
Hinzukommt der sogenannte Underdog-Effekt, erklärt Dr. Kühl: „Kleinere Betriebe gelten nicht nur in der Landwirtschaft als sympathischer und rufen eine stärkere Identifikation hervor.“ Die Studie zeige auch, dass die Gesellschaft größere Betriebe als profitorientierter einstuft. Bemerkenswert ist: Die Befragten schätzen die Großbetriebe trotzdem als sehr relevant für die Ernährungssicherung sowie die Wirtschaftskraft im ländlichen Raum ein.
2021 verbanden weniger Menschen als noch 2011 den Begriff „Massentierhaltung“ mit Gestank, Tierquälerei oder auch Futter- und Lebensmittelskandalen, dafür rücken negative Klimaauswirkungen in den Vordergrund. Ein geringerer Anteil der Studienteilnehmer bringt außerdem spezifische Tierarten wie Schwein oder Geflügel, mit Massentierhaltung in Verbindung. Häufiger nennen Teilnehmer „systemische Probleme“ wie Krankheiten und fehlende Auslaufmöglichkeiten als Kennzeichen von „Massentierhaltung“.
Die Frage, ab wann „Massentierhaltung“ beginnt, veränderte sich ebenfalls von 2011 bis 2021. Für Befragte in 2011 waren das Haltungen ab 500 Rindern oder 1.000 Schweinen. In 2021 nannten Studienteilnehmer Betriebsgrößen mit 1.000 Rindern oder 2.000 Schweinen eine „Massentierhaltung“.