BASF drosselt Düngerproduktion in Europa – Düngerpreise explodieren

Immer mehr große Düngerhersteller legen Werke still. Dünger wird knapp und die Preise gehen durch die Decke. KAS kosten an den deutschen Importhäfen Anfang Oktober fast 400 Euro je Tonne, der Flüssigdünger AHL wird für 320 Euro verladen und für Harnstoff werden Preise von 600 Euro je Tonne genannt. Ursache für die Kostenexplosion ist die schwerere Energiepreiskrise und explodierende Gaspreise. Auch das von Schlachhöfen und der Lebensmittelwirtschaft benötigte CO2 dürfte immer knapper werden.

Die Preise für Ammoniumnitrat (AN) und Calciumammoniumnitrat (CAN) in Nordwesteuropa haben die Finanzhöchststände von 2007-2008 bereits deutlich überschritten. Die explodierenden Öl- und Gaspreise setzen die Düngemittel- und Chemieproduzenten massiv unter Druck und zerstören gleichzeitig die Nachfrage aus der Landwirtschaft und von anderen Verbrauchern.

Indessen stiegen die Erdgaspreise auf den Schlüsselmärkten in Nordostasien weiter an und erreichte am 29. September erneut einen Rekordwert von über 30,00 USD/MMBtu, berichten Analysten. Händler sagten, dass der Hauptschub von den europäischen Versorgungszentren kam.

Als erster hatten vor zwei Wochen der US-Hersteller CF Industries seine beiden Werke in Großbritannien in Ince und Billingham geschlossen, wobei letzteres aufgrund von finanzieller Unterstützung der britischen Regierung den Betrieb wieder aufnehmen soll, auch um die Schlacht- und Lebensmittelindustrie mit CO2 zu versorgen.

Kurz darauf gab einer weltgrößten Stickstoffdüngerhersteller, nämlich Yara International bekannt, dass man rund 40 Prozent der europäischen Ammoniakproduktionskapazität stilllegen will – wegen der explodierenden Gaspreise die eine rentabele Produktion unmöglich machen. Nun soll Ware aus anderen Werken importiert werden. Billig wird das sicher auch nicht.

Auch Litauens auf den Export ausgerichteter Stickstoffdüngerhersteller Achema hat Pläne zur Wiederinbetriebnahme seiner Ammoniakanlage Ende August abgesagt, nachdem diese turnusmäßig gewartet worden war. Die hohen Produktionskosten führten außerdem auch zu einer teilweisen Einstellung der Ammoniakproduktion im OCI-Sticktoffdünger-Werk Geleen in den Niederlanden.

Das Management des größten spanischen Düngerherstellers Fertiberia  – mit 75 Prozent Marktanteil – will nach Ankündigung der Firmenleitung, die Dünger-Produktion am Standort Palos de la Frontera (Spanien) zum 1. Oktober einstellen. Die Fabrik in Puertollano befindet sich derzeit ähnlich wie Achema Litauen in einer geplanten Stilllegung wegen laufender Instandhaltungsarbeiten.

Auch unserer österreichischer Chemiekonzern und  Düngemittelhersteller Borealis AG hat ebenfalls angekündigt, seine Produktion zu reduzieren und die Situation standortübergreifend weiter zu analysieren. Borealis gehört in Europa zu den Marktführern in der Petrochemie.

Doch nicht nur Europa ist betroffen:  Auch in der Ukraine wird die Produktion von Stickstoffdünger und Harnstoff gedrosselt.  Analysten berichten, dass der Hersteller OPZ am 18. September die Entscheidung getroffen hat, eine Ammoniakleitung und zwei Harnstoffleitungen stillzulegen. Bei fast allen Herstellern wurden keine Termine für die Wiederaufnahme der Produktion genannt und auch kein ein Zeitplan oder gar keine Prognose abgegeben. Ähnlich wie Stilllegung der Werke von CF Industries In England haben die Produktionskürzungen nicht nur Folgen für die Düngerpreise und das Düngerangebot sondern auch für das Angebot an Kohlendioxid (CO2), denn die Ammoniakproduktion ein wichtiger Prozess für die Herstellung von CO2. Ein Mangel an Co2 hat unmittelbare Folgen für die Arbeit der Schlacht- und Lebensmittelindustrie  in Europa.