Am zweiten Tag der Klimakonferenz reist die Polit-Prominenz in Glasgow an. Die Erwartungen sind hoch – vor allem, nachdem der G20-Gipfel enttäuschend endete. Gastgeber Johnson macht Druck auf die Gäste.
„Ambition, action and acceleration“ – unter dieser Überschrift will Boris Johnson auf der Klimakonferenz den Staats- und Regierungschefs heute ins Gewissen reden. Der britische Gastgeber der COP26 möchte für mehr Ehrgeiz, für konkretes Handeln werben – und dafür, die Maßnahmen für den Klimaschutz zu beschleunigen. So dürfte sich der britische Premier unter anderem für einen schnelleren Kohleausstieg und einen zügigeren Umstieg auf die E-Mobilität aussprechen.
Zwei Wochen lang verhandeln 197 Nationen auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015. Es sieht die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, idealerweise 1,5 Grad, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor
Beim Klima zu lange auf Zeit gespielt“
Johnson will den Versuch starten, das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu erhalten, also dafür zu sorgen, dass es nach wie vor die Möglichkeit geben wird, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dafür reichen die derzeitigen Klimaschutzvorhaben der Länder aber nicht aus. „Es ist eine Minute vor Mitternacht und wir müssen jetzt handeln“, wird Johnson laut vorab verbreiteten Redetextauszügen an die Teilnehmer der COP 26 appellieren. Die Menschheit habe beim Klima lange auf Zeit gespielt.
Putin und Xi kommen nicht nach Glasgow
Die Präsidenten von Russland und China, Wladimir Putin und Xi Jinping werden allerdings nicht vor Ort sein. Damit fehlen auf der Klimakonferenz die Lenker zweier Staaten, die zu den größten Treibhausgas-Emittenten der Welt gehören. Xi hat immerhin ein schriftliches Statement angekündigt. Mit Spannung wird erwartet, ob der indische Regierungschef Narendra Modi am Nachmittag ehrgeizigere Klimaziele für sein Land ankündigt. Dies könnte den Druck auf China erhöhen.
Die COP26 hatte gestern mit eindringlichen Appellen begonnen. Die Klimakonferenz sei die „letzte“ Hoffnung, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, sagte ihr Präsident Alok Sharma. IWF-Chefin Kristalina Georgieva warnte in einem Internet-Beitrag vor der „großen Bedrohung für die makroökonomische und finanzielle Stabilität“ durch den Klimawandel und forderte von allen ehrgeizigere Maßnahmen.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sprach von einem „Moment der Wahrheit“. Das globale Rennen für Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts sei eröffnet, schrieb von der Leyen auf Twitter. Europa habe sich dazu verpflichtet, als erster Kontinent in der Welt klimaneutral zu sein und sich für einen ehrgeizigeren Klimaschutz mit seinen Partnern zusammenzutun. „COP26 ist ein Moment der Wahrheit für unsere Pläne, den Klimawandel zu stoppen.“