Während bei uns in Österreich die Pandemielage täglich neue Eskalationsstufen erreicht und ein bundesweiter Lockdown in Kraft getreten ist, ist in Spanien davon keine Rede – das Land hat das Infektionsgeschehen sehr gut unter Kontrolle. Doch was sind die Gründe für die entspannte Lage? Verkürzt gesagt: Es gibt bemerkenswerte Unterschiede zu Österreich.
Da wären etwa die üblichen Kennzahlen: während die 7-Tage-Inzidenz in Österreich bei über 1.000 liegt, liegt der Wert in Spanien nach aktuellem Stand bei etwa 66. Während sich also binnen sieben Tagen in Österreich je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner etwa 1.000 Menschen neu mit dem Coronavirus infizieren, sind es in Spanien nach aktuellem Stand ein paar Dutzend.
war stieg die Kurve zuletzt wieder leicht an – vor einem Monat war der Wert noch bei 18 gelegen. Von einer Überlastung des Gesundheitssystems ist man aber jedenfalls weit entfernt, die Intensivstationen sind zu weniger als fünf Prozent mit CoV-Patientinnen bzw. CoV-Patienten belegt. Gleichzeitig gibt es keine Einschränkungen: Kinos, Restaurants, Bars, Nachtclubs – alles ist seit Monaten für alle zugänglich.
Impfquote bei fast 80 Prozent
Hier setzt der maßgebliche Unterschied zu Österreich ein: Spanien konnte eine Impfquote erzielen, von der man hierzulande weit entfernt ist. Fast 80 Prozent der Gesamtbevölkerung sind vollständig geimpft, bei den über Zwölfjährigen beträgt die Quote 89 Prozent, bei Personen über 40 Jahren sind fast 95 Prozent geimpft. Zum Vergleich: Österreich hält derzeit bei etwa 65 Prozent der Gesamtbevölkerung.
So sind auch die Themen gegenwärtig anders gelagert: 2-G, 2-G-Plus oder Impfpflicht stehen bei den Spaniern gar nicht zur Debatte. Freilich auch kein Lockdown, den man während der ersten CoV-Welle, die im Land brutal wütete, in drakonisch langer Ausprägung zu erdulden hatte. Das alles ist aktuell kein Thema, weil die spanische Politik die Impfstrategie öffentlich anders verhandelte als etwa die österreichische.
Jeder erhielt Termin
Und das scheint der Schlüssel zur gegenwärtig glücklichen Lage gewesen zu sein: Denn in Spanien mussten sich die Menschen nicht um die Vergabe von Impfterminen sorgen, der Termin kam zu ihnen. Alle bekamen ihn zugeschickt, bei Bedarf konnte freilich verschoben werden, stets wurde erinnert. Grundsätzlich war also jede und jeder als Impfkandidatin bzw. -kandidat vorgesehen, wer nicht wollte, musste sich aktiv dagegen entscheiden.
Auch für Durchhänger wurden pragmatische Lösungen gefunden: Im August kam die Impfkampagne aufgrund der Urlaubszeit ins Stocken, das Hospital de Emergencias Enfermera Isabel Zendal, ein Spital, das während der ersten Welle nahe dem Flughafen Madrid-Barajas für CoV-Fälle errichtet wurde, begann, auch nachts zu impfen. Damit konnten auch Ankünfte und Abflüge flexibel berücksichtigt werden. In Österreich ging die Impfkampagne im Sommer bekanntermaßen dem Nullpunkt zu
„Großes Vertrauen in die Wissenschaft“
Die Umstände waren auch durch die Stimmungslage begünstigt: So gibt es in Spanien keine signifikante Impfmüdigkeit, keine ausgeprägte Impfskepsis, keine mobilisierende Impfgegnerschaft. Zu einer der wenigen Demos im Zusammenhang mit der Impfkampagne kamen in Madrid nur rund 250 Menschen. Die Zeitung „El Mundo“ versuchte das dieser Tage zu begründen: „Die Spanier haben großes Vertrauen in die Wissenschaft und einen ausgeprägten Sinn für Disziplin“, hieß es.