15 € mehr je Schwein, 3 Cent mehr pro Ei und 2 Cent mehr pro Liter Milch: Diese Mehrkosten in der Produktion müssen Landwirte aktuell aufgrund der gestiegenen Futter- und Betriebsmittelkosten stemmen. OÖ LK-Präsident Franz Waldenberger fordert schleunigst faire Erzeugerpreise.
Agrarische Rohstoffe, vor allem Weizen, Mais und Roggen, verzeichneten im vergangenen Jahr große Preissteigerungen. Das berichten die Medien über die jüngst veröffentlichten Erzeugerpreisstatistik der Statistik Austria. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass die Lebensmittelpreise aufgrund der höheren Preise für Agrarrohstoffe steigen würden, vor allem bei Mehl und Backwaren sowie bei Eiern und Geflügelfleisch. Dazu stellt der Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) OÖ, Franz Waldenberger, Folgendes fest: „In Österreich sind die Getreidepreise um etwa 25% gestiegen. In einer Semmel steckt hochqualitatives heimisches Getreide im Wert von nur 1 Cent. Der gestiegene Weizenpreis verteuert daher eine Semmel gerade einmal um einen Viertel Cent. Der Landwirt trägt damit den geringsten Anteil an teurer werdenden Lebensmitteln.“
Der Braugerstenpreis lag bei der Ernte 2021 bei durchschnittlich 300 Euro/t brutto. Für ein Krügerl Bier braucht man 100 g Braugerste, das entspricht einem Wert von 3 Cent. Im Dosenbier zum Preis von 79 Cent macht dies knapp 4% aus. Im Gasthaus kostet ein Krügerl Bier im Schnitt 3,90 Euro, der Braugerstenanteil liegt dort bei 0,8%.
„Die heimischen Landwirte leiden selbst unter den gestiegenen Preisen für die Rohstoffe. Während ein oberösterreichischer Marktfruchtbetrieb, der Ackerkulturen produziert, heuer mit einem rund 200 Euro höheren Deckungsbeitrag kurzfristig profitiert, verzeichnen Tierhalter im Falle des Futterzukaufs Mehrkosten. So verteuert gegenüber Jänner 2021 allein der höhere Futtermittelpreis die Produktion von 1 l Milch um knapp 2 Cent. Das sind beim 40-Kuh-Betrieb in Summe gut 5.000 Euro“, erläutert Waldenberger.
Für ein Mastschwein liegen die Mehrkosten einschließlich der Ferkelerzeugung bei rund 15 Euro. In der Legehennenhaltung machen die Mehrkosten für das Futter 3 Cent je Ei aus. Für die Bäuerinnen und Bauern ist es schwierig, die höheren Produktionskosten beim Verkauf in Richtung Lebensmitteleinzelhandel umzusetzen. Gerade bei Schweinefleisch ist der europäische Markt wegen der gesunkenen Nachfrage aus Asien überfüllt, was eine Preisanhebung kurzfristig unmöglich macht.
„Wir Bauern müssen in der momentanen Situation bei Dünger, Strom, Treibstoffen, Bauvorhaben und Maschinen enorme Kostensteigerungen hinnehmen. Es gibt zwar zurzeit in der Landwirtschaft eine hohe Investitionsbereitschaft, wenn allerdings die Kosten für die Bauern weiterhin derart steigen, geht es sich für viele Betriebe finanziell nicht mehr aus und der Strukturwandel inklusive Betriebsaufgaben setzt sich fort. Aktuell lastet vor allem in der Eier-, Geflügel-, Schweine- und Milchproduktion die Preis-Kosten-Schere auf unseren bäuerlichen Betrieben, da massiv gestiegene Futter- und Betriebsmittelkosten noch nicht in Form höherer Erzeugerpreise umgesetzt werden konnten. Wir fordern daher einen fairen Anteil an der Wertschöpfungskette, mit dem wir unsere Höfe erhalten können“, betont der LK-Präsident.