Die Auswirkungen der Corona-Krise schädigen die österreichischen Legehennenhalter immer gravierender. Eine wirtschaftliche Betriebsführung ist für viele nicht mehr möglich. Die Dachorganisation der Österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) fordert deshalb einen Mehrpreis zum Ausgleich extremer Kostensteigerungen, eine Lebensmittelkennzeichnung und nationale Stützungsmaßnahmen.
Die Gründe für die kritische Situation liegen laut ZAG einerseits in den stark gestiegenen Kosten für Betriebsmittel, die bisher nicht ausreichend an die Handelspartner weitergegeben werden konnten. Andererseits belaste die Branche nach wie vor der deutlich zu geringe Eierabsatz in der Gastronomie. Der nachweislich sehr hohe österreichische Qualitätsstandard und der damit einhergehende höhere Basispreis würden auch kaum Exporte, die den Markt entlasten könnten. Die Preise für Industrieeier seien ebenfalls auf einem Niveau, auf dem nicht einmal die Futterkosten abgedeckt werden können.
Weiters kämpfe die Branche seit letztem Herbst auch gegen die Einschleppung der Vogelgrippe. Biosicherheitsbestimmungen hätten verschärft werden müssen. Viele Bauern könnten nun ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Marktexperten gehen davon aus, dass viele Betriebe gänzlich aus der Geflügelhaltung aussteigen werden, oder leer stehen lassen. Mit der Erholung der Gastronomie könnte damit am Markt in Zukunft eine Unterversorgung entstehen.
Offizielle Notierungen für Weizen, Mais und besonders GVO-freies, europäisches Soja seien seit Herbst des letzten Jahres letztlich auch aufgrund der Corona-Krise noch einmal deutlich angestiegen. Die Preise für Legehennenfutter lägen inzwischen um zirka 50% höher als noch vor der Corona-Krise. Zeitgleich seien die Kosten für Strom und Heizen sowie Verpackungen auch auf Ebene der Eierpackstellen gestiegen. Bauern und Eierpackstellen hätten diese Kosten bislang nur zu einem geringen Teil von den Handelspartnern abgegolten bekommen, obwohl der Lebensmitteleinzelhandel die Endverbraucherpreise angehoben hat.
ZAG-Obmann Franz Karlhuber fordert für österreichische Bauern und Eierpackstellen einen fairen Anteil am Endverbraucherpreis: „Wenn es uns jetzt nicht gelingt, einen entsprechenden Mehrpreis für hochwertige österreichische Eier zu erzielen, dann werden wir zusehen müssen, wie immer mehr Legehennenhalter aus der Geflügelhaltung aussteigen. Damit werden auch Tür und Tor geöffnet für Importe von Käfigeiern aus dem Ausland.“ Die langjährige Partnerschaft mit dem Handel basiere auf beiderseitigem Verständnis und Vertrauen. Die ZAG erwarte sich nun angesichts der kritischen Situation auch Verständnis von ihren Partnern im Handel.
Seit über zwei Jahren führe die Corona-Krise zu massiven Marktverwerfungen, die in erster Linie die Gastronomie und Tourismusindustrie, aber in weiterer Folge auch die österreichischen Legehennenhalter und Eierpackstellen als Zulieferer getroffen haben und immer noch treffen. Branchenberechnungen hätten ergeben, dass inzwischen 80% aller Eier in der Gastronomie aus österreichischer Tierhaltung stammen. Entsprechend hart wird die Branche durch den Absatzausfall getroffen.
Die EZG Frischei fordert daher, die bestehenden Instrumente zur COVID-Hilfe für österreichische Legehennenhalter als systemrelevanten Teil der Lebensmittelproduktion auch in dieser schwierigen Marktsituation einzusetzen. EZG-Obmann Franz Kirchweger hält fest: „Die wirtschaftliche Situation für Legehennenhalter stellt sich in diesem Jahr noch schwieriger dar als im Vorjahr, unsere Bodenhaltungsbetriebe brauchen dringend einen COVID-Verlustersatz, um zumindest einen Teil der wirtschaftlichen Einbußen durch Corona abzudecken.“ ZAG und EZG Frischei prüfen gegenwärtig mit Experten des Landwirtschaftsministeriums die Möglichkeiten im Rahmen der bestehenden Bestimmungen.