Während die Düngerindustrie satte Gewinne einstreicht, fressen die Düngerkosten bei den Bauern einen großen Teil der Erlöse. Zwar muss auch die Düngerindustrie mit sehr hohen Kosten leben, doch die Gewinne waren noch höher. Außerdem haben die Hersteller noch von einer anderen Sache profitiert: Vom Ausfall Russlands und Weißrusslands als Lieferanten und Wettbewerber.
Die Düngerindustrie meldet weltweit Rekordgewinne. Die rekordhohen Preise spülen viel Geld in die Kassen der Hersteller, obwohl auch die Produktionskosten sehr hoch sind. Die hohen Preise für Gas und Energie waren auch die Begründung für die zweitweise Drosselung der Produktion bei einigen großen Stickstoffherstellern. Nun sind die Gaspreise zuletzt aber wieder deutlich gefallen.
Nachdem im April bereits Yara und K + S mit dicken Gewinnen geglänzt haben, berichten nun auch die großen Hersteller aus Nordamerika wie Nutrien Ltd, Mosaic Co, and CF Industries, über ganz herausragende Gewinne, obwohl auch sie mit deutlich höheren Kosten zurechtkommen müssen. Aber offensichtlich waren die Düngerpreise noch viel höher und haben für dicke Gewinne gesorgt. Neben den hohen Preisen profitieren die großen Hersteller dabei noch von einer anderen Tatsache: Nämlich vom Ausfall Russlands und Weissrusslands als große Lieferanten von Stickstoffdünger und Kali.
Durch das embargobedingte weitgehende Fehlen der Lieferungen aus Russland und Weißrussland ist der ohnehin nur mäßig entwickelte Wettbewerb, an einem von wenigen großen Unternehmen dominierten Markt, weiter eingeschränkt oder weitgehend außer Kraft. So kann man die Preisspirale wegen des entstandenen zusätzlichen Mangels noch weiter nach oben drehen. In den USA hat gerade die Berichtssaison begonnen und dortige Analysten sagen, dass die großen Düngemittelhersteller ihre größten Quartalsgewinne seit vielen Jahren verbuchen, nachdem es auch aufgrund der Ukraine-Krise Versorgungsengengpässe bei fast allen wichtigen Pflanzennährstoffen gibt.
So gehen die meisten Marktbeobachter davon aus, dass die führenden nordamerikanischen Düngemittelhersteller, wie Nutrien Ltd , Mosaic Co und CF Industries, von den Sanktionen gegen Russland und Weißrussland, den weltweit zweit- und drittgrößten Kaliproduzenten, massiv profitieren. Auch der Ausfall Russlands als einer der größten Lieferanten von Stickstoff, Phosphat, Harnstoff und Ammoniak, macht sich massiv bemerkbar und bietet die Chance für andere Hersteller diese Lücke zu stopfen – zu höheren Preisen.
Weltweit befinden sich die Düngerpreise auf einem Niveau, das mindestens seit der Lebensmittelkrise 2008 nicht mehr erreicht wurde (siehe Grafik). In Europa liegen die Preise oftmals noch darüber. Das bestätigten auch die Gewinnentwicklungen der europäischen Düngerhersteller: Der deutsche Kali-Hersteller K+S AG hob seine Kerngewinnprognose für das Gesamtjahr im April um 40 % an.