Konventionelle Schweine werden großteils auf Vollspaltenböden aus Beton, ohne Einstreu und ohne Auslauf gehalten. Das spart Platz und ein tägliches Ausmisten. Typische Verhaltensweisen wie Wühlen können die Schweine meist nicht ausleben. Wie das Beschäftigungsmaterial auszusehen hat, ist gesetzlich definiert. Bio-Schweinen muss ein befestigter Auslauf zur Verfügung stehen, Freilauf auf eine Weide ist nicht vorgeschrieben.
Der Kot der Schweine fällt auf einen harten Boden, der mit Spalten durchzogen ist. Wenn sie in der Box herumgehen, treten sie ihre eigenen Exkremente durch die Spalten. Diese fallen automatisch in den Güllekanal. Die Bauern müssen nicht mehr ausmisten, die Stallreinigung erfordert viel weniger Arbeitszeit. Hält man die Schweine wie in der Bio-Landwirtschaft auf Stroh oder lässt sie ins Freie, zeigen sie die Verhaltensweisen ihrer wilden Verwandten und Vorfahren. Die Schweine interessieren sich für ihre Umgebung und schaffen sich getrennte Bereiche zum Fressen, Koten und Liegen. Ob dieses natürliche Verhalten in der Standard-Haltung möglich ist, ist stark umstritten. Die Haltung auf Stroh oder gar im Freiland erfordert viel mehr Platz und Arbeit, das Schweinefleisch kostet entsprechend mehr.
Keine Futtersuche notwendig
Der steirische Tierarzt Wolfgang Schafzahl spricht im Filminterview mit Land schafft Leben an, dass die Schweine nicht wie ihre Vorfahren aufwändig nach Futter suchen müssen: “Der Hauptjob der Schweine ist zu fressen und zu schlafen. (…) Unsere Hausschweine brauchen nicht nach Nahrung zu suchen.” Den Schweinen gehe es auch gut, ohne jeden Tag ein paar Kilometer zurückzulegen. Bei der Kritik an der Haltungsform wird immer wieder der Vergleich mit Hunden gemacht, nach dem Motto, wir würden unsere Hunde nie so halten wie die Schweine. Michael Hartl von der Tierrechtsorganisation United Creatures sagt, dass Schweine intelligenter als Hunde sind. Er vergleicht ihre Intelligenz sogar mit Schimpansen und Delfinen. Von uns befragte Schweinebauern legen Wert auf eine Unterscheidung zwischen Haus- und Nutztieren. Für Haustiere zahlt man, Nutztiere müssen im Gegensatz dazu Einnahmen bringen, sonst würde man sie gar nicht halten. Auch in der Standard-Haltung ist ein Beschäftigungsmaterial vorgeschrieben – Material, das die Schweine bekauen, untersuchen und bewegen können.
Schwänze der Artgenossen werden interessant
Christine Leeb von der BOKU meint, dass die Schweine Dreiviertel jener Zeit, in der sie aktiv sind, etwas erkunden und sich beschäftigen möchten. Dieses Bedürfnis sei so stark, dass es sich, wenn es nicht ausgelebt werden kann, auf andere Aktivitäten umlege. “Die Schweine beginnen dann zum Beispiel am Boden oder im Futtertrog zu lecken oder verschiedene Körperteile anderer Schweine mit dem Rüssel zu bearbeiten.” Das betrifft laut Leeb die Schwänze, Ohren oder auch die Flanke von Artgenossen. Das könne zu leichten bis schweren Verletzungen und Infektionen führen. Christine Leeb ergänzt: “Das ist eine große Herausforderungen für Landwirte, die die Bedürfnisse der Schweine erfüllen wollen, aber in den bestehenden Systemen (Vollspaltenböden etc.) ist das sehr schwierig.” Am Vollspaltenboden blieben die Schweine zwar sauber, weil die Ausscheidungen durch die Spalten nach unten fielen, “andererseits haben sie ständig den Geruch der Fäkalien, die unter ihnen sind”, so Christine Leeb vom BOKU-Institut für Nutztierwissenschaften.