Die Holzpreise am Weltmarkt haben sich in nur drei Monaten halbiert. Und der Absturz geht weiter. Allein in den ersten beiden Juni-Wochen rauschte der wichtigste globale Indikatorpreis (Lumber) um reichlich 20 Prozent auf 556 USD je 1000 pro 1.000 board feet nach unten.
Die schlechte Nachricht für Holzverkäufer ist: Bislang ist keine Bodenbildung bei den globalen Holzpreisen zu erkennen. Zwar wirkt sich der Verfall der Terminmarkpreise nicht unmittelbar auf die Holzpreise in Europa aus.
Über den scharfen Rückgang der möglichen Exportpreise sind jedoch spürbare Folgen am europäischen Markt zu erwarten. Vor allem auch weil deutsche und europäische Exporteure bis vor kurzem in erheblichem Umfang von den hohen Preisen an einem der zuletzt wichtigsten Exportmärkte profitieren.
Nun müssen sie die möglichen Erlöse und damit auch ihre Einkaufspreise vor dem Hintergrund dieser Entwicklung neu kalkulieren. Am vorigen Freitag (10.06.) notierte der Holzpreis (Lumber) an der amerikanischen Terminbörse CME jedenfalls nur noch bei 556 USD je 1000 board feed. Das waren nochmals 156 USD bzw. gut 20 % weniger als vor zwei Wochen und mehr als 55 % weniger wie zur letzten Preisspitze von reichlich 1200 USD im März.
Offenbar sinken die Kurse, weil Verkäufer und Käufer beobachten, dass die Produktion und das Angebot wieder zunehmen, sagen US-Analysten. Eine monatliche Umfrage unter Baustoffhändlern in den USA ergab, dass nur noch 12 % im April knappe Bauholzbestände hatten, 61 % weniger als im Vorjahr. Analysten sagen auch, dass die hohen Preise und steigende Immobilienzinsen dazu beigetragen haben, die Engpässe der letzten Monate zu beheben.
„Der größte Faktor war, dass die Preise gestiegen sind, weil sie es konnten“, sagt der US-Immobilien-Manger Tim Morris, gegenüber den Online-Portal Real Estate. Es gab einfach mehr Nachfrage als Angebot“, sagt Morris. Nun hat sich die Marktlage aber offenbar grundlegend geändert, sagt jedenfalls die Preisentwicklung am Terminmarkt.
Zumindest in den USA spielen die am Terminmarkt gehandelten Preise für die physischen Markt eine entscheidende Rolle. „Das Schnittholz, das in den nächsten Monaten produziert werden soll, ist bereits mit einem Terminkontrakt an jemanden verkauft“, sagt ein Analyst.
Hausbauer erfahren die Holzpreise in der Regel von ihrem Bauunternehmer, der die Informationen von einem Holzhändler oder Sägewerk erhält. Dieser legt einen Preis für eine bestimmte Menge Holz auf der Grundlage der Kursentwicklung am Terminmarkt fest. So kommen die Terminmarktpreise schließlich auch am physischen Holzmarkt an.
Bauunternehmer beklagen jedoch die große Preisunsicherheit. „Unsere Kunden müssen eine genaue Vorstellung davon haben, wie hoch ihre Kosten sein werden, damit sie sehen können, ob ein Projekt sinnvoll ist“ heißt es weiter. Bei stark schwankenden Preisen ist das für alle Beteiligten eine Gratwanderung.
Auf der Einzelhandelsseite haben Händler und Analysten einen Einbruch der Nachfrage nach Bauholz beobachtet, da die Verbraucher von Heimwerkerprojekten weggehen und mehr Geld für andere Dinge – wie Lebensmittel, Treibstoff und Energie – ausgeben müssen.
Die Zentralbanken in den USA und in Europa werden diesen Trend im Sommer mit Zinserhöhungen verstärken, was die Holzpreise noch weiter nach unten drücken könnte. Derzeit versucht der Markt herauszufinden, wo das neue Preisgleichgewicht bei einer nachlassenden Nachfrage und einem steigenden Angebot ist“, sagte der Holzgroßhändler Josh Goodman, von Sherwood Lumber.
Entschieden ist das jedenfalls noch nicht. Am Terminmarkt zeigen die Kurse für die kommenden Monate wieder leicht nach oben. Bis Januar 2023 erreichen die Preise danach wieder ein Niveau von 610 USD je 1000 board feed. Das wäre ein Plus von knapp 10 %.