Immer wieder kommt es zu Unfällen auf den Almen in Österreich, bei denen Rinder auf Wanderer losgehen. Experten gaben Verhaltensregeln für die Alm heraus, damit Touristen sicher die Natur genießen können und die Tiere ihre Ruhe haben.
Erst vor wenigen Wochen wurde ein Tourist auf einer Alm bei Zell am See von einer Kuh schwer verletzt. Immer wieder kommt es auf den Almen zu Zusammenstößen, bei den Touristen verletzt werden. In Österreich gibt es zirka 23.800 Betriebe mit Almauftrieb auf mehr als 8.000 Almen, davon mehr als 4.540 mit Behirtung. 2021 wurden rund 300.000 Rinder, 100.000 Schafe und 10.000 Ziegen aufgetrieben. Im Vorjahr waren rund 7.200 Almhirtinnen und -hirten im Einsatz.
Deshalb appellieren Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Vorarlbergs Agrar-Landesrat Christian Gantner an ein gutes Miteinander auf Österreichs Almen und erinnern an die „10 Regeln für einen sicheren Umgang mit Weidevieh“. „Unsere Almen sind beliebte Ausflugs- und Erholungsziel. Sie sind aber vor allem auch Wirtschaftsraum für Bäuerinnen und Bauern wie auch Lebensraum für Weidetiere“, ersucht Totschnig um Rücksichtnahme für konfliktfreie Naturerlebnisse. „Unsere Bäuerinnen und Bauern machen mit ihrer täglichen Arbeit unsere Talschaften und Regionen zu Lebens- und Kulturräumen. Geht die Berglandwirtschaft geht der Gast und in weiterer Folge auch die Bevölkerung. Unsere Bergbauernbetriebe brauchen neben einer hohen Wertschätzung auch eine hohe Wertschöpfung“, sagt Gantner.
Zu den zehn Verhaltensregeln zählen: Kontakt zum Weidevieh vermeiden, Tiere nicht füttern, sicheren Abstand halten, ruhig verhalten, Weidevieh nicht erschrecken. Mutterkühe beschützen ihre Kälber, Begegnung von Mutterkühen und Hunden vermeiden, Hunde immer unter Kontrolle halten und an der kurzen Leine führen. Ist ein Angriff durch ein Weidetier abzusehen: sofort den Hund ableinen. Wanderwege auf Almen und Weiden nicht verlassen. Wenn Weidevieh den Weg versperrt, mit möglichst großem Abstand umgehen. Bei Herannahen von Weidevieh: ruhig bleiben, nicht den Rücken zukehren, den Tieren ausweichen. Schon bei ersten Anzeichen von Unruhe der Tiere die Weidefläche zügig verlassen, Zäune sind zu beachten. Falls es ein Tor gibt, dieses nutzen, danach wieder gut schließen und die Weide zügig queren. Den dort arbeitenden Menschen, der Natur und den Tieren mit Respekt begegnen.
Neben den zehn Verhaltensregeln gelte es für eine sichere Almsaison, auch Müll zu vermeiden und richtig zu entsorgen. Nicht zuletzt verweisen Totschnig und Gantner auch auf die Wolfsproblematik. „Wolfsrisse werden zu einem immer größeren Problem – sowohl für die Almwirtschaft als auch für den Tourismus. Ich setze mich für Naturschutz mit Hausverstand ein“, sichert Totschnig seine Unterstützung für die zuständigen Bundesländer bei Gesprächen auf EU-Ebene zu. „Mir ist es wichtig, den Entscheidungsträgern auf EU-Ebene die speziellen Gegebenheiten der Almwirtschaft vor Ort zu zeigen, sodass sie sich persönlich ein Bild von der Situation in Österreich machen können. Mit Landwirtschaftskommissar Wojciechowski habe ich bei meiner Arbeitsreise nach Brüssel bereits darüber gesprochen“, schildert der Minister. Das sei der erste von vielen weiteren Schritten. „Wenn Problemwölfe nicht entnommen werden, werden heimische Almen bald nicht mehr bewirtschaftet werden können, Wanderwege werden gesperrt. Das kann keiner wollen“, stellt Totschnig klar.
„Die Wolfspopulation in unseren Nachbarländern hat sich in den letzten drei Jahren verdoppelt“, fordert Gantner die Anpassung des Schutzstatus für die Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts. „Der Wolf wird zurückkehren, er darf aber weder unsere Alpwirtschaft noch unseren Tourismus gefährden – deshalb brauchen wir faire Spielregeln“, so der Landesrat.