Fleisch der Marke „Landbauern Schwein“ ist bei der Rewe Südwest gefragt. Für den höheren Aufwand erhalten die Bauern rund 50 € je Tier zusätzlich.
Im Frühjahr 2020 startete die Rewe Südwest ihr Projekt „Landbauern Schwein“ in 13 süddeutschen Märkten mit Bedientheken und ca. 50 Schweinen pro Woche. Gut zwei Jahre später findet man das Fleisch aus der Haltungsform 3 in 60 Märkten mit Bedientheken und 75 baden-württembergischen Rewe- und Nahkauf-Märkten als SB-Ware im Kühlregal. Und künftig sollen alle neu eröffneten sowie umgebauten Märkte Fleisch der Marke Landbauern-Schwein verkaufen.
Wöchentlich werden rund 200 Tiere vermarktet. „Tierwohl-Fleisch bleibt im Süden gefragt. Selbst die Coronakrise und die hohe Inflation sorgen trotz des um 3 bis 4 € je kg höheren Verkaufspreises nur für kleine Absatzdellen“, betont Rudolf Müller, Category-Manager Metzgerei bei Rewe Südwest.
Der Erfolg des Programms basiert laut Müller auf verschiedenen Aspekten. „Wir werben z. B. sehr stark mit Regionalität, Aufzucht und Mast erfolgen ausschließlich in Baden-Württemberg. Die Ferkel stammen ebenfalls aus dem Ländle bzw. den angrenzenden Bundesländern. Weil wir kurze Transportwege haben, wird die Klimabilanz besser“, erklärt Müller. Der Metzgerschlachthof in Göppingen schlachtet alle Schweine, die Stuttgarter Metzgereigenossenschaft (Mega) fungiert als Zerlege- und Verarbeitungsbetrieb.
Ein No-Go ist das Verramschen von Landbauern-Fleisch. „Aktionsware gibt es nicht. Landbauern-Fleisch ist ein hochwertiges Produkt, dessen Stellenwert wir nicht durch Billigangebote unterlaufen“, stellt Rudolf Müller klar.
Damit der Absatz trotz des höheren Preises weiter steigt, setzt die Rewe-Südwest auf geschultes Personal hinter den Bedientheken. „Wir bleiben keinem Kunden eine Antwort schuldig“, betont Rudolf Müller.
Für Marktinhaber mit Fleisch aus dem Landbauern-Programm gehören Vor-Ort-Besuche bei Schweinehaltern und den Schlachtbetrieben zum Pflichtprogramm. „Dank der Schulungen hat unser Verkaufspersonal alle Infos, um selbst kritische Kundenfragen zufriedenstellend beantworten zu können. Außerdem fällt das aktive Verkaufen leichter, wenn die Thekenmannschaft gute Argumente an der Hand hat“, so Müller.
Ein Ausrufezeichen setzt die Rewe Südwest mit der Ganztiervermarktung. Das hat auch die Jury überzeugt. „Beim Landbauern-Schwein wird die Vermarktung des gesamten Tierkörpers gelebt und konsequent vorangetrieben.
„From nose to tail“ ist und bleibt aber eine Herausforderung. „Entscheidend ist, wie man die weniger gefragten Teile verarbeitet“, berichtet Samuel Rüger, Vorstand der Mega. Beim Landbauern-Projekt gibt es verschiedene Wurst- und Dosenwurstprodukte, in denen Schulter, Leber, Speck, Schwarte, Bauch, Blut, Fleischbrühe und vieles mehr verarbeitet werden.
Damit die Kunden dauerhaft Fleisch vom Landbauern-Schwein kaufen, legen Rudolf Müller und Samuel Rüger großen Wert auf eine Topqualität.
Mehr Geschmack liefern Duroc-Eber, da sie einen höheren intramuskulären Fettanteil vererben. „Fett ist ein wichtiger Geschmacksträger“, erklärt Rüger.
Vor der Schlachtung und Verarbeitung kommen die Tiere zur Ruhe. Sie werden circa 24 Stunden vor der Schlachtung am Schlachthof angeliefert und können sich vom Transport erholen. Das senkt das Stresslevel und verbessert die Fleischqualität.
Damit der Schlachtkörper keimfrei wird, werden die hängenden Tierkörper mit 180 °C heißem Wasserdampf besprüht. Das sei viel hygienischer als das Eintauchen der Schlachtkörper in Brühbecken, erklärt Samuel Rüger.