Wie geht es weiter mit Tierwohl-Fleisch am Markt? Wie verhält sich der Verbraucher? Schweinemäster Jürgen Dierauff befürchtet die Sättigung des Marktes.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Jahre 2015 startete die Initiative Tierwohl (ITW), damals mit einem Marktanteil von 20 Prozent bei Schweinemast, Ferkelaufzucht und Sauen. Vor drei Jahren begann dann der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit der Kennzeichnung der Haltungsformen in vier Stufen.
Mittlerweile ist der Marktanteil der ITW in der Schweinemast (Haltungsform 2) in Deutschland auf ein Drittel gestiegen. Jetzt stellt sich eine erste Sättigung des Tierwohlmarkts ein: Einige Schlachter kündigen vereinzelt wieder Tierwohlverträge. Wer kann es den Verbrauchern und Kunden im LEH verübeln, dass sie nach der günstigen Ware greifen? Schließlich haben wir aktuell in allen Lebensbereichen Kostensteigerungen in bisher nie gekannten Größen.
Mehr Tierwohl nur, wenn es sich rechnet und mit Vertrag
Trotzdem: Der LEH kündigte an, ab 2030 nur noch Frischfleisch aus der Haltungsform 3 (Außenklima) verkaufen zu wollen. Alle LEHs suchen dafür aktuell Betriebe. Es gibt diese Betriebe auch, die um- oder neu bauen wollen, um Außenklimareize anbieten zu können. Doch auch hier bleibt es spannend, wie der Kunde das Angebot im LEH langfristig annimmt.
An eine finanzielle Unterstützung des Staats, wie es im Borchert-Konzept eigentlich sehr gut ausgearbeitet wurde, glaube ich mittlerweile nicht mehr. Meine erste Erkenntnis ist, dass die Anstrengungen der Branche in Sachen Tierwohl bisher eine weitere gesetzliche Verschärfung, zumindest in der Schweinemast, verhindert haben.
Meine zweite Erkenntnis: Auch der Tierwohlmarkt muss bedient, darf aber nicht überreizt werden. Er darf nur dann beliefert werden, wenn die Zuschläge den Aufwand dazu übersteigen. Das heißt, zuerst kalkulieren, dann verhandeln, dann einen Vertrag abschließen und erst dann umbauen und liefern.