Immer mehr Firmen wollen nachhaltig agieren, Ressourcen sparen und den Ausstoß von CO2 kompensieren. Sie kaufen Zertifikate oder pflanzen Bäume. Eine neue internationale Studie beschäftigt sich mit den Fragen: Warum pflanzen Unternehmen Bäume? Wo und mit wem machen sie das? Dafür untersuchte das Forschungsteam Konzerne der Fortune-Global-500-Unternehmensliste aus Frankreich, der Schweiz und Großbritannien und ihren Einsatz im Wald.
Im Dezember 2022 sind die Ergebnisse der IUFRO-Studie (International Union of Forest Research Organizations) veröffentlicht worden. Stephanie Mansourian, Umweltberaterin und Wissenschaftlerin an der Universität Genf, und Daniel Vallauri, WWF Frankreich, erfassten in ihrem Projekt die Ausmaße von Baumpflanzungen, die durch Unternehmen organisiert werden und entdeckten Lücken im Versuch, einen Beitrag für das Klima zu leisten.
Vor allem haben die Unternehmen in China, Indonesien, Madagaskar, Malaysia, Australien und Kanada Bäume gepflanzt. Es falle aber auch auf, dass die Unternehmen die Pflanzungen in den Ländern ihrer Hauptstandorte oder wichtiger Nebenstandorte durchführen. Gepflanzt werde meist zusammen mit Landwirten aus den Regionen, Schulen und Nonprofit- oder Profit-Organisationen. Oft sei ein Netzwerk aus vielen Akteuren beteiligt.
Die Studie zeigt, dass in den letzten 22 Jahren allein 98 % der großen Unternehmen aus Frankreich, Großbritannien und der Schweiz über 500 Mio. Bäume gepflanzt haben. Das sei daher nur die Spitze des Eisbergs weltweiter Baumpflanzungen. Die Frage, wer sich nach einer Bepflanzung einer Fläche um die jungen Kulturen kümmert, sei allerdings meist undurchsichtig.
Ob es sich bei Baumpflanzungen durch Firmen um „Greenwashing“ handelt, also Marketingtricks, um beim Thema Nachhaltigkeit verantwortungsvoll und grün zu wirken, sei schwer zu sagen, so Mansourian. Viele der Baumpflanzaktionen seien keine Erfolgsgeschichten. „Klar ist, dass angesichts der Ausmaße der Baumpflanzungen und der Notwendigkeit der Wiederaufforstung langfristig sichergestellt werden muss, was nach der Baumpflanzung geschieht.“
Abseits der IUFRO-Studie zu Baumpflanzungen durch Konzerne deckte eine Recherche der Wochenzeitung „Die Zeit“, des „Guardian“ und von „SourceMaterial“ kürzlich auf, dass rund 90 % der CO2-Zertifikate, die durch Unternehmen erworben werden, kein CO2 einsparen würden. CO2-Zertifikate seien ausgestellt worden, ohne dass der Schutz von Waldflächen im Gegenzug kontrolliert wurde. Die Recherchen beziehen sich allein auf den weltweit führenden Zertifizierer Verra, die durch den Marktführer ausgestellt wurden. Weltweite Ausmaße seien daher nicht bekannt, heißt es in der „Zeit“.
Auf dem Weg, den Ökologischen Fußabdruck von Unternehmen zu verbessern, ist damit nicht nur aus Sicht von Mansourian noch viel zu tun. Neben der Wiederbewaldung und dem Schutz dieser Flächen müssen auch bestehende Wälder besser geschützt werden, um das CO2-Vorkommen in der Atmosphäre langfristig zu reduzieren. Mit Material von IUFRO, Die Welt, Die Zeit