Mit dem Verein „Tiergesundheit Österreich“ (TGÖ) gibt es nun eine Dachorganisation für die Tiergesundheitsdienste der Bundesländer.
„Nicht zuletzt die Konsumentenansprüche im Bereich Antibiotikaeinsatz, Tierschutz und Lebensmittelsicherheit haben gezeigt, dass das föderale System der Tiergesundheitsdienste an die Grenzen der Machbarkeit gekommen ist“, erklärte heute Gottfried Schoder, TGD Oberösterreich und Koordinator des neu gegründeten TGÖ anlässlich einer Pressekonferenz.
Zwar habe sich das System des TGD mit seinem Betreuungsmodell zwischen Tierärzten und Tierhalter, die Rechtssicherheit und Transparenz bei der Arzneimittelanwendung sowie das Kontrollsystem bewährt. Eine große Schwäche sei allerdings die fehlende koordinierende Stelle und das fehlende Datenmanagement gewesen. Außerdem sei das föderale System nicht förderfähig mit Bundes- und EU-Mitteln gewesen. Schoder: „Damit gibt es Mängel in der einheitlichen Umsetzung von Programmen und es fehlte eine zentrale Ansprechstelle.“
Mit dem jetzt gegründeten TGÖ soll sich dies ändern. Dieser wird in Form eines Vereins geführt. Erster Obmann des Vereines wird Franz Rauscher, der in Sitzenberg einen 100 ha-Schweinemastbetrieb führt. Rauscher ist auch Obmann der Erzeugergemeinschaft Gut Steitdorf. Er setzte sich letztlich gegen Karl Waldenberger, Präsident der LK Oberösterreich, durch.
Rauschers Stellvertreter ist Kurt Frühwirth, gleichzeitig Präsident der Österreichischen Tierärztekammer. Seine Wahl erstaunt insofern, weil er als ausgewiesener Kleintierpraktiker in Wien wohl nur sehr wenig mit Nutztieren zu tun hat.
Der neue Obmann begründet sein Engagement im TGÖ so: „Als Tierhalter sind wir laufend mit veränderten gesellschaftlichen Erwartungen in eine österreichische Nutztierhaltung über alle Sparten hinweg konfrontiert. Eine nachhaltige österreichische Nutztierhaltung über alle Sparten hinweg zu ermöglichen, steht für mich aber dennoch an oberster Stelle. Wir müssen nationale oder innergemeinschaftliche gesetzlich verankerte Rahmenbedingungen, welche die tierische Primärproduktion betreffen umsetzen. Dazu braucht es Unterstützung für die Landwirte aber auch für die TGD-Tierärzte.“
Und Rauscher ist für die Zukunft optimistisch: „Wenn es dem TGÖ in den kommenden Jahren gelingt, die Weiterentwicklungen in den Bereichen Tiergesundheit, Tierschutz und Tierwohl durch Wissensvermittlung, Sensibilisierung von Themen und der Schaffung praxisorientierter Programme umzusetzen, und dies großteils ohne notwendige Sanktionen, wäre für mich ein großes Ziel erreicht.“
Dafür gelte es unter anderem folgende Bereiche zu bearbeiten:
- Verminderung der Anwendung von Arzneimitteln – Antibiotikamonitoring – Vergleich mit anderen Betrieben, Bewusstseinsbildung
- Praxisnahe Verbesserungen in der Haltung als gesellschaftliche Herausforderung
- Lebensmittelsicherheit
- Praxisorientierte Lösungen von Problemstellungen – Bsp.: Umsetzung Verbot routinemäßiges Schwanz kupieren im Schweinebereich
- Aufwertung der Betriebserhebungen durch die Betreuungstierärzte (Bestandskontrolle – Tierschutz – Tiergesundheit)
- Früherkennung von Betrieben mit Problemen – Hilfestellung durch TGD-Tierärzte.
- Weiterbildung von Tierhaltern und Tierärzten aber auch die tierärztliche Versorgung sind Themen der Zukunft.
Erfreut zeigt sich heute die VÖM über die Gründung des TGÖ: „Tiergesundheit und Tierwohl sind wichtige Themen der österreichischen Milchwirtschaft. Wir erwarten uns von der Gründung des Vereins Tiergesundheit Österreich (TGÖ) eine weitere Unterstützung in der Weiterentwicklung und Absicherung der hohen Tiergesundheits- und Tierwohlstandards in Österreich und sehen in der Tierärzteschaft einen wichtigen Partner in der Umsetzung dieser Thematik“, erklärt der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) Dir. Helmut Petschar.
„Mit diesem Schritt wollen wir nicht nur dem gestiegenen Stellenwert von Tierwohl und Tiergesundheit in der Gesellschaft Rechnung tragen, sondern auch ein wirksames Instrument zur gemeinsamen Weiterentwicklung im Bereich Tiergesundheit und Tierwohl schaffen. Die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Verarbeitung, Tierärzteschaft, den Verbänden und Behörden ist entscheidend, um machbare und weiterhin vorbildliche und den modernen Anforderungen entsprechende Standards in Österreich zu haben, die eine wichtige Voraussetzung für die hohe Qualität der heimischen Milchprodukte sind“, ergänzte Petschar.