Lebensmittel tierischen Ursprungs sind evolutionär angemessene Lebensmittel für den Menschen. Es ist daher bemerkenswert, dass sie jetzt von einigen als ungesund, nicht nachhaltig und unethisch dargestellt werden, insbesondere im urbanen Westen. Die Vorteile ihres Verzehrs sind dennoch beträchtlich, da sie ein breites Spektrum an Nährstoffen bieten, die für die Entwicklung, Funktion und das Überleben von Zellen und Geweben benötigt werden. Sie spielen eine Rolle bei der richtigen körperlichen und kognitiven Entwicklung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen und tragen zur Aufrechterhaltung der körperlichen Funktion im Alter bei. Aber: eine Reduzierung des Verzehrs tierischer Produkte trägt tatsächlich zu einer Reduzierung klimaschädlicher Emissionen bei. Die Einsparung ist in den Industrieländern leider enttäuschend:
Eine Verringerung des Fleischkonsums um 60 %, eine vegetarische Ernährung und eine vegane Ernährung würden zu einer Verringerung von 0,2, 0,5 bzw. 0,8 t CO2-eq/p/y führen (Meier und Christen, 2013, Hallström et al., 2015, Wynes und Nicholas, 2017). Bezogen auf den gesamten Lebensstil-Fußabdruck eines westlichen Individuums (z. B. 12 t CO2-eq/p/y) würde dies eine Verringerung um 2-6 % bedeuten (Abb. 2), die aufgrund von Rebound-Effekten möglicherweise auf 1-3 % halbiert werden muss (Grabs, 2015).
Wie erzeugt man ein optimales Lebensmittelprodukt, das hochwertig für die Ernährung, dabei nachhaltig und dazu noch vom Preis her erschwinglich ist? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Forschungsarbeit von Dr. Peter de Jong, Dozent an der Van Hall Larenstein Universität in den Niederlanden. Für die gesunde Ernährung sind nicht nur die Inhaltsstoffe eines Produktes, sondern auch deren tatsächliche Bioverfügbarkeit von Bedeutung. Die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln wird in Form des CO2-Fußabdrucks verglichen. Die Aussagekraft dieses Indikators ist jedoch sehr begrenzt, denn die Bewertungen beziehen sich lediglich auf die CO2-Emissionen je Kilogramm des Produktes. Bei tierischen Produkten zeigt sich meist ein höherer CO2-Fußabdruck als bei pflanzlichen Produkten, daher wird angenommen, tierische Lebensmittel seien schlechter für das Klima. Unbeachtet bleibt die Tatsache, dass diese Nahrungsmittel meist einen deutlich höheren Nährwert haben.
Der Weltklimarat (IPCC) hat soeben seinen Sonderbericht zu Klimawandel und Landsysteme
veröffentlicht. Er nimmt darin auch eine kritische Bewertung zum Einfluss der Ernährung auf das Klima vor. Theoretisch wären durch Änderungen der Ernährungsgewohnheiten 3,6 Gt C02äq je Jahr möglich. Das sind ungeführ 6 Prozent der globalen Emissionen. Das liegt etwas über dem Einsparpotential, das Prof.Schmitz et.al 2019 für Europa berechnet hat. Der Ernährungswissenschaftler Dr. Malte Rubach geht davon aus, dass die IPCC-Schätzungen vermutlich zu positiv ausgefallen sind, u.a. weil nicht sämtliche Rahmenbedingungen zur Erreichung des technischen Potentials als gegeben angenommen werden dürfen. Das habe auch der IPCC erkannt und schätzt das plausible Potential
mit 2,5 Gt/Jahr oder 4 % aller weltweiten Emissionen. Als machbar werden vom IPCC 1,7Gt/Jahr oder 3 % aller Emissionen angegeben, wobei dies i.e.L. auf Innovation in der Landwirtschaft zurückzuführen sein wird.
Für Dr. Rubach ist das ein Apell an die Öffentlichkeit, über reale Lösungen zu diskutieren, statt Scheindebatten über Ernährungsideologien zu führen.