Die Gesamtgetreideernte der EU dürfte heuer mit 273,6 Mio. t um 3,1% höher liegen als im Vorjahr. Hauptverantwortlich dafür ist vor allem die höher prognostizierte Maisernte (+20,9%).
Für die Weizenernte erwartet die Europäische Kommission mit ca. 126,4 Mio. t eine geringfügig höhere Menge als im Vorjahr (+0,6%). Die ursprünglich höher erwartete Erntemenge wurde durch die Hitzewelle insbesondere auf der iberischen Halbinsel stetig nach unten korrigiert.
Die Gesamtgetreideernte der EU von 273,6 Mio. t liegt um 3,1% höher. Hauptverantwortlich dafür ist vor allem die höher prognostizierte Maisernte (+20,9%). Neben der erhöhten Weizen- und Maisernte werden EU-weit weniger Gerste (-5,4%), gleich viel Roggen (+/-0%) und mehr Hartweizen (+1,4%) erwartet.
Innerhalb Europas verzeichnen Ungarn (+74,5%) und Rumänien (+28%) eine deutlich bessere Erntemenge als im dürregeplagten Vorjahr. Das größte Produktionsland Frankreich kann seine Vorjahresernte ebenfalls übertreffen (+5,8%). Spanien (-19,8%) und Deutschland (-3,1%) hingegen müssen Ernteeinbußen hinnehmen.
Die Getreideernte von 273,6 Mio. t kann den marginal erhöhten Verbrauch von 256,4 Mio. t (+0,4%) und die hohen Exporte von 47,8 Mio. t (+1,5%) komfortabel abdecken. Der Anstieg des EU-Getreideverbrauchs basiert auf einer höheren Vermahlung und einem höheren Einsatz in der industriellen Verarbeitung, während der Futterverbrauch stagniert.
Insgesamt wird die EU-Ölsaatenerntemenge auf 32,9 Mio. t geschätzt und liegt somit deutlich (+10,6%) über dem Durchschnitt der letzten Jahre. Die europäische Rapsernte von 19,4 Mio. t sinkt geringfügig (-0,5% zum Vorjahr). Die erwartete Erntemenge von Sonnenblumen liegt mit 10,6 Mio. t um +15,2% deutlich über 2022. Die Prognose für die Sojabohnenernte beläuft sich auf +20,8%.
„Laut den aktuellsten Prognosen des internationalen Getreiderates (IGC) liegt die weltweite Getreideproduktion von 2,297 Mrd. t auch unter Berücksichtigung der schwierigen Lage durch den Ukraine-Konflikt über dem Vorjahr (+1,7%) und übertrifft den bisherigen Rekordwert aus 2021/2022. Der Verbrauch von 2,306 Mrd. t übersteigt die Produktion, wodurch die Lagervorräte am Ende der Vermarktungssaison einen Rückgang verzeichnen werden“, berichtet Marktexperte Christian Gessl.
Bei Weizen liegt die Produktion unter dem erwarteten Verbrauch, weshalb die Endbestände von Weizen (-7,1%) schrumpfen werden. Die gesteigerte Maisernte (+5,5%) kann den Verbrauch nach dem defizitären Vorjahr abdecken, weshalb die Endbestände von Mais steigen werden (+5,2%).
Die Weizenernte verzeichnet laut USDA (US-amerikanisches Landwirtschaftsministerium) Zuwächse in der EU, Indien (+9,1%), USA (+5,4%) und Argentinien (+39,4%). Demgegenüber stehen Ernterückgänge der Weizenernte in Russland (-7,6%), Australien (-26,9%) und der Ukraine (-18,6%). Verantwortlich für den Maisproduktionsanstieg sind größere Ernten in den USA (+11,6%), Argentinien (+58,8%) und der EU, welche Rückgänge in Brasilien (-3%) und der Ukraine (-7,4%) mehr als ausgleichen können.
Mit geschätzten 2,306 Mrd. t liegt der Getreideverbrauch über dem Vorjahr (+1,6%). Die weltweite Versorgungslage ist mit Lagerendbeständen in Höhe von 25,2% („stock-to-use“-Wert: Weizen 32,7%, Mais 23,4%) des weltweiten Verbrauchs mittelmäßig und liegt somit unter dem Niveau der letzten Jahre. Jedoch liegen aktuell mehr als die Hälfte der weltweiten Vorräte (56,4%) in China und stehen somit am Weltmarkt nicht zur Verfügung.
Im weltweiten Getreidehandel bleiben die USA weltweit führendes Exportland. 2023/2024 werden rd. 450 Mio. t Getreide gehandelt, davon decken die USA nahezu ein Fünftel (17,7%) der Gesamtausfuhren ab. Importseitig beeinflusst China als weltweit größter Verbraucher weiterhin den internationalen Handel.
Der Anteil Chinas an der weltweit gehandelten Ware beläuft sich bei Getreide auf 11,9%, bei Ölsaaten auf 54,3%. „Trotz der aktuellen Ernteprognose weltweit auf Rekordniveau bleiben die Märkte volatil. Die Zurücknahme der Produktionszahlen in Europa und in den USA sowie die nicht einschätzbare Entwicklung der Getreidelieferungen aus der Ukraine werden entscheidend die Marktentwicklung in den nächsten Wochen beeinflussen“, resümiert Gessl.
-APA-