Beschäftigungsmaterial für Schweine: Mit Aroma oder ohne?
Womit beschäftigen sich Schweine am liebsten? Kann man damit Schwanzbeißen verhindern? Diese und weitere Fragen wurden in einer Promotion untersucht.
Attraktive organische Beschäftigungsmaterialien für Schweine zu identifizieren war das Ziel von Karen Kauselmanns Doktorarbeit. Die Aufzuchtferkel bevorzugten in der ersten Untersuchung für pelletierte Materialien (Luzerne- und Strohpellets). Die Mastschweine zogen Luzernepellets und gehäckseltes Heu vor. Darüber hinaus lag die Beschäftigungsdauer in der Mast deutlich über der Beschäftigungsdauer in der Aufzucht. Beim Einsatz der pelletierten Materialien, die die höchste Beschäftigungsdauer in der Aufzucht erzielten, wurden die geringsten Teilverluste am Schwanz erfasst.
In der zweiten Langzeituntersuchung zeigten Schweine, die gehäckseltes Stroh mit Mais erhielten – sowohl in der Aufzucht als auch in der Mast – eine höhere Beschäftigungsdauer als Schweine, denen gehäckseltes Stroh ohne Mais bereitgestellt wurde. Dennoch waren Teilverluste am Schwanz bei den Schweinen geringer, die Stroh ohne Mais erhielten.
Was zählt beim Beschäftigungsmaterial?
In vier Untersuchungen wurden die Präferenzen der Tiere im Blick auf folgende Parameter untersucht:
Unterschiedliche Strukturen (Luzernepellets, Strohpellets, gehäckseltes Heu, gehäckseltes Stroh),
fressbare Zusätze (Stroh mit oder ohne Maiskörnern),
Aromen (mit Bratzwiebel-, Erdbeer-, Ingwer-, Mandel oder Vanille-Aroma benetzte Strohpellts; zur Kontrolle ohne Aroma),
verschiedene Intervalle zur Gabe von Beschäftigungsmaterial.
In der dritten Untersuchung wurde die längste Beschäftigungsdauer in der Aufzucht für Strohpelltes mit Bratzwiebel- oder Mandel-Aroma erfasst. In der Mast hingegen wurden Strohpellets ohne Aroma oder mit Erdbeer-Aroma bevorzugt. Generell war der Unterschied zwischen den eingesetzten Aromen jedoch eher gering.
Im Hinblick auf die Schwanzschäden wurde festgestellt, dass selbst die Materialien, für die eine hohe Beschäftigungsdauer erfasst wurde, Schwanzschäden in Form von Längenverlusten oder Hautdurchbrechungen nicht reduzieren konnten. Das Angebot attraktiver organischer Beschäftigungsmaterialien dürfte sich anhand der Steigerung der Beschäftigungsdauer positiv auf das Tierwohl ausgewirkt haben. Jedoch zeigte auch dieser Versuch erneut, dass eine zufriedenstellende Reduktion von Schwanzschäden bei unkupierten Schweinen unter konventionellen Haltungsbedingungen allein durch das Angebot attraktiver Beschäftigungsmaterialien nicht möglich ist. Leonie Jost, FLI
Auch in Frankreich- Hilferuf der Schweinehalter: „Wir brauchen Millarden!“
In Deutschland blockieren Landwirte mit ihren Traktoren die Straße wegen der Streichung der Agrardieselrückerstattung und auch die französischen Schweinehalter sind mehr als unzufrieden. Sie fordern von der Regierung finanzielle Hilfen in Milliardenhöhe.
Vor wenigen Tagen protestierten Landwirte aus ganz Deutschland in Berlin, um ihren Unmut kundzutun. Es geht um die Pläne der Regierung, die Agrardieselrückerstattung und Kfz-Steuerbefreiung zu streichen.
Auch in Frankreich regt sich Protest: Die französische Schweinehaltervereinigung Fédération Nationale porcine (FNP) bat kürzlich die Regierung erneut um dringende finanzielle Hilfe. Dort fürchten die Landwirte, dass Frankreich ohne massive Unterstützung eine zunehmende und dauerhafte Abhängigkeit von Schweinefleischimporten aus dem Ausland drohe. „Wir brauchen Milliarden von Euro“, sagt der Vorsitzende François Valy.
Frankreich ist nach Spanien und Deutschland der drittgrößte Schweinefleischerzeuger in Europa. Derzeit ist die französische Handelsbilanz für Schweinefleisch und Schweinefleischerzeugnisse mehr oder weniger ausgeglichen.
In den ersten neun Monaten 2023 exportierte Frankreich 423.400 t Schweinefleisch und Erzeugnisse daraus, während die Importe 449.800 t betrugen. Daraus ergibt sich ein negativer Saldo von nur 26.400 t.
Angesichts des stetigen Rückgangs des Zuchtbestandes und der Zahl der Schweinehalter wird sich die Situation jedoch bald verschlechtern, befürchtet die FNP. Allein in den letzten drei Jahren seien rund 1.000 Schweinehalter in den Ruhestand gegangen oder haben aufgehört, ohne einen Nachfolger zu finden.
Wenn dieser Trend anhält, werden es im Jahr 2030 2.000 weniger sein, rechnet die Vereinigung vor.
„Wir sind nicht bereit, zu kapitulieren“, betont Valy. Würde ein Standort für die Schweinhaltung einmal verloren gehen, sei es allerdings sehr schwierig, dort wieder anzufangen. Deshalb fordert Valy dringend einen ehrgeizigen mehrjährigen Investitionsplan in Zusammenarbeit mit den Banken und der Regierung. „Der Bedarf ist kolossal.“
Eine der wichtigsten Aufgaben sei die Modernisierung zahlreicher älterer Betriebe. Denn die meisten Verbraucher würden nach Freilandhaltung und tierfreundlicheren Produktionsmethoden suchen. Gäbe es keine Hilfen, werde der französische Schweinesektor laut FNP langsam verschwinden. Mit Material von Pig Progress
Keine guten Nachrichten zum Jahreswechsel- Wenig Perspektive in Deutschland für Schweinebauern: Viele Betriebe wollen schließen
Die fehlende Planungssicherheit lässt die Ausstiegswelle bei den Schweinehaltern weiter rollen. Vion passt deshalb die Schlachthofstruktur den Veränderungen am Markt an.
Die Unsicherheit unter den Schweinehaltern ist groß. Mangels Planungssicherheit geben immer mehr Ferkelzüchter und Schweinemäster ihre Betriebe auf. Das hat eine aktuelle, bundesweite Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. (ISN) ergeben. Knapp 500 Schweinehalter haben sich beteiligt, rund 16 % der Betriebe kamen aus Bayern. „Die kurzfristige wirtschaftliche Lage schaut bei Ferkelerzeugern und Schweinehaltern bei einem stabilen Preis um die 2 € und wieder etwas niedrigeren Futterkosten ganz gut aus. Allerdings sind die mittel- bis langfristigen Perspektiven eher weniger gut,“ so Jürgen Dierauff, ISN-Vorstand aus Franken. Er hat einen Betrieb mit über 2000 Mastschweinen und ist seit 2015 ISN-Vorstandsmitglied.
Bundesweit zeigt die Umfrage ein einheitliches Bild: Knapp ein Drittel der Sauenhalter wollen auch in 10 Jahren noch Tiere halten, ein Drittel ist unentschlossen, für die anderen zeichnet sich ab, dass sie aufhören werden. Einige der Befragten planen vorsichtig mit einem Teilbereich in einer höheren Haltungsform.
„Die Stimmung für die kommenden 10 oder 15 Jahre ist getrübt“, so Dierauff. Der Wechsel in eine höhere Haltungsformen biete zwar gewisse Perspektiven, aber mittel- bis langfristig fehle die Planungssicherheit. „Zudem hängt die Emmissionsreduzierung wie ein Damoklesschwert über den Schweinehaltern. Müssen Abluftfilter nachgerüstet werden, ist das mit großem Aufwand verbunden.“ Aber auch die Schlachthoflandschaft verändert sich und so unternimmt Vion seit Anfang 2023 einen Transformationsprozess, um die eigenen Schlachthofkapazitäten an die Marktentwicklungen auch in Deutschland anzupassen. „Die bereits unternommenen Veränderungen in Süddeutschland sind Teil dieses Prozesses“, äußert sich Thomas van Zütphen, Pressessprecher von Vion Beef. Allerdings äußerte sich Vion nicht zu der Auslastung der Schlachthöfe in Landshut und Vilshofen oder weitere, anstehende Veränderungen.
In 10 Jahren, so schätzt Dierauff, hören vermutlich 50 % der Betriebe auf. „Damit fällt zwar nicht die Hälfte, aber wahrscheinlich ein Viertel der Tiere weg.“ Dabei sei die Tendenz bei Mästern etwas besser als die bei Ferkelerzeugern. Fraglich ist, ob dann Ansätze wie 5xD oder 5xBY noch bedient werden können. „Die Gefahr ist, dass die Ferkel stärker als die Mast wegbrechen und die Ferkelherkunft nicht mehr gesichert ist.“
„Politik und Gesellschaft fordern mehr Tierwohl, doch der Bedarf an Tieren aus höheren Haltungsstufen muss immer vom Markt ausgehen“, sagt Thomas van Zütphen. „Erst wenn sich ein dezidiertes und heute nahezu immer regionales Fleischprogramm so entwickelt, dass es mittelfristig zum Beispiel 500 oder 1000 weiterer Schlachtschweine pro Woche bedarf, gehen wir auch in die dafür nötigen Gespräche mit den Landwirten. Im Sinne einer Balance und der Planungssicherheit sei es eine Herausforderung, jegliche Überproduktion aber auch Unterversorgung mit Tieren aus höheren Haltungsstufen zu vermeiden.“
Die derzeitige politisch und gesellschaftlich gewollte Transformation der Nutztierhaltung reduziert auch das verfügbare, heimische Schlachtviehaufkommen. Halten sich Angebot und Nachfrage nicht die Waage, dann werde zunehmend Fleisch- und Lebendvieh nach Deutschland importiert werden. „Dann aber bleibt zu beurteilen, inwieweit diese Entwicklung noch mit den Wünschen der gesamten Kette, von der Land- und Fleischwirtschaft über den LEH bis zu den Verbrauchern, nach mehr Tierwohl, kurzen Transportwegen und höheren Standards sowohl bei der Tierhaltung wie auch bei der Qualität der Produkte einhergeht,“ so van Zütphen.
Für Jürgen Dierauff sind höhere Haltungsformen ein Lichtblick. „Ich bin risikoaffin und möchte auch keinen 20-Jahres-Vertrag“, fügt er an. „Ein Stück weit bin ich auch Unternehmer und möchte die Freiheit haben, mich auch ein Stück weit nach rechts oder links bewegen zu können.“ von Annete Seidl
Gute Abluftwerte im Außenklimastall beim JAGA
Im Natureline Außenklimastall sind Ammoniakemissionen um bis zu 80 % reduziert. Das zeigen Untersuchungen der HBLFA Raumberg-Gumpenstein.
Wie lässt sich der Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Umweltschutz lösen? Die Firma Schauer Agrotronic will die Lösung gefunden haben und hat gemeinsam mit Experten der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt (HBLFA) Raumberg-Gumpenstein einen besonders emissionsarmen Außenklimastall entwickelt. Doch ist das sogenannte „Natureline“ Konzept emissionstechnisch wirklich so gut, wie Schauer verspricht? Das haben die Wissenschaftler aus Österreich knapp drei Jahre lang ausführlich untersucht. Denn bislang gab es für die Baugenehmigung von Außenklimaställen keine verlässlichen Daten.
Fazit
– Der Natureline Außenklimastall ist deutlich emissionsärmer als ein konventioneller Maststall.
– Durch das Maßnahmenbündel sinken die Ammoniakemissionen um 80 % und Geruch um 95 %.
– Eine Strohentstaubung mit Ölsprühanlage reduziert den Staubgehalt um 51 %.
– Weil keine Ventilatoren verbaut sind, breitet sich Lärm weniger aus.
– Der Minderungseffekt ist mit dem eines Abluftfilters vergleichbar.
– Kontaktgitter zwischen den Buchten sollen die Schweine dazu animieren, wie gewünscht im Außenbereich zu koten.
Federführend betreut wurde das EIP-Agri-Projekt SaLuT (Saubere Luft in der Tierproduktion) von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein unter der Leitung von Eduard Zentner. Darüber hinaus waren die Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik, die Fachstelle für Tierhaltung und Tierschutz, der TÜV Austria, die Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern (LfL), das Land Steiermark, die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) sowie die Medizinische Universität Graz beteiligt.
Der Versuchsstall steht auf dem Betrieb der Familie Neuhold in der Steiermark. Die insgesamt 850 Mastschweine haben jeweils 1,1 m² Platz. Jede Bucht ist in drei Funktionsbereiche unterteilt, die vollständig überdacht sind (s. Übersicht 1).
Im Inneren des Stalls befindet sich der Liegebereich, bei dem man das Platzangebot durch eine verstellbare Rückwand an die Größe der Schweine anpassen kann. An der Decke ist eine automatische Strohmatic-Einstreuanlage installiert, die den planbefestigten Boden zwei Mal täglich minimal mit Stroh einstreut. Das Stroh wird vorab in einem Ballenauflöser gehäckselt und entstaubt. Um möglichen Staub zusätzlich zu binden, sprühen Düsen nach dem Einstreuen ein paar Sekunden lang Rapsöl in die Buchten.
Der Innenbereich wird über eine Unterflurlüftung unter dem Mittelgang temperiert. An jeder Seite des Stalls angebrachte „Coolpads“ kühlen die Zuluft von April bis Oktober mithilfe von Wasser ab. In den kalten Monaten wärmt den Innenbereich eine Fußbodenheizung, die mit Erdwärme gespeist wird. Über den First gelangt die Abluft wieder nach außen. Die gezielte Temperatursteuerung soll dafür sorgen, dass die Schweine die Funktionsbereiche das ganze Jahr über wie gewünscht einhalten. Außerdem ist der Liegebereich deshalb relativ dunkel.
Über Pendeltüren gelangen die Schweine nach draußen in den Fressbereich. Der Boden ist ebenfalls geschlossen und weist ein Gefälle von 3 % zur Außenwand auf. Die Tiere werden in Multiphasen mit einem eiweißreduzierten Trockenfutter versorgt. Zur Beschäftigung erhalten sie zusätzlich Kräuterpellets.
Setzten eine gute Aktion fort- Kärntner Bauern sponsern Familien kostenloses Festessen
Besondere Weihnachtsaktion für einkommensschwache Familien: Die Marcher Fleischwerke und die Kärntner Schweinebauern sponserten 300 Fleischpakete für Sozialmärkte.
Damit heuer auch Familien, denen es finanziell nicht so gut geht, zu Weihnachten ein Festessen auftischen können, haben die Marcher Fleischwerke gemeinsam mit der Initiative „Saugut“ des Verbandes der Kärntner Schweinebauern beschlossen, diese zu unterstützen. Insgesamt übergaben sie 300 Fleischpakete an die Sozialmärkte in Kärnten.
„Fleisch ist ein sehr wertvolles Lebensmittel, eine hochwertige Eiweiß- wie Mineralstoffquelle und ein wichtiger Energielieferant. Wir sind der Überzeugung, dass Fleisch ein leistbares Lebensmittel bleiben wird und einer breiten Bevölkerung in bester Qualität zur Verfügung stehen muss“, sagen Norbert Marcher, Geschäftsführer der gleichnamigen Fleischwerke, und Martin Egger, Obmann des Verbandes der Kärntner Schweinebauern. Gemeinsam mit Otwald Preis (Marcher), Gabriele Egger (Initiative „Saugut“) sowie Thomas Tauschitz, Stefan und Martin Suette (Schweinebauern) übergaben sie die Spende an Obmann Klaus Lesjak und Geschäftsführerin Theres Leber vom Sozialmarkt Kärnten.
Karitative Unterstützung leisten die Marcher Fleischwerke aber auch ganzjährig in Kooperation mit der Caritas Klagenfurt und Graz – beide Institutionen werden bereits seit 2021 regelmäßig mit Fleisch versorgt, das zum Beispiel in der Tagesstätte Eggerheim in Klagenfurt verkocht wird.
Die ASP breitet sich unhaltsam aus
Im Jahr 2014 wurde das Virus der ASP-Virus erstmals in Osteuropa nachgewiesen. Seitdem breitet es sich in der EU immer weiter aus. Anfangs waren nur fünf Länder betroffen, inzwischen sind es 20.
Das Gebiet, in dem die Afrikanische Schweinepest (ASP) grassiert, wird immer größer. Bei Wildschweinen findet man das Virus bereits in 20 der insgesamt 27 EU-Mitgliedsstaaten, bei Hausschweinen sind es inzwischen 16, fasst das niederländische Fachmagazin Boerderij die derzeitige Seuchenlage in Europa zusammen. In allen Ländern mit ASP-Ausbrüchen bei Hausschweinen befällt das Virus auch Wildschweine. Umgekehrt ist das nicht immer der Fall.
Polen verzeichnet in 2023 mit Abstand die meisten ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen. Nach Angaben des Tierseucheninformationssystems (ADIS) waren es bis Mitte Dezember 2.584 Fälle. An zweiter Stelle folgt Italien (964) und dann kommt Deutschland mit 879 Fällen.
Im Hausschweinebestand trat das ASP-Virus in diesem Jahr am häufigsten auf dem Balkan auf. Die meisten Fälle wurden bisher in Bosnien und Herzegowina (1.508) registriert. In Kroatien und Serbien waren es bisher 1.124 bzw. 977 Ausbrüche.
In der 50.Kalenderwoche wurden mehr als 42 ASP-Fälle in der Wildschweinpopulation bestätigt, wie das polnische Fachportal Farmer berichtet. Insbesondere im Westen Polens hat das ASP-Geschehen zugenommen. Mehr als die Hälfte der Ausbrüche traten in dem Verwaltungsbezirk Westpommern auf.
Auch in der Region Kleinpolen wurde das ASP-Virus nach einer fünfmonatigen Pause wieder nachgewiesen. Bereits Anfang Dezember brach die ASP in mehreren polnischen Gemeinden bei Wildschweinen aus, die zuvor ASP-frei waren.
Seit Jahren zeigt sich dabei eine zu beobachtende Regelmäßigkeit: Der Spätherbst und Winter bringt eine stärkere Wanderung der Wildschweine mit sich, was zu einer zunehmenden Anzahl an Ausbrüchen und einer verstärkten Ausbreitung der Seuche führt. von Christa Rohlmann
Da geht bald nichts mehr in Holland: Güllekosten explodieren
Niederländische Gülleabnehmer verlangen teils einen Preis von 26,50 €/m3 ab Hof.
In den Veredlungsbetrieben in den Niederlanden mehren sich die Bilder von randvollen Güllebehältern. Auslöser ist ein drastischer Anstieg bei den Kosten für die Gülleabnahme. Eine aktuelle Umfrage unter Schweinehaltern, Vermittlern und Gülleaufbereitungsanlagen zeigt, dass die Kosten für die Abnahme von flüssigen Wirtschaftsdüngern derzeit rund 4 € pro Kubikmeter mehr kostet als noch im Frühjahr dieses Jahres. Neben dem anhaltend hohen Angebot von Wirtschaftsdüngern führen Experten dies auch auf steigende Transportkosten zurück. So wird ein erheblicher Anteil niederländischer Wirtschaftsdünger auch nach Deutschland ausgeführt, wo insbesondere steigende Diesel- und Mautkosten die Transporte verteuern. Hinzu kommen anziehende Preisaufschläge auf Basis der Phosphorgehalte der Gülle, die besonders die Schweinehalter treffen.
Aktuell verlangen einige Nährstoffbörsen in den Niederlanden bereits einen Ab-Hof-Preis von 26,50 € pro Kubikmeter Schweinegülle. Aufgrund der angespannten Situation könnten die Abnahmepreise im Januar nächsten Jahres nochmals um etwa 6 € pro Kubikmeter zulegen.
Höfesterben beunruhigt Oppositionspolitiker
In der Aktuellen Stunde im österreichischen Bundesrat verteidigt ÖVP-Agrarminister Norbert Totschnig seine Politik.
Ordentlich Kritik für seine Agrarpolitik erntete Bundesagrarminister Nobert Totschnig (ÖVP) bei der aktuellen Stunde im Bundesrat. SPÖ, FPÖ und NEOS zeigten sich insbesondere über das Hofsterben in Österreich besorgt.
Nach Ansicht von Bundesrat Dominik Reisinger (SPÖ/O) bildet der Grüne Bericht die politische Handschrift der ÖVP ab. Bei der Landwirtschaftsförderung gelte seiner Meinung nach das gleiche wie bei der Unternehmensförderung: große Betriebe würden überdurchschnittlich profitieren, was Reisinger als ungerecht wertete. Die Landflucht sieht er als Problem für die Landwirte, schließlich würden damit Konsumenten vor Ort weniger. Um der regionalen Ungleichheit gegenzusteuern habe die SPÖ einen Masterplan für den ländlichen Raum entwickelt, um die Unterschiede zwischen strukturstarken und strukturschwachen Regionen auszugleichen, lieferte Reisinger einen Gegenvorschlag zu den Maßnahmen der Bundesregierung.
SPÖ-Bundesrätin Elisabeth Grossmann meinte analog dazu, dass zwar viel Geld für die Landwirtschaft ausgegeben würde, aber nur Wenige davon etwas hätten. Sie sprach von einer „Verteilungsungerechtigkeit“ und „regionalen Schieflage“. Sie fragte Bundesagrarminister Norbert Totschnig, warum immer mehr Höfe, insbesondere in bergigen Regionen, zum Aufgeben „gezwungen“ seien? Sie sprach sich dafür aus, Agrarpolitik neuzudenken und Aspekte wie Tierschutz oder den Einsatz von Antibiotika und Gentechnik zu hinterfragen.
Nach 30 Jahren ÖVP-Agrarpolitik seien tausende Höfe und Arbeitsplätze in Österreich „zerstört“ worden, meinte FPÖ-Bundesrat Michael Bernard. Er hielt der Bundesregierung diesbezüglich „Bürokratiewahnsinn“, Überwachung und Einschränkungen bei der Produktion von Pflanzenschutzmitteln vor. Importierte Lebensmittel würden nicht dem österreichischen Standard entsprechen, ging er kritisch auf Handelsabkommen mit Nicht-EU-Ländern ein. Mercosur werde das Bauernsterben seiner Meinung nach weiter befördern und die Lebensmittelversorgung gefährden.
Kritisch sieht er auch die Rekordteuerung und den Import von „Billiggetreide“ aus der Ukraine. Die Abhängigkeit von anderen Nationen sei nicht zielführend, meinte auch Bundesrat Markus Steinmaurer (FPÖ). Die Selbstversorgung mit hochqualitativen Lebensmitteln müsse gewährleistet werden, die österreichische Landwirtschaft sei aber leider in einen „Überlebenskampf“ geschlittert. Der Biosektor sei nicht leistbar und die Bundesregierung würde nichts dagegen tun, damit sich nachhaltige Bewirtschaftung lohne. Immerhin müsste ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe in Nebenbeschäftigung geführt werden. Angesichts der Inflation erwartet sich der FPÖ-Politiker, dass die Bundesregierung die Existenzsorgen der Landwirtinnen und Landwirte ernst nimmt und Handlungen setzt.
Der Wiener Bundesrat Karl-Arthur Arlamovsky (Neos/W) erwartet ein Voranschreiten des „Hofsterbens“. Die Mehreinnahmen würden den stark gestiegenen Betriebskosten gegenüberstehen und es kleinen Betrieben schwerfallen, ein ordentliches Einkommen zu sichern. Für die junge Generation würde es immer weniger attraktiv sein, den elterlichen Hof zu übernehmen, warnte er. Der Bundesrat sieht daher einen „massiven“ Handlungsbedarf bei der gerechteren Verteilung der Erlöse, auch in Wertschöpfungskette.
In der aktuellen Stunde kurz vor Weihnachten stellte Totschnig die Land- und Forstwirtschaft in Österreich als“einzigartig“ dar. Die kleinstrukturierten bäuerlichen Familienbetriebe würden hierzulande nachhaltig, umweltgerecht und höchstwertig die Lebensmittelversorgung sicherstellen. Auch genössen sie höchste Wertschätzung in der Bevölkerung. Seine Ressortarbeit orientierte sich an der ökosozialen Marktwirtschaft mit Fokus auf eine nachhaltig produzierende Landwirtschaft und vitale ländliche Räume, so der ÖVP-Minister. Bäuerinnen und Bauern würden nirgendwo so unterstützt wie in Österreich. Pünktliche Auszahlungen seien ein wichtiges Signal für Planbarkeit und Sicherheit für die Betriebe.
Gegen das Freihandelsabkommen Mercosur habe er sich klar positioniert, entgegnete Totschnig der FPÖ-Kritik. Der Weg für die Regionen soll mit dem Strategieprozess „Vision 2028+“ weitergegangen werden. Die Bundesregierung werde alles tun, um eine positive Zukunft sowie Chancengleichheit in Stadt und Land für die heimische Land- und Forstwirtschaft zu ermöglichen, versicherte Totschnig.
Während die Zahl der Junglandwirte auf EU-Ebene rückläufig ist, sei das in Österreich nicht der Fall, lobte ÖVP-Bundesrat Ferdinand seinen Parteikollegen Totschnig. Als Herausforderungen für die Zukunft der Landwirtschaft nannte Tiefnig das Handelsabkommen Mercosur, den Green Deal, den Bodenverbrauch, die Digitalisierung, die Energiekosten und den Klimawandel, der sich durch Starkregen, Unwetterereignisse und Borkenkäferbefall in den letzten Jahren besonders stark gezeigt habe. Für die Versorgungssicherheit sprach er sich für Recycling von Düngemittel aus. Silvester Gfrerer (ÖVP) stimmt das große Interesse der Jugend an einer landwirtschaftlichen Ausbildung zuversichtlich.
Eine Herausforderung für alle Betriebe seien die Auswirkungen des Klimawandels, so die grüne Bundesrätin Simone Jagl. Das drängendste Thema bei den Bauern sind laut Jagl faire Produktpreise, weil das landwirtschaftliche Einkommen um ein reales Minus von 21 % sinke. Sie warb für den regionalen Einkauf.
Mit Material von Parlamentskorrespondenz Josef Koch
Fleischeslust ungebrochen bei Schweizern
Die Schweizer Fleischwirtschaft freut sich über einen stabilen Konsum. Trotzdem kommen auf die Branche schwierige Jahre zu, sagt der Geschäftsführer des Schweizer Fleisch-Fachverbands, Daniel Schnider.
Der Fleischkonsum der Schweizer Bevölkerung war im letzten Jahr ziemlich stabil, trotz aller Unkenrufe. Das zeigen Zahlen der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, Proviande. Pro Kopf konsumieren Schweizerinnen und Schweizer knapp 51 Kilogramm Fleisch. Dabei essen sie mit 20,7 Kilogramm am häufigsten Schweinefleisch, gefolgt von Geflügel (15 Kilogramm) und Rindfleisch (11 Kilogramm). Von den insgesamt 452’200 Tonnen Fleisch setzt der Detailhandel gut die Hälfte ab.
Auch die Zahl der rund 24’000 Angestellten in der Branche bleibe seit einiger Zeit stabil, sagt der Geschäftsleiter des Schweizer Fleisch-Fachverbands SFF, Daniel Schnider (55). Doch der Verbandschef weiss, die nächsten Jahre werden schwierig. «Mit der Pensionierung der Babyboomer-Generation kommen viele Metzgereien auf den Markt.» Aktuell zählt der Verband 900 Mitglieder, es werden weniger werden. Gleichwohl blickt Schnider positiv in die Zukunft: «Die Zahl der Jungen, die den ‹Pfupf› haben, einen Betrieb zu übernehmen, steigt.»
Der Verband ist aktiver geworden: «Wir haben die Rekrutierung des Nachwuchses mit einem neuen Bildungsfonds frisch aufgegleist», sagt Schnider. Mit dem Geld rekrutiert der Verband neue Lehrlinge und bildet andere aus. «Die Branche nimmt wieder Fahrt auf, und das Interesse bei den Jungen wächst», so Schnider.
Wenig besorgt ist man beim Verband derzeit wegen des Trends zu Fleischalternativen. Zahlen von Proviande bestätigen: Der grosse Aufschwung der pflanzlichen Ersatzprodukte ist verebbt. 2022 stieg der Anteil zum Gesamtmarkt gegenüber dem Vorjahr nur noch um 0,1 Prozentpunkte auf 3 Prozent.
Umfangreiches Schweineangebot flott vermarktet
Laut Österreichischer Schweinebörse flossen schlachtreife Schweine anhaltend flott vom
Markt ab. Das von 99 auf 98,3 kg gesunkene Schlachtgewicht bestätigte die Sogwirkung
des Fleischmarktes. Dort florierte das Geschäft in allen Absatzschienen. In den Betrieben
wurde die Personalplanung für die Arbeitstage rund um den Jahreswechsel abgeschlossen.
Auf dem österreichischen Ferkelmarkt traf wie in den letzten Wochen ein geringes Ange-
bot auf eine lebhafte Nachfrage. Dementsprechend groß war die Fehlmenge. Die Ferkel-
notierung bleibt bis zum 8. Jänner 2024 unverändert bei EUR 3,70 je kg.
Europaweit fiel das Ferkelangebot weiterhin klein bis durchschnittlich aus. Somit konnte
die stetige bis rege Nachfrage nicht immer vollständig gedeckt werden. Die Notierungen
bewegten sich im Bereich stabil bis leicht steigend.
Kurz vor Weihnachten präsentierten sich die europäischen Schlachtschweinemärkte zu-
meist ausgeglichen. Das sehr umfangreiche Angebot konnte dank der lebhaften Fleisch-
nachfrage flott abgesetzt werden. Folglich wurden fast alle Notierungen unverändert fort-
geschrieben. In Italien reichte die Nachfrage dagegen nicht für das ebenfalls große Ange-
bot, die Preise standen weiter unter Druck.
In Deutschland nimmt das Angebot an Schlachtschweinen vor den feiertagsbedingt ver-
kürzten Arbeitswochen zu. Da die Nachfrage noch immer sehr gut ist, läuft die Vermark-
tung problemlos.
Jedes Ferkel zählt – Mit Koffein und Glukose überleben schwache Ferkel leichter
Immer größere Würfe bei Sauen führen teilweise zu höheren Saugferkelverlusten. Eine Studie zeigt, dass die gleichzeitige Gabe von Koffein und Glukose das Wachstum von Ferkeln mit niedrigen Geburtsgewichten verbessert.
Die gleichzeitige Gabe von Koffein und Zucker nach der Geburt wirkt sich positiv auf das Wachstum von Ferkeln mit niedrigem Geburtsgewicht aus. So lautet das Ergebnis einer Studie australischer Forscher.
Es ging konkret darum, ob die Gabe die Vitalität, das Wachstum und die Fähigkeit zur Thermoregulation der Ferkel verbessern und eine schnellere Milchaufnahme fördern kann.
Die genetische Selektion auf größere Würfe hat laut der Wissenschaftler insgesamt zu einer besseren und effizienteren Ferkelerzeugung geführt. Allerdings seien dadurch auch die Saugferkelverluste auf durchschnittlich rund 15 Prozent gestiegen – ein großes wirtschaftliches und tierschutzrechtliches Problem.
Bei der Geburt würden Ferkel über relativ geringe Energiereserven für ihren Wärmehaushalt (Thermoregulation) verfügen. Danach sei die Konkurrenz um die Zitzen am Gesäuge zu hoch, ebenfalls sei dies durch weitere Stressfaktoren wie die zunehmende Wurfgröße begründet.
Die daraus resultierende geringere Kolostrumaufnahme beeinträchtigt die Energieversorgung der neugeborenen Ferkel zusätzlich, so die Forschenden aus Australien.
Bekannt sei, dass Koffein die Überlebenschancen lebensschwacher Ferkel erhöhen kann, indem es das Absterben von Nervenzellen und Nervenfasern verhindere (nuroprotektiver Effekt). Gleichzeitig erhöhe das Koffein laut der Forschenden jedoch den Energieverbrauch, die Gabe sei somit potenziell kontraproduktiv. Um dem entgegenzuwirken, untersuchten sie in der Studie, ob die gleichzeitige Gabe von Glukose die Vitalität der Ferkel weiter verbessert. Die Forschenden hofften auch auf eine schnellere Milchaufnahme und damit eine verbesserte Thermoregulation.
Die australischen Forschenden kamen zusammenfassend auf folgende Ergebnisse:
- Die Behandlungen hatten keinen Einfluss auf die Rektaltemperatur, die Kolostrumaufnahme oder die Sterblichkeit vor dem Absetzen.
- Ferkel mit niedrigem Geburtsgewicht (unter 0,9 kg), die mit Koffein und Glukose behandelt wurden, wuchsen zwischen dem ersten und dritten Lebenstag stärker als Ferkel mit niedrigem Geburtsgewicht in anderen Behandlungsgruppen.
- Die alleinige Gabe von Koffein verringerte das Gesamtwachstum vor dem Absetzen bei Ferkeln mit niedrigem Geburtsgewicht im Vergleich zu allen anderen Behandlungen.
- Die orale Gabe von Koffein und Glukose hatte keine messbaren Auswirkungen auf die Leistung der Ferkel, außer, wie beschrieben, bei Ferkeln mit niedrigem Geburtsgewicht.
Die kombinierte Gabe von Koffein und Glukose könne also für Ferkel mit geringem Geburtsgewicht von Vorteil sein. Für eine größere Wirkung seien aber wahrscheinlich sowohl eine schnellere als auch eine längere Energiezufuhr – zusätzlich zu Verbesserungen bei der Ferkelaufzucht – nötig. von Martina Hungerkamp
Landwirte erhalten pünktlich die Auszahlung der 1,1 Milliarden Euro Leistungsabgeltung
Pünktliche Auszahlung der Leistungsabgeltungen garantiert Stabilität für die Betriebe, meint Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig.
Die Agrarmarkt Austria (AMA) zahlt ab 21. Dezember 2023 die Leistungsabgeltungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) an Österreichs Bäuerinnen und Bauern aus. 1,1 Milliarden € werden überwiesen. „Die Umsetzung der neuen GAP-Periode ab 2023 hat sowohl unsere bäuerlichen Familienbetriebe als auch die Verwaltung vor neue Herausforderungen gestellt. Trotzdem ist es gelungen, zeitgerecht und wie gewohnt noch im laufenden Antragsjahr auszuzahlen. Das sorgt für Planbarkeit und Stabilität auf unseren Höfen“, betont Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig.
Österreich ist eines der wenigen Länder in der EU, wo dies gelungen ist. DI Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der AMA: „Trotz der zahlreichen Veränderungen in der neuen Programmperiode und den damit einhergehenden Herausforderungen, sowie der Umsetzung zusätzlicher Maßnahmen durch die AMA, bleibt Österreich eines der wenigen Länder in der Europäischen Union, in denen der Großteil der Fördermittel noch im laufenden Antragsjahr ausgezahlt wird.“ Die Direktzahlungen in Höhe von 575 Mio. € werden zu 100 % ausbezahlt.
Beim ÖPUL Programm erfolgt für das Antragsjahr 2023, wie schon in den Vorjahren, eine Zahlung in der Höhe von 75 % des voraussichtlich zu gewährenden Betrages für die ÖPUL- und AZ-Betriebe. Die Restzahlung erfolgt voraussichtlich im Juni 2024. Der Auszahlungsbetrag für das Österreichische Umweltprogramm beträgt rund 349 Mio. € und für die Ausgleichszulage in benachteiligten Gebieten rund 197,8 Mio. €.
Für die in der ÖPUL-Maßnahme „Begrünung von Ackerflächen – Zwischenfruchtanbau“ im Mehrfachantrag 2023 beantragten Zwischenfruchtvarianten erfolgt im Dezember 2023 keine Auszahlung. Diese erfolgt voraussichtlich im Juni 2024 in voller Höhe.
„Damit unsere Lebensmittelversorgung, unsere Kulturlandschaft und unsere Naturräume nachhaltig gesichert werden, ist es notwendig, die umfassenden Mehrleistungen unserer Bäuerinnen und Bauern entsprechend finanziell abzugelten. Mit der Umsetzung der gemeinsamen Agrarpolitik schaffen wir eine wirtschaftliche Basis für die Betriebe durch die Direktzahlungen, honorieren Umweltleistungen im Agrarumweltprogramm und gelten die Bewirtschaftungserschwernisse für benachteiligte Gebiete im Rahmen der Ausgleichszulage ab“, sagt Totschnig.
Ebenso werden am 21. Dezember 2023 auch der Stromkostenzuschuss Stufe 2 für stromintensive Betriebszweige oder Tätigkeiten sowie die Sonderbeihilfe für bestimmte Agrarsektoren wie Ackerflächen, Almweideflächen und Puten ausbezahlt.
Gemeinsam mit den Ländern wird ab dem kommenden Antragsjahr 2024 ein Impulsprogramm für die Landwirtschaft umgesetzt. 2024 bis 2027 stehen zusätzliche 360 Mio.€ für das Agrarumweltprogramm ÖPUL, die Unterstützung der Berg- und benachteiligten Gebiete (AZ) sowie die Investitionsförderung zur Verfügung. Damit werden die Leistungsabgeltungen im Agrarumweltprogramm ÖPUL sowie die Leistungsabgeltungen für benachteiligte Gebiete pauschal um 8% erhöht sowie die Obergrenze der anrechenbaren Kosten für Investitionen bei Tierwohl, Klima und Wassermanagement auf 500.000 € angehoben. Darüber hinaus gibt es ein Top-Up für Bergbauernbetriebe mit hoher Erschwernis.
Mit veredeltem Schweineblut zum Glutamat-Geschmack
Wie veredelt man Schweineblut? Dänische Forscher haben ein neues Verfahren entwickelt. Das Ergebnis ist ein weißes Pulver mit wertvollen Eigenschaften für die Ernährung. Es dient auch als Geschmacksverstärker, Stichwort Glutamat.
In Dänemark fangen Schhlachtbetriebe für Schweine pro Jahr rund 50 Mio. l Blut auf. Dieses Schweine-Blut enthält 18,5 Prozent Protein. Das ist fast so viel wie in Schweinefleisch (23 Prozent). Bislang nutzt die Lebensmittelindustrie Teile des Bluts auf zweierlei Art:
- Das Plasma, eine durchsichtige Flüssigkeit mit neutralem Geschmack. Es kann schäumen, emulgieren und lösen. Deshalb setzt die Lebensmittelindustrie es bereits ein.
- Dank der Forscher verbessert ein Enzym Farbe und Geschmack des Blutbestandteils
- Dies scheint einem Team aus Forschenden und Enzymproduzenten rund um das Danish Meat Research Institute (DMRI) jetzt gelungen zu sein. In dem neuen Verfahren wird dazu der rote Blutfarbstoff (das Hämoglobin) abbaut und anschließend das enthaltende Eisen vom Protein getrennt.
- So entsteht eine ebenfalls klare Flüssigkeit mit gelöstem Protein (Eiweiß). Nach dem Trocknen wird daraus ein weißes Proteinpulver.
- Der weitere Teil des Bluts ist der mit den Erythrozyten, also den roten Blutkörperchen. Bislang gab es damit zwei Nachteile: die rote Farbe und den metallischen Geschmack. Damit war sie für den Verbraucher weniger zugänglich. Aber die roten Blutkörperchen enthalten lebenswichtige Aminosäuren und weisen eine hohe Bioverfügbarkeit auf. Damit haben sie das Potenzial, ebenfalls eine wertvolle Zutat für die Nahrungsmittelindustrie zu sein. Dazu müssen aber die zwei Nachteile überwunden werden.
Dank neuer Behandlung des Bluts zum Umami-Geschmack
So eine Aufspaltung von Proteinen ergab bislang häufig einen stark bitteren Geschmack. In einem weiteren Verfahren wird er deshalb reduziert. Dabei geht es unter anderem um freie Aminosäuren wie Glutamin. Mittels eines weiteren Enzyms wird es in Glutaminsäure verwandelt, die für ihren Umami-Geschmack bekannt ist.
Das weiße Pulver kann also in der Lebensmittelproduktion als Geschmacksverstärker dienen. In Zukunft sollen die neu entwickelten Verfahren Nährwert und Geschmack von Nahrungsmitteln verbessern.
von Martina Hungerkamp
Erste Schätzung: Bäuerliche Einkommen 2023 stark gesunken
Die Statistik Austria präsentiert eine erste Schätzung der landwirtschaftlichen Einkommen für 2023, diese fällt deutlich niedriger als im Vorjahr aus.
Das landwirtschaftliche Einkommen 2023 für heimische Bäuerinnen und Bauern dürfte nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2022 nun wieder erheblich kleiner ausfallen, wie aus einer ersten Vorschätzung von Statistik Austria hervorgeht. Die im Rahmen der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung erstellte Prognose, weist ein verringertes landwirtschaftliches Faktoreinkommen je Jahresarbeitseinheit real um 21,4% aus, nach einem Zuwachs um 23,6% im Jahr zuvor. Für den Nettounternehmensgewinn je nicht entlohnter Jahresarbeitseinheit wurde ein reales Minus von 26,6 % ermittelt (2022: +28,5%).
Starke Preisrückgänge für Getreide und Ölsaaten, weniger öffentliche Gelder und gestiegene Abschreibungen waren wesentliche Faktoren für diese Entwicklung. Abgeschwächt wurde das Einkommensminus durch höhere Preise in der tierischen Produktion und moderate Einsparungen bei den Vorleistungskosten, teilt Statistik Austria mit.
Nachdem 2022 hohe Preisanstiege sowohl für landwirtschaftliche Erzeugnisse als auch für die im Agrarsektor eingesetzten Betriebsmittel zu einem sprunghaften Anstieg sowohl des Produktionswerts als auch der Vorleistungskosten des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs geführt hatten, waren diese 2023 wieder rückläufig, verblieben aber auf vergleichsweise hohem Niveau. Erste Berechnungen und Schätzungen ergeben eine Abnahme des Produktionswerts des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs um 2,5% sowie der Aufwendungen für Vorleistungen um 2,9 % zum Vorjahr. Der Saldo von Produktionswert und Vorleistungen, die Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen, betrug rund 4,4 Mrd. € (-2,0%). Ein neuerlich deutlicher Anstieg war bei den Abschreibungen für das Anlagevermögen zu verzeichnen (+9,4%), während die in der Einkommensberechnung als „Gütersubventionen“ und „sonstige Subventionen“ berücksichtigten öffentlichen Gelder im Vorjahresvergleich deutlich abnahmen (-14,7%).
In der Folge sank das im landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereich generierte Faktoreinkommen nominell um 16,2 % auf rund 3,0 Mrd. €. Der Nettounternehmensgewinn verringerte sich um 21,8 % auf rund 2,2 Mrd. €. Der Gesamtproduktionswert der österreichischen Landwirtschaft betrug 2023 ersten Berechnungen zufolge rund 10,2 Mrd. €.
Der Rückgang um 2,5% zum Vorjahr war auf kräftige Einbußen in der pflanzlichen Erzeugung (-12,9%) zurückzuführen. Der Wert der tierischen Erzeugung nahm hingegen im Vorjahresvergleich neuerlich zu (+5,7%). Pflanzliche Produktion Die pflanzliche Erzeugung nahm nach der Vorschätzung 2023 dem Volumen nach ab (-3,2%).
Erstes Land erteilt Zulassung für gentechnisch veränderte Schweine gegen PRRS-Virus
Als erstes Land weltweit hat Kolumbien eine Zulassung für gentechnisch veränderte Schweine erteilt. Ein weiteres Land könnte bald folgen.
Das südamerikanische Land mit rund 10 Millionen Schweinen hat damit als erstes Land das Inverkehrbringen von gentechnisch veränderten Schweine erlaubt, die gegen das PRRS- Virus resistent sind. Laut Genus, der Muttergesellschaft von PIC, hat die Entscheidung aber nicht automatisch den Verkauf von PRRS-resistenten Schweinen im Land zur Folge. Wann genau das Zuchtunternehmen die ersten Tiere liefert, soll nun in einem Zeitplan festgelegt werden.
Mithilfe der Gen-Editierung entfernt PIC zunächst einen kleinen Teil der Schweine-DNA. In diesem Genom-Abschnitt sitzt normalerweise ein Protein, das das PRRS-Virus nutzt, um in die Zellen des Schweins einzudringen und es zu infizieren. Ohne diese Bindungsstelle ist das Virus nicht in der Lage, in die Zelle zu gelangen und sich zu vermehren.
Neben Kolumbien bemüht sich Genus um die Zulassung seiner PRRS-resistenten Schweine in den USA, Kanada, China, Japan, Mexiko und Brasilien sowie in weiteren schweinefleischproduzierenden Ländern. Mit einer Entscheidung der US-amerikanischen Food and Drug Administration rechnet man bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2024.
Landwirtinnen und Landwirte wünschen sich mehr Anerkennung und Wertschätzung
Wie sehen Bäuerinnen und Bauern ihre Zukunft? Welche Werte sind ihnen besonders wichtig? Eine aktuelle Umfrage liefert Antworten.
Das Image der heimischen Landwirtschaft bröckelt seit vielen Jahren. So empfinden es zumindest die heimischen Bäuerinnen und Bauern. Wie es genau um den bäuerlichen Berufsstand bestellt ist, hat Michaela Sandmayr im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Fachhochschule Oberösterreich in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Österreich ermittelt.
Bei einer Online-Umfrage, die von März bis Juni 2023 stattgefunden hat, erklärten knapp über 400 Landwirtinnen und Landwirte, wofür Österreichs Landwirtschaft steht und was sie sich in Zukunft wünschen. Die Ergebnisse der offen gestellten Fragen zeigen, dass sich die Bäuerinnen und Bauern hauptsächlich als Landschaftspfleger (28%) und Lebensmittelproduzenten (24%) sehen. Rund jeder Umfrageteilnehmer gab an, dass der Nutzen der Landwirtschaft jeweils im „Beitrag zum kulturellen Erbe“, „Wertschöpfung und Arbeitsplätze im ländlichen Raum“ und „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ liegt.
Im internationalen Vergleich punktet die heimische Landwirtschaft durch die kleine Betriebsstruktur und Vielfalt. „Der Reichtum an verschiedenen Betriebsformen und landwirtschaftlichen Produkten trägt zur Diversität und Stabilität der Branche bei. Die Landwirtinnen und Landwirte haben zudem eine starke Verbundenheit zur Landbewirtschaftung und ein großes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft“, so Sandmayr zu den Ergebnissen der Umfrage. Weitere wichtige Elemente, die die österreichische Landwirtschaft im internationalen Vergleich auszeichnen, sind Umwelt- und Naturschutz (19%), Qualität und Verbrauchernähe (15%), Werte und Engagement (10%), und Tierwohl und artgerechte Tierhaltung (10%).
Insgesamt blicken die Bäuerinnen und Bauern mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Vor allem von den Konsumenten wünschen sie sich mehr Anerkennung und Wertschätzung für die eigene Arbeit (28%). Die „Produktion hochwertiger Lebensmittel“ spielt beim zukünftigen Ansehen der Landwirtschaft mit 14 % die zweitwichtigste Rolle. Darüber hinaus fordern die Teilnehmer der Umfrage, dass landwirtschaftliche Produkte an Wert gewinnen müssen.
Große Chancen für den betrieblichen Erfolg sehen 14 % in der Direktvermarktung und regionalen Vermarktung. Mit 9% steht Diversifizierung an zweiter Stelle. Ebenso nannten die Bäuerinnen und Bauern Energiewirtschaft, Tourismus, Digitalisierung, Nischenproduktion, Nebentätigkeiten, Produktveredelung, Kommunikation und Aufklärung der Konsumenten, um ihre Betriebe weiterzuentwickeln.
Die vielen Antworten unterstreichen die vielfältigen Möglichkeiten zum unternehmerischen Erfolg in der Landwirtschaft. Darüber hinaus werden laut den Bäuerinnen und Bauern Innovation und Anpassungsfähigkeit immer wichtiger. Beides geben die Teilnehmer der Umfrage als Gründe an, die sie positiv in die Zukunft blicken lassen. Negativ sehen sie hingegen externe Bestimmung und Bürokratie (25%), Preisdruck und Kosten (23%) sowie den Strukturwandel (14%).
Edelteile vom Schwein stark nachgefragt
Laut Österreichischer Schweinebörse herrschte emsiges Treiben entlang der gesamten
Wertschöpfungskette. Speziell Edelteile wie Filet und Karree sind vor Weihnachten tra-
ditionell besonders gefragt. Das saisonüblich überdurchschnittliche Angebot an Schlacht-schweinen floss folglich reibungslos ab. Zwischen den Feiertagen dürfte sich die Nach-frage allerdings beruhigen. Die Schweinebörse empfahl daher den Mästerinnen undMästern, schlachtreife Schweine noch vor Weihnachten abzuliefern.
Die Ferkelknappheit in Österreich erreichte ein für Dezember historisches Ausmaß. In der
Vermittlung fehlten bereits tausende Ferkel zur Nachfragedeckung. Eine Entspannung ist
nicht absehbar. Die Notierung steigt in der 50. Kalenderwoche um weitere 5 Cent auf EUR
3,70 je kg.
Europaweit fiel das verfügbare Angebot im Verhältnis zur regen Nachfrage zumeist eher
knapp aus. Die Preise tendierten leicht aufwärts.
Die europäischen Mastschweine-Notierungen präsentierten sich sehr stabil. Zumeist ver-
harrten sie auf dem Niveau der Vorwoche und die wenigen Änderungen blieben in einem
überschaubaren Bereich. Abgesehen von Italien, wo die Preise erneut nachgaben, sorgte
der dynamisch Fleischhandel für eine reibungslose Vermarktung der Schweine. Zerlege-
und Verarbeitungsbetriebe arbeiteten auf Hochtouren, um die erhöhte Nachfrage decken
zu können. Dennoch blieb der geringfügige Preisaufschlag für französische Schlacht-
schweine eine Ausnahme. Insgesamt festigte das Weihnachtsgeschäft die Preise – für
einen Anstieg reichte es zumeist aber nicht. Immerhin wird erwartet, dass das Niveau
auch nach Weihnachten weitgehend gehalten werden kann. Trotz des voraussichtlichen
Nachfragerückgangs sollten nur kleine Angebotsüberhänge entstehen.
In Deutschland bestimmt die Produktion für die Feiertage noch immer das Marktgesche-
hen. Die Kapazitäten werden wo möglich ausgelastet. Nach den hohen Schlachtzahlen
der letzten Wochen lassen sinkende Durchschnittsgewichte auf ein rückläufiges Angebot
schließen. Die lebhafte Nachfrage kann aber gedeckt werden.
Düngerpreise zeigen: Der Markt steht still – die Bauern kaufen nichts
Landwirte kaufen weiter kaum Dünger. Der Markt steht still. Harnstoff wird nochmals etwas billiger. Die Preise für Kalkammonsalpeter (KAS) und AHL blieben unverändert. DAP wurde erneut etwas teurer.
„Die ruhige Marktlage am Düngermarkt hält an. Die Stickstoffpreise zeigen bis auf Harnstoff keine Veränderung. Granulierter Harnstoff und Harnstoff mit Ureaseinhibitor wird 10 Euro je Tonne günstiger angeboten,“ sagen die Marktbeobachter.
Ähnlich sind die Markteinschätzungen aus dem Südwesten. „Der Düngermarkt verzeichnet aktuell kaum Bewegung. Die Preise bleiben stabil, trotz verstärkter Bemühungen des Handels können nur vereinzelt neue Vorkäufe in die Bücher genommen werden.
An den internationalen Märkten hatte in der vorigen Woche einen kurzzeitigen Anstieg der Exportpreise in Ägypten gegeben – der aber kurze Zeit später wieder zusammenbrach. „Die ägyptischen Harnstoffpreise überraschten Anfang letzter Woche mit einem Anstieg, aber die meisten globalen Spotpreise schlossen niedriger ab und die Stimmung bleibt schwach. Das Ammoniak-Geschäft war relativ begrenzt und es herrscht nach wie vor pessimistische Stimmung auf dem Markt“, sagen die Marktanalysten von CRU.
Die Ansicht der meisten Analysten ist, dass der Markt auch weiterhin ausgesprochen schwach ist. Grund für den Preisanstieg in Ägypten waren mehrere Verkäufe nach Europa und in die Türkei, doch danach fiel der ägyptische Preis dann sogar unter das Niveau der Woche davor.
Anhaltend nasses Wetter in Europa beeinträchtigt weiterhin den Verkauf von Ammoniumnitrat und anderen Stickstoffdüngern. In den meisten EU-Länder berichtet der Handel nur über eine sehr geringe Nachfrage nach Stickstoff, für eine sofortige Anwendung.
Die Preisforderungen der Händler und Importeure für Kalkammonsalpeter (KAS) blieben hingegen weiterhin unverändert. Hier werden an den Importhäfen diese Woche knapp 350 Euro je Tonne verlangt und damit die gleichen Preise wie in der vorigen Woche. Unverändert zur Vorwoche bei etwas mehr als 310 Euro je Tonne wird der Flüssigdünger Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) gehandelt.
Für Kornkali verlangen dieHändler diese Woche ebenfalls unveränderte Preise zur Vorwoche, nämlich 330 Euro je Tonne. Für den wichtigsten Phosphordünger , Diammoniumphosphat (DAP), müssen an den Importhäfen diese Woche rund 640 Euro je Tonne gezahlt werden. Das sind nochmals 5 Euro mehr als in der vorigen Woche und rund 60 Euro mehr als zum letzten Tiefpunkt im September.
Gentechnik-Novelle: Patentrecht verhindert Kompromiss
Die EU-Agrarminister können sich erneut nicht auf ein Verhandlungsmandat zur Neuregelung der grünen Gentechnik und moderner Züchtungsverfahren wie Crispr/Cas9 einigen.
Die Novelle des EU-Gentechnikrechts zieht sich weiter hin. Die EU-Agrarminister konnten sich bei ihrem Treffen in Brüssel am Montag (11.12.) erneut nicht auf eine gemeinsame Verhandlungsposition verständigen. Schon beim Treffen im Oktober war keine Mehrheit zu finden. Jetzt ist man aber wohl etwas näher dran.
Der Bio-Anbauverband Bioland und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßten, dass ein Kompromiss nicht gefunden wurde. „Das ist ein erster wichtiger Etappensieg für die gentechnikfreie konventionelle und ökologische Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung“, freute sich AbL-Gentechnikexpertin Annemarie Volling. Aus ihrer Sicht würde die EU-Novelle das Vorsorgeprinzip unterlaufen.
Eine Einigung sei in greifbarer Nähe, aber noch fehle die notwendige Mehrheit, konstatierte EU-Ratspräsident Luis Planas zum Abschluss des betreffenden Tagesordnungspunktes. Die Ratspräsidentschaft hatte nach der jüngsten Sitzung des Ausschusses der Ständigen Vertreter (AStV) am vergangenen Mittwoch (6.12.) versucht, einen neuen Kompromiss vorzulegen, konnte aber keine Verschiebung der Mehrheiten erreichen.
Planas appellierte an die Mitgliedstaaten und die Kommission, weiter an Fortschritten zu arbeiten. Der Gesetzesvorschlag sei von grundlegender Bedeutung, betonte der spanische Landwirtschaftsminister. Die europäischen Landwirte dürften nicht ins Hintertreffen geraten.
Sollte in der laufenden Legislaturperiode keine Einigung zustande kommen, werde ein neuer Rechtsrahmen nicht vor 2025 in Kraft treten können. In der Pflicht sieht der Ratspräsident auch die Kommission. Von ihr erhofft sich Planas Impulse, um die Bedenken mehrerer Mitgliedstatten hinsichtlich der Patentfrage auszuräumen. von AgE
Schweinehaltung: Debatte um Klima gewinnt an Fahrt in Deutschland
Die wenigsten Tierhalter sind begeistert, wenn sie den CO2-Fußabdruck ihrer Schweine und Rinder erfassen sollen. Mehr als verständlich, aber zu kurz gedacht, findet Gerburgis Brosthaus.
Hintergrund:Die Tierwohldebatte ist noch in vollem Gange, da kommt schon die nächste Herausforderung: Der CO2-Fußabdruck von Schweinen und Bullen. „Die CO2-Reduzierung ist das Top-Thema, das Tierwohl etwas abgelöst hat“, stimmte Dr. Gereon Schulze Althoff die rund 1.000 Besucher des Tönnies-Zukunftsforums auf neue Dokumentationspflichten ein.
„Nicht schon wieder neue Listen, nicht noch mehr Kontrollen und Audits!“ Die wenigsten Tierhalter sind begeistert, wenn sie den CO2-Fußabdruck ihrer Schweine und Rinder erfassen sollen. Mehr als verständlich, aber zu kurz gedacht.
Denn die Klimadebatte gewinnt mit jedem Jahrhundertwetter an Fahrt. Ein niedriger CO2-Fußabdruck kann künftig die Lizenz zum Produzieren sein. Die EU und Deutschland haben ihre Ziele längst gesteckt.
Jetzt heißt es: Vor die Welle kommen. Eigene Standards setzen, bevor Lebensmittelhandel und Politik das Paket schnüren. Das Konzept muss hieb- und stichfest sein, damit es nicht als „Greenwashing“ auseinandergepflückt wird. Zudem muss es praktikabel für die Bauern sein. Und die zusätzliche Arbeit der Landwirte finanziell ausgleichen. Vor allem aber darf es nicht zu einem Firmenchaos kommen wie bei der Milch, wo jede Molkerei ihr eigenes Süppchen kocht.
Da kommt Clemens Tönnies mit seiner Idee zur Branchenlösung zur richtigen Zeit. Zumal er schon bei anderen Themen wie der Initiative Tierwohl seine Vorreiterqualitäten unter Beweis gestellt hat, und von uns Österreicher es abgeschaut hat. vom Wochenblatt Landwirtschaft und Landleben.
In Niederösterreich: Bauernparlament lehnt Deckel für Güllegruben ab
Nach Auffassung der Delegierten der Landwirtschaftskammer Niederösterreich ist die Ammoniak-Reduktions-Verordnung bei der Evaluierung in 2025 ordentlich unter die Lupe zu nehmen. Die Vollversammlung forderte in ihrer Sitzung Anfang der Woche (4.12.) die Wirkung von Maßnahmen mit hohem Aufwand, aber auch anderer, in der Praxis schwierig einzuhaltender Bestimmungen, eingehend zu prüfen und die Kosten sowie die Praxistauglichkeit dem Nutzen kritisch gegenüberzustellen. Besonders das aktuell vorgese-hene, nachträglich verpflichtende Abdecken bestehender Güllegruben sei jedenfalls zu streichen, heißt in einem Beschluss.
Ebenso plädierten das niederösterreichische Bauernparlament eine Kostenbremse bei den Sozialversicherungsbeiträgen. Dazu soll die jährliche Erhöhung des Versicherungswertes ausgesetzt werden, bis eine sachgerechte Gestaltung der pauschalen Beitragsgrundlagen im BSVG erreicht ist. Die längerfristige Betrachtung der pauschalen, vom Einheitswert abgeleiteten bäuerlichen Beitragsgrundlagen in der gesetzlichen Sozialversicherung zeige, so die Resolution, dass die sogenannten Versicherungswerte für einen Großteil der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe deutlich zu hoch sind und nicht den tatsächlichen Einkommensverhältnissen entsprechen. Grund dafür ist die gegenüber den landwirtschaftlichen Einkommen erheblich bessere Lohnentwicklung bei den Unselbstständigen. Dementsprechend ist für 2025 eine Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge für die Land- und Forstwirte zwischen 6 % und 7 % und für die Folgejahre eine noch höhere Anhebung zu erwarten.
Entgegen den ursprünglichen politischen Zielen wird ersichtlich, dass Getreideexporte der Ukraine die Zielländer außerhalb der Union oft nicht erreichen, sondern im EU-Binnenmarkt verbleiben, stellt eine weitere Resolution fest. „Die europäischen Warenströme müssen transparenter werden. Ebenso braucht es gezielte Maßnahmen im Falle von Verwerfungen“, sagt LK-Präsident Schmuckenschlager. Die Warenströme seien besser zu lenken und ein lizenzbasiertes Getreidehandelssystem. Gleichzeitig müssen laut LK-Forderung die in der EU geltenden Lebensmittelstandards eingehalten und kontrolliert werden.
Unzufrieden sind die Delegierten mit der Umsetzung des Nationalen Beschaffungsplans. Viele Einkäufer würden die Vorgaben aufgrund mangelnder Verbindlichkeit und mangelnder Kontrollen sanktionslos umgehen. „Dieser Missstand ist umgehend zu beseitigen“, heißt es in einem Beschluss. Der Nationale Aktionsplan sollte die öffentlichen Kantinen veranlassen, vornehmlich einheimische Lebensmittel einzukaufen.
Zugestimmt haben die Delegierten auch einer höheren Kammerumlage ab 2024. Die stetig steigenden Kosten in allen Bereichen machen auch vor der Kammer als bäuerliche Interessenvertretung zu schaffen. Um das Leistungs- und Serviceangebot der Landwirtschaftskammer weiterhin aufrecht zu erhalten, ist daher mit 2024 – erstmals seit 1988 – eine Erhöhung der Kammerumlage bei gleichzeitiger Umsetzung von Kosteneinsparungsmaßnahmen notwendig, teilt die LK mit.
EU-Schweinefleischerzeugung weiter im Sinkflug
Die Schweinefleischproduktion in der Europäischen Union ist so stark rückläufig, dass die Schlachtkapazitäten in diesem Jahr nicht ausgelastet werden können. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) wurden in den ersten drei Quartalen 2023 mehr als 8 % weniger Schweine geschlachtet als im Vorjahreszeitraum. Am stärksten war der Rückgang des Schlachtschweineangebots in Dänemark, aber auch die spanische Erzeugung war erstmals rückläufig, berichtet Agra Europe.
Die vorhandenen Schlachtkapazitäten in der Europäischen Union können in diesem Jahr nicht ausgelastet werden. Den Fleischherstellern fehlt es an allen Ecken und Enden an Schlachttieren. Im Moment sieht es so aus, dass die Schweinefleischerzeugung 2023 auf den tiefsten Stand seit mehr als zehn Jahren sinken wird. Dies lassen zumindest die vorläufigen Daten des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) erkennen.
Demnach wurden in den ersten drei Quartalen 2023 in den EU-Mitgliedstaaten nur noch 165,5 Millionen Schweine geschlachtet; das waren 14,6 Millionen Stück oder 8,2% weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei war die Schweinefleischerzeugung um 7,7% auf 15,24 Mio. Tonnen rückläufig. Auch wenn sich das Minus bis Jahresende noch etwas abschwächen könnte, dürfte die Produktion für das Gesamtjahr 2023 die Marke von 21 Mio. Tonnen unterschreiten, was zuletzt 2009 der Fall war.
In keinem einzigen der 27 Mitgliedstaaten ist im bisherigen Jahresverlauf mehr Schweinefleisch produziert worden als 2022. Am geringsten waren nach den vorläufigen Daten die Erzeugungsrückgänge mit einer Spanne von 3% bis 4% in einigen osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Ungarn und Polen.
In der Schweinehochburg Spanien gelangten erstmals seit langem weniger Tiere an die Schlachthaken; mit gut 39 Millionen Tieren wurden dort 7,2 % weniger verarbeitet als in den ersten drei Quartalen 2022. Allerdings wurden die Tiere bei hohen Erzeugerpreisen und wieder sinkenden Futterkosten schwerer an die Schlachtstätten geliefert, weshalb das Schweinefleischaufkommen nur
um 4,6% sank.
In Deutschland lag das Minus bei den Schlachtungen und der Fleischerzeugung mit 8,0% und 7,9% im Bereich des EU-Durchschnitts. Das Schlusslicht in der Gemeinschaft bildete Dänemark mit einem Produktionseinbruch bei Schweinefleisch von rund 20%.
Kein verhandeln auf Augenhöhe – Handelsriesen brauchen Grenzen!
Beim Preis stehen Landwirte an letzter Stelle, obwohl auch ihre Kosten steigen. Fairness über die ganze Lebensmittel-Produktionskette wäre angebracht.
Der Platz in den österreichischen Supermarktregalen ist heiß umkämpft. Vier große Player teilen sich mehr als 90 % des Markts. Das bedeutet viel Macht für die Lebensmittelkonzerne und eine schlechte Verhandlungsposition für Lieferanten und Bauern.
Die Bundeswettbewerbsbehörde zeigt mit einer Branchenstudie zum Lebensmitteleinzelhandel deutlich auf, dass die Geschäftspartner oft die Marktmacht der Konzerne zu spüren bekommen: Drohende Auslistungen, aufgezwungene Vertragsbedingungen oder Repressalien, wenn für Eigenmarken nicht ein Teil der Ware günstiger geliefert wird. Diese oder ähnliche unlautere Praktiken sind, laut der Studie, bereits jedem vierten Lieferanten widerfahren.
Eine weitere Erkenntnis, der „Österreich-Preisaufschlag“, hat sich bei vielen Produkten bestätigt. So bezahlen heimische Konsumenten mehr für dieselben Waren, als unsere deutschen Nachbarn.
Eine solche Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels wie in Österreich ist in Europa einzigartig. Die Lieferanten stehen unter extremen Druck, der wird an die ganze Lieferkette weitergegeben. Ganz am Anfang dieser stehen die Bauern. Jene Berufsgruppe, die ihre Produktpreise meist nicht selbst bestimmen kann. Der Preis bildet sich nicht nach dem tatsächlichen Aufwand, sondern orientiert sich an den Weltmarktpreisen.
Um Missständen in der Lebensmittelkette nachzugehen, hat das Landwirtschaftsministerium ein Fairnessbüro eingerichtet. Ein erster Schritt, doch ob sich die Handelsriesen dadurch beeindrucken lassen und statt, wie in der Werbung „Fair zum Tier“ auch „Fair zum Bauern“ sind, ist unklar. Dieses Label fehlt in Österreich noch. Die Studie hat viel aufgedeckt, daran muss gearbeitet werden. Es ist ein Kampf mit ungleichen Mitteln, wie auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig erklärt.
In der Landwirtschaft wird komplett auf Transparenz gesetzt, jede Förderung ist online ersichtlich, viele Dinge bei Düngung oder Pflanzenschutz werden strikt reglementiert und mit ständigen Überprüfungen ist zu rechnen. Wenn der Gesetzgeber über die ganze Lebensmittelkette solche Standards setzen würde – wäre es doch nur fair und auch nicht zu viel verlangt. von Roland Pittner
Erhöhtes Schweineangebot flott vermarktet
Laut Österreichischer Schweinebörse hielten sich Angebot und Nachfrage die Waage. Mit
durchschnittlich 92.000 Schweineschlachtungen pro Woche belegte der November mit
Abstand den ersten Platz im Monatsranking 2023. Dank der Vorbereitungen auf das
Feiertagsgeschäft rund um den Jahreswechsel floss das erhöhte Angebot flott ab.Vor diesem Hintergrund dürfte die Schweineabholung auch in der feiertagsbedingt ver-kürzten Schlachtwoche ohne nennenswerte Verzögerungen ablaufen.
Auf dem heimischen Ferkelmarkt nahm die Unterversorgung zunehmend dramatische
Formen an. Bereits Ende November lag eine Ferkelknappheit in einem Ausmaß vor, das
sonst erst von Februar bis Anfang Mai üblich ist. Die Notierung steigt in der 49. Kalender-
woche um 5 Cent auf EUR 3,65 je kg.
Europaweit lief die Ferkelvermarktung zügig. Ein begrenztes Angebot traf auf eine lebhafte
Nachfrage. Viele Notierungen wurden angehoben, der Spielraum war durch die stagnie-
renden Schweinepreise aber begrenzt.
Die europäischen Schweinemärkte waren weiterhin von stabilen Verhältnissen geprägt.
Dank des vorweihnachtlich lebhaften Fleischhandels wurden Schlachtschweine stark
nachgefragt. Das Angebot lag nach wie vor deutlich unter den letzten Jahren, im Vergleich
zur Vorwoche gab es in den Mitgliedsländern sowohl Zunahmen als auch Rückgänge (z.B.
Frankreich). Der Bedarf der Schlachthöfe konnte bis auf wenige Ausnahmen gedeckt wer-
den. Fast alle Notierungen wurden unverändert fortgeschrieben. In Italien bestand leichter
Preisdruck. Dort stockte der Fleischmarkt wegen des hohen Preisniveaus. Zudem wurden
angesichts eines drohenden Streiks der Tierärzte Schweine vorzeitig zur Schlachtung an-
gemeldet.
In Deutschland nimmt das Schweineangebot ab und auch die Schlachtgewichte sinken.Dennoch stehen ausreichende Mengen zur Verfügung.
Der Fleischmarkt läuft auf Hochtouren, fast die gesamte Produktpalette lässt sich zügig
absetzten. Zerlege- und Verarbeitungsbetriebe sind personell am Limit.
Tönnies startet „Klimaplattform Fleisch“ und wir in Österreich haben es mit FarmLife nicht geschafft
Auf der neuen „Klimaplattform Fleisch“ können alle Schweinebetriebe ihren individuellen CO2-Fußabdruck auswerten lassen.
„Landwirtschaft und Fleischwirtschaft wollen gemeinsam noch mehr für den Klimaschutz tun“, heißt es auf der Infoseite zur neuen Initiative „Klimaplattform Fleisch“ von Tönnies. Mit der Plattform soll die Klimaleistung der deutschen Landwirtschaft sichtbarer werden. Denn die Grundlage für die heimische Lebensmittelproduktion sei eng gekoppelt an eine nachhaltige Nutztierhaltung in Deutschland. Elementar dafür sei die Kenntnis der Klimawirkung entlang der gesamten Lebensmittelkette und das Aufzeigen der Verbesserungspotentiale.
Tönnies strebe mit der Klimaplattform eine einheitliche Branchenlösung an und will dabei alle Marktteilnehmer mitnehmen. Landwirte können sich ab sofort auf der Online-Plattform registrieren und dort ihre Betriebsdaten wie Größe, Futter-Komponenten, Stromverbrauch und Co. eingeben. „Alle unsere Erzeuger, die die Plattform nutzen, erhalten nach der Eingabe der Daten zeitnah eine individuell aufbereitete Übersicht der Ergebnisse und können die Werte mit anderen Betrieben vergleichen“, ergänzt Franziska Elmerhaus, Projektleiterin in der Stabsstelle Landwirtschaft bei Tönnies.
Anhand der Ergebnisse und Vergleichsmöglichkeiten können Stellschrauben identifiziert werden, um den CO2-Fußabdruck des Betriebs noch weiter zu senken. Tönnies strebt mit der Klimaplattform eine einheitliche Branchenlösung an und will dabei alle Marktteilnehmer mitnehmen.
Viele Böden in Österreich durch Mikroplastik in Klärschlamm verunreinigt
Eine neue Erhebung zeigt, das Österreichs Böden mit Mikroplastik verunreinigt sind. Das stammt aus Klärschlämmen und u.a. aus Waschmitteln, so die Forscher.
In nahezu allen Bodenproben von 113 Standorten in Österreich haben Fachleute Kunststoffe gefunden. Das teilt das Projekt „Harmonisierte Methoden für Plastik und Mikroplastik in Böden“ (PLASBo) mit.
Das in die Umwelt geratene Plastik wird demnach durch natürliche Prozesse immer weiter zerkleinert, sodass es zu Mikroplastik wird. Untersucht wurden Mikroplastik-Partikel unterschiedlicher Größe, von 50 µm bis 5 mm. Größere Partikel wurden durch die Agentur für Ernährungssicherheit (AGES), kleinere Partikel durch das Umweltbundesamt im Labor analysiert.
Die Auswertung ergab, dass starke Verunreinigungen durch organische Dünger, Kunststoffe in der Landwirtschaft, Verkehr und Gewerbebetriebe entstehen. Auf landwirtschaftlichen Flächen hängt das Ausmaß der Verunreinigung stark von der Art der Bewirtschaftung und damit vom Einsatz von Klärschlamm, Kompost und anderen Wirtschaftsdüngern ab.
Gefunden wurden unterschiedlichste Kunststoffe. Auffällig dabei ist das relativ hohe Vorkommen von Polyurethan und Polystyrol im Vergleich zu ihrer Produktionsmenge. Polyurethan kommt beispielsweise in Textilien und Baustoffen zum Einsatz. Polystyrol findet im Alltag oftmals Verwendung als Verpackungsmaterial und Dämmung. Eine mögliche Erklärung für das Aufkommen in Ackerböden ist die Nutzung von Klärschlamm. Durch sämtliche menschengemachte Aktivitäten, beispielsweise Wäsche waschen, gelangen Mikroplastik-Partikel in Klärschlamm. Wird er auf landwirtschaftlichen Flächen genutzt, gelangen Plastik-Partikel in den Boden.
Mikroplastik kann von Lebewesen aufgenommen werden und in ihren Organismen Schaden anrichten, berichtet das Umweltbundesamt weiter. Durch die Nahrungskette kann Mikroplastik vom Boden, über Pflanzen, in Nutztiere und weiter bis zum Menschen gelangen.
Mikroplastik verändert auch die Beschaffenheit von Böden, was unter anderem Auswirkungen auf den Wasserhaushalt hat. von Alfons Deter
Hagelversicherung zum Weltbodentag
Alarmierende Stimmung bei der Bevölkerung durch rasanten Bodenverbrauch
Vier von fünf Österreichern sehen aktuell eine Verschlechterung des Landschaftsbilds durch Bautätigkeiten. Eine deutliche Mehrheit ist für eine verbindliche Grenze beim Bodenverbrauch. Totschnig legt neue Datengrundlage vor.
Mit 11,5 Hektar pro Tag liegt der Bodenverbrauch immer noch um das Vierfache über dem im aktuellen Regierungsprogramm verankerten “Nachhaltigkeitsziel” des Bundes von 2,5 Hektar pro Tag. Doch dieses Ziel der Bundesregierung wird wiederkehrend von gewissen Kreisen in Frage gestellt. Dabei geht es um die Sorgen der Österreicherinnen und Österreicher, die weitere Zerstörung unseres Heimatlandes durch Verbauung zu stoppen.
„Eine Mehrheit in der Bevölkerung wünscht sich eine dringende Verbindlichkeit beim Bodenschutz, hat sich doch das Landschaftsbild für knapp 80 Prozent der Befragten verschlechtert, mit einer deutlichen Zunahme in den letzten 10 Jahren. Daher fordern auch 82 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher eine verbindliche Begrenzung des Bodenverbrauchs mit 2,5 Hektar pro Tag“, so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger, in einer Aussendung zu einer aktuellen MARKET-Umfrage anlässlich des Weltbodentages am 5. Dezember 2023.
Damit spiegelt sich wider, wovor die Hagelversicherung seit Jahren warnt: „Wir müssen begreifen: Die nicht vermehrbare und begrenzte Ressource Boden übernimmt (über-)lebenswichtige Funktionen, wie Schutz vor Überschwemmungen oder die Sicherung der Lebensmittelproduktion. Dennoch werden unsere Äcker und Wiesen täglich durch grob fahrlässiges Verhalten infolge der rasanten Verbauung weniger. Wir sind in Österreich beim Bodenverbrauch beispielsweise mit der höchsten Anzahl an Supermärkten (60!) pro 100.000 Einwohner Europameister im negativen Sinn. In den letzten 20 Jahren wurden in Österreich 130.000 Hektar beste Agrarflächen verbaut, davon allein 72.000 Hektar unserer Äcker, die 480.000 Österreicherinnen und Österreicher ernähren könnten. Ohne Äcker kein Essen! Wir können vom Beton nicht abbeißen“, mahnt Weinberger.
Unterdessen präsentiert Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig neue Zahlen über das tatsächliche Ausmaß des Bodenfraßes. Ab sofort sind demnach von der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) neue, detaillierte und verlässliche Daten über das tatsächliche Ausmaß der Flächeninanspruchnahme für Siedlung, Verkehr, Freizeit, Erholung und die Entsorgung in Österreich verfügbar. „Beim Schutz des Bodens dürfen wir keine Zeit verlieren. Deshalb freut es mich, dass die Mitglieder der Raumordnungskonferenz bereits jetzt eine wesentliche Maßnahme aus dem Aktionsplan der Bodenstrategie umsetzen. Ein noch nie dagewesenes Modell zur Beobachtung des Bodenverbrauchs bildet nun die Grundlage für das notwendige Monitoring“, so Bundesminister Norbert Totschnig.
Mit Stand 2022 wurden rund 6,7 % der Landesfläche in Anspruch genommen, das entspricht rund 17 % des Dauersiedlungsraums. Damit liegt Österreich bei der Flächeninanspruchnahme im europäischen Mittelfeld. „Nichtsdestotrotz ist das noch viel zu hoch. Wir sind es den kommenden Generationen schuldig, unseren Bodenverbrauch zu reduzieren“, so Totschnig. Der in Anspruch genommene Flächenanteil setzt sich zu 30,4 % aus Verkehrsflächen, 61,2 % aus Siedlungsflächen, 5,8 % aus Freizeit- und Erholungsflächen sowie 2,6 % aus Ver- und Entsorgungsflächen zusammen. von Torsten Altmann