Alarmierende Stimmung bei der Bevölkerung durch rasanten Bodenverbrauch
Vier von fünf Österreichern sehen aktuell eine Verschlechterung des Landschaftsbilds durch Bautätigkeiten. Eine deutliche Mehrheit ist für eine verbindliche Grenze beim Bodenverbrauch. Totschnig legt neue Datengrundlage vor.
Mit 11,5 Hektar pro Tag liegt der Bodenverbrauch immer noch um das Vierfache über dem im aktuellen Regierungsprogramm verankerten “Nachhaltigkeitsziel” des Bundes von 2,5 Hektar pro Tag. Doch dieses Ziel der Bundesregierung wird wiederkehrend von gewissen Kreisen in Frage gestellt. Dabei geht es um die Sorgen der Österreicherinnen und Österreicher, die weitere Zerstörung unseres Heimatlandes durch Verbauung zu stoppen.
„Eine Mehrheit in der Bevölkerung wünscht sich eine dringende Verbindlichkeit beim Bodenschutz, hat sich doch das Landschaftsbild für knapp 80 Prozent der Befragten verschlechtert, mit einer deutlichen Zunahme in den letzten 10 Jahren. Daher fordern auch 82 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher eine verbindliche Begrenzung des Bodenverbrauchs mit 2,5 Hektar pro Tag“, so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger, in einer Aussendung zu einer aktuellen MARKET-Umfrage anlässlich des Weltbodentages am 5. Dezember 2023.
Damit spiegelt sich wider, wovor die Hagelversicherung seit Jahren warnt: „Wir müssen begreifen: Die nicht vermehrbare und begrenzte Ressource Boden übernimmt (über-)lebenswichtige Funktionen, wie Schutz vor Überschwemmungen oder die Sicherung der Lebensmittelproduktion. Dennoch werden unsere Äcker und Wiesen täglich durch grob fahrlässiges Verhalten infolge der rasanten Verbauung weniger. Wir sind in Österreich beim Bodenverbrauch beispielsweise mit der höchsten Anzahl an Supermärkten (60!) pro 100.000 Einwohner Europameister im negativen Sinn. In den letzten 20 Jahren wurden in Österreich 130.000 Hektar beste Agrarflächen verbaut, davon allein 72.000 Hektar unserer Äcker, die 480.000 Österreicherinnen und Österreicher ernähren könnten. Ohne Äcker kein Essen! Wir können vom Beton nicht abbeißen“, mahnt Weinberger.
Unterdessen präsentiert Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig neue Zahlen über das tatsächliche Ausmaß des Bodenfraßes. Ab sofort sind demnach von der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) neue, detaillierte und verlässliche Daten über das tatsächliche Ausmaß der Flächeninanspruchnahme für Siedlung, Verkehr, Freizeit, Erholung und die Entsorgung in Österreich verfügbar. „Beim Schutz des Bodens dürfen wir keine Zeit verlieren. Deshalb freut es mich, dass die Mitglieder der Raumordnungskonferenz bereits jetzt eine wesentliche Maßnahme aus dem Aktionsplan der Bodenstrategie umsetzen. Ein noch nie dagewesenes Modell zur Beobachtung des Bodenverbrauchs bildet nun die Grundlage für das notwendige Monitoring“, so Bundesminister Norbert Totschnig.
Mit Stand 2022 wurden rund 6,7 % der Landesfläche in Anspruch genommen, das entspricht rund 17 % des Dauersiedlungsraums. Damit liegt Österreich bei der Flächeninanspruchnahme im europäischen Mittelfeld. „Nichtsdestotrotz ist das noch viel zu hoch. Wir sind es den kommenden Generationen schuldig, unseren Bodenverbrauch zu reduzieren“, so Totschnig. Der in Anspruch genommene Flächenanteil setzt sich zu 30,4 % aus Verkehrsflächen, 61,2 % aus Siedlungsflächen, 5,8 % aus Freizeit- und Erholungsflächen sowie 2,6 % aus Ver- und Entsorgungsflächen zusammen. von Torsten Altmann