Ein „Qualitätsstufen-System“, bestehend aus einer Kombination aus Haltungsform, Herkunft und Qualität, soll künftig auf den tierischen Produkten sichtbar werden, beginnend im Lebensmitteleinzelhandel.
Die österreichische Landwirtschaft geht geschlossen in die Transparenz-Offensive: Eine Kombination aus Haltungsform, Herkunft und Qualität, ein so genanntes „Qualitätsstufen-System“, soll künftig auf den tierischen Produkten sichtbar werden, beginnend im Lebensmitteleinzelhandel. Ziel ist es, eine bessere Wahlmöglichkeit für die Konsumentinnen und Konsumenten zu schaffen, sie für mehr Tierwohl zu gewinnen und eine bessere Lebensgrundlage für die heimischen Bauernfamilien zu erreichen.
Darauf haben sich nun alle großen Tierhaltungsverbände unter dem Dach der Nutztierhaltung Österreich (NTÖ) und alle Präsidenten der Landwirtschaftskammern nach intensiven Gesprächen geeinigt. Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ)-Präsident Josef Moosbrugger legt nun einige Bedingungen für das neue Qualitätsstufen-System in Form eines 7-Punkte-Plans vor. Auf Basis dessen fordert er die Agrarmarkt Austria (AMA) Marketing auf, konkrete Umsetzungsschritte zu erarbeiten.
Der Sieben-Punkte-Plan für ein Qualitätsstufen-System umfasst konkret:
- AMA-Marketing als gemeinsame Umsetzungsplattform
- Umsetzung einer Haltungsformenkennzeichnung immer in Verbindung mit Qualität und Herkunft
- AMA-Gütesiegel muss als staatliches Kennzeichen fixer Bestandteil dieser Kennzeichnung sein
- Einordnung der Tierhaltung in ein 5-Stufen-System; Explizite Kennzeichnung aller Waren, entsprechend dem System, unter Einhaltung der gesetzlichen Voraussetzungen
- Umsetzung aller Produkte inklusive Verarbeitung in einem zweiten Schritt
- Umsetzung des Qualitätsstufensystems in allen Vertriebsschienen des LEHs
- Aufbau eines Systems mit direktem Mitspracherecht für die Landwirtschaft
„Ziel ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette und nicht zuletzt die gehaltenen Tiere. Dafür brauchen wir aber ein gut durchdachtes, zertifiziertes und unabhängig kontrolliertes System von Qualitätsstufen für tierische Produkte. Diese Qualitätsstufen müssen für die Konsumentinnen und Konsumenten verständlich und mehrstufig über alle Sektoren der tierischen Produktion definiert werden“, hebt der LKÖ-Präsident hervor.
„Wenn es unsere Handelspartner und qualitätsbewussten Gruppen in der Gesellschaft wirklich ernst meinen mit mehr Tierwohl, braucht es einen konkreten Plan mit klaren Zukunftsperspektiven für unsere tierhaltenden Betriebe. Dafür gilt es, Haltungsform, Herkunft und Qualität zusammen sichtbar zu machen und auch für eine kostendeckende Abgeltung der höheren Produktionsstandards zu sorgen – nicht bloß für ein paar Monate, sondern über mehrere Jahre. Schließlich müssen Investitionen in Tierwohl-Ställe auch über mehrere Jahre bis Jahrzehnte abbezahlt werden“, betont Moosbrugger. „Mehr Tierwohl wird nur in Kombination mit Bauernwohl gelingen. Dafür braucht es mehr als einmalige, rasch verpuffte Anschubfinanzierungen, nämlich kostendeckende Preise auf den Märkten.“
„Alle Sektoren der tierischen Produktion – von Rindern, Schweinen über Schafe und Ziegen, bis zum Geflügel – bekennen sich dazu, das heimische Tierwohl-Angebot deutlich auszubauen. Von dauerhaftem Erfolg sind solche Pläne aber nur, wenn auch die höheren Kosten über eine längere Periode verlässlich gedeckt werden. Unsere Betriebe brauchen Sichtbarkeit, Verlässlichkeit und Planbarkeit“, so Moosbrugger.
„Hingegen ständig die nationalen Produktionsstandards ohne Begleitmaßnahmen erhöhen zu wollen, führt lediglich zu einem unfairen Wettbewerb, schließenden Bauernhöfen und Billigimporten jener Standards, die dann in Österreich verboten sind. Keinem Tier wäre geholfen und die heimische Landwirtschaft ruiniert. Das gilt es zu verhindern und wirklich zukunftsweisende Weiterentwicklungen auf den Weg zu bringen, die auch die unmittelbar Betroffenen, die Bäuerinnen und Bauern, mitnehmen“, erklärt der LKÖ-Präsident.
„Eine zukunftsweisende Weiterentwicklung und ein Qualitätsstufen-Modell, auf das sich Konsumentinnen und Konsumenten sowie Bäuerinnen und Bauern gleichermaßen verlassen können, wird nur über ein zertifiziertes und qualitätsgesichertes System erreicht werden. Ein Qualitätsstufen-Modell muss daher auf dem AMA-Gütesiegel aufbauen“, so Moosbrugger. „Mit dem neuen AMA-Gesetz haben wir nun die Grundlage dafür, ein solches System zu entwickeln und zu kommunizieren. Wir fordern daher die Agrarmarkt Austria Marketing auf, umgehend ein solches Qualitätsstufen-Modell gemeinsam mit den tierhaltenden Branchen, Stakeholdern und uns zu entwickeln und in weiterer Folge dem Handel anzubieten.“ von Torsten Altmann