Mehr Platz, mehr Licht, mehr Tierwohl: Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW) sind zwei neue Modellställe für die Schweinehaltung errichtet worden, die beispielhaft zeigen sollen, wie eine nachhaltige und zukunftsorientierte Nutztierhaltung praxisnah gelingen kann. Nach rund vierjähriger Planungs- und Entwicklungszeit wurde der Stall der Zukunft
im westfälischen Bad Sassendorf heute eröffnet. NRWs Agrarministerin Silke Gorißen richtete bei der Eröffnung deutliche Worte an die Politik in Berlin und forderte die Unterstützung und den Erhalt heimischer Betriebe.
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Gemeinsam mit dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer NRW, Karl Werring hat die Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz Silke Gorißen heute den Stall der Zukunft
im westfälischen Bad Sassendorf eröffnet. Das Projekt ‚Stall der Zukunft‘ sorgt für mehr Tierwohl und mehr Nachhaltigkeit und ist bislang einzigartig in Deutschland
sagte Ministerin Gorißen im Zuge der Einweihung. Der ‚Stall der Zukunft‘ zeige, wie die Transformation der Nutztierhaltung gelingen könne, bei der auch die konventionellen bäuerlichen Betriebe mitgenommen werden.
Am Forschungs- und Weiterbildungsstandort Haus Düsse der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen gibt es nun eine so genannte evolutionäre
Weiterentwicklung eines Musterstalls mit Außenklimakontakt für Schweine mit bis zu 400 Mastplätzen und eine revolutionäre
Stallanlage mit bis zu 270 Schweinemastplätzen, um Tieren noch mehr Platz zur Bewegung und zum Auslauf zu geben. Hinzu kommen verschiedene Lösungen für die Ausbildung tiergerechter Funktionsbereiche im Stall. Im Revolutionären Stall
ist dies beispielsweise eine innovative Dachkonstruktion – eine Art Gewächshausdach aus Glas, das sich bei passender Witterung öffnen lässt. Es gibt dort ebenfalls Wühlgärten und Stroh. Holzhackschnitzel auf dem Boden sollen zudem als Beschäftigungsmaterial für Tiere im Wühl- und Liegebereich erprobt werden.
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Technische Verfahren zur Reduzierung von Umweltwirkungen
Weitere Besonderheiten sind modernste technische Verfahren zur Reduktion von Lärm oder zur Trennung von Kot und Harn. So sollen Gerüche reduziert werden. Die Ställe orientieren sich an den aktuellen Vorgaben des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes in der Haltungsform 3 Frischluftstall
bzw. Haltungsform 4 Auslauf/Weide
. Die Ställe werden darüber hinaus der Aus- und Weiterbildung dienen und sollen wichtige Erkenntnisse über den Betrieb und das Management von Außenklimaställen liefern – etwa, ob die die Ställe mit ihren Funktionsflächen den natürlichen Verhaltensweisen von Schweinen weitmöglich entsprechen und wie sich damit die Emissionen verhalten. Im Mai 2024 sollen die ersten bestandseigene Ferkel von Haus Düsse aufgestallt werden. Erstes Ziel ist es, die Ställe intensiv zur Demonstration innovativer, neuer Stallsysteme und Haltungskonzepte zu nutzen.
Im Rahmen des Pressegesprächs erklärte Ministerin Gorißen, dass sich das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW mit dem Projekt dafür einsetze, die heimische Erzeugung zu erhalten und die regionalen Kreisläufe zu stärken. Gorißen warnte vor einer Verlagerung der Schweinefleischproduktion ins Ausland und deren Folgen. Beispielsweise würde dann mehr Schweinefleisch importiert werden und die damit verbundenen vermehrten Transporte die Umwelt zusätzlich belasten. Weiterhin habe das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz in den vergangenen Monaten wiederholt in Richtung des Bundes adressiert, dass sich in den Plänen zur Tierwohlförderung zum Beispiel keine hinreichende Unterstützung der konventionellen Landwirte wiederfinde, die dringend Perspektiven für ihre Betriebe und mehr Planungssicherheit benötigten. Vielen konventionell wirtschaftenden Betrieben, die einen höheren Standard anstreben (Außenklimareiz, Auslauf), werde der Weg dorthin verbaut. So schaffe man keine zukunftsfreudige Aufbruchsstimmung, im Gegenteil.
Terminhinweis: Praktikertage am 5. und 6. März 2024
Für Landwirte und Berater finden am 5. und 6. März 2024 Praktikertage mit Fachprogramm und Besichtigung des aktuellen Bauszustandes statt. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Programm am 5. März 2024:
10.00 – 12.30 Uhr: Fachprogramm zu Tierwohl, Fütterung & Tierhaltungskennzeichnungsgesetz in der Tagungshalle
12.30 – 17.00 Uhr: offene Stallbesichtigung mit Fachinformationen
Programm am 6. März 202410.00 – 12.30 Uhr: Fachprogramm zu Digitalisierung, Umweltwirkung & Nährstoffmanagement in der Tagungshalle
12.30 Uhr – 17.00 Uhr: offene Stallbesichtigung mit Fachinformationen