Mega-Fusion im Agrarhandel: Landwirte befürchten niedrige Preise

Zwei der weltweit größten Agrarhändler wollen fusionieren. Die kanadische Wettbewerbsbehörde erhebt dagegen massive Bedenken. Ein Bauernverband und der Bunge-CEO liefern sich jetzt einen Schlagabtausch.

Der Konzern Bunge Limited will seine Konkurrenten Viterra Limited übernehmen. Es herrscht Skepsis von allen Seiten: Nicht nur die kanadische Wettbewerbsbehörde, auch ein Bericht der Universität Saskatchewan zeigt inzwischen negative Auswirkungen der geplanten Fusion auf. 

Jetzt springt Bunge-CEO Gregory Heckman in die Bresche. Auf dem kanadischen Agrar-Nachrichtenportal realagriculture wendet er sich in einem Meinungs-Beitrag direkt an die Landwirte. Heckman erklärt, die Fusion werde der Landwirtschaft in Kanada wirtschaftliches Wachstum bringen. Sie sei eine bedeutende Investition in die Landwirtschaft und habe daher „ihren rechtmäßigen Platz in der globalen Agrarindustrie“. 

Die Befürchtungen, der Wettbewerb sei bedroht, weist er zurück. Laut dem Bunge-CEO werde Bunge-Viterra „mit Dutzenden Getreidehändlern konkurrieren“. Den Erzeugern verspricht er wirtschaftliche Sicherheit. Das Unternehmen werde „weiter dieselben Ernten kaufen wie heute“ und den kanadischen Landwirten dabei helfen, „mehr ihrer Produkte in die ganze Welt zu exportieren“.

Ian Boxall, Präsident des Verbandes der landwirtschaftlichen Erzeuger von Saskatchewan (APAS), kann er damit nicht überzeugen. Boxall kritisiert, der Bunge-CEO gehe nicht auf das zentrale Anliegen der Landwirtschaft ein: „Die Befürchtung ist, dass ein übergroßes Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt einschränken und den Landwirten weniger Möglichkeiten und niedrigere Preise bieten wird.“

Es sind zwei der weltweit größten Händler mit Agrarrohstoffen, die bereits seit Sommer 2023 an einem Zusammenschluss feilen: Der Konzern Bunge Limited will seine Konkurrenten Viterra Limited übernehmen. Zusammen kämen die beiden Handelsriesen weltweit auf einen aggregierten Umsatz in der Größenordnung von 120 Mrd. US-Dollar jährlich. Kanadische Farmer sind wegen der Fusion in Sorge. 

Die kanadische Wettbewerbsbehörde hat gravierende Bedenken gegen den Zusammenschluss angemeldet. In einem Gutachten für die Regierung stellt die Behörde fest, die Übernahme werde „wahrscheinlich zu erheblichen wettbewerbswidrigen Auswirkungen und einem erheblichen Verlust an Wettbewerb zwischen Viterra und Bunge auf den Agrarmärkten in Kanada führen“.

Verbände der kanadischen Getreide- und Rapserzeuger im Bundesstaat Saskatchewan hatten sich bereits im Herbst 2023 besorgt gezeigt über den geplanten Zusammenschluss von Bunge und Viterra. Sie forderten eine sorgfältige Risikoanalyse und eine strenge Bewertung durch die Wettbewerbsbehörde und die Regierung. 

Keith Fournier, der Vorsitzende der SaskCanola Farmer Group, äußerte jetzt gegenüber der Agentur Reuters die Sorge, dass die Unternehmen nach einem Zusammenschluss Anlagen zur Ernteerfassung reduzieren und den Wettbewerb einschränken könnten. Anna-Maria Buchmann, Norbert Lehmann