EU-Generaldirektor Burtscher zeigt Agrarvertretern Verbesserungsmöglichkeiten auf. Beim Mercosurabkommen tickt die EU anders als Österreichs Agrarvertreter.
Der Druck der EU-Kommission in puncto Klimaschutz und Biodiversität wird bleiben. Der nachhaltigen Landwirtschaft Österreichs muss es besser gelingen müsse, ihre Leistungen sichtbar zu machen. Das legte Wolfgang Burtscher, Leiter der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission, den österreichischen Kammerpräsidenten Josef Moosbrugger und Nikolaus Berlakovich, der Österreichs Bauernbund im EU-Bauernverband vertritt, ans Herz.
“Für die Akzeptanz der Agrarpolitik ist es entscheidend, dass die Anstrengungen der Landwirte beim Klimaschutz und Erhalt der Biodiversität besser dokumentiert und kommuniziert werden“, so der Österreicher Burtscher. Ohne solche spezifischen Daten sei die Landwirtschaft stets in der Defensive und es würden immer mehr Leistungen gefordert. „Das muss sich verbessern“, forderte Burtscher die beiden Vertreter aus Österreich auf. Zusätzliche Bürokratie für die Bauern sie dabei zu vermeiden und vielmehr müsse man für Entlastung sorgen, waren sich die drei Agrarvertreter einig.
Ebenso stimmten sie überein, dass es zu kurz gegriffen ist, rein die Emissionen zu bewerten. Auch Positives wie Biodiversität, Tierwohl, Bewirtschaftung von regionalem Grünland, Landschaftspflege für den Tourismus und mehr müssten ebenfalls kommuniziert werden.
Moosbrugger beklagte, dass in Europa alle über einen Kamm geschoren werde. Bei der EU-Entwaldungsverordnung werde Österreich sogar mit Regenwald abholzenden Drittstaaten in einen Topf geworfen und bei der Renaturierungsverordnung würden Vorleistungen nicht berücksichtigt. Im Interview mit dem Wochenblatt betonte indes Umweltministerin Leonore Gewesslers indes, Vorleistungen der Landwirte wie beim Öpul würden durchaus bei den nationalen Renaturierungsplänen berücksichtigt.
“Praktikabilität muss gegeben sein. Es würde auch für eine viel bessere Akzeptanz der EU sorgen, wenn Brüssel die regionalen Entwicklungen stärker berücksichtigen und anerkennen würde“, gab Moosbrugger seinem Vorarlberger Landsmann Burtscher einen Tipp. “Das Undifferenzierte ärgert uns“, ergänzte Berlakovich.
Moosbrugger und Berlakovich äußerten auch ihre großen Bedenken bei den Ukraine-Agrarimporte und Beitrittsverhandlungen. Das Modell der bäuerlichen Familienbetriebe müsse in Europa auch für die Zukunft abgesichert werden. Burtscher versicherte, dass im Vorfeld der Erweiterung gegenwärtig alle EU-Politiken einschließlich der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) überprüft würden. Diese umfasse sicherlich auch Maßnahmen wie das Capping der Direktzahlungen für Betriebe ab einer bestimmten Größenordnung. Erst jüngst zeigten sich EU-Parlamentarier wie der Südtiroler EVP-Agrarsprecher Dorfmann sowie die bayerische EU-Abgeordnete und Mitglied im Haushaltskontrollausschuss Monika Hohlmeier überzeugt, dass bei der künftigen Agrarreform ein Capping und Degression der Flächenzahlungen nötig sein wird.
Leopoldo Rubinacci, stellvertretender Generaldirektor der GD Handel, zeigte indes großes Verständnis für die Forderung, beim Agrarhandel für das Einhalten ähnlicher Standards, etwa beim Tierwohl, zu sorgen, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Weniger kritisch sehen er und sein Team dagegen das Mercosur-Handelsabkommen. Moosbrugger und Berlakovich wiesen im Gespräch jedoch deutlich auf die Gefahren in sensiblen Agrarproduktbereichen wie Rindfleisch hin.