In Kärnten die schlechteste Getreideernte seit vielen Jahren

„Wenn eine unterdurchschnittliche Ernte auf hohe Erzeugerpreise trifft, bleibt den Bauern am Ende des Tages zu wenig in der Brieftasche“, fasst LK-Präsident Huber die diesjährige Ernte zusammen.

„Wir haben die schlechteste Getreideernte seit vielen Jahren in Kärnten. Und auch wenn es bei Soja und Mais etwas besser ausschaut, bleibt die Ernte 2024 in Summe weit unter dem Durchschnitt“, zieht LK-Präsident Siegfried Huber Bilanz über die heurige Ernte.

Zu den schlechten Erträgen kommt, dass die Ausgaben für Saatgut, Düngemittel und Treibstoff im mehrjährigen Vergleich auf hohem Niveau bleiben und nicht durch kostendeckende Preise bei den erzeugten Ackerkulturen abgedeckt werden können. „Wenn eine unterdurchschnittliche Ernte auf Erzeugerpreise trifft, die die hohen Kosten nicht abdecken, bleibt den Bauern am Ende des Tages zu wenig in der Brieftasche“, fasst Huber zusammen und betont, dass Kärntens Ackerbauern bereits letztes Jahr einen Einkommensrückgang zu verzeichnen hatten.

Dipl.-Ing. Erich Roscher, Leiter des Referats Pflanzliche Produktion in der LK Kärnten, verweist auf die besonderen Witterungsverhältnisse, die das Erntejahr 2024 prägten: So waren die Niederschlagsmengen im Herbst 2023, dem Zeitpunkt der Hauptaussaat für Weizen, Roggen und andere Getreidearten, um 50% höher als im langjährigen Mittel. Hohe Temperaturen im März und Anfang April 2024 sorgten wiederum für einen sehr frühen Vegetationsstart, dem jedoch ab Mitte April ein Kälteeinbruch folgte. Nach einem recht feuchten und kühlen Mai herrschte auch im Juni und Juli wechselhaftes Wetter. Der überaus heiße August sorgte hingegen für ein verfrühtes Abreifen bei den Herbsterntekulturen Soja und Mais.

Die Österreichische Hagelversicherung verzeichnet bis dato eine Schadenssumme in Kärnten in der Höhe von rund 12 Mio. Euro. Für diese Summe waren wieder regional Hagel, Sturm, Frost, Überschwemmung (2 Mio. Euro), aber auch die große Hitze im August verantwortlich. Es kam regional zu massiven Schäden bei Mais und vor allem auch auf Grünlandflächen, betroffen waren Standorte mit sand- und schotterreichen Böden.

Die Getreidefläche hat im Jahr 2024 gegenüber 2023 um rund 1.300 Hektar abgenommen, das entspricht einem Minus von 9,2 %. Hauptverantwortlich dafür sind die schwierigen Anbaubedingungen im Herbst 2023. So wurde die Anbaufläche von Weizen um rund 14 %, Triticale um rund 15 % und Wintergerste um rund 12 % zum Vorjahr reduziert. Der Sommergetreideanbau konnte diesen Flächenverlust trotz Zunahme der Sommergerstenanbaufläche um rund 11 % nicht egalisieren. Die Bauern haben mehr Mais und Sojabohnen angebaut. Die Maisfläche hat um 1,7 % leicht zugenommen. Die Sojafläche hat um rund 300 Hektar oder 7,5 % zugenommen.

Die extremen Witterungsverhältnisse haben heuer dem Mais stark zugesetzt. Hohe Niederschläge verhinderten auf Standorten mit schweren Böden eine gute Jugendentwicklung, die Pflanzenwurzeln litten unter Sauerstoffmangel, was zu einer verminderten Nährstoffaufnahme führte. Obwohl die Maispflanzen viel Masse entwickelten, wurden die Kolben zum Teil gar nicht oder extrem klein ausgebildet. Auf diesen Standorten blieb der Ertrag auf der Strecke.

Die Maisernte ist derzeit noch im Laufen, es sind erst 60 % der Flächen gedroschen. Erste Meldung zufolge fällt die Ernte heuer unterdurchschnittlich aus, wenngleich es auch hier Lichtblicke gibt. Die Gesamternte wird mit rund 160.000 Tonnen vorausgeschätzt, sie gehört damit zu den schwächeren der letzten 5 Jahre. Ein Minus von 5 % oder in Summe von 10.000 Tonnen Mais gegenüber dem langjährigen Mittel wird landesweit erwartet. Das Minus könnte am Ende der Maisernte, wenn endgültig abgerechnet wird, noch steigen. Die Spannweite der Hektarerträge ist enorm, derzeit werden von 8 bis 16 Tonnen Feuchtmais (25 % Wassergehalt) pro Hektar berichtet. Auffällig ist der niedrige Wassergehalt im Erntegut, er liegt derzeit bei rund 20 %.