Na endlich- Spar-Lieferboykott: Bauernbund reicht Beschwerde ein

Die Bundeswettbewerbsbehörde soll den Marktmissbrauch des Lebensmitteleinzelhändlers Spar prüfen

Mit dem Verhalten des Lebensmitteleinzelhändlers Spar muss sich nun die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) beschäftigen. Der niederösterreichische Bauernbund hat nach intensiven Beratungen mit Rechtsexperten und Vorabgesprächen mit der BWB am Mittwoch (30.10.) nun eine Beschwerde eingereicht. Die BWB wird prüfen, ob der Handelsriese Spar seine Marktstellung zu Lasten der heimischen Milchbauern missbraucht hat.

NÖ Bauernbund- und Kammerpräsident Johannes Schmuckenschlager stellt dazu klar: „Dieser Fall ist jedoch nicht nur eine Gefahr für die Existenz unserer Milchbäuerinnen und Milchbauern, sondern ein Angriff auf die gesamte heimische Landwirtschaft. Es ist erschütternd, wie hier mit langjährigen Partnern umgegangen wird.“ Er fordert ein Umdenken in der Unternehmenskultur des Lebensmittelhändlers. Sonst sei die Versorgungssicherheit und auch das Vertrauen der Konsumenten langfristig geschädigt, warnt Schmuckenschlager.

Mit einem Marktanteil von über 30 Prozent hat Spar eine erhebliche Marktmacht im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel. Diese Marktmacht kann nach Einschätzung des Bauernbundes dazu führen, dass große Konzerne wie Spar maßgeblichen Einfluss auf die Preisgestaltung und damit auf die Einkommenssituation der landwirtschaftlichen Betriebe sowie auf die bäuerlichen Familien ausüben können. Der Druck auf diese – im aktuellen Fall insbesondere auf kleinere Milchbauern – nimmt laut NÖ Bauernbund stetig zu und gefährdet ihre wirtschaftliche Existenz.

Spar sei wiederholt zur Fairness gegenüber unseren niederösterreichischen NÖM-Milchbauern aufgerufen worden und habe nun genügend Zeit gehabt, einzulenken, so Bauernbund-Direktor Paul Nemecek.

Unterstützung kommt auch von Österreichs Kammerpräsident Josef Moosbrugger. Wenn eine regionale Wertschöpfungskette allerdings zusammen bestehen und zukunftsfähig sein möchte, müsse man darauf achten, dass nicht eine Seite unter die Räder komme. „Ein Händler, der damit wirbt, dass ihm faire Preise wichtig sind, sollte diese nicht nur den Konsumentinnen und Konsumenten und sich selbst zugestehen, sondern auch den Landwirtinnen und Landwirten sowie ihren Genossenschaften“, kritisiert Moosbrugger. Es sei auch eine Frage der Fairness, dass Bauernfamilien die steigenden Produktionskosten, immer höheren Umwelt- und Tierwohlleistungen und auch die anwachsenden Lebenshaltungskosten bezahlt werden, fordert der LKÖ-Präsident.

Als Beleg führt er die Einkommensdaten an. So sind die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2023 um 14% gesunken. In den letzten zwölf Jahren hat es acht Mal eine negative Entwicklung der Einkommen in der Landwirtschaft gegeben. ‚“Und die Inflation, die ganz besonders in den letzten Jahren massive Wirkung gezeigt hat, ist dabei noch gar nicht berücksichtigt“, betont Moosbrugger. Bei der realen Entlohnung je Arbeitskraft in der Landwirtschaft liegen die Branche laut Grünem Bericht außerdem gerade einmal auf dem Niveau von 2010. Ferner hat eine WIFO-Studie gezeigt, dass der bäuerliche Anteil in der Wertschöpfungskette ständig sinkt: „Ohne wirtschaftliche Produktpreise können unsere Milchbetriebe nicht weitermachen“, stellt der Kammerpräsident klar. vvon Josef Koch