Regionalität und Fairness: Nichts als leere Versprechungen?

Spar akzeptiert die Preisforderungen der NÖM nicht, diese liefert seither keine Milchprodukte mehr an Spar.

Seit Ende Oktober kämpfen Spar und die Niederösterreichische Molkerei (NÖM) mit harten Bandagen um Preiserhöhungen für Milchprodukte. Spar akzeptiert die Forderungen der NÖM nicht, diese liefert seither keine Milchprodukte mehr an Spar. Dieser Zustand hält aktuell an.

Bei dieser Kontroverse bleibt eines besonders im Fokus: die Frage nach einer gerechten Preisgestaltung und fairen Partnerschaft zwischen Handel und Produzenten. Spar preist sich ja gerne als „regionaler und fairer“ Partner an. Im Konflikt mit der NÖM argumentiert der Konzern, dass die Preise für Futtermittel und Energie gesunken seien und rechtfertigt damit die Weigerung, die höheren Preise für Milchprodukte zu akzeptieren.

Doch damit zeichnet der Handelskonzern ein einseitiges Bild. Er blendet völlig aus, dass viele andere Kosten für die heimischen Landwirte nach wie vor auf teils sehr hohem Niveau liegen. Dazu zählen u. a. Düngemittel und Saatgut, Maschinenkosten, Arbeitskosten oder auch die Instandhaltung. Milchbauern spüren die Teuerung und die Einkommen sinken.

Und auch die Molkereien haben mit teils erheblichen Preissteigerungen zu kämpfen. Als Beispiele für die NÖM nennt MGN-Geschäftsführer Leopold Gruber-Doberer u. a. Fruchtzubereitungen, Verpackungen, Transporte und Löhne. Dazu kommen steigende Auflagen für Tierwohl und Nachhaltigkeit sowie verschärfte Umweltschutzvorgaben – all das verursacht erhebliche Mehrkosten, die Bauern und Molkereien tagtäglich zu tragen haben.

Die Haltung von Spar ist umso bedenklicher, wenn man berücksichtigt, dass der österreichische Lebensmitteleinzelhandel ohnehin schon eine hohe Marktkonzentration aufweist. Diese führt dazu, dass wenige große Händler enormen Druck auf die Produzenten ausüben. 

Die Blockade von Spar bedeutet, dass die Bauern letztlich die Zeche zahlen. Ohne angemessene Preise für ihre Produkte könnte nicht nur die Qualität leiden. Sondern es bleiben vor allem Investitionen in nachhaltige Technologien aus, und der Druck auf die Landwirte wächst, dem letztlich kleinere Familienbetriebe nicht standhalten können und für immer zusperren.

Wenn Spar weiter auf stur schaltet und hofft, den längeren Atem zu haben, sind die so häufig beworbenen Werte Fairness und Regionalität wohl kaum mehr als leere Versprechungen, ohne Substanz. Das wird auch den Kunden früher oder später bewusst werden. Jedenfalls sieht ein nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln und die Unterstützung lokaler Produzenten anders aus.

Aus den vielen Zuschriften von Landwirten, die an die Sparzentrale zu der Thematik geschickt wurden, hier eine Anmerkung eines Tirolers, der es auf den Punkt bringt: „Denken Sie daran, hinter jedem fleißigen Bauern steckt eine Familie, die ihr ganzes Herzblut in die Produktion regionaler Lebensmittel steckt und die man auch ernähren muss. Das funktioniert nur mit fairen Erzeugermilchpreisen.“ Besser kann man es nicht ausdrücken, oder? von Torsten Altmann