Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland steigt weiter zweistellig, berichtet das Statistische Bundesamt. Die Wirtschaft befindet sich in einer anhaltenden Schwächephase, sagt das Ifo-Institut in einem aktuellen Bericht. Die Entwicklung sei „bedenklich“, teilte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) mit.
Das ifo-Institut berichtet in seinem aktuellen Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie: Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer anhaltenden Schwächephase – verursacht durch kurzfristige konjunkturelle Schwankungen und längerfristige strukturelle Faktoren. Im verarbeitenden Gewerbe beeinträchtigen hohe Energie- und Produktionskosten die Wettbewerbsfähigkeit.
Die Mehrzahl der Industrieunternehmen berichtet in den ifo Konjunkturumfragen von einer verschlechterten Wettbewerbsposition in Deutschland, der Europäischen Union (EU) und weltweit. Dabei fallen in allen Industriebranchen die Bewertungen vor allem für die Auslandsmärkte sehr negativ aus. Ein Vergleich zu den Umfrageergebnissen in anderen europäischen Ländern verdeutlicht das Ausmaß der deutschen Misere, heißt es weiter.
Deutschland bildet zusammen mit Finnland, Belgien und Österreich das Schlusslicht bei der Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit, sagen die beiden Ifo-Ökonomen Stefan Sauer und Klaus Wohlrabe in ihrem Bericht. Die Industrieproduktion ist gegenüber 2018 um mehr als 12 % zurückgegangen, während die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe weitgehend stagniert.
Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass Industrieunternehmen vermehrt auf begleitende Dienstleistungen ausweichen. Die Auftragseingänge bleiben schwach, die Kapazitätsauslastung sinkt weiter. Symptomatisch ist auch die anhaltende Investitionsschwäche – die Ausrüstungsinvestitionen sind seit vier Quartalen rückläufig.
Zudiesen konjunkturellen und strukturellen Problemen kommen zwei Ereignisse, deren wirtschaftliche Auswirkungen sich noch nicht abschätzen lassen: die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten sowie das Scheitern der Ampel-Koalition, sagen die Ifo-Ökonomen.
In diesem Jahr sei mit deutlich mehr als 20.000 Firmenpleiten zu rechnen, hieß es weiter. Die meisten Pleiten entfielen auf den Bereich Verkehr und Lagerei. Danach folgten das Gastgewerbe und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleister – etwa Zeitarbeitsfirmen – sowie das Baugewerbe.
Hinzu kommt jedoch noch eien Fakt: 18 % der Selbständigen befürchten, ihr Geschäft aufgeben zu müssen. Im Oktober vor einem Jahr waren es noch 16,5 %. Dieser Wert liegt deutlich höher als in der Gesamtwirtschaft mit 7,3%. Der Hauptgrund dafür sind fehlende Aufträge. „Die Selbstständigen stehen immer mehr unter wirtschaftlichem Druck“, sagt ifo-Expertin Katrin Demmelhuber.
Nahezu die Hälfte der Befragten, 48.5%, meldeten im Oktober wenig Aufträge, nach 44,4 % im Juli. Der Anteil ist bei Selbständigen höher als in der Gesamtwirtschaft mit 41,5 %.
„Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit sind Großunternehmen mit Aufträgen zurückhaltend“, ergänzt Demmelhuber
Mit Material von destatis.de, ifo Institut