Umweltpsychologe erklärt die Kraft der Zuversicht und zuversichtlich bleiben

Preissteigerungen, Existenzängste, Katastrophen, Kriege: Es scheint, als würde die ganze Welt aus den Fugen geraten. Zuversicht hilft, mutig in die Zukunft zu schauen.

Zuversicht ist die Kraft, die uns hilft, den Kopf hochzuhalten und weiterzumachen – auch wenn die Lage aussichtslos erscheint. Panik vernebelt das Gehirn. Zuversicht ermöglicht das Gegenteil: den Ernst der Lage zu erkennen, dabei der Angst zu trotzen und die Spielräume zu nutzen, die sich auftun.

In den aktuellen Zeiten fällt es ­manchmal schwer, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.

Zuversicht hängt stark mit Optimismus und Selbstwirksamkeit zusammen. ­Hoffnung bezieht sich auf das, was wir nicht selbst beeinflussen können.

Zuversicht: festes Vertrauen auf eine positive Entwicklung in der Zukunft, auf die Erfüllung bestimmter Wünsche und Hoffnungen. So die Erklärung im Duden. Doch ist es so einfach? Worin wurzelt der unerschütterliche Glaube an das Gute? Was fördert oder schwächt ihn? Und lässt er sich erlernen?

Wenn man von Zuversicht spricht, gibt es einige Begrifflichkeiten, die es abzugrenzen gilt, bzw. die die Zuversicht beeinflussen. Optimismus beispielsweise kommt vom Wort „Optimum“ und beschreibt eine lebensbejahende Grundeinstellung und den Glauben daran, dass das Bestmögliche eintritt.

Die Selbstwirksamkeit ist das Vertrauen in die eigene Tüchtigkeit. Sie bezeichnet das Vertrauen einer Person, aufgrund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen auch in Extremsituationen erfolgreich selbst ausführen zu können.

Auch Hoffnung beeinflusst die Zuversicht und lässt uns positiv in die Zukunft blicken. Jedoch bezieht sich die Hoffnung auf all das, was wir nicht beeinflussen können. „Zu hoffen, hat eher mit Gottvertrauen zu tun und das Resultat kann weniger durch die eigenen Fähigkeiten bestimmt werden“, erklärt Norman Schmid. Er ist Umwelt- und Gesundheitspsychologe in St. Pölten. „Hoffnung ist der Glaube daran, dass sich schon alles zum Guten wenden wird.“ Aber auch die Hoffnung kann ein leistungsfähiges Werkzeug sein, das uns durch schwierige Zeiten führt.

Viele Traditionen und Bräuche haben die Zuversicht als Ursprung. In den Raunächten zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Jänner werden Ängste überwunden und mit verschiedenen Ritualen die Geister besänftigt. Bei Hochzeiten streuen Kinder Blumen und die erwachsenen Gäste Reis – um die Geister gnädig  zu stimmen. Man klopft auf Holz und schließt die Augen, wenn man eine Sternschnuppe gesehen hat. Eine zuversichtliche Wunschformulierung, die im besten Fall auch in Erfüllung geht.

Kurz gesagt: Ein Ausstieg aus der Negativstimmung. Das gelingt mit einem „Aufwiegen“ und den Fragen: Was war heute positiv? Was war negativ? Dabei spielt die Achtsamkeit eine große Rolle. Denn wer achtsam durchs Leben geht und bewusst wahrnimmt, wird viel Schönes entdecken – und trainiert so wiederum die Zuversicht. Und wer Schönes für sich entdeckt, sei es malen, musizieren, Sport, Kochen oder Gartenarbeit, schafft sich für sich selbst einen Gestaltungsspielraum, in dem keine Schwebezustände oder Ungewissheit ausgehalten werden müssen. In diesem Bereich können wir fast ausschließlich mit Selbstwirksamkeit unsere Ziele erreichen.

Experten raten außerdem dazu, hin und wieder von routinierten Bequemlichkeiten abzuweichen und bewusst neue Erfahrungen zu suchen. So kann auf Unvorhersehbarkeiten trainiert werden. Zu wissen, dass uns nichts so leicht aus der Bahn werfen kann, beeinflusst die Fähigkeit, positiv zu denken. von Anja Rose