Nicht nur in Östereich -Preistreiber des Jahres in Deutschland

Viele Menschen werden auch 2024 nach dem Einkauf ungläubig auf ihren Kassenzettel geblickt haben. Die Inflation hat die Preise für viele Produkte steigen lassen. Zwar hat sich die Teuerungsrate aufs Jahr gerechnet mit 2,2 Prozent deutlich unter dem Niveau der Vorjahre bewegt, doch von einer Entspannung bei den Verbraucherpreisen kann keine Rede sein. Im Gegenteil: Zum Ende des Jahres ging es wieder nach oben. Der Dezember brachte mit 2,6 Prozent den dritten Anstieg in Folge und die zweithöchste Teuerungsrate des Gesamtjahres.

Doch wie teuer war 2024 wirklich? Und wofür mussten Verbraucherinnen und Verbraucher besonders tief in die Tasche greifen? Das verrät ein Blick in die Verbraucherpreisstatistik des Statistischen Bundesamtes. Die Daten sind aktuell nur bis November verfügbar, dürften sich aber im letzten Jahresmonat nicht mehr substanziell geändert haben.

Einsamer Spitzenreiter bei den Preistreibern ist Butter. Im November 2024 war das Streichfett im Vergleich zum Vorjahresmonat stolze 38,9 Prozent teurer. Dieser enorme Anstieg ist das Ergebnis mehrerer Faktoren. Landwirte lieferten weniger Milch, und die hatte auch noch einen immer geringeren Fettanteil. Die Zahl der Milchkühe und Milchviehbetriebe in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Auch regnerisches Wetter und wenig Sonnenschein führten dazu, dass Kühe weniger Milch gaben. Zusätzlich wurde die deutsche Milchproduktion durch den Ausbruch der Blauzungenkrankheit belastet. So stiegen schon die Preise für Rohmilch stark an, was in der Folge auch veredelte Produkte wie Butter teurer machte.

Auf dem zweiten Platz der Preistreiber 2024 rangiert Orangensaft. Um 17,9 Prozent verteuerte sich das Getränk im Vergleich zum Vorjahr. Anhaltend schlechte Ernten und knappe Vorräte von Orangensaftkonzentrat führen in der gesamten Branche zu höheren Preisen. Grund für die Produktionsausfälle der Klimawandel: Durch immer extremere Wetterverhältnisse waren die Ernten in den wichtigsten Lieferländern wie Brasilien, Italien und Spanien schlecht.

Rang drei der Preistreiber belegt ein weiteres tierisches Fett: Schmalz. Im November 2024 musste für das Schlachtprodukt 14,5 Prozent mehr bezahlt werden als ein Jahr zuvor. Der Rückgang von Milchviehbetrieben hat nicht nur Auswirkungen auf das Angebot von Milchprodukten, sondern auch auf die Verfügbarkeit und die Kosten anderer tierischer Speisefette.

Eine Gemeinsamkeit lässt sich bei fast allen Produkten erkennen, die in den Top Ten der höchsten Preissteigerungen vertreten sind: Sie sind auf gute Ernten angewiesen und damit auf eine funktionierende Umwelt. Der Klimawandel macht den Landwirten und Produzenten zu schaffen und führt immer häufiger zu einem knappen Angebot – und entsprechend hohen Preisen.

Olivenöl etwa wurde 13,3 Prozent teurer dicht gefolgt von Kürbissen (12,5 Prozent) und Weintrauben (10,6 Prozent). Der Anbau dieser Lebensmittel war 2024 besonders teuer. Wer sich Erdnüsse (10,3 Prozent) oder eine Tafel Schokolade (10,1 Prozent) gönnen wollte, musste ebenfalls mehr Geld bezahlen. Auch Multivitaminsaft (9,9 Prozent) und Paprika (9,6 Prozent) sind noch in den Top Ten vertreten.

Doch nicht bei allen Produkten führt das Klima zu höheren Preisen. Bei manchem Einkauf konnte man 2024 sogar sparen. Der Griff ins Regal fiel im November etwa bei Zucker besonders leicht. 23 Prozent weniger musste man für den kristallinen Süßmacher im Schnitt auf den Tresen legen. Im Gegensatz zu vielen anderen Erzeugnissen konnte hier eine reiche Ernte eingefahren werden.

Ganz ähnlich fiel die Ersparnis auch bei Gurken aus. Das grüne Gemüse kostete im November 2024 im Schnitt 22 Prozent weniger, als noch ein Jahr zuvor. Auf Rang drei bei den Preisnachlässen landeten Zwiebeln und Knoblauch, die 9,3 Prozent billiger wurden.

Volkswirte rechnen damit, dass sich die Inflation auch 2025 erst einmal oberhalb der 2 Prozent ansiedelt. Im Laufe des Jahres könnte sie sich dann der Zwei-Prozent-Marke annähern. von Sebastian Nagat