Schweinehaltung: Unsicherheit trotz guter Einkommen

Der Strukturwandel in der Schweinehaltung setzt sich fort. Welche Perspektiven und Ansätze es für die Zukunft der Betriebe gibt, zeigt die VISION 2028+.

Der Schweinebestand in Österreich reduzierte sich in den vergangenen Jahren signifikant: Laut Agrarstrukturerhebung von 3,25 Mio. Stück im Jahr 2010 auf 2,78 Mio. im Jahr 2020 (Abnahme von 14 %). 2023 wurden 2,52 Mio. Stück ausgewiesen, eine weitere Reduktion um rund 88.000 Schweine oder 3 % im Vergleich zum Vorjahr.

Nicht nur der Schweinebestand, sondern auch die Anzahl der Betriebe reduzierte sich enorm: 2010 hielten in Österreich noch 38.008 Betriebe Schweine, 2020 waren es 24.733. Das entspricht einem Rückgang von 13.275 Betrieben bzw. 35 % in diesem Zeitraum. Pro Jahr bedeutet das eine Abnahme von 3,5 % (Vergleich Milchviehhaltung: -2,65 %). Der überwiegende Anteil der Schwei­ne wird in den Bundesländern Ober­österreich (39,7 %), Niederösterreich (27,5 %) und Steiermark (26,3 %) gehalten. Die restlichen 6,5 % verteilen sich auf die anderen Bundesländer. Als Folge des Strukturwandels werden immer mehr Schweine pro Betrieb gehalten. Von 35 Schweinen im Jahr des EU-Beitritts 1995 über 85 Stück im Jahr 2010 bis hin zu 112 Schweinen pro Betrieb im Jahr 2020.

Die größten Bestände finden sich in Oberösterreich, gefolgt von Niederösterreich und der Steiermark. In Kärnten und den westlichen Bundesländern gab es 2020 noch rund 10.000 schweinehaltende Betriebe, jedoch mit deutlich kleineren Beständen pro Betrieb.

Mehr als zwei Drittel der Schweine in Österreich werden in Vollspaltensystemen gehalten. Der Anteil erhöhte sich von 57,7 % im Jahr 2010 auf 68,7 % im Jahr 2020. Mit 76 % verfügt Oberösterreich über den höchsten Anteil.

Laut Agrarstrukturerhebung 2020 werden 18,5 % der Tiere auf Teilspalten und weitere 12,8 % in sonstigen Stallsystemen gehalten. Die Zuchtschweine (rund 5.000 Betriebe mit etwa 53 Sauenplätzen pro Betrieb) werden merklich häufiger in alternativen Stallformen gehalten. Die Vollspaltensysteme werden in absehbarer Zukunft in Österreich auslaufen, die genaue Übergangsfrist bis zu einem neuen gesetzlichen Mindeststandard ist noch offen. In dem Forschungsprojekt IBeSt unter der Leitung von Birgit Heidinger von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein werden mögliche Optionen für verbesserte Haltungsbedingungen in bestehenden Stallungen beforscht.

Die Schweinehaltung ist geprägt von volatilen Preisen und schwankenden Einkommen. In den Jahren 2022 und 2023 hat sich das Einkommen der Betriebe enorm nach oben entwickelt. Während im Schnitt aller Buchführungsbetriebe in Österreich im Jahr 2023 Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft von 39.526 € erzielt wurden, lag der entsprechende Wert bei den Schweinehaltungsbetrieben bei 109.514 €. Gegenüber dem Vorjahr steigerte sich das Einkommen der schweinehaltenden Betriebe um 31.385 € oder 40 % (78.129 € im Jahr 2022)

Der auffällige Einkommenszuwachs in der Schweinemast im Jahr 2022 ist offenbar ein Ergebnis eines um 27 % höheren Basispreises gegenüber 2021. Im Jahr 2023 sank jedoch das Einkommen trotz weiter steigendem Basispreis, weil sich gleichzeitig der Ferkelpreis deutlich stärker erhöhte. Der um 42 % gestiegene Ferkelpreis gegenüber 2022 erklärt auch überwiegend den großen Einkommenszuwachs 2023 für die Aufzuchtbetriebe. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass der Preis für die meisten Kraftfuttermittel im Jahr 2023 deutlich gegenüber dem Vorjahr abnahm, was noch einmal das Einkommensplus befeuerte. Beispielsweise verringerte sich laut AMA der Preis für Futterweizen von 276 €/t (2022) auf 165 €/t (2023) exkl. USt.

In Bezug auf die Zukunftsaussichten gibt es eine kleine Abweichung zum Gesamtergebnis: Unter den Schweinehaltern blickte nur ein Prozent sehr positiv in die Zukunft, unter allen Betrieben waren es 7 %. Andererseits lag der Anteil der Schweinehaltungsbetriebe mit einer eher positiven Zukunftseinstellung bei 29 %, um fünf Prozentpunkte höher als im Schnitt aller Betriebe.

In einer eigenen Frage wurden konkrete betriebliche Anpassungen erhoben. Knapp ein Drittel der Schweinehaltungsbetriebe wollte zum Zeitpunkt der Befragung die landwirtschaftliche Fläche ausdehnen, zwei Prozent gaben an, ihre Flächenausstattung zu verringern. Bezüglich der Tierhaltung war es umgekehrt: Ein Drittel der Befragten wollte laut eigener Angabe den Tierbestand verringern, 15 % gingen von einer Ausweitung ihrer Nutztierhaltung aus. Die restlichen 50 % planten keine größeren Veränderungen beim Tierbestand

Maßnahmen und Impulse der VISION 2028+ für Schweinehalter

Nachfolgend werden aus den rund 170 Maßnahmen in der VISION 2028+ zehn (zum Teil verkürzt) aufgelistet, die einen hohen Bezug zur Schweinehaltung aufweisen.

  • Die VISION artikuliert ein klares Bekenntnis zur Nutztierhaltung in Österreich, mit Schwerpunkt auf Qualitätsprogramme, Umwelterfordernisse und auch auf die gesellschaftliche Akzeptanz.
  • Der Einsatz von Nebenprodukten in der Schweine- und Geflügelhaltung wird forciert.
  • Spezielle Anreize für Tierwohlställe werden gesetzt.
  • Die Digitalisierung zur Einsparung von Betriebsmitteln und Fixkosten in der Innenwirtschaft wird verstärkt vorangetrieben.
  • Technologien wie Sensoren in der Nutztierhaltung werden verstärkt genutzt, um effizienter zu wirtschaften und die Dokumentationsarbeiten für die Landwirte zur verringern.
  • Flächenmonitoring, Precision-Farming, Farm-Management-Informationssysteme etc. werden aktiviert und ausgebaut, um effizienter zu wirtschaften und Dokumentationsarbeiten zur verringern.
  • Die Haltungsform bei tierischen Produkten wird ausgelobt. Ziel ist ein fünfstufiges Modell mit Bio als eigener Stufe an der Spitze und mit einer visuellen Darstellung, bei der die Herkunft im selben Sichtfeld mit der Haltungsform ausgelobt wird.
  • Klimaresiliente Nutztierhaltung wird durch optimierte Futterproduktion und Fütterung vorangetrieben. Hitzestress, Tiergesundheit und Tierwohl werden durch Beratung und geförderte Stallbaumaßnahmen verbessert.
  • Bildungsmaßnahmen für Landwirtinnen und Landwirte werden verstärkt, um die Kompetenz bei der Kommunikation mit der Gesellschaft zu verbessern.
  • Bestehende landwirtschaftliche Bildungsangebote wie Schule am Bauernhof werden im Jahreszyklus in den Pflichtschulen dauerhaft implementiert.

Unsere Autoren: Leopold Kirner und Theresa Eichhorn, Hochschule für Agrar- und Umwelt­pädagogik und Kim Mewes, Bundes­ministerium für Land- und Forstwirtschaft von Roland Pittner