Die Unterschiede zwischen den Bodenpreisen in Europa sind riesig. Deutschland gehört mit zu den Ländern, wo der Boden am teuersten ist. Außerdem sind die Bodenpreise hierzulande mit am stärksten gestiegen. Gleichzeitig ist Deutschland das Land mit den größten regionalen Preisunterschieden. Die Bodenpreise in der EU liegen weit auseinander – von 3.500 Euro im Baltikum bis 115.000 Euro in einigen deutschen Regionen.
Deutschland gehört zusammen mit Italien, dem Vereinigten Königreich und Irland, zu den Ländern mit den teuersten Ackerböden. An die Preise in den Niederlanden reicht insgesamt zwar niemand heran – einzelne Regionen in Deutschland haben aber noch höhere Preise. Gleichzeitig gibt es eine Gruppe großer Agrarländer mit erheblich niedrigeren Bodenpreisen – wie etwa Frankreich, Spanien, Polen und noch einige andere.
Am billigsten ist der Boden nach wie vor im Baltikum und in einigen osteuropäischen Ländern – wie etwa Rumänien. Doch speziell in Rumänien hat sich der Boden zuletzt so stark verteuert, dass der Handel staatlich stärker reguliert wurde.
Die Gründe für die großen Preisunterschiede und für die abweichende Preisdynamik sind komplex. Dennoch lassen sich einige Einflussfaktoren benennen:
1 Die Produktivität der Landwirtschaft,
2 Der Anteil von Bodeneigentum und Pachtland und die entsprechende Verfügbarkeit von Flächen,
3 Die Situation an den Kredit- und Kapitalmärkten und der Einfluss sogenannter (außerlandwirtschaftlicher) Investoren.
4 Hinzu kommen noch weitere Faktoren, wie der Umfang der staatlichen Regulierung und Kontrolle des Bodenmarktes und die Höhe der sogenannten Transaktionskosten – gemeint sind Steuern und andere Abgaben. Nicht zu vergessen sind die Höhe der Direktzahlungen und der sogenannte Flächenfrass – oder anders gesagt: Der Alternative Flächenverbrauch durch kommunalen Wohnungs- und Straßenbau, Gewerbegebiete und den Bau von Solarparks oder Windkraftanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen.
Eine wichtige Einflussgröße für die Höhe der Bodenpreise ist offenbar die Größe des Bodenmarktes – oder anders gesagt: Das Verhältnis von Pacht- und Eigentumsflächen und die Mobilität der vorhandenen Flächen.
Ein Vergleich der in Eigentum befindlichen Flächen mit der Höhe der Bodenpreise bestätigt diese Vermutung. So haben einige, vor allem westeuropäische Länder – mit hohen Eigentums- und niedrigen Pachtanteilen an der insgesamt bewirtschaften Fläche – die höchsten Bodenpreise.
Beispiel Niederlande: Das Land in Europa mit den höchsten Bodenpreisen – dort sind etwa 75 Prozent der Flächen im Eigentum und nur 25 Prozent verpachtetet. Ähnlich ist die Situation in Italien und in Irland. Dort gehören den Bauern über 80 Prozent der Flächen. In Deutschland sind nur knapp 40 Prozent der Flächen im Eigentum der Landwirte – im Süden mehr als im Norden oder im Osten.
In den meisten osteuropäischen Ländern hat der Bodenmarkt – nach dem Ende des Sozialismus einen langen Transformationsprozess durchgemacht – mit recht unterschiedlichen Ergebnissen. So liegt der Anteil an Bodeneigentum in Polen und Rumänien ebenfalls über 80 Prozent – gleichzeitig sind die meisten landwirtschaftlichen Betriebe in beiden Ländern ziemlich klein.
In Tschechien und der Slowakei sind nur 17 bzw. 11 Prozent der Flächen im Eigentum – der Rest ist Pachtland – und die landwirtschaftlichen Betriebe sind ähnlich wie in Ostdeutschland sehr groß. Dazwischen liegt Ungarn, mit einem Eigentumsanteil von 44 Prozent und eher gemischten Betriebsgrößen.