Die Welt steckt in der Rohstoffkrise – und wir erleben, wie Engpässe unseren Alltag bestimmen. Vieles spricht dafür, dass die Zeiten der Überflusswirtschaft vorbei sind.
Vor 13 Jahren erfasste die letzte große Rohstoffkrise die Welt. Öl kostete damals zeitweise 140 Dollar pro Fass. Die Preise für Reis, Weizen oder Mais gingen durch die Decke. In ärmeren Ländern waren viele Menschen von Hunger bedroht. Proteste und Aufruhr waren die verständliche Folge. Im wohlhabenden Westen stiegen die Inflationsraten.
Die Weltwirtschaft stand damals am Ende des Globalisierungsbooms der Nullerjahre. Nach einem ressourcenintensiven Aufschwung mit Wachstumsraten um fünf Prozent waren natürliche Grenzen erreicht. China war zum weltgrößten Verbraucher von Kohle, Eisenerz, Nickel, Aluminium, Blei, Zink und Kupfer geworden, ebenso zur größten Verbrauchernation von Getreide. All die Dinge, die sich nicht beliebig in Fabriken vermehren lassen, wurden knapp: Bodenschätze, Ackerfrüchte, Wasser. Die Spekulation an den Börsen trieb die Preise zusätzlich.
Vor 13 Jahren lebten 6,8 Milliarden Menschen auf der Erde. Heute sind es 7,8 Milliarden.
Die jährlichen Kohlendioxidemissionen lagen bei 31 Gigatonnen jährlich. Heute sind es 36 Gigatonnen. Die weltweiten Durchschnittstemperaturen sind seither gestiegen, womöglich um ein halbes Grad Celsius, wie Berechnungen von Forschern der Universität Berkeley zeigen.
Es wird voll auf der Erde. Und warm.
Abermals stecken wir in einer Rohstoffkrise. Abermals erleben wir, wie Knappheiten unseren Alltag bestimmen. Gas, Kupfer, Computerchips, Raps, Arbeitskräfte – auf vielen Märkten wird es eng. Lieferengpässe legen die Produktion lahm. Preise schießen in die Höhe. Die Inflationsraten ziehen an, die Notenbanken sind unschlüssig, ob es sich um vorübergehende Verspannungen handelt oder um den Beginn einer neuen Ära, die eine entsprechend straffere Geldpolitik erfordert.
Die drei Großtrends, so die zentrale These, würden »sieben Knappheiten« hervorrufen – grundlegende Verschiebungen, die zwar immer wieder kurzfristig von gegenläufigen Entwicklungen überdeckt werden könnten, die aber letztlich unsere weitere Zukunft bestimmen.
Was indes bleiben wird, sind die sieben Knappheiten: Menschen, Geist, (nutzbarer) Boden, (saubere) Energie, Wasser, Zeit und Macht.
Die Gegenwart ist schwierig genug. Die weitere Zukunft wird nicht einfacher.
Eine Kolumne von Henrik Müller Spiegel