Holländische Landwirte und der Schachthof Gosschalk haben eine Vermarktungsgenossenschaft gegründet. Die Landwirte erhalten deutliche Zuschläge.
In den Niederlanden haben die Landwirte-Aktionsgruppe „Farmers Defence Force“ (FDF) und der Schlachthof Gosschalk im Rahmen des neuen Vermarktungslabels „Farmer-Friendly-Schweinefleisch“ einen Vertrag über den Absatz von Schlachtschweinen unterzeichnet. Es handelt sich dabei um Tiere, die nach dem gesetzlichen Standard produziert wurden. Der Vertrag, der einen „ehrlichen“ Auszahlungspreis wiederspiegeln soll, garantiert den teilnehmenden Landwirten einen Aufschlag von 15 bis 16 Cent pro kg Schlachtgewicht auf Basis der Van Rooi Meat-Notierung und sichert zu, dass der Preis mindestens immer der Beter-Leven-Notierung, dem holländischen Tierwohl-Labelprogramm, entspricht. Hier erhalten die teilnehmenden Landwirte je nach Vermarktungsweg unterschiedliche Boni.
Nach Aussage von Roy Nillesen, Vorsitzender des FDF-Schweineteams, erzielen die teilnehmenden Schweinehalter durch die Vereinbarung künftig Auszahlungspreise, die über dem niederländischen Notierungsschnitt liegen. Neben der jetzt neu eingeführten Notierung gibt es im Nachbarland noch Schlachtschweinenotierungen unter anderem von Vion, Compaxo, Westfort sowie den DCA-Beursprijs, die sich teil erheblich voneinander unterscheiden. Der Grund ist, dass die Vermarkter in den Niederlanden in der Regel individuelle Grundpreise festlegen, die dann mit zum Teil deutlichen Zuschlägen aufgewertet werden.
Für das Projekt hatten FDF und Gosschalk zuvor eine neue Genossenschaft gegründet, an der beide Seiten zu je 50 % beteiligt sind. Die Mitglieder der FDF liefern ihre Schweine künftig über die Genossenschaft an die noch zu gründende Schlachthof-Gesellschaft, die dann den Verkauf des Fleisches in die Hand nimmt. Ein Zielmarkt für Ohren, Pfötchen usw. soll China sein. Der Schlachthof Gosschalk besitzt eine Exportlizenz für das asiatische Land und schlachtet rund 10.000 Schweine pro Woche. Offen bleibt, wann die Vermarktung startet und wie nachhaltig das Projekt ist. In Deutschland jedenfalls ist es bislang nicht gelungen, dauerhaft höhere Preise in der Vermarktung von konventionell gehaltenen Schweinen durchzusetzen.
Die Gewinne aus der Vermarktung werden zu je 50 % an die Mitgliedsbetriebe der FDF und Gosschalk ausgeschüttet. Der FDF-Anteil wird dann zu gleichen Teilen an die teilnehmenden Betriebe ausgeschüttet. Sauenhalter, die Ferkel an teilnehmende Mäster liefern, erhalten aus dem Topf eine Gewinnbeteiligung von 10 %. Mit diesem Bonus will man die Belieferung der Mäster mit Ferkeln sicherstellen.
Um die Genossenschaft mit Kapital auszustatten, investieren Schweinemäster zu Beginn als Einlage zwischen 0,50 und 1,50 € je geliefertem Mastschwein und Jahr, Sauenhalter 1,50 bis 2 € je Sau und Jahr. Der Schlachthof Gosschalk investiert den gleichen Betrag. Sobald die Organisation wirtschaftlich stabil läuft, erhalten die Mitglieder ihre Einlagen zurück. „In unserem neuen Vermarktungskonzept setzen wir noch stärker als bisher auf die enge Zusammenarbeit in der Kette nach dem Motto: Einer für alle, alle für einen“, betont Roy Nillesen. Er ist sich zudem sicher, dass die Zeit für neue Geschäftsmodelle jetzt günstig ist, weil sich der Schlachtschweinemarkt künftig mehr und mehr zum Verkäufermarkt entwickeln wird. Marcus Arden