Eine Woche nach der Zulassung der ersten brasilianischen Betriebe für den Export von Schweinefleisch nach Kanada hat die dortige Gesundheitsbehörde zwei weiteren Unternehmen die Ausfuhrgenehmigung erteilt. Wie der brasilianische Verband für tierisches Protein (ABPA) am vergangenen Mittwoch berichtete, sind nun insgesamt fünf Produktionsstätten aus dem Bundesstaat Santa Catarina für die Beschickung des kanadischen Marktes zugelassen. Die veterinärrechtliche Öffnung des Marktes sei im März dieses Jahres nach jahrelangen Verhandlungen erreicht worden, erläuterte der Verband. „Mit den neuen Handelsmöglichkeiten hoffen wir, dass Kanada als Kunde im Schweinefleischexport an Bedeutung gewinnt und die Lieferungen von höherwertigen Produkten wie Bauch und Rippen dorthin zunehmen werden“, erklärte ABPA-Präsident Ricardo Santin. Gleichzeitig sollten die Verkäufe nach Kanada dazu beitragen, den starken finanziellen Druck auf die Schweinebranche zu verringern, die mit Produktionskosten auf historischem Niveau konfrontiert sei. Kanada war dem Verband zufolge 2021 mit 1,5 Mio. t der weltweit drittgrößte Exporteur von Schweinefleisch, importierte aber gleichzeitig rund 250 000 t.
Weitere Absatzmärkte hat Brasilien dringend nötig, denn im bisherigen Jahresverlauf klemmt der Export: Laut Erhebung von ABPA lagen die Ausfuhren von Schweinefleisch im Mai mit 89 300 t um 12,4 % unter dem Niveau des Vorjahresmonats; von Januar bis Mai war der Auslandsverkauf gegenüber der Vorjahresperiode um 8,2 % auf 416 600 t rückläufig. Bei den Exporterlösen wurde sogar ein Minus von rund 17 % auf umgerechnet 852 Mio. € verzeichnet. Grund war, dass auch Brasiliens Exporte nach China und Hongkong eingebrochen sind; im Mai wurde dort nur noch die Hälfte des Absatzes des Vorjahresmonats erzielt. Zwar stiegen 2022 bisher die Lieferungen auf die Philippinen, nach Japan und einige andere Länder merklich an, doch konnten damit die Verluste des Chinageschäftes nicht kompensiert werden. Im ersten Quartal 2022 legten die Schweineschlachtungen in Brasilien gegenüber dem Vorjahresquartal um 7,2 % auf 13,64 Mio. Tiere zu; die Schweinfleischerzeugung stieg um 6,7 % auf 1,24 Mio. t. Das große Angebot sorgte bei nachlassenden Exporten für schwache Schlachtschweinepreise, die trotz der höheren Produktionskosten klar unter dem Vorjahresniveau blieben. AgE