Bislang gibt es bei den Agrarrohstoffen keine Blasen an den Terminmärkten. Dennoch wächst das Interesse von Anlegern, ihr Geld in die Rohstoffmärkte zu investieren.
Kapitalanleger suchen auch auf den Rohstoffmärkten nach rentierlichen Anlagemöglichkeiten. Begünstigt wird diese Entwicklung durch ein niedriges Zinsniveau bzw. eine lockere Geldpolitik der Notenbanken, die die Konjunktur ankurbeln soll.
Dem DBV liegen zahlreiche wissenschaftliche Studien vor, wonach spekulative „Blasen“ an den Terminmärkten („Preisübertreibungen“) in der Regel nur dann entstehen können, wenn in den von Angebot und Nachfrage bestimmten Börsenplätzen keine vollständige Markttransparenz gegeben ist. Bislang konnten derartige Marktverzerrungen an den Agrarterminmärkten aber nicht nachgewiesen werden.
Seit dem Wegfall der EU-Agrarpreisstützung werden die heimischen Erzeugerpreise von der Situation auf den internationalen Agrarmärkten geprägt. Infolgedessen haben sich die Preisschwankungen (Volatilitäten) an den europäischen Agrarmärkten in den letzten Jahren deutlich erhöht.
Die Preisschwankungen an den europäischen Getreide- oder Milchmärkten zum Beispiel sind groß. Vor diesem Hintergrund gewinnen Preisabsicherungsinstrumente wie Warenterminmärkte für Anbieter und Käufer von Agrarrohstoffen an Bedeutung. Landwirte sichern sich im Vorfeld der Ernte vor allem über Vorkontrakte ab, denen Warentermingeschäfte des Handels zugrunde liegen.
Bei der Vermarktung von Getreide und Raps nutzen immer mehr Landwirte Vorkontrakte zur Preisabsicherung. Nach Ergebnissen des Konjunkturbarometer Agrar gaben im März 2022 51 % der Verkaufsgetreide anbauenden Landwirte an, Vorkontrakte mit Abnehmern wie Handel und Mühlen über ihre anstehende Ernte oder Teile davon abgeschlossen zu haben oder zu planen. Der entsprechende Wert für die Raps anbauenden Betriebe lag im März 2022 bei 79 %.
Der globale Handel mit Agrarprodukten wird nicht nur durch Angebot und Nachfrage beeinflusst. Erhebliche Bedeutung haben auch die Wechselkurse.
Der internationale Agrarrohstoffhandel wird überwiegend auf US-Dollar-Basis abgewickelt. Eine Euro-Schwäche gegenüber dem US-Dollar wirkt sich auf die deutschen Exportgeschäfte positiv aus, da die Unternehmen billiger auf dem Weltmarkt anbieten. Die Importe von Rohstoffen und Gütern verteuern sich dagegen, was sich belastend auf die Produktionskosten auswirkt.
Im Laufe des Jahres 2022 hat der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich an Wert verloren. Lag der Kurs Anfang 2022 noch bei knapp 1,13 US-Dollar/Euro, ist er im September und Oktober 2022 sogar unter die Parität abgerutscht. Im November 2022 lag der Kurs immerhin wieder bei 1,02 US-Dollar/Euro. Damit sind Exporte in den US-Dollarraum im Laufe des Jahres 2022 billiger, Importe dagegen teurer geworden.