Einfach nicht korrekt – 40 % der Eigenmarken nicht mit österreichischer Milch erzeugt

Fast 1.000 Butter- und Käseprodukte haben Jungbauern in Supermärkten nach Herkunft und Preis untersucht. Ergebnis: 40% der Produkte sind nicht nachweislich mit österreichischer Milch hergestellt.

„Aufgrund der Preissituation im LEH haben wir einen Regionalitätscheck bei Eigenmarken-Milchprodukten in Supermärkten durchgeführt“, erklärte Anna-Maria Neudorfer von den Jungbauern Oberösterreich bei einer Pressekonferenz in Wien. „Der LEH verspricht immer, bei Eigenmarken gewohnt hohe Qualität zu einem günstigen Preis anzubieten. Wir wollten wissen, was ist dran an dieser Aussage? Und wer treibt die Preise bei Lebensmitteln?“

Den Check in den Supermärkten haben Jungbauern aus Oberösterreich, Kärnten und Tirol zusammen mit dem Verein „Wirtschaften am Land“ durchgeführt. Die Ergebnis präsentierte Neudorfer gemeinsam mit Johann Költringer, GF der VÖM, und Carina Reiter, Vorsitzende des Fachausschusses Jungbauern im Österreichischen Bauernbund.

Die Ergebnisse des Einkaufstests: „60% der Milchprodukte sind unzweifelhaft von heimischen Milchbauern. Bei 27% ist allerdings gar nicht erkennbar, woher der Rohstoff Milch stammt“, erklärte Neudorfer. Die meisten der überprüften Produkte entfallen auf verschiedene Käsesorten wie Mozzarella, Schnitt- oder Streichkäse. „59% davon wurden mit österreichischer, gentechnikfreier Milch hergestellt“, führte die Jungbäuerin aus: „Bei der Butter sind es sogar 72% Österreich-Anteil. 21% sind allerdings auch hier nicht ordentlich gekennzeichnet“, bemängelt Neudorfer. Unterm Strich konstatiert Neudorfer: „Die Ergebnisse des Regionalitäts-Checks lassen Luft nach oben.“

„Nach wie vor gibt es verschiedene Methoden der Kennzeichnung, die die Konsumentinnen und Konsumenten oft verwirren, anstatt Sicherheit zu geben. Bezeichnungen wie ‚Abgepackt in Österreich‘ sind keine Herkunftsangabe, sondern verweisen nur auf den letzten Verarbeitungsschritt, ebenso wie das sogenannte Genusstauglichkeitskennzeichen“, meinte Johann Költringer, Geschäftsführer der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter. Auf manchen Verpackungen seien sogar mehrere Genusstauglichkeitskennzeichen aufgedruckt.

Költringer: „Eine sichere Herkunftsbezeichnung ist das AMA-Gütesiegel, das zudem Qualität über gesetzlichen Standards garantiert.“ In den letzten Jahren hat der Eigenmarken-Anteil im Supermarkt stets zugenommen, führt Költringer aus: „Die RollAMA-Daten für das Jahr 2022 zeigen, dass die Eigenmarken mit 63% beinahe zwei Drittel des Sortiments einnehmen, Tendenz steigend. Im Käsebereich lag der Anteil bei immerhin 58%.“ Und Költringer meinte auch: „Über Eigenmarken die Preissituation zu verbessern, ist langfristig der falsche Weg auf Kosten der Eigenversorgung.“ Bei Butter sei der Preis inzwischen bereits wieder 7 % billiger als vor einem Jahr. „Wir warnen davor, die Preise nach unten zu drücken, das geht nur zu Lasten der Bauern.“

Zu beachten sei, dass günstige Einstiegspreise kompensiert werden müssen, ergänzte Carina Reiter: „Wir fragen uns, wer die Kosten billiger Eigenmarken trägt – und wer davon profitiert. Fakt ist, dass der höhere Anteil auch das Kräfteverhältnis am Verhandlungstisch verschiebt, wie der erste Tätigkeitsbericht des unabhängigen und weisungsfreien Fairness-Büros zeigt. In der Diskussion rund um die Preisentwicklung von Lebensmitteln dürfen wir nicht vergessen, dass unsere Bäuerinnen und Bauern nach wie vor mit hohen Produktionskosten konfrontiert sind. Um stabile Preise zu gewährleisten, braucht es ein starkes Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft.“

Reiter tritt für mehr Transparenz ein: „Der Regionalitäts-Check hat eindeutig klargestellt, dass in diesem Bereich noch Nachholbedarf herrscht. Qualitativ hochwertige Lebensmittel aus Österreich dürfen nicht unter dem Deckmantel der Anonymität beliebig durch kostengünstigere, ausländische Urprodukte austauschbar sein. Deshalb fordern wir die verpflichtende Herkunftskennzeichnung auf verarbeitete Lebensmittel, wie seitens der EU-Kommission schon lange angekündigt. Die mittelfristige Sicherstellung der Versorgung ist nur mit wirtschaftlicher Stabilität auf den Höfen möglich, gerade die Jungbauern und jungen Hofübernehmer brauchen Zukunftsperspektiven. Wir fordern daher Zug zum Tor, um schon bald den Konsumentinnen und Konsumenten mehr Sicherheit beim Einkauf und den österreichischen Bauernfamilien eine angemessene Wertschöpfung für die tägliche Arbeit bieten zu können.“