Hans Kudlich: Held der Bauernbefreiung bei uns in Österreich

Vor 175 Jahren schwang sich Hans Kudlich zum Helden der Bauernbefreiung auf. Eine Erinnerung an eine historische Persönlichkeit.

Wien Vor 175 Jahren wurde im Habsburger-Kaiserreich das Grundentlastungsgesetz, das die Bauern aus der Abhängigkeit und dem Untertanenverhältnis gegenüber der Guts-und Grundherrschaft befreite, beschlossen. Der damals jüngste Abgeordnete im Reichstag , Hans Kudlich, 25-jähriger Student und Bauernsohn aus Lobenstein (heute Uvalno in Tschechien), hatte im Reichstag den Antrag gestellt, der nicht nur bei den 94 bäuerlichen Abgeordneten, sondern auch bei den bürgerlich-liberalen Gruppen im 382 Mitglieder zählenden Parlament weitgehende Unterstützung gefunden hat.Die Reichsversammlung beschloss: „Von nun an ist das Untertänigkeitsverhältnis samt allen daraus entspringenden Rechten und Pflichten aufgehoben.“ Nach eingehenden Verhandlungen wurde dieser historische Antrag von Hans Kudlich von Kaiser Ferdinand sanktioniert.

Am 24. September dieses Jahres bedankten sich 60.000 Bauern mit einem eindrucksvollen Fackelzug dafür, über Grund und Boden und die wirtschaftliche Ausrichtung der Betriebe verfügen zu können. Der Kaiser flüchtete nach Aufständen im Revolutionsjahr 1848 nach Mähren, Staatskanzler Klemens Wenzel Metternich trat zurück. Der junge Kaiser Franz Joseph folgte ihm nach und führte die Grundentlastung bauernfreundlich durch und regierte bis 1916. Hans Kudlich wurde aufgrund der Teilnahme an der Revolution gegen eine nicht mehr zeitgemäße Wirtschaftsform und Verfassung in Abwesenheit zum Tode verurteilt und floh nach dem Scheitern des Wiener Oktober-Aufstands nach Amerika.

Hans Kudlich starb als anerkannter Arzt und Politiker 94-jährig 1917 in Hoboken bei New York. Die Bauernbefreiung in Österreich ist ein Meilenstein für die Entwicklung der Land-und Forstwirtschaft von der Monarchie bis zur Republik.

Nach der Gründung der Doppelmonarchie Österreich/Ungarn 1867 wurden als Konsequenz aus der Bauernbefreiung wichtige Behörden und Institutionen gegründet, die als kaiserliches Erbe bis heute Bestand haben. Gemäß Reichsgesetzblatt 12/1868 wurde das Ackerbauministerium mit dem ersten Minister Alfred Graf Potocki errichtet und dem neuen Ressort die Verantwortung für alle Bodenprodukte sowie die Forstwirtschaft und Kompetenzen für die Jagd und Fischerei übertragen.

Die Kernaufgaben Land- und Forstwirtschaft, Ernährung, Wasserwirtschaft und Kulturtechnik werden auch noch vom heutigen Agrarressort wahrgenommen. Zur Beobachtung der Preise und Steuerung des Agrarhandels wurde 1869 die Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien eingerichtet und hält wöchentlich Notierungssitzungen für wichtige pflanzliche Produkte ab.

Zur Intensivierung der Ausbildung in der Landwirtschaft sowie Forschung wurden 1869 das Francisco-Josephinum in Mödling bei Wien, heute in Wieselburg, gegründet, die Universität für Bodenkultur 1872. Als Folge der Bauernbefreiung und Beratungen beim Agrarkongress 1868 in Wien folgten schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Gründungen von Genossenschaften und Landeskulturräten, aus denen nach dem Zerfall der Monarchie 1918 die Landwirtschaftskammern hervorgingen.

Im Jahre 1968 gründete der damalige ÖVP-Landwirtschaftsminister Karl Schleinzer die Gesellschaft für Land-und Forstwirtschaftspolitik (ab 1991 Ökosoziales Forum) als Plattform für den Dialog zwischen Land-und Forstwirtschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Organisation schuf den Hans Kudlich-Preis für publizistische und wissenschaftliche Leistungen im Dienste der Land-und Forstwirtschaft, der bis heute an 160 Persönlichkeiten, darunter auch an den Autor dieser Zeilen 1990, vergeben wurde. Einig sind sich die politischen Interessensvertretungen für die Land-und Forstwirtschaft darüber, dass sich Hans Kudlich heute für Menschenrechte, persönliche Freiheit, europäische Werte und Solidarität einsetzen würde.