Die Österreichische Hagelversicherung schätzt Schäden für Bauern in 2023 auf rund 250 Mio. Euro. Ein Großteil davon durch Dürre.
Das Jahr 2023 war nach Angaben der österreichischen Hagelversicherung in Österreich gemeinsam mit dem Jahr 2018 als das wärmste Jahr in die 256-jährige Messgeschichte. Das hatte fatale Folgen für Landwirte. Frost, Hagel, Sturm, Überschwemmung und vor allem Dürre verursachten heuer einen Gesamtschaden in der österreichischen Landwirtschaft von 250 Mio. €. Das waren 80 Mio. € mehr als 2021. Damit war dies der höchste Schaden seit fünf Jahren. 2018 betrug der Schaden 270 Mio. €, 85 % davon entfielen auf Dürreschäden.
Nicht ganz so hoch war der Anteil der Dürreschäden in 2023. „Rund 70 % von 250 Mio. €, also 170 Mio. €, sind auf die Dürre zurückzuführen“, zieht Vorstandsvorsitzender Dr. Kurt Weinberger, Bilanz. Seiner Ansicht nach werden die rekordbrechenden Temperaturen in Zukunft keine Ausnahme mehr sein, sondern zur Normalität werden, wenn man die Erderwärmung nicht in den Griff bekomme. „Die Folgen des Klimawandels in Form der zunehmenden Naturkatastrophen führen zu großen ökologischen, wirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Schäden. Es braucht daher rasch ein gesellschaftspolitisches Umdenken,“ fordert Weinberger.
Nach Angaben der Hagelversicherung erlitten Österreichs Landwirte seit 2013 einen Gesamtschaden allein aufgrund der Dürre von 1 Mrd. €.
Die erste Jahreshälfte war für die heimische Landwirtschaft sehr herausfordernd: Einem verfrühten Vegetationsbeginn durch einen milden März folgte ein relativ kühler April. Die Folge des Temperatursturzes Anfang April waren schwere Frostschäden an Obstkulturen von 35 Mio. €, insbesondere in der Steiermark. Sehr niederschlagsintensive Wochen, vor allem im Osten und Süden Österreichs, führten im April und im Juli zu schweren Überschwemmungen. Ebenso kam es zu Hagel- und Sturmschäden an landwirtschaftlichen Kulturen. In Summe entstand durch diese Wetterextreme ein Schaden von 45 Mio. € an landwirtschaftlichen Kulturen.
Das dominierende Thema war aber in den Sommermonaten die extreme Dürre, vor allem im Norden und Westen Österreichs. So folgten dem siebent wärmsten Sommer der Messgeschichte der heißeste September und Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen. In Summe entstand durch den fehlenden Niederschlag und durch eine Vielzahl an Tagen mit Temperaturen jenseits der 30 °C ein Dürreschaden von 170 Mio. €. Betroffen waren vor allem Maiskulturen und Grünland.
Nach Einschätzung der Weltwetterorganisation (WMO) wird 2023 weltweit als das wärmste Jahr seit der Industrialisierung in die Geschichte eingehen. Global, kontinental und national seien daher konsequente Klimaschutzmaßnahmen erforderlich, so Weinberger. Die Umsetzung der von der Wissenschaft seit langem geforderten Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen durch weitere Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energieträger und die weitere Forcierung des öffentlichen Verkehrs, sei in Österreich ein Gebot der Stunde. Laut Rechnungshof drohen Österreich Strafzahlungen von bis zu 9 Mrd. €, wenn die Klimaziele verfehlt werden.
Gleichzeitig muss Österreich nach Weinbergers Auffassung, das größte hausgemachte Umweltproblem, den Bodenverbrauch, in den Griff bekommen. Mehr als 11 ha Äcker und Wiesen werden täglich durch Verbauung zerstört. Durch diese grob fahrlässige Umweltzerstörung werde nicht nur die heimische Lebensmittelversorgung und das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen gefährdet. „Außerdem nehmen dadurch Überschwemmungsschäden massiv zu, da Wasser bei Starkniederschlägen nicht versickern kann“, warnt der Versicherungsexperte. von Josef Koch