Japan hat die Forstwirtschaft restrukturiert und das Holzaufkommen verdoppelt. Wie Österreich davon profitieren möchte.
Trotz kleinstflächiger Waldbesitz-Strukturen schaffte Japan, was vergleichbare Länder wie Österreich, Bayern oder Finnland mit ihren vielen Privatwaldbesitzern nur schwer zu bewerkstelligen vermögen: Die Holz-Aufbringung konnte binnen zweier Jahrzehnte mehr als verdoppelt werden. Die Eigenversorgung legte im holzhungrigen Land seit 2002 von 18% auf nunmehr 41% zu.
Damit kann weiterhin jedes zweite Wohnhaus mit Holz gebaut werden, das nun nicht mehr überwiegend aus Kanada mühsam nach Japan verschifft werden muss. Das Holz der kurzen Wege wird immer mehr zur Realität. Immerhin steht der Bedarf bei bis zu 80 Mio. m³ pro Jahr.
Das Role Model Japan, realisiert auch mit massiver österreichischer Unterstützung, führte nun Forstminister Mag. Norbert Totschnig ab 26. Februar zur Vertiefung der Holz-Wirtschaftsbeziehungen nach Tokio und Kyoto. An beiden Orten findet ein Holz-Fachsymposium statt, das österreichische und japanische Wirtschaftstreibende zusammenbringt. Federführend dabei: Dr. Jun Fukuda, Direktor der Forstagentur MAFF, der die professionellen Forstkurse von Ossiach und Pichl nach Japan brachte, und Dipl.-Ing. Martin Nöbauer von der Forstsektion in Wien. Im Schlepptau: Alle namhaften Forsttechnik-Unternehmen, insbesondere aus dem Seilkranbau für die steilen japanischen Waldhänge, Forstpflanzenproduzenten, Heizkesselhersteller und Holzbauer samt Erzeuger von Wasserkraftwerken.
Alle bestaunen das Wirtschaftswunder und wollen wissen, wie die Japaner die Verdoppelung des Holzaufkommens schafften. Der Start erfolgte im Jahr 2009 mit einem staatlichen „Forstwirtschaftlichen Revitalisierungsplan“. Hauptziel: Steigerung der Selbstversorgung mit Holz zu 50 Prozent binnen zehn Jahren. Das Forstrecht wurde umfassend novelliert, die Rolle lokaler Behörden samt Personalaufstockung massiv gestärkt, der Ausbau von Forststraßen forciert.
Auch die Nachfrage nach Holz aus Japan im Ausland ist stark gestiegen. So konnten die Holzexporte seit 2013 auf einen Wert von 333 M€ vervierfacht werden. Fast die Hälfte davon geht nach China, danach folgen die Philippinen, die USA und Korea.
Aktuell ist allerdings der Holzabsatz geprägt durch nur mehr 820.000 Hausbaubeginne im Vorjahr, der niedrigsten Zahl nach den Krisenjahren 2009, 2010 und 2020 (Corona). Das bedeutet auch stark gesunkene Importe von Brettschicht- und Brettsperrholz im Vorjahr: Nur mehr 558.000 m³, ein Einbruch um 38% gegen 2022. Aus Österreich wurden nur mehr 64.000 m³ geordert, im Jahr 2022 waren es noch um 45% mehr.
Die wirtschaftliche Depression scheint auch in Japan weiter anzuhalten. Umso wichtiger ist es also, gerade jetzt auf einem wichtigen Absatzmarkt mit der österreichischen Holzmission Flagge zu zeigen. Der nächste Aufschwung kommt bestimmt – und da müssen Holz(bau)industrie, Seilkranbauer, Forstpflanzenproduzenten, Heizkesselhersteller und Holzbauer samt Erzeuger von Wasserkraftwerken schnell zur Stelle sein.
Immerhin gilt seit 2010 ein Gesetz zur Förderung des Holzeinsatzes in öffentlichen Gebäuden, das zu einer Verdoppelung des Anteils der Holzkonstruktionen in Gebäuden mit weniger als 4 Geschoßen von 18% auf 29% führte. Dieses Gesetz wurde 2021 auch auf Private ausgeweitet.
Die Forstlichen Ausbildungsstätten Ossiach und Pichl sind mittlerweile ebenso wie die Holzmesse Klagenfurt sowohl mit Kursen als auch mit einer eigenen Messe vor Ort aktiv, freuen sich Nöbauer und Totschnig über die nun auf ganz Japan ausgedehnten Aktivitäten österreichischer Unternehmen und Lieferanten. Das entsprechende Abkommen wurde am 26. Februar von den beiden Forstministern in Japan und Österreich unterfertigt.