Kalbfleisch aus Kärnten – Perspektive für kleine Betriebe

In Maria Saal/Kärnten Der Rindermastbetrieb von Josef und Sandra Fradler liegt in Möderndorf bei Maria Saal. Als einer der Pioniere in Kärnten gehören die Fradlers zu einem der ersten Betriebe, die seit dem Jahr 2019 damit begannen, Milchrasse-Kälber für das Programm „Kalb Rosé“ zu mästen. Am Hof finden sich knapp 150 Rindermastplätze sowie aktuell rund 30 Rosé-Kälber. Für den erfolgreichen Start in die Fresserproduktion ist ein Quarantänestall für die Zukaufkälber kein Fehler. Dieser wird im Rein-Raus-Verfahren bestückt und dadurch ist einfach ein besserer Gesundheitsstatus von Beginn an vorhanden. Die Vermarktung erfolgt über die Bäuerliche Vermarktung (BVG) Kärntner Fleisch. Früher einmal habe es sich um einen regionstypischen Bauernhof mit Milchviehhaltung gehandelt bevor es zur Umstellung auf Mutterkuhhaltung kam, erzählte Sandra Fradler. „Wir haben uns aber dann auf Rindermast spezialisiert, weil es für uns arbeitstechnisch besser gepasst hat“, sagte Sandra Fradler, die im Hauptberuf an der landwirtschaftlichen Fachschule in Althofen unterrichtet. Tatkräftig unterstützt wird das Ehepaar von ihren beiden 13- und bald 15-jährigen Söhnen und auch Josef Fradlers Vater hilft mit.

Die Produktion von Rosé-Fleisch ist ein absolut interessanter Betriebszweig berichtete Josef Fradler, der unter anderem auch Obmann der BVG-Kärntner Fleisch und Arge Rind Österreich ist, im Rahmen eines Pressegesprächs in Maria Saal. Diese Mastlinie bietet eine attraktive Einkommensmöglichkeit auch für Landwirte mit geringerer Flächenausstattung. Die Tiere benötigen relativ wenig Grundfutter, wodurch eine hohe Flächenproduktivität erzielt werden kann. Als Erzeugerorganisation sei es eine Notwendigkeit gewesen, ein Programm für Kalbfleisch zu etablieren für das es in der Vergangenheit praktisch keine Absatzmöglichkeiten für Kälber von milchbetonten Rassen im Inland gegeben habe, betonte der BVG-Obmann. Schließlich ist Österreich ein grünlandbetontes Gebiet und die Milchwirtschaft ist von großer Bedeutung. „Wir wissen auch, dass ein geborenes Kalb dazu notwendig ist, um den Milchstandort abzusichern“, erklärte Fradler. 

Nun steht Österreich vor der unverständlichen Situation, dass pro Jahr rund 43 000 Kälber exportiert werden. Aber gleichzeitig wird der Inlandsverbrauch zu 60 % mit importiertem Kalbfleisch gedeckt, was mengenmäßig knapp 62 000 Kälber entspicht. Aber gerade die Kälberexporte stehen in regelmäßigen Abständen medial in der Kritik. „Wir haben die Bauern bei uns, wir haben auch Vermarktungsmöglichkeiten und es ist gelungen eine Produktion aufzubauen“, berichtete der BVG-Obmann über ein Konzept, das im Jahr 2019 entwickelt wurde und das mittlerweile unter der Marke „Kalb rosé Austria“ sich auch erfolgreich am Markt etabliert hat. „Wir sind mittlerweile auf einem Punkt, wo wor sehr gut vermarkten können, wir aber einen Anreiz brauchen, um Bauern zu dem Projekt hinzu zu bekommen“, hob Fradler hervor.

Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten, legte beim Pressegespräch den Fokus auf das Thema Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln ganz nach dem Leitspruch „In Kärnten produzieren statt Krisen importieren.“ Aber um etwas umzusetzen brauche man Geld, so Huber. Er zeigte sich sehr erfreut, dass das Land Kärnten ab 1. Juli 2024 bäuerliche Betrieben in Kärnten, die Kälber nach dem „Kalb Rosé Austria“-Standard mästen, finanziell unterstütztt. Dafür sind vorläufig 120 000 € aus dem Agrarreferat v. Dabei ist die Förderkulisse so angesetzt worden, dass eher kleinere Betriebe tendenziell mehr davon profitieren, als größere Betriebe. Von fünf bis zehn Kälber bekommt der Betrieb 700 €, von elf bis 20 Kälber 1300 €, von 21 bis 30 Kälber 1800 € und über 61 Kälber ist der Betrag gedeckelt bei 2800 €.

Für Kärntens Agrarreferent und Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber ist der bisherige Erfolg auch ein Signal an die heimischen Produzenten, dass es gelingen kann, ausländisches Kalbfleisch in der Gastronomie zu verdrängen und dafür einen guten Preis zu erzielen. „Genau das will ich von Landesseite auch unterstützen, sodass möglichst viele Kärntner Betriebe teilhaben können“, so Gruber und ergänzte, dass das „Kärntner Kalb Rosé“ auch all jenen ein Anliegen sein müsse, die sich weniger Transporte und Exporte von Kälbern wünschen. So ehrlich müsse man es auch ansprechen, dass diese Exporte für die heimischen Zuchtbetriebe grundsätzlich eine wichtige Einkommensstütze seien, aber jeder Betrieb wäre gerne bereit darauf zu verzichten, wenn er eine andere Möglichkeit hätte, die es ihm wirtschaftlich auch erlaubt, sagte der LH-Stellvertreter.

Laut Präsident Huber sei die Unterstützungsmaßnahme für „Kalb rosé“ auch ein zentrales Element der Kärntner Kalbfleischstrategie. Er möchte möglichst viele Betriebe dazu ermutigen an der Unterstützungsmaßnahme teilzunehmen, um das Ziel, eine Steigerung der Anzahl der „Kalb rosé“-Kälber um 40 % bis zum Jahr 2026, zu erreichen. Huber betonte, dass mit dem Einstieg in die „Kalb rosé“-Produktion auch die Wertschöpfung am Hof gesteigert werden kann. Den Landwirten wird ein Fixpreismodell angeboten. „Letztendlich brauchen wir den Konsumenten, der das heimische Kalbfleisch kauft. Natürlich auch die Gastronomie, die sich bereit erklärt, diese Produkte zu vermarkten“, betonte der LK-Präsident. von Artur Riegler