In der Debatte um die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union hat der österreichische Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig vor radikalen Veränderungen gewarnt. Während eines Treffens in Luxemburg sprach er sich für eine behutsame Weiterentwicklung aus und unterstrich die Notwendigkeit, die Interessen der Bauernfamilien stärker in den Fokus zu rücken. Totschnig betonte, dass deren Beiträge zum Umweltschutz, zur Biodiversität und zum Tierwohl angemessen gewürdigt werden sollten.
Ein weiterer zentraler Punkt in Totschnigs Agenda ist die klare Ablehnung des Handelsabkommens mit den Mercosur-Staaten. Österreich steht hier nicht allein da; das Abkommen, das seit 2019 vorliegt, wird auch von Frankreich blockiert, während Deutschland es unterstützt. Totschnig kritisierte das Abkommen als überholt und bemängelte den Mangel an Nachhaltigkeitsaspekten.
In Österreich herrscht die Sorge, dass das Abkommen den Markt mit billigem Fleisch aus Südamerika überschwemmen könnte, was den heimischen Landwirten schaden würde. Diese Bedenken teilt der österreichische Handelsdelegierte in Brasilien, Günther Sucher, allerdings nicht. Er sieht eine positive Stimmung in Brasilien bezüglich des Abschlusses des Abkommens und berichtet von fest ausgehandelten Quoten, die eine Überflutung des Marktes verhindern sollen.
Trotz der Widerstände aus Teilen der Politik und der Landwirtschaft plädiert Helmut Bernkopf, Vorstand der Österreichischen Kontrollbank, in einem Interview für die Umsetzung des Mercosur-Abkommens. Er bezeichnet die Ablehnung des Abkommens als Fehler für Österreich als kleine, offene Volkswirtschaft und spricht sich dafür aus, innovative Betriebe zu fördern, die von neuen Märkten profitieren könnten.