Die Schweinepreise liegen am Boden, und über eine Million Tiere stauen sich noch in den Ställen. Die Lage klingt aussichtslos. Doch bei der ISN sieht man Licht am Ende des Tunnels.
Das Krisenjahr 2020 hinterlässt tiefe Spuren in der Schweinebranche. Zahlreiche Schweinehalter haben ihren Betrieb wegen der miesen Preise bereits eingestellt, wie die Ergebnisse der Viehzählung zeigen: Anfang November waren es etwa 700 schweinehaltende Betriebe weniger als vor einem Jahr. Vor allem Sauenhalter gaben auf. In der kommenden Mai-Zählung zeigen sich angesichts der desaströsen Lage voraussichtlich noch einmal deutlich stärkere Rückgänge.
Der Preisabsturz im vergangenen Jahr war beispiellos, weil mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und Corona gleich zwei Krisen zusammen kamen. Das hatte Folgen für den Absatz:
Wegen der ASP-Fälle fallen fast alle bedeutenden Drittlandmärkte aus.
Durch Corona bzw. den Lockdown ist der Absatz im Außer-Haus-Bereich stark eingeschränkt.
Zudem waren wegen der Pandemie an größeren Schlachtstandorten die Kapazitäten stark eingeschränkt. Seit Juni 2020 herrscht praktisch ununterbrochen Schweinestau, und ein schnelles Ende ist noch nicht in Sicht. Im Gegenteil, über die Feiertage hat sich der Stau auf über eine Million Tiere vergrößert. Doch was heißt das für die kommenden Monate? Deutliche Preissteigerungen sind mit diesem Angebotsüberhang wohl noch nicht zu erwarten. Und auch nach einem vollständigen Abbau des Staus werden die Lagerbestände an Schweinefleisch in den Gefrierhäusern die Preiserholung bremsen.
Abgesehen von den Überhängen wachsen nun jedoch deutlich weniger Schlachtschweine in deutschen Ställen nach als in den Vorjahren.
Der Grund: Im Herbst wurden weniger Ferkel aus den Niederlanden und Dänemark importiert. Bis Ende November lagen die Einfuhren etwa 40.000 Ferkel pro Woche niedriger als üblich. Dieser Effekt macht sich nun bei den Schlachtschweinen bemerkbar.
Ein weiterer wichtiger Absatzkanal sind die Drittlandmärkte. Das BMEL ist nach eigener Aussage um eine Öffnung wichtiger Märkte bemüht. Zählbare Ergebnisse gibt es bisher aber nicht, und immer wieder neue ASP-Fälle dürften die Verhandlungen erschweren. Aber selbst wenn es nicht gelingt, China von dem Regionalisierungsprinzip zu überzeugen, sind auch Öffnungen kleinerer Absatzmärkte wichtige Etappenziele. Märkte wie Südkorea, Japan und die Philippinen trugen vor ASP maßgeblich zur Wertschöpfung im Export bei. An die früheren Exportmengen wird Deutschland aber nicht wieder herankommen. Aber spätestens ab Sommer sollte das Angebot an Schlachtschweinen so gering ausfallen, dass die Preise wieder spürbar ansteigen können.
Unterm Strich stehen die Chancen auf höhere Schweinepreise in den nächsten Monaten vor allem wegen des reduzierten Angebots nicht schlecht. Spannend ist zudem, wie sich die Angebotsmengen der Initiative Tierwohl (ITW) entwickeln. Ab Sommer 2021 wollen die großen Lebensmitteleinzelhändler ihr komplettes Frischfleischsortiment auf ITW-Ware umstellen, damit sie es mit der Haltungsstufe 2 kennzeichnen können. Möglicherweise wird ITW-Ware dann sogar knapp.