Autor: Hannes Kulterer

Bauern skeptisch -Neues Tierarzneimittelgesetzt geht in Begutachtung

Das neue Tierarzneimittelgesetz ist in Begutachtung gegangen. Es soll einen „praxistauglichen“ Antibiotikaeinsatz ermöglichen.

Das neue Tierarzneimittelgesetz ist in Begutachtung gegangen. Die Gesetzesnovelle ergibt sich aus zwei EU-Verordnungen zum Tierarzneimitteleinsatz, die unmittelbar national angewendet werden müssen. Zwei Punkte im neuen Gesetz sind für tierhaltende Betriebe wesentlich:

  1. Zunächst wird die Anwendung von Antibiotika klar definiert: Jedes kranke Tier darf damit auf tierärztliche Verschreibung behandelt werden. Unter gewissen Voraussetzungen ist die Durchführung eines Antibiogrammes vorgeschrieben – etwa, wenn ein Antibiotikum bei einer Tiergruppe wiederholt oder längerfristig eingesetzt wird, bei Anwendung bestimmter Wirkstoffgruppen, oder wenn eine kombinierte Verabreichung mehrerer Antibiotika erfolgt. Es muss also eine Probe entnommen werden, die im Labor darauf untersucht wird, welches Antibiotikum gegen den jeweiligen Erreger wirkt. Bei Vorliegen einer akuten Erkrankung darf mit der Behandlung bereits vor Vorliegen des Antibiogrammes begonnen werden.
  2. Der zweite Punkt ist ein Schwellenwert-System zur Antibiotika-Reduktion. Per Verordnung werden Schwellenwerte definiert, bei deren Übertreten verbindliche, aber verhältnismäßige Maßnahmen vorgeschrieben werden können. Die Maßnahmen erfolgen stufenweise und beinhalten etwa ein verpflichtendes Gespräch mit Betreuungstierärzten, Schulungen oder Bestandsbesuche durch unabhängige Experten. Bereits jetzt bieten die Tiergesundheitsdienste in den Bundesländern zahlreiche Beratungen und finanzielle Förderung für Antibiogramme, von denen die Mitgliedsbetriebe profitieren.
  3. ÖVP-Landwirtschaftssprecher Abg.z.NR DIGeorg Strasser zeigt sich über das neue Tierarzneimittelgesetz zufrieden. „Das neue Tierarzneimittelgesetz bietet dafür eine praxistaugliche Lösung und sichert die Verfügbarkeit von Antibiotika für notwendige Behandlungen“, so Strasser. „Für die Behandlung erkrankter Nutztiere sind Antibiotika unverzichtbar. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Aspekte, sondern auch um das Tierwohl. Die Gefahr von Resistenzen ist aber real. Um die Wirksamkeit von Antibiotika langfristig zu sichern, lautet das Ziel: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

    Grünen-Landwirtschaftssprecher Abg.z.NR Clemens Stammler: „Sogenannte kritische Antibiotika sind oft die letzte Behandlungsmöglichkeit, wenn es schon zahlreiche Resistenzen gibt. Damit diese ihre Wirksamkeit möglichst lange erhalten, müssen wir sie so selten wie möglich verwenden. Dafür sorgen wir in einem ersten Schritt mit den Antibiogrammen, und dafür brauchen wir den Zusammenhalt aller Bäuerinnen und Bauern. Nur gemeinsam erhalten wir uns diese letzte Reserve für die Behandlung unserer Tiere.“Bäuerinnen und Bauern der AGÖ (Agrargemeinschaft für Österreich)sehen die neue Verordnung unterdessen kritisch. „Diese Verordnung enthält einige „Gummibandparagraphen“, deren Auslegung ganz klar Nachteile für tierhaltende Betriebe nach sich ziehen kann“, so die AGÖ in einer Aussendung. Themen zur Finanzierung sowie Laborkapazitäten seien bislang völlig ausgeklammert worden.

Auch der UBV (Unabhängiger Bauernverband) sieht zahlreiche offene Fragen im neuen Tierarzneimittelgesetz. Schon jetzt sei die Bearbeitungszeit in den Laboren teilweise unbefriedigend, insbesondere wenn Tiere am Wochenende erkranken. Es müssten dringend die Kapazitäten und Arbeitszeiten der Labore erweitert und Ergebnisse der Antibiogramme den Landwirten auch am Wochenende mitgeteilt werden. „Die Kosten für die Antibiogramme und für die entsprechenden Probenahmekits dürfen die Landwirtschaft nicht belasten“, fordert der UBV daher in einer Aussendung.

Flaute am Fleischmarkt

Laut Österreichischer Schweinebörse war der heimische Schlachtschweinemarkt erneutrestlos ausverkauft. Erstmals in diesem Jahr lag das durchschnittliche Schlachtgewichtunter 98 kg, eine Auswirkung des hitzebedingt verlangsamten Wachstums der Schweine.Das schmälerte das ohnehin nur bei 85 % liegende Angebot weiter. Gleichzeitig belebte das Sommerwetter den Absatz von Grillartikeln. Dennoch haderten die Schlacht- undZerlegebranche sowie die Verarbeitungsindustrie mit der Tatsache, dass sich der Lebens-mitteleinzelhandel Preiserhöhungen massiv entgegenstellt. In Anbetracht der hohen Roh-stoffkosten und der mit Juli wirksamen Lohnerhöhung um 10 % in der Fleischwirtschaft,stellt sich die Frage, wie das die Branche verkraften wird.

Auf dem österreichischen Ferkelmarkt blieb das Angebot knapp, wenngleich es in den
letzten Wochen unterschiedlich ausfiel. In der Steiermark, Ober- und Niederösterreich
konnte die Nachfrage nicht vollständig gedeckt werden. Der Notierungsanstieg bei
Schlachtschweinen sowie der geringe Preisabstand zum Referenzmarkt Deutschland
ermöglichten eine Anhebung der heimischen Ferkelnotierung. Sie steigt in der 27. Ka-
lenderwoche um 10 Cent auf EUR 4,10 je kg.
Europaweit entwickelten sich die Ferkelmärkte uneinheitlich. Neben annähernd ausge-
glichenen Verhältnissen mit stabilen Notierungen führte z.B. in Deutschland eine knappe
Versorgungslage zu Preisanstiegen.

Der EU-Schweinemarkt war knapp versorgt, die Fleischnachfrage schwächelte – insofern
blieben die Verhältnisse gleich. Allerdings machte sich allmählich der Beginn der Urlaubs-
saison bemerkbar. Während die Nachfrage vielerorts weiter zurückging, nahm sie in Län-
dern wie Italien dank der Touristen zu. Daher konnten einige Mastschweine-Notierungen
angehoben werden. Wie Österreich profitierten die Niederlande und Belgien vom starken
Preisanstieg in Deutschland. Mehrheitlich blieben die Notierungen jedoch unverändert.
In Deutschland lässt sich das kleine Angebot an schlachtreifen Schweinen trotz der
Preisanhebung in der Vorwoche zügig vermarkten. Auf dem Fleischmarkt herrscht
dagegen weiterhin Flaute, durch den Ferienbeginn in einigen Bundesländern nimmt die
Nachfrage nochmals ab. Eine Weitergabe der höheren Einkaufspreise ist daher kaum
möglich.

Im Kampf gegen giftigen Riesenbärenklau: Schafe und Ziege schaffen Abhilfe

tark giftiger Riesen-Bärenklau sorgt immer wieder für Verbrennung bei Rind, Pferde und auch Landwirt selbst.

Für Rinder, Pferde und auch den Menschen ist der eigentlich schön anzusehende Riesen-Bärenklau hochgiftig und sorgt immer wieder für starke Verbrennung und schmerzhafte Hautveränderungen. Die nicht einheimische Pflanzenart stellt damit viele Landwirte im Grünland vor große Herausforderungen. Aber auch Gärtner und Privatpersonen beim Spaziergang durch Wälder und Stadtparks sind von der sich schnell ausbreitenden Pflanze betroffen.

Schafe und Ziegen jucken die giftigen Doldenblütler allerdings nicht. Sie fressen die Pflanzen mit Vorliebe und das bevor diese groß werden und Samen entwickeln. Denn nach der Blüte sterben zwar die Einzelpflanzen ab. Vorher verteile sie jedoch bis zu 50.000 flug- und schwimmfähige Samen, sodass sich die Pflanze sehr schnell ausbreiten kann. Das wird durch die Schafe und Ziegen früh unterbunden und die gefährlichen Pflanzen können so auf natürlichem Weg sehr wirkungsvoll bekämpft werden.

Auch Privatpersonen und Landwirte haben die Stärken der Tiere erkannt und lassen stark befallene Flächen von Ziegen und Schafen immer wieder und über Jahre freifressen.

Einige Betriebe haben sich mittlerweile auf diese Art der Landschaftspflege spezialisiert und bieten die Dienste ihrer Ziegen- und Schafherden an, um den Riesen-Bärenklau zu verdrängen. Wird eine betroffene Fläche rund zweimal im Jahr etwa sieben Jahre lang beweidet, ist die Pflanzenanlage so weit geschädigt, dass sie nicht wiederkommt. Auch das jährliche Aussamen wird durch die frühe Beweidung verhindert.

Der tiefe Fall -Immer weniger Schweine in Deutschland

Binnen eines Jahres sank der Schweinebestand um 7,3 % bzw. 1,62 Mio. Schweine.

Laut den vorläufigen Ergebnissen der neusten Viehzählung wurden in Deutschland zum Stichtag 3. Mai 2023 nur noch 20,7 Mio. Schweine gehalten. Das ist der niedrigste Bestand seit 1990. Damals standen in den deutschen Ställen noch 30,8 Mio. Schweine, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt.

Gegenüber der letzten Zählung zum 3. November 2022 entsprechen die aktuellen Tierzahlen einem Rückgang von knapp 652.000 Schweinen bzw. 3,1 %. Dabei ging die Zahl der Mastschweine im letzten halben Jahr um 1,7 % zurück. Der Ferkelbestand sank um 5,2 % und die Zahl der Jungschweine um 3,2 %.

Im Vergleich zur Vorjahreszählung zum 3. Mai 2022 sank der Bestand sogar um 7,3 % bzw. 1,62 Mio. Schweine. Im Zweijahresvergleich sank der Bestand um 16,1 % bzw. 3,99 Mio. Tiere. Betrachtet man die Entwicklung der letzten zehn Jahre, so hat sich der Bestand seit 2013 um 7 Mio. Schweine bzw. 25,2 % reduziert.

Auch die Zahl der schweinehaltenden Betriebe in Deutschland ist weiter rückläufig. Zum 3. Mai 2023 gab es in Deutschland noch 15.900 schweinehaltende Betriebe. Das entspricht einem Rückgang von 1.000 Betrieben bzw. 6 % im Vergleich zur letzten Zählung am 3. November 2022.

Gegenüber dem Vorjahr (3. Mai 2022) sank die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung um 10,8 % (minus 1.900 Betriebe) und im Zweijahresvergleich sogar um 19,3 % (minus 3.800 Betriebe). Im Zehnjahresvergleich ging die Zahl der Betriebe um 43,4 % bzw. 12.200 Betriebe zurück.

Ende mit Lustig- aus für den Ackerbau: Noch 30 Jahre, dann ist Schluss?

Weltweit sind Böden in Gefahr. Experten warnen deswegen vor dem Verlust dieser Grundlage für Landwirtschaft. Doch was ist dran? Ist es Panikmache oder Zeit, sich Sorgen zu machen?

30 Jahre ist nicht mehr so lange hin. Dann soll Schluss sein mit dem Boden und seiner Fruchtbarkeit. Dann bekommen wir ein ernstes Problem damit, alle Menschen ausreichend zu ernähren. So warnt die FAO, so warnen immer wieder Wissenschaftler und Umweltschützer.

Landwirtschaft habe einen großen Anteil daran, heißt es im selben Atemzug. Doch bei Licht betrachtet, sind wir vom Ende des Ackerbaus wohl noch ein Stück entfernt. Das bedeutet allerdings nicht, dass alles gut wäre. Es ist notwendig, mit der Ressource Boden verantwortungsbewusst umzugehen.

Bleibt die Frage, wie es zu der Einschätzung der FAO kommt. Damit einher geht der Begriff des Peak Soil. Der besagt, dass eine Ressource bis zu einem bestimmten Punkt, dem Peak, maximal genutzt werden kann. Aber danach geht es unweigerlich und zügig mit der Ressource bergab. Sie geht zur Neige. Es gibt den Peak Oil, den Peak Phosphor und eben den Peak Soil. Die Ressource Boden hätte die Menschheit bereits gerade auch durch Landwirtschaft an den Rand der Nutzbarkeit gebracht.

Boden gilt als endlich, weil Bodenbildungsprozesse sehr lange Zeit brauchen. Im Schnitt dauert es zwischen 100 und 300 Jahren, bis sich ein Zentimeter fruchtbaren Bodens entwickelt hat. Demgegenüber stehen Prozesse, die den Boden erodieren lassen. Oder ihn auf andere Art und Weise unfruchtbar machen, etwa durch Versalzung oder den Eintrag von Mikroplastik oder Umweltgiften. Schließlich schwindet der Boden noch durch Wassermangel und die Versiegelung der Landschaft

Global kommt da eine ganze Menge zusammen. Von 24 Milliarden Tonnen Verlust ist da die Rede, gut drei Tonnen pro Erdenbürger. Der Rest ist Mathematik. Laut Statista machten alle Agrarflächen auf der Erde im Jahr 2020 gut 4,7 Milliarden Hektar aus. Davon waren 1,6 Milliarden Hektar Ackerland. 3,2 Milliarden Hektar dienten als Weidefläche. Gut 10 Millionen Hektar verschwinden pro Jahr. Das würde zumindest rechnerisch einen Zeithorizont von 470 Jahren ausmachen.

Aber es ist komplexer. Denn Böden schwinden nicht mit einem Knalleffekt, sondern eher schleichend. Und auch nicht überall im gleichen Maße. So sollen in Afrika bis Ende des Jahrhunderts 36 Prozent der Böden von Erosion betroffen sein. Im globalen Mittel sind es lediglich 14 Prozent.

Zentral ist dabei die immer noch wachsende Zahl an Menschen. Acht Milliarden wollen jetzt ernährt sein und zehn Milliarden könnten es noch werden. Das mehrt den Druck auf die Produktivität der Flächen. Zudem leben immer mehr Menschen in Städten. Über 150 Millionen Hektar sollen bis 2030 von Metropolen zusätzlich verschlungen sein.

Hinzu kommt das Thema Wasser. Weltweit sinken die Grundwasserspiegel. Steigende Temperaturen und fehlende Niederschläge verschärfen das Thema. Selbst Europa ist davon mehr und mehr betroffen.

Doch künstliche Bewässerung, wo sie denn möglich ist, birgt Gefahren mit sich. Schlecht gemacht, können solche Böden durch aufsteigendes Wasser und ausgeschwemmte Mineralien versalzen. 62 Millionen Hektar droht das aktuell. Wie endgültig das sein kann, zeigt eine Tontafel aus Mesopotamien. Vor 4350 Jahren beklagte man das Problem der Versalzung durch Bewässerungsfeldbau. Viele Regionen des Zweistromlandes sind seit damals unfruchtbar geblieben.

Zieht man diese Bodenkrise mit der Klimakrise und dem weltweiten Artensterben zusammen, könnte einem Angst und Bange werden. Sollte es sogar. Doch wenn der Weltuntergang ein festes Datum bekommt, hilft das der Sache nicht weiter.

Damit steht der Zeitraum von 30 Jahren zumindest in Frage. Zumal die Botschaft zuerst vor gut zehn Jahren in Umlauf kam. Danach hätten wir sogar nur mehr 20 Jahre … Unterm Strich ist es dennoch in aller Interesse, Böden pfleglich zu behandeln und mit der Ressource sorgsam umzugehen. Landwirte tun das bereits, sicher nicht überall, sicher nicht perfekt, aber immerhin betrifft es ihre Lebensgrundlage unmittelbar. Und längst sind bodenschonende Techniken im Einsatz. Das beginnt beim Verdunstungs- und Erosionsschutz durch Zwischenfrüchte und geht bis zum klugen und sparsamen Einsatz von Pflanzenschutz.

Ich denke, dass Landwirte auch noch in 30 Jahren Ernten einfahren werden – zum Glück!

Doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Planet unter unserem Leben ächzt. Jede Maßnahme, die wir zum Bodenschutz, zum Klima- und Artenschutz umsetzen, kommt am Ende uns zugute. Übrigens haben Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology bereits 1972 berechnet, dass die Gesellschaft im Jahr 2040 zusammenbrechen wird. Und, nein, Landwirte sollen nicht Schuld sein.

Frankenstein lässt Grüßen- Essen 2050: Wie schmeckt unsere Zukunft?

Klimawandel und Überbevölkerung verändern die Lebensmittelproduktion – und damit auch unsere Ernährung. Welche neuen Nahrungsmittel es 2050 geben wird, wo wir dann noch anbauen können und was Quallen mit dem Thema zu tun haben.

Im Jahr 2050 werden knapp zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben – der Großteil von ihnen im urbanen Raum. Die Sommer könnten über 40 Grad Celsius heiß werden und die meisten Äcker aufgrund des Klimawandels nicht mehr bewirtschaftbar sein, heißt es in den Extremszenarien vieler Forschungsprojekte. 

Was werden wir also in knapp 30 Jahren essen? Wie wird der Anbau von Nahrungsmitteln aussehen? Und wird es noch um Genuss gehen – oder nur darum, möglichst viele Menschen satt zu bekommen? Fragen wie diese bestimmen bereits jetzt den Alltag diverser Forschungsteams. Sie entwickeln schon heute die Menüs von morgen und testen neue Anbaumöglichkeiten. 

Wie man mitten in der Stadt Landwirtschaft betreiben kann und ob uns bald ein 3D-Drucker bekochen wird – Einblicke in die derzeitige Forschung.

Produziert wird dabei in modularen, abgeschlossenen Kompartimenten – indoor und ohne natürliches Licht. Die einzelnen Module bestehen aus neuen Leichtbaumaterialien wie naturfaserverstärkten, biologisch abbaubaren Polymeren. Integrierte LED-Technik sorgt dafür, dass Pflanzen oder andere essbare Organismen optimal mit Licht versorgt werden – angepasst an das jeweilige Produktionsziel. 

„Die im Projekt untersuchten Organismen kommen zudem mit wenig bis gar keinem Frischwasser aus“, erklärt Monika Schreiner, Koordinatorin des food4future-Projekts. Es handelt sich bei ihnen unter anderem um sogenannte Halophyten – Pflanzen, die auf salzigen Böden wachsen – oder um Insekten wie Grillen, die ebenfalls wenig Wasser benötigen. 

Ein Praxisbeispiel für die Landwirtschaft im U-Bahn-Tunnel gibt es bereits: In London befindet sich 33 Meter unter der Erde die erste Untergrund-Farm der Welt. In Deutschland soll das food4future-Konzept im kleinen Rahmen getestet werden: In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin sowie diversen Expert*innen aus dem Bereich Stadtplanung und Architektur soll der HTW-Campus zum Smart Food Campus werden. „Als Vorbild – damit irgendwann das Smart Food Stadtviertel oder ganze Smart Food Cities entstehen können“, sagt Monika Schreiner. 

Schon in wenigen Jahren könnten aufgrund der alternativen Anbaubedingungen ganz neue Lebensmittel auf unseren Speiseplänen stehen: Algen, Halophyten, Grillen und Quallen sind potenzielle Kandidaten, die im food4future-Projekt testweise auf dem Teller landen. Ihr Verzehr wäre nicht nur gesund für die Menschheit, sondern auch für den Planeten.

azu entwickelt das Projektteam ganze Gerichte. Rezepte für Spaghetti mit Pesto aus Queller – einer Halophyten-Pflanze, die auch als Meeresspargel bezeichnet wird – oder frittierten Meersalat im Teigmantel gibt es schon jetzt zum Nachkochen. Auch in einem Smoothie lassen sich Halophyten gemeinsam mit Obst und Gemüse verarbeiten. „Nur der salzige Geschmack ist ein kleiner Bruch mit den Gewohnheiten“, sagt Vogt. 

Auch die künstliche Herstellung von Nahrungsmitteln entwickelt sich kontinuierlich weiter. So könnten 3D-Drucker vielleicht schon bald Einzug in die Küche erhalten. In einer Studie aus dem März 2023 erklärt ein US-amerikanisches Forschungsteam unter der Leitung von Jonathan Blutinger von der Columbia University in New York: „Laserkochen und der 3D-Druck von Lebensmitteln könnten zukünftig eine durchaus nahrhafte, praktische und kostengünstige Möglichkeit darstellen.“ 

Die Forschenden konnten mithilfe eines 3D-Druckers bereits einen Käsekuchen aus sieben verschiedenen Zutaten backen – ein Rekord. Dazu füllten sie alle Zutaten einzeln in die Spritzen des 3D-Druckers und trugen die Schichten des Kuchens nach und nach auf. Das Ergebnis lässt sich sehen: Das gedruckte Tortenstück ähnelt seinen herkömmlich gebackenen Vorbildern.

Auch die Produktion von Fleisch könnte künftig eher im Labor als auf der Wiese stattfinden. In-vitro Fleisch, das aus tierischen Stammzellen im Labor gezüchtet wird, ist in Asien und den USA teilweise schon auf dem Markt angekommen. Für den Fleischgenuss müssen keine Tiere mehr sterben und die Umweltbilanz ist besser als bei den natürlich gezüchteten Varianten.

Noch einen Schritt weiter geht ein Forschungsteam der australischen Firma Vow: Sie produzieren in ihren Laboren Fleischbällchen – aus Mammutfleisch. Mithilfe 10.000 Jahre alter DNA züchten die Forschenden das Fleisch des längst ausgestorbenen Steinzeitriesen und bringen damit die Nahrung unserer Vorfahren zurück auf den Teller. In Zukunft probieren, wie die Vergangenheit geschmeckt hat – durch modernste Technik soll das bald möglich sein. 

Sicher ist bei aller Forschung jedoch, dass es am Ende auch um Genuss geht: „Keine dieser Innovationen wird Eingang finden – weder auf den Markt, noch in die Gesellschaft –, wenn sie nicht schmecken. Es darf kein Ekelfaktor oder ein anderes Akzeptanzproblem entstehen“, sagt Schreiner vom food4future-Projekt.

Was sich nach ferner Zukunft anfühlt, ist gar nicht mehr weit weg. „Einige dieser Zukunftsvisionen haben bereits begonnen“, sagt Schreiner. Das sehe man an aktuellen Food Trends: In Sushi steckten bereits Makroalgen und auch Insektenproteine seien schon in Lebensmitteln enthalten- zum Beispiel in Proteinriegeln, Burgerpatties oder Brot.. 

Sicher ist: Unsere Ernährungsweise wird langfristig darüber entscheiden, wie wir die Herausforderungen der Zukunft – unter anderem Klimawandel und Überbevölkerung – meistern werden. „Mit dem, was wir heute auf dem Teller haben, entscheiden wir, wie unsere Zukunft und die der künftigen Generationen aussehen wird.“

Der Irrsinn -Weltgrößter Sauenhalter hat 13x mehr Tiere als alle österreichische Schweinehalter zusammen

Der größte Sauenhalter der Welt ist ein Unternehmen aus China mit 2,82 Mio. Sauen! Und auch die folgenden Plätze belegen chinesische Konzerne.

Die Zahl der weltweiten „Mega-Sauenhalter“ mit 100.000 oder mehr Tieren im Stall ist im vergangenen Jahr erneut gewachsen. Laut dem global agierenden Zuchtunternehmen Genesus gab es 50 solcher Großunternehmen, die zusammen rund 16,50 Mio. Sauen hielten. Ein Jahr zuvor waren es erst 40 Mega-Halter mit 15,86 Mio. Tieren gewesen.

Der Zuwachs im Sauenbestand fiel mit 643.500 Tieren oder 4,0 % im Vorjahresvergleich recht groß aus, da es zahlreiche Neuzugänge, vor allem aus China, in den Club der „riesigen Produzenten“ gab

Als weltweit größter Player führte erneut die chinesische Muyuan Foodstuff Company mit 2,82 Mio. Sauen die Liste an, was 16.000 Tiere weniger als im Vorjahr waren. Laut Statistischen Bundesamt (Destatis) belief sich der gesamte Sauenbestand in Deutschland im November 2022 auf knapp 1,4 Mio. Tiere und selbst Spanien mit 2,66 Mio. Sauen kam nicht an den chinesischen Giganten Muyuan heran.

Dieser produzierte laut Genesus in seinem integrierten System 61,2 Mio. Schweine. Auch dies waren mehr Tiere, als in Deutschland 2022 mit rund 47,1 Mio. Schweinen geschlachtet wurden, von denen außerdem noch 1,24 Mio. aus dem Ausland stammten.

Auf den zweiten Platz schob sich die chinesische Wens Gruppe mit 1,40 Mio. Sauen, da sich ihr Tierbestand im Vorjahresvergleich um 300.000 Stück erhöhte.

Das US-Unternehmen Smithfield, ein Tochterunternehmen der chinesischen WH-Group, rutsche mit unverändert 1,23 Mio. Sauen auf Rang drei ab.

Insgesamt dominierten klar die Unternehmen aus China die Rangliste; sie waren insgesamt 24 Mal in den Top 50 vertreten. Dahinter folgten die USA mit unverändert zwölf Mega-Unternehmen. Weitere vier stammten aus Brasilien, drei aus Russland.

Wie im Fall Russlands schafften es auch drei Unternehmen aus der Europäischen Union in dieses Ranking; dabei handelte es sich um drei Sauenhalter aus Spanien. Der größte von ihnen war die Vall Company mit 260.000 Sauen, die durch eine Bestandsaufstockung von 50.000 Tieren von Platz 22 auf Rang 19 vorrückte.

Laut Genesus bremsen die derzeitigen finanziellen Verluste am Schweinemarkt in China und den USA dortige Bestandszuwächse. Doch sei eine Erholung der wirtschaftlichen Lage der Schweinehaltung in den kommenden Monaten zu erwarten. von AgE

LK -„Angespannte Stimmung im Ackerbau trotz guter Ertragsaussichten“

Schwierige Marktlage und hohe Koste für Betriebsmittel, die Preis-Kosten-Schere geht weit auseinander. Die LK erwartet 2% mehr Erntemenge als im Vorjahr.

„Ackerbau ist heuer eine echte Zitterpartie“, erklärt LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger beim Erntepressegespräch der Landwirtschaftskammer (LK) im burgenländischen Leithaprodersdorf. Für Unsicherheit sorge das unberechenbare Klima, die volatilen Märkte und die Verbote für zahlreiche Pflanzenschutzmöglichkeiten.

2023 hat die Getreidefläche in Österreich im Vergleich zum Vorjahr um 10.400 ha abgenommen. Insgesamt haben die Landwirte 520.100 ha Getreide ohne Mais auf ihren Felder angepflanzt. „Die Getreideernte wird eine Spur besser sein, als im Vorjahr, doch genau kann man das erst bewerten, wenn sie eingebracht ist“, sagt Berlakovich. Die Schätzungen der LK rechnen mit rund 3 Mio. t Getreide, das sind 2% mehr als im Vorjahr.

Den stärksten Rückgang verzeichnet die LK beim Dinkel, mit einem Minus von 15.900 ha. Grund ist die schlechte Marktlage und die damit verbundenen niedrigen Preise. Gestiegen ist die Roggenanbaufläche. Die Erträge der einzelnen Kulturen pro ha werden höher als im Vorjahr eingeschätzt.

Doch in allen Kulturen rechnen die Experten mit fallenden Preisen. Derzeit sei der Börsenpreis auf das Preisniveau von 2021 vor dem Ukraine-Krieg gefallen. „Ob die Talsohle erreicht ist, kann man nicht mit Sicherheit beantworten“, sagt Moosbrugger. Geopolitische Ereignisse können für weitere starke Schwankungen sorgen. Derzeit würden Verkäufer kaum die Börsenpreise realisieren können, da die Lager noch gut gefüllt sind.

Sehr herausfordernd für die Betriebe sind die Dünger- und Saatgutkosten. Die Verfügbarkeit war im Herbst und Winter sehr unsicher, deshalb hätten sich viele Landwirte zu sehr hohen Preisen mit Dünger eingedeckt. „Wenn die Produktionskosten höher sind als die Erlöse haben die Bauern ein Problem“, sagt Moosbrugger.

In diesem Zusammenhang fordert er auch die Importe aus der Ukraine nach Österreich zu reglementieren. „Diese Waren drängt auf den europäischen Markt und kommt nicht dort an wo sie gebraucht wird“, sagt der WKÖ-Präsident. Dadurch kämen die Preise in ganz Europa unter Druck.

Unter Druck stünden auch jene Landwirte die heuer Rüben und Ölkürbisse angebaut haben. 5.000 ha Zuckerrüben hat der Rübenderbrüsselkäfer vernichtet. Durch von der EU verbotene Neonicotinoide müssen die Lnadwirte auf Pheromonfallen und Kübel zurückgreifen. „Somit ist umgerechnet mehr als der gesamte Zuckerbedarf von Wien dem Mangel an Pflanzenschutz zum Opfer gefallen“, sagt Moosbrugger.

Ähnlich sei die Lage bei den Ölkürbissen, hier sei ein Drittel der Anbaufläche, rund 10.000 ha, geschädigt worden. Viele Bauern haben die Kürbisse umgebrochen und andere Kulturen gepflanzt. Produkte mit dem Wirkstoff Metalaxyl-M wurden hier von der EU verboten. Im Zusammenspiel mit dem nassen Wetter im Frühjahr sind zahlreiche Samen in der Erde verfault. „Wir brauchen Wirkstoffe als Erste Hilfe Maßnahme für die Pflanzen, so können wir die Lebensmittelverschwendung verringern“, meint Moosbrugger: „Geht es so weiter braucht es kein Gesetz zur Wiederherstellung der Natur, sondern zur Wiederherstellung der Lebensmittelversorgung.“

ASP breitet sich in Europa weiter aus – Erstmalig Fälle bei Hausschweinen in Bosnien-Herzegowina und Kroatien

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat Einzug in weitere europäische Länder gehalten. Innerhalb nur weniger Tage kam es sowohl in Bosnien-Herzegowina als auch in Kroatien erstmalig zu Ausbrüchen bei Hausschweinen.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in Europa weiter aus. In der vergangenen Woche wurde nach Angaben des Fachportals Pig Progress erstmalig ein Fall von ASP in Bosnien-Herzegowina bei einem toten Hausschwein im Dorf Dragaljevac Srednji festgestellt. Der Ausbruchsort befindet sich in der Nähe von Bijeljina im Nordosten des Landes, fünf Kilometer von der Grenze zum benachbarten Serbien entfernt. Laut einem Bericht der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) soll es dort keine weiteren Schweine gegeben haben.

Nur wenige Tage später meldete das nächste europäische Land das Auftreten der ASP: Kroatien. Hier wurde das Virus auf zwei Bauernhöfen im Nordosten des Landes in der Nähe von Drenovci im Kreis Vukovarsko-Srijemska festgestellt, wie das kroatisches Veterinärinstitut in Zagreb Anfang dieser Woche bestätigte. Wie Pig Progress berichtet, soll der größere der beiden Betriebe 40 Schweine gehalten haben, wovon ein Tier positiv auf ASP getestet wurde. Auf dem kleineren Betrieb waren alle der insgesamt acht Schweine infiziert. Die Ausbrüche in Bosnien-Herzegowina und Kroatien liegen Luftlinie nur etwa 25 km auseinander.

Schweinepreis geht weiter nach oben

Laut Österreichischer Schweinebörse erreichten die Schweineschlachtungen in der Be-
richtswoche einen neuerlichen Tiefpunkt seit dem EU-Beitritt Österreichs. Etwas mehr als
80.000 Stück, mit einem sinkenden Schlachtgewicht von durchschnittlich 98,2 kg, standen
dem Fleischhandel zur Verfügung. Das fortgesetzt knappe Angebot und die stetige Nach-
frage der Grillfans dürften dem Vernehmen nach nun doch auch im Fleischhandel zu aus-
gewogenen Verhältnissen geführt haben.
Die Mastschweine-Notierung steigt ab dem 29. Juni um 7 Cent auf EUR 2,54 je kg.
Ferkelnachfrage etwas schwächer
Auf dem österreichischen Ferkelmarkt verlor die Nachfrage etwas an Schwung. Da aber
das Angebot weiterhin gering ausfiel, setzte sich die hohe Absatzsicherheit fort. Die No-
tierung bleibt in der 26. Kalenderwoche unverändert bei EUR 4,00 je kg.
Europaweit nahm die Ferkelnachfrage etwas ab. Dieser für Sommerbeginn typische
Rückgang fiel allerdings kleiner aus als in früheren Jahren. Somit dominierten stabile
Notierungen.

Der EU-Schweinemarkt stand wie in den letzten Monaten im Zeichen des kleinen Ange-
botes. Sinkende Stückzahlen und Durchschnittsgewichte erschwerten eine effiziente Aus-
lastung der Schlachtbetriebe zunehmend. Reduzierte Arbeitszeiten und der Ausfall ganzer
Schlachttage waren keine Seltenheit. Dennoch blieb der Spielraum für Preisanstiege ge-
ring. Dafür lief der Fleischhandel in den meisten Mitgliedsländern zu schlecht, lediglich
Grillartikel stießen auf größeres Interesse. Daher blieben die Mastschweine-Notierungen
größtenteils unverändert, Frankreich und Italien verzeichneten Anstiege.
In Deutschland geht das nicht bedarfsdeckende Angebot an schlachtreifen Schweinen
nochmals zurück. Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Laut Statistischem Bundesamt sank
der Schweinebestand innerhalb von 12 Monaten um 7,3 % auf den niedrigsten Wert seit
der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990. Vor diesem Hintergrund setzten die Er-
zeugergemeinschaften eine Anhebung der Notierung um 7 Cent je kg durch. Der Vereini-
gungspreis für Schlachtschweine erreicht mit EUR 2,50 je kg im Zeitraum 29. Juni bis 5.
Juli ein neues Allzeithoch. Die Schlachtbranche klagt, dass Preisaufschläge im Fleisch-
handel nicht umsetzbar wären, zumal die Nachfrage aktuell nachlässt.

Laborfleisch ???

Ist Laborfleisch vegetarisch oder sogar vegan?

Die Verbraucherzentrale stellt klar: Grundsätzlich müssen die tierischen Zellen, aus denen das Fleisch erwächst, erstmal lebenden Tieren entnommen werden. Laborfleisch ist deshalb keine Fleischalternative für einen veganen Lebensstil. Für das Wachstumsserum, in welchem die Zellen heranwachsen, braucht es allerdings in den meisten Fällen auch Blut. Und zwar ein ganz spezielles: Ein Muttertier muss geschlachtet und der Fötus herausgeschnitten werden, um diesem anschließend lebendig Blut zu entnehmen. Der Fötus stirbt dabei. Wer sich aus Gründen des Tierwohls vegetarisch ernährt, wird demnach bei dieser Art von Fleisch ebenfalls verzichten. Mit Tierblut hergestelltes Laborfleisch eignet sich demnach weder für Vegetarier, noch für Veganer. Jedoch gibt es neue wissenschaftliche Innovationen welche es ermöglichen, das Wachstumsserum auf pflanzlicher Basis herzustellen. Zumindest für Vegetarier käme Laborfleisch mit pflanzlichem Wachstumsserum in Frage. Es ist demnach wichtig zu unterscheiden, auf welchem Wege das Laborfleisch hergestellt wurde.

Nachhaltiges Lebensmittelsystem: EU-Kommission darf nicht auf die Interessen der Bauern vergessen

Österreichische Bauernvertreter fordern 10 Punkte von der EU Kommission, um das nachhaltige Lebensmittelsystems für die heimische Landwirtschaft praktikabel zu machen.

Die EU Kommission plant im Herbst ein Rahmengesetz für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem in allen Mitgliedsländern. „Wir hoffen, dass der Entwurf auch die kleinen und mittleren Betriebe einbindet und den Fortbestand der regionalen Landwirtschaft möglich macht“, erklärt EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer, bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger, Bauernbundpräsident Georg Strasser und Obmann des Vereins „Wirtschaften am Land“ Josef Plank.

Gemeinsam haben die Bauernvertreter auch einen Forderungskatalog für dieses Gesetz aufgesetzt, den sie an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen adressiert haben. „Es muss die Stimme der Praktiker in dieses Gesetz einfließen“, meint Schmiedtbauer. Sie erwartet einen Vorschlag, der alle drei Säulen der Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie und Soziale Aspekte, gleichermaßen abdeckt.

Hier die Forderungensliste im Detail:

  1. Ein EU-Lebensmittelsystem im Einklang mit den drei Säulen der Nachhaltigkeit: Wir rufen dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen, die den drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und sozialen Erwägungen – gleichwertig gerecht werden. Ein ganzheitlicher und systemischer Ansatz ist gefragt. Die Bäuerinnen und Bauern können nicht allein die ökonomischen Nachteile gesellschaftlicher Anforderungen tragen.
  2. Lebensmittelprodukton als Teil des „European Way of Life“ anerkennen: Die europäische Lebensmittelproduktion zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Lebensmitteln und ein hohes Maß an Versorgungssicherheit aus. Diese Vielfalt ist identitätsstiftend für die verschiedenen Regionen Europas und bildet gleichzeitig die Grundlage für Biodiversität, Kulturlandschaft und Wertschöpfung in den Regionen. Es gilt zu verhindern, dass diese wichtigen Funktionen unter dem Titel der Nachhaltigkeit unter Druck geraten.
  3. Einbeziehung aller Lebensmittel im EU-Binnenmarkt: Im Sinne eines fairen Ansatzes muss der Rahmen für ein nachhaltiges EULebensmittelsystem in der EU produzierte und in die EU importierte Lebensmittel gleichermaßen umfassen, um unfaire Marktverzerrungen zulasten der EULandwirtschaft zu vermeiden. Gleiche Standards für alle müssen im Sinne echter Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfairness angestrebt und verankert werden.
  4. Klein- und Mittelstrukturierte Betriebe für die Zukunft: Die österreichische Landwirtschaft ist seit Jahren der Nachhaltigkeit verpflichtet. Der überwiegende Teil unserer Betriebe nimmt seit vielen Jahren an freiwilligen Umweltprogrammen teil. Allfällige neue Maßnahmen dürfen familiengeführte Betriebe nicht überfordern und aus dem Markt drängen, denn sie sind ein Garant für nachhaltige Produktion, höchstes Tierwohl und lebendige Regionen. Der Grundsatz „niemanden zurücklassen“ ist daher vollumfänglich auf die familiengeführten Betriebe anzuwenden.
  5. Primärerzeuger stärken: Die Marktstellung der Landwirtinnen und Landwirte innerhalb der Lieferkette muss gestärkt werden, um Kostenüberwälzung zu vermeiden und ihnen ein faires Einkommen zu gewährleisten. Dazu gehört auch das Recht der Landwirtinnen und Landwirte, sich in Erzeugergemeinschaften und Genossenschaften zu organisieren. Diese Zusammenschlüsse sind im EU-Lebensmittelsystem der Zukunft verstärkt zu fördern
  6. .Vorleistungen der Landwirtschaft anerkennen: Das Regelwerk der GAP beinhaltet ab 2023 bereits viele zusätzliche Elemente unter dem Titel Nachhaltigkeit, allen voran der ökologischen Nachhaltigkeit, etwa durch verstärkte Konditionalität, Öko-Regelungen und Mindestdotierungen für den Umweltund Klimaschutz. Viele legislative Initiativen der Nachhaltigkeitsstrategien aus dem Grünen Deal (Farm-to-Fork-Strategie, Biodiversitätsstrategie) werden ebenfalls in diese Richtung argumentiert. Das Rahmengesetz für ein nachhaltiges EU-Lebensmittelsystem muss das adäquat berücksichtigen und nicht durch neue zusätzliche Auflagen die internationale Wettbewerbsfähigkeit schwächen und Importe verstärken. Die Vorreiterrolle Österreichs ist speziell anzuerkennen.
  7. Investition in Bildung: Die Stärkung des Bildungswesens zur Vermittlung eines grundlegenden Verständnisses für Nachhaltigkeitsaspekte in Verbindung mit Lebensmitteln, insbesondere die Rolle von Produktherkunft, der Saisonalität bei Obst und Gemüse, der EU-Qualitätsprogramme, der Vermeidung von Lebensmittelabfällen und allen weiteren Aspekten der Nachhaltigkeit, würde es den EU-Bürgerinnen und EUBürgern erlauben, einen aktiven Beitrag in einem nachhaltigen EU-Lebensmittelsystem der Zukunft zu leisten, indem informierte und nachhaltige Kaufentscheidungen getroffen werden
  8. .Partnerschaftliche Gesetzgebung auf Augenhöhe: Die Generaldirektion Landwirtschaft und der EU-Agrarkommissar müssen federführend in den Vorschlag für ein nachhaltiges EU-Lebensmittelsystem eingebunden werden. Die Gesetzesinitiative muss Ernährungssicherheit und -sicherung gleichwertig sicherstellen.
  9. Herkunftskennzeichnung: Regionale und saisonale Produkte und kurze Versorgungsketten können eine zentrale Rolle dabei spielen, unser EU-Lebensmittelsystem nachhaltiger zu gestalten. Regionale Produzentinnen und Produzenten erzeugen in unmittelbarer Nachbarschaft der lokalen Bevölkerung und erfahren so auch eine gewisse unmittelbare „gesellschaftliche Kontrolle“, was nachhaltige Produktionsweisen tendenziell unterstützt. Die Herkunft der Grundprodukte sollte für die Konsumentinnen und Konsumenten erkennbar sein.
  10. Nachhaltigkeitskennzeichnung: Die Nachhaltigkeitskennzeichnung soll auf freiwilliger Basis nach einheitlicher Definition und Methodik erfolgen, gleichwertig auf den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit basieren und so konzipiert sein, dass auch klein- und mittelstrukturierte landwirtschaftliche Betriebe die erforderlichen Dokumentationsanforderungen bewältigen können. Unverhältnismäßige bürokratische Hürden gilt es zu vermeiden. Bei der Direktvermarktung ist eine Nachhaltigkeitskennzeichnung nicht notwendig, da den Konsumentinnen und Konsumenten erforderliche Informationen direkt zur Verfügung gestellt werden können.

Versorgungssicherheit in Österreich: Vernichtende Kritik der Rechnungsprüfer

Ein Rechnungshofbericht deckt schonungslos die Schwächen auf, wenn es um die künftige Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln geht.

Als „Wasser auf die Mühlen“ könnte man den aktuellen Rechnungshofbericht bezeichnen, zumindest aus Sicht des Bauernbunds Niederösterreich. Die Regierung, speziell das Landwirtschaftsministerium, erhielt sogar die Note „mangelhaft“, was die Vorbereitungen für Krisenfälle und die nötigen Maßnahmen betrifft. Insgesamt hatte sich das Landwirtschaftsministerium „nicht optimal vorbereitet“, um die Lebensmittelversorgung, insbesondere in Krisenfällen, sicherzustellen. Die Rechnungsprüfer legten ihren Bericht „Lebensmittel – Versorgungssicherheit“ Ende Juni vor. Geprüft hatten sie den Zeitraum 2015 bis Mai 2022, also bevor Norbert Totschnig das Ruder im Ministerium übernahm. Grundsätzlich fordert der Rechnungshof eine „Verpflichtung, die Auswirkungen allfälliger Krisenszenarien auf die Lebensmittelversorgung zu analysieren und zu bewerten“.

Der Bauernbund NÖ hatte bereits 2020 den gesellschaftlichen Diskurs in seiner Versorgungssicherheitskampagne angestoßen. Bauernbundobmann Stephan Pernkopf und Bauernbunddirektor Paul Nemecek fühlen sich bestätigt, dass nun auch der Rechnungshof einen Versorgungscheck vom Bundeslandwirtschaftsminister Norbert Totschnig fordert.

Zwar räumen die Rechnungsprüfer ein, dass momentan die Versorgungssicherheit in vielen Bereichen gesichert ist. Allerdings können Veränderungen bei einem oder bei mehreren Faktoren können zu Risiken für die Ernährungssicherheit werden, heißt es im Bericht. So bemängelt der Rechnungshof, dass es in Österreich keine umfassende Berichterstattung gibt, indem die künftigen Entwicklungen zur Ernährungssicherheit abgeschätzt werden. Dies ist zum Beispiel in der Schweiz der Fall.

Ein Blackout, der Ausfall der Versorgung mit fossilen Brennstoffen oder ein überregionaler Ernteausfall zählen aus Sicht der Rechnungsprüfer zu den Szenarien, die weitreichende Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit in Österreich haben könnten. Doch Österreich ist laut Bericht nicht ausreichend auf überregionale und plötzlich auftretende Schadensereignisse vorbereitet: „Eine aktuelle Risikoanalyse und konkrete Notfallpläne für unterschiedliche Krisenszenarien fehlten. Zudem greift die rechtliche Grundlage für die Lebensmittelversorgung im Krisenfall erst, wenn eine Krise vorliegt.“

Ebenso bemängelt der Bericht, dass es im Krisenfall für die drei zuständigen Ministerien Landwirtschaft, Wirtschaft und Klimaschutz keine verbindlichen Vorgaben für eine ressortübergreifende Abstimmung existiert, um Zielkonflikte von Maßnahmen zu vermeiden. Der Rechnungshof hält eine verbindliche Abstimmung zwischen den Ressorts für enorm wichtig.

In seinem Bericht führt der Rechnungshof weitere kritische Punkte an. Die verfügbaren Grundwasserressourcen drohen von derzeit 5,1 Milliarden auf 3,9 Milliarden Kubikmeter zu schwinden. Für die Landwirtschaft gebe es aber keine ausreichenden Daten über Wasserentnahmen, unter anderem weil Wasserzähler bei landwirtschaftlichen Bewässerungsanlagen mitunter fehlen, monieren die Rechnungsprüfer. So liegen hier nur unvollständige Informationen über den tatsächlichen Wasserbedarf vor. Im Jahr 2018 wurde der Bewilligungszeitraum für Wasserentnahmen für die Bewässerung von maximal zwölf auf maximal 25 Jahre mehr als verdoppelt. Der Bewilligungszeitraum sollte laut Rechnungshof neu bewertet und gegebenenfalls verkürzt werden. Eine Befristung sollte eine bedarfsgerechte Verteilung sicherstellen.

Als weiteren Knackpunkt führt der Bericht den Flächenverbrauch an, den die Regierung nicht in den Griff bekommt. Bereits 2002 setzte sich die damalige Bundesregierung das Ziel, die Flächenversiegelung bis 2010 auf 2,5 Hektar pro Tag, also 9,13 Quadratkilometer pro Jahr, zu senken. Laut Regierungsprogramm 2020–2024 soll dieses Ziel nun bis 2030 erreicht werden. Tatsächlich wurden 2020 noch 42 Quadratkilometer an Fläche verbraucht.

Defizite machten die Rechnungsprüfer auch beim Beobachten von verstärkten internationalen Handelsströmen und bei Abhängigkeiten bei bestimmten Importwaren aus. Für den Bauernbund ist das ein willkommener Anlass, den sofortigen Stopp der Mercosur-Verhandlungen zu fordern. „Das geplante Abkommen droht den europäischen und österreichischen Markt mit Rindfleisch und Zucker aus Zuckerrohr zu überschwemmen. Auf brandgerodeten Plantagen im ehemaligen Regenwald wird zu deutlich niedrigeren Standards produziert, warnt Nemecek.

Als Unterstützung sieht der Bauernbund aktuelle Umfrageergebnisse des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD). Dort teilen 67 % der Befragten die Befürchtung, dass die Importabhängigkeiten in den kommenden Jahren noch größer werden. Von diesen 67 % lehnen fast alle (94 %) diese Entwicklung ab.

Sind wir Bauern: Die letzten Generalisten

Bei den österreichischen Konsumenten ist das Bewusstsein für die Landwirtschaft verloren gegangen. Sie kaufen nur nach dem Motto „Ich will alles und das jetzt“. Ein Kommentar von Gerhard Leeb.

Österreich ist auch und ganz besonders „Bäuerinnen- und Bauernland“. Wann dieses Bewusstsein bei den Menschen verschwand, ist nicht genau fest­zulegen. Es hängt aber unmittelbar mit dem von Supermärkten künstlich erzeugten „Ich will alles und das jetzt“ zusammen. Und mit dem Verlust der „Bodenhaftung“ zwischen Mensch und Natur. Die Jahreszeiten sind außer Kraft gesetzt. Man ignoriert die langen Transportwege (z. B. Äpfel aus Brasilien), die massenhafte Verwendung von Chemie (in den Überseeländern) und die Ausbeutung von Arbeitskräften (z. B. Spanien).

Die österreichischen Bäuerinnen und Bauern bilden da eine erfrischende Ausnahme. Sie gehören zu den wenigen, die noch mit und nach der Natur leben. Für sie zählen noch Tag und Nacht und die Jahreszeiten. Sie sind ­aber auch die letzten, die das Leben in seiner ganzen Fülle „erleben“. Von der Besamung einer Kuh, über die Geburt und Aufzucht eines Kalbes, bis hin zur Schlachtung und zum Verkauf des ­Fleisches.

„Das zurückgekehrte Bewusstsein für die Landwirtschaft sollte auch künftig bestehen bleiben“

Das Gleiche gilt für die Qualität der Erde, dem Aussäen der Samen, dem langsamen Reifen des Getreides. Alles dabei braucht seine Zeit und bekommt sie auch. Und dabei hängt immer das Damoklesschwert eines erkrankten oder verstorbenen Tieres, eines Unwetters über ihnen, das alles Geplante zunichte macht.

Bauern sind die letzten „Generalisten“. Eine gute Bäuerin, ein guter Bauer ist Mechaniker, Veterinär, Biologe, Pharmazeut, Landschaftsplaner und -gestalter, Manager und Nahrungsmittelproduzent.

Während der Pandemie ist er überraschenderweise wieder in den Mittelpunkt der Gesellschaft zurückgekehrt. Selbst ­in die Köpfe der „Tag- und Nacht-­Besteller“. Wäre schön, wenn dieses ­neue ­Bewusstsein anhalten würde.

Ich bekomme mein Brot, meine Butter, mein Fleisch, meinen Speck, meine Würste, meine Eier und selbst mein Brennholz im Dorf. Ich sehe, wie man mit den Tieren umgeht und wie aufwändig die Arbeit ist, die für die Herstellung eines Holzscheites notwendig war. Und gratis dazu: Gespräche mit unterschiedlichsten Menschen. Bodenständige ­Psychotherapie vom Feinsten.

Zukunft Schweinehaltung: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit- In Deutschland und bei uns in Österreich?

Auf der ISN-Mitgliederversammlung diskutierten verschiedene Marktakteure über die derzeitige Situation und die Zukunft der Schweinehaltung.

Nach dem offiziellen Teil der Mitgleiderversammlung diskutierten verschiedene Marktakteure auf dem Podium. Insgesamt herrschte Einigkeit darüber, dass die Branche einen massiven Wandel auf allen Stufen der Wertschöpfungskette erlebt und neue Chancen sowie Standortvorteile nutzen müsse.

„Ein bisschen Hoffnung und ganz viel Arbeit“ so lautete die Einschätzung vom ISN-Vorsitzenden Heinrich Dierkes zum jüngsten Beschluss des Tierhaltungskennzeichens im Bundestag direkt zum Einstieg in die Podiumsdiskussion. Haltungsstufe 2 biete dabei laut Hubert Pille, Prokurist beim mittelständischen Schlachtunternehmen Steinemann, die größten Chancen. Für Haltungsstufe 3 werden sich seiner Ansicht nach nur im engen Zusammenschluss mit dem Handel Chancen ergeben. Bei Haltungsstufe 4 und 5 sei hingegen an der Realität vorbei gearbeitet worden. Wichtig sei, dass die Herkunft Deutschland in allen Bereichen gekennzeichnet werde – nicht nur im Handel, sondern auch im Außer-Haus-Verzehr. Erst dann könne sich eine richtige Schlagkraft entwickeln.

Dem konnte Heinrich Dierkes uneingeschränkt zustimmen. „Wir brauchen eine klare Position zu 5xD. Bei dem derzeit knappen Angebot an deutschen Ferkeln, sei das nur schwer darzustellen, gab Christoph Hüsing, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Oldenburger Münsterland, zu bedenken. Einige Mäster suchen noch Anschluss so die Erfahrung Hüsings. Ferkel aus Dänemark seien wieder gefragter. Hauptsache man bekomme überhaupt welche, laute häufig die Devise. Hier seien Ketten von Vorteil. Auch Heinrich Dierkes betonte: „Wir brauchen eine gesicherte Wertschöpfung in Ketten, um die Branche abzusichern.“

Wird Fleisch in Zukunft überhaupt noch gefragt sein oder werden Verbraucher mehr und mehr auf vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte setzen? Auch mit dieser Frage beschäftigte sich die Diskussion auf dem Podium. Während Hubert Pille erklärte, dass man sich bei Steinemann nicht mit Vaggie-Produkten beschäftige, hat Tönnies seine Produktion von Ersatzprodukten zuletzt deutlich ausgebaut. Doch: „Schweinefleisch bleibt das zentrale Produkt von Tönnies, versicherte Dr. Gereon Schulze Althoff, Leiter Qualitätsmanagement und Veterinärwesen bei der Tönnies Unternehmensgruppe. In Deutschland werde auch weiterhin Fleisch gegessen – 90 Prozent der Bevölkerung wolle nicht darauf verzichten, erklärt Dr. Gereon Schulze Althoff. Zum Start der Grillsaison sei gerade in den letzten Wochen die Nachfrage deutlich gestiegen. Das bestätigt Hubert Pille: „An der Ladentheke zieht das Geschäft an.“

Deutschland sei ein guter Produktionsstandort für Schweinefleisch, daher müsse man aufpassen, dass es auch in Zukunft noch heimisches Schweinefleisch gebe, mahnte Schulze Althoff. „Die deutsche Schweinehaltung gehört in Sachen Klimaeffizienz u den Weltmeistern“, sagt er. Es sei wichtig, diese Leistung sichtbar und messbar zu machen und dies auch entsprechend selbstbewusst zu kommunizieren. In einer effizienten Ressourcennutzung sah Schulze Althoff eine zentrale Herausforderung der Branche für die nächsten Jahre.

Wo geht die Schweinehaltung in Zukunft hin? Gibt es in 10 Jahren noch konventionelle Schweinehaltung in Deutschland – mit dieser Frage beschäftigte sich die Diskussion zum Abschluss. Einigkeit bestand bei Schulze Althoff und Pille, dass es den Begriff konventionell nicht mehr lange geben werde. Während Schulze Althoff einen guten Kompromiss aus Tierwohl und Klimaschutz erwartet, prognostizierte Pille, die Tierhaltung werde zukünftig noch stärker gewissen Regeln unterworfen sein, die aus Wünschen der Gesellschaft entspringen.

Für Hüsing stand fest, dass es auch in 10 Jahren noch viele Schweineställe in Haltungsform 2 geben werde, doch auch die Diversität und starke Nischen werden zunehmen. Heinrich Dierkes betonte, dass Schweinehalter gut daran tun, sich mit der Haltungsform 2 auseinanderzusetzen. Überlegungen zu den Haltungsformen 3 und 4 könnten dann je nach den betrieblichen Voraussetzungen weitere Schritte sein.

Ein sinnvolles Alm- und Weideschutzgesetz geplant

Die Ausweisung von Weideschutzgebieten würde die Bejagung von Wölfen in Kärnten ermöglichen. Eine diesbezügliche Resolution der LK-Vollversammlung an Kärntner Landtag ist in Vorbereitung.

LK-Präsident Siegfried Huber zeigt sich erfreut über den Vorstoß von Agrar- und Jagdreferent LHStv. Martin Gruber über die mögliche Einführung eines neuen Alm- und Weideschutzgesetzes, das eine einfachere Bejagung von Wölfen zulassen soll: „Die Weidehaltung auf Almen und Heimweiden ist in Kärnten besonders ausgeprägt und Teil unserer traditionellen Berglandwirtschaft. Gerade diese tierfreundliche Weidehaltung kommt aber durch die unkontrollierte Ausbreitung von Wölfen immer mehr unter Druck. Wenn man diese Weidehaltung unter einen gesetzlichen Schutz stellt, kann das ein guter Ansatz sein, in diesen Gebieten Wölfe leichter zu entnehmen als bisher.“ Auch das EU-Mitgliedsland Schweden stellt den Schutz der traditionellen Rentier-Weidehaltung über den Schutz von Wölfen und macht die Bejagung in diesen Gebieten einfacher möglich.

LHStv. Gruber will den Vorschlag zur Umsetzung eines Alm-und Weideschutzgesetzes auch bei der Vollversammlung der LK Kärnten nächste Woche diskutieren, um dies im Fall einer Zustimmung durch die Interessenvertretung in Auftrag zu geben. „Ich freue mich auf die Diskussion und werde in meiner Verantwortung als Präsident der LK-Vollversammlung eine entsprechende Resolution vorbereiten, mit dem Ersuchen an den Kärntner Landtag als zuständiges gesetzgebendes Organ im Land, ein solches Alm- und Weideschutzgesetz zu beschließen.“

Wesentlich ist für Huber auch weiterhin die politische Geschlossenheit beim Thema Wölfe: „Ich denke, wir sind fraktionsübergreifend einig, dass Wölfe in Kärntens Kulturlandschaft keinen Platz haben. Mir ist wichtig, dass wir bei diesem Thema parteipolitische Diskussionen hintanstellen. Alles, was wir umsetzen, muss innerhalb des Rechtsrahmens sein. Aufrufe, die darüber hinausgehen, mögen gut klingen, bringen uns aber nicht weiter und schüren nur Hoffnungen. Am Ende des Tages zählt das Erreichte nicht das Erzählte“, appelliert Huber bereits im Vorfeld an die in der LK-Vollversammlung und im Kärntner Landtag vertretenen Fraktionen.

Zum Kotzen -Freigabe von Laborfleisch: Wenn der Bioreaktor das Rind ersetzt

In den USA können Verbraucher kultiviertes Fleisch kaufen. Ein Experte erklärt, wie kultiviertes Fleisch produziert wird.

Die Regulierungsbehörden in den Vereinigten Staaten haben den Verkauf von zwei kultivierten Fleischprodukten zugelassen. Das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten habe den Unternehmen „Upside Foods“ und „Good Meat“ die Zulassung erteilt, wie diese in Pressemitteilungen bekannt gaben. Sie dürfen ihre Produkte in den USA nun auf den Markt bringen. Damit sind die USA das zweite Land nach Singapur, in dem kultiviertes Fleisch für den Verkauf freigegeben ist.

Nick Lin-Hi beantwortet diese Frage mit einem „Ja“. Er ist Professor an der Universität Vechta in Niedersachen und beschäftigt sich an seinem Lehrstuhl auch mit der Ernährung der Zukunft und disruptiver Innovation. Den Markteintritt des Laborfleischs in den USA hält der Experte für eine folgerichtige Entwicklung. In Übersee sei man immer schon aufgeschlossener für technologische und disruptive Entwicklungen gewesen.

Lin-Hi erklärt im Gespräch mit dem Wochenblatt, „noch befinden wir uns beim kultivierten Fleisch in einer Kleinserienproduktion. Jedoch ist die Frage, wann es einen Massenmarkt dafür geben wird, nicht ob, sondern wann.“

Der Preis jedenfalls wird Konsumenten schon bald nicht mehr davon abschrecken: Laut Lin-Hi kostet ein Patty mit Fleisch aus dem Labor bereits unter zehn Dollar. 2013 zahlte man für eine vergleichbare Menge noch 250.000 Dollar. Der Markteintritt in den USA folgt laut dem Professor dabei einem klaren Muster, dass etwa auch beim Elektroautobauer Tesla zu beobachten gewesen ist. „Produzenten verkaufen das kultivierte Fleisch erst einmal hochpreisig dort, wo hohe Zahlungsbereitschaft herrscht. Etwa in Restaurants der Sternegastronomie. Dann skaliert man die Produktionsvolumina, wodurch es dann wiederum zu Preissenkungen kommen wird.“

Doch um das Volumen zu erhöhen, stehen die Unternehmen noch vor technischen Herausforderungen. Grob erklärt, läuft die Produktion von Laborfleisch so ab: Tierische Zellen werden per Biopsie entnommen, beispielsweise aus dem Muskelgewebe. Diese Zellen werden aufbereitet, heißt in einen Zustand versetzt, in dem sie sich teilen können. Das erfolgt erst in der Petrischale, dann in einem Bioreaktor: Die Zellen, versammelt um ein Gerüst das 3-D-Wachstum ermöglicht, werden mit Nährstoffen wie Aminosäuren, Kohlenhydraten oder Salzen „gefüttert“. Diese Nährstoffe können auch aus der Landwirtschaft stammen. 

Nach ein paar Wochen kann man die Fleischfasern „ernten“. Sie sind ähnlich wie Brät und eignen sich für formbare Fleischprodukte. Und gesundheitlich, nach derzeitigem Kenntnisstand, ebenso unbedenklich wie Produkte aus umsichtig arbeitender Landwirtschaft.

Es gibt aber auch mahnende Stimmen unter Experten, was das Fleisch aus dem Labor betrifft. Wilhelm Windisch, langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Tierernährung der TU München, erklärte im vergangenen Jahr in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“: „Die Laborfleischerzeugung ist eine regelrechte Vernichtungsmaschine für vegane Lebensmittel.“ Es handle sich dabei nur um eine andere Form der Nutztierhaltung, mit sehr hohem Aufwand. Effiziente Lösungen aus dem Tierreich zu Ernährung und Gesundheit der Organismen müssten mit hohem Aufwand ins Labor übertragen werden. 

Und dafür setze man das „höchstwertige vegane Futter“ das man sich vorstellen könne, ein. Also zum Beispiel jene oben erwähnten Aminosäuren. Mit Laborfleisch würde die Menschheit nur eines gewinnen: Das sie kein Tier dafür schlachten muss.

Doch gerade das Vermeiden von Tiertötungen führen Befürworter des kultivierten Fleisches als Argument ins Feld. Allerdings ist es bisher noch nicht ganz stichhaltig, denn oft wird Kälberserum bei der Produktion verwendet. Das benötigen die Unternehmen für den Wachstumsprozess der Zelle. Der Einsatz dieses Serums stößt auf bei Tierschutzverbänden oder Veganern auf Kritik, weil das Serum von toten Tieren gewonnen wird. Mittlerweile, erklärt Professor Lin-Hi, entwickle man allerdings Alternativen zum Kälberserum. Sie werden dann aus pflanzlichen Stoffen bestehen.

Laut Experte Lin-Hi sind es nicht nur Start-ups, sondern auch große Player wie JBS Foods oder, in Deutschland, Rügenwalder Mühle, die in die Forschung um das kultivierte Fleisch investieren. „Die ersten Produkte am Markt werden Hybride sein, also eine Mischung aus kultiviertem Fleisch und pflanzlichen Bestandteilen. Ich erwarte noch in diesem Jahrzehnt Preisparität mit konventionell hergestelltem Fleisch.“

Sind Entwicklungen dieser Art also eine Bedrohung für die heimische Landwirtschaft? Ja und nein, sagt Lin-Hi. Ja, weil diese Produkte langfristig deutlich günstiger als Fleisch aus der Landwirtschaft sein könnten. Nein, weil Landwirte in diesen sich noch entwickelnden Markt hineinstoßen könnten. Und mit dem Vertrauensvorschuss, den sie bei vielen Verbrauchern genießen würden, punkten könnten.

Agrarprämien: Österreich beantragt Änderung von GLÖZ-6-Standard zur Mindestbodenbedeckung

Die Mindestbodenbedeckung für Ackerflächen ist ein Streitthema. Österreich will Änderungen. Die werden nun von der EU-Kommission geprüft. Noch vor Herbst 2023 könnte es genehmigt werden.

Der österreichische GAP-Strategieplan 2023-2027 wurde im September 2022 von der EU-Kommission genehmigt. Er ist das zentrale agrarpolitische Instrument für die Weiterentwicklung der heimischen Landwirtschaft und des ländlichen Raums. Nun wurde am 21. Juni 2023 die erste Änderung des Plans bei der EU-Kommission eingereicht.

Dabei geht es um die umstrittenen Bestimmungen für die Mindestbodenbedeckung für Ackerflächen über den Winter (1. November bis 15. Februar). Der sogenannte GLÖZ-6-Standard stellt Betriebe unter gewissen Bedingungen vor große Herausforderungen, zumal die Nutzung der Frostgare damit stark eingeschränkt wird.

Der Abänderungsantrag des Landwirtschaftsministeriums soll die Maßnahme praxistauglicher machen. Denn mit den bisherigen Auflagen werden Probleme befürchtet, wie Schwierigkeiten in der Vorbereitung des Saatbeets, erhöhter Schädlingsdruck und negative Auswirkungen auf den Wasser- und Wärmehaushalt der Flächen.

„Daher wurde an der Weiterentwicklung des GLÖZ-6-Standards gearbeitet, indem die Liste der Ausnahmen für bestimmte Kulturen erweitert wird. Flächen mit Erdäpfel, Ölkürbis, Zuckerrübe, für die Saatgutvermehrung von Gräsern und Mais, Heil- und Gewürzpflanzen sowie Sommermohn und Öllein sollen vom Mindestausmaß von 80 % Bodenbedeckung der Ackerflächen ausgenommen werden“, heißt es aus dem Ministerium.

Weiters sind Ausnahmen für geflügel- bzw. schweinehaltende Betriebe bis zu 40 ha Ackerfläche und mit einem Maisanteil über 30 % vorgesehen. Deren Flächen auf schweren Böden sollen ebenso ausgenommen werden, wenn sie über einen Mindestviehbesatz von 0,3 GVE/ha Ackerfläche verfügen. Auch bei Inanspruchnahme der Ausnahmebestimmungen müssen jedoch im definierten Zeitraum mindestens 55% der betrieblichen Ackerflächen eine Bodenbedeckung aufweisen, wobei die Ausnahmen für bestimmtes Feldgemüse bestehen bleiben sollen.

Die Umsetzung des GAP-Strategieplans ist seit Jahresbeginn positiv angelaufen. Die Antragszahlen, sowohl bei den flächenbezogenen Maßnahmen, als auch bei den Investitionen beweisen, dass wirkungsvolle und attraktive Fördermaßnahmen entwickelt wurden. Daher bleiben die grundsätzliche Ausrichtung und die Finanzierung des Plans unverändert. Mit dem ersten Antrag auf Änderung erfolgen, etwa bei den GLÖZ-6-Standards, Nachschärfungen und Klarstellungen, um die Umsetzung praxistauglicher zu gestalten. Die Änderungen werden nun von der Europäischen Kommission geprüft. Das BML rechnet mit einer Genehmigung des Antrags noch vor Herbst 2023.

Der österreichische GAP–Strategieplan bildet den Rahmen für die Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume ab 2023. Damit stehen für die Jahre 2023 bis 2027 insgesamt 8,8 Milliarden € an europäischen und nationalen Mitteln für die Landwirtschaft und die ländlichen Räume zur Verfügung. An der nationalen Finanzierung beteiligen sich anteilig sowohl der Bund als auch die Länder.

Negativrekord bei Schlachtschweine

Laut Österreichischer Schweinebörse wartet das heimische Schlachtschweineangebot mit
einem neuerlichen Negativrekord auf. In der 25. Kalenderwoche dürften kaum mehr als
80.000 Stück schlachtreife Tiere zur Verfügung stehen. Das abwärts tendierende
Schlachtgewicht (zuletzt 98,3 kg) zeigte, dass keine zurückgehaltenen Schweine in den
Maststallungen standen. So ergab sich die Situation, dass Schlachtbetriebe einerseits das
zäh gewordene Fleischgeschäft beklagten und andererseits händeringend zusätzliche
Schlachtpartien suchten.

Stabile Ferkelnotierung
Auf dem österreichischen Ferkelmarkt bestand weiterhin ein Nachfrageüberhang, die
Wartezeiten für Mästerinnen und Mäster wurden aber kürzer. Das Angebot dürfte in
nächster Zeit überschaubar bleiben. Die Notierung beträgt in der 25. Kalenderwoche
unverändert EUR 4,00 je kg.
Europaweit blieben die zu dieser Jahreszeit üblichen Entwicklungen auf den Ferkelmärk-
ten (Nachfragerückgang und Angebotsanstieg) bisher weitgehend aus. Daher setzten sich
sowohl die große Absatzsicherheit als auch die hohe Preisstabilität fort.

EU-Schweinemarkt: Schwache Fleischnachfrage
Der EU-Schweinemarkt wurde nach wie vor vom geringen Schlachtschweineangebot und
der schwachen Fleischnachfrage bestimmt. Die Kaufzurückhaltung der Konsumentinnen
und Konsumenten ließ ein Umsetzen von weiteren Preisanstiegen im Fleischhandel kaum
zu. Folglich blieben die Mastschweine-Notierungen zumeist unverändert. In Frankreich
reichte das Lebendangebot nicht einmal für die bereits reduzierten Schlachtaktivitäten.
Daher zogen dort die Preise weiter an. In den Niederlanden hob Vion den Auszahlungs-
preis für Schweine an und holte damit eine Entwicklung nach, die andere niederländische
Schlachtunternehmen bereits in den letzten Wochen vollzogen hatten.
Auch in Deutschland findet die Preisbildung im Spannungsfeld zwischen einem sehr knap-
pen Lebendangebot und einem schwierigen Fleischhandel statt. Schließlich dürfte die be-
ginnende Urlaubszeit, die in Deutschland zu einem Rückgang der Fleischnachfrage führt,
den Ausschlag gegeben haben.

ACHTUNG Gewitter: 6 Tipps, die bei Gewitter Leben retten

Wer bei der Feld- und Waldarbeit von einem Unwetter überrascht wird, sollte ein paar Dinge beachten. Und Reime vergessen.

Roy Sullivan war ein Forstarbeiter in den USA. Sieben Mal ist er im Laufe seiner Arbeit von Blitzen getroffen worden. Auch wenn er alle Einschläge überlebt hat – gerade wer draußen arbeitet, sollte sich der Gefahr nicht aussetzen. Blitze können tödlich sein. Durchschnittlich trifft es in Deutschland 110 Personen im Jahr, vier sterben dadurch. Wenig hilfreich sind die Verse: „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen.“

Gerade die letzten Tage ließen sich zahlreiche Gewitter beobachten. Dabei entlädt sich die Spannung immer wieder: an Bäumen, Häusern, Fahrzeugen und Menschen. Besonders exponiert ist der Landwirt auf seiner Maschine bei der Feldarbeit.

Das Risiko lässt sich leicht minimieren.

  • So ist es immer ratsam, die Wetterlage an solch schwülen Tagen im Auge zu haben, bevor man rausfährt.
  • Aber da Arbeiten nun mal anstehen, sollte man auf Gewitterzeichen achten: hohe Wolken, die an Blumenkohl erinnern, auffrischender Wind. Niedrige, sehr dunkle Wolkenbänke künden von Nähe zum Gewitterzentrum.
  • Wenn einen das Gewitter überrascht hat, gilt es, insbesondere frei stehende Bäume, Holzmasten etc. zu meiden. Ganz gleich, ob es Buchen oder Eichen sind. Mindestens zehn Meter Abstand sollte man haben, um einen Übersprung des Blitzes vom Baum zu einem selbst zu verhindern.
  • Die Fahrerkabine eines Traktor ist ein relativ guter Platz, da er gleich einem Faraday‘schen Käfig den Blitz ableitet.
  • Ist man ohne Maschine auf dem Feld, sollte man sich wenigstens hinhocken. Am besten in einer Kuhle, am allerbesten auf einem Bein. Schlägt der Blitz ins Erdreich, kann sich ein Spannungstrichter von 30 Metern im Durchmesser bilden. Dann kann sich zwischen den Beinen, oder auch zwei Personen, eine Spannungsdifferenz aufbauen.
  • In keinem Fall sollte man Metallstangen oder Zäune anfassen.

Wenn der Blitz trifft, können bis zu 100 Millionen Volt und mehrere 10.000 Ampere in einem Wimpernschlag auf den Unglücklichen einwirken. Das kann zum Herztod führen. Bei nicht direkten Treffern gibt es schwere Verbrennungen und es kann sogar die Psyche in Mitleidenschaft gezogen werden.

Übrigens: Roy Sullivan hat alle sieben Blitzeinschläge überlebt. Dabei hat mal seine Kleidung Feuer gefangen, seine Haare haben gebrannt, der Blitz hat ihn einen Zehennagel gekostet. Gestorben ist er jedoch durch die eigene Hand. Angeblich aus Liebeskummer.

VGT zeigt Schafbauern an: LK-Präsident Huber erzürnt

Der Verein gegen Tierfabriken hat einen Kärntner Almbauern angezeigt, dessen Schafe von einem Wolf gerissen wurden. Der Vorwurf: Der Bauer hätte seine Tiere ungeschützt „in der Wildnis ausgesetzt“.

Wie gestern bekannt geworden ist, hat der Verein gegen Tierfabriken (VGT) einen Kärntner Almbauern angezeigt, dessen Schafe von einem Wolf gerissen wurden. Der Vorwurf lautet, der Bauer hätte seine Tiere ungeschützt „in der Wildnis ausgesetzt“.

„Einen Bauern, dem ohnehin schon massiver Schaden durch den Wolf entstanden ist, auch noch anzuzeigen, ist letztklassig. So etwas tut man nicht“, zeigt sich LK-Präsident Siegfried Huber erzürnt über die Anzeige der selbst ernannten Tierschützer und kündigt gleichzeitig an, den betroffenen Bauern mit voller Kraft zu unterstützen: „Ich lasse es nicht zu, dass von einem Wiener Großstadtbüro aus, die harte und rechtschaffene Arbeit von Almbauern angepatzt und in den Dreck gezogen wird. Die Landwirtschaftskammer Kärnten wird dem betroffenen Almbauern mit ihrer gesamten Rechtsexpertise zur Seite stehen. Unser Ziel ist es, dass das Verfahren eingestellt wird“, betont Huber im Namen des gesamten Vorstandes der LK Kärnten.

Der Kammerpräsident verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass dies österreichweit bereits die zweite Anzeige ist, die der VGT gegen Almbauern eingebracht hat. Bereits im vergangenen Herbst war in Salzburg ein Bauer aus St. Johann/Pongau angezeigt worden. Das Verfahren ist mittlerweile eingestellt worden, die Anzeige im Sand verlaufen.

Für LK-Präsident Huber ist klar: „Dem Verein gegen Tierfabriken geht es nicht um das Wohl der Tiere, sondern nur um polemische Stimmungsmache gegen die Almwirtschaft. Eines möchte ich noch klarstellen: Eine Alm ist keine ‚Wildnis‘, sondern eine von Menschenhand geschaffene Kulturlandschaft, die seit Jahrhunderten bewirtschaftet wird. Großraubtiere wie der Wolf haben in dieser Kulturlandschaft keinen Platz. Wölfe sind längst nicht mehr vom Aussterben bedroht und stehen gar nicht auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten. Wenn jemand gefährdet ist, dann sind es die Kärntner Almbäuerinnen und Almbauern und mit ihnen die gesamte Almwirtschaft.“

Lagerhaus lud zum Feldtag und bot den 11.000 Besuchern alles was das Herz begehrt und auch rund 9.000 PS

Neueste Technik, moderne Sorten der verschiedensten Pflanzen und Innovationen bot das Lagerhaus den Besuchern beim RWA-Feldtag in Ilz.

11.000 Besucher strömten aus ganz Österreich vergangenes Wochenende zum großen Lagerhaus Feldtag in Kalsdorf bei Ilz in die Steiermark. Das Lagerhaus stattete die Besucher mit Strohhüten, Rucksäcken und Sonnenbrillen aus und bot neben viel Innovationen und Technik auch Kinderprogramm und ein Festzelt.

Wir wollen uns die neue Technik anschauen“, erklärt ein Besucher aus Kärnten mit Lagerhaus Strohhut. Oft standen die Autos 40 Minuten im Stau bei der Zufahrt zum Parkplatz, der am Vormittag schon an seine Grenzen kam. Technik gab es reichlich zu sehen. Maschinen mit rund 9.000 PS waren ausgestellt und bei Vorführungen auf dem 40 ha großen Gelände im Einsatz.

„Wir freuen uns, dass so viele der Einladung gefolgt sind und sich über die vielfältige, innovative und zukunftsorientierte Agrarwelt informierten“, erklärt Reinhard Wolf, Generaldirektor der RWA. Beim diesjährigen Feldtag lag der Fokus auf Innovationen sowie technischen und wissenschaftlichen Entwicklungen in allen Bereichen der Landwirtschaft. „Unser Ziel ist es, landwirtschaftliche Betriebe zukunftsfit zu machen und die Versorgungssicherheit in Österreich weiterhin bestmöglich sicher zu stellen“, sagt Wolf.

Ein besonderes Highlight war für viele Besucher die Landtechnik. Im Traktoren-Segment waren unter anderem der John Deere 9RX und 8RX mit Raupenlaufwerk sowie die in Österreich sehr beliebte 6R Modell-Reihe live im Einsatz. Auch Lindner und Pöttinger präsentierten ihre neuesten Modelle vor Ort. Als Besuchermagnet erwies sich das John Deere-Flaggschiff der Erntetechnik – der imposante Mähdrescher X9. Tausende Schnappschüsse und Selfies wurden vor dem Erntekoloss mit einer Durchlaufleistung von 100 t die Stunde gemacht.

Die Sortenschau präsentierte auf 250 Parzellen leistungsstarke Pflanzen aus allen Kulturarten, die regional verwurzelt sind. Besonderes Augenmerk lag auf der Anpassung des Sortiments an die Herausforderungen durch den Klimawandel.

Wieder Dürre:  Ernteprognosen für EU gesenkt

Der Dachverband des Getreidehandels in der EU, Coceral, senkt in einer vorgezogenen Juni-Schätzung für die EU-27 und das Vereinigte Königreich (UK) gegenüber der März-Prognose die gesamte Getreideproduktion (Brot- und Futtergetreide sowie Mais) von 305,5 Mio. t auf 296,7 Mio. t. 

Das ist aber noch immer mehr als die 291,1 Mio. t aus dem ertragsschwachen Vorjahr.

ls Hauptursache für die unionsweit gesenkten Ertragserwartungen nennt der Getreidehandelsverband die gegenwärtige Trockenheit in der nördlichen Hälfte der EU – signifikant insbesondere in Schweden, Dänemark und im Baltikum. Allein für die EU kürzt Coceral die Prognose um 7 Mio. t.

Auch die Aussichten für Deutschland und Spanien wurden gesenkt, da hier die jüngsten Regenfälle zu spät für Weizen und Gerste gekommen seien. Demnach setzt die Prognose für die ehemalige EU-28 beim Weichweizen auf 142,4 Mio. t (März: 144,5 Mio. t) an, 2022 waren es 142,5 Mio. t. An Gerste sollen es 56,6 Mio. t werden (März: 59,6 Mio. t) gegenüber 59,3 Mio. t im Vorjahr.

Die Erholung der Maisproduktion wird nun bei 61,3 Mio. t gesehen, nachdem es im März noch 62,3 Mio. t aber 2022 nur 52,5 Mio. t waren. Vor allem die mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL) Ungarn, Rumänien und Bulgarien sollen auf deutlich grössere Maisernten hoffen dürfen.

Die Rapserzeugung der EU und des Vereinigten Königreichs bewegt sich der Prognose zufolge bei 21,0 Mio. t und somit ziemlich auf dem Niveau der März-Ausgabe (21,1 Mio. t) und des vorigen Jahres (21,0 Mio. t). Die Anbaufläche erfuhr zwar eine leichte Ausdehnung, die Erträge würden aber etwas hinter denen von 2022 zurückbleiben. Halte die Trockenheit in den nördlichen EU-Regionen bis in den Juli an, könnten sich die Ertragsaussichten für den Raps sogar noch weiter verschlechtern.

Für das ebenfalls von Dürre geplagte Spanien wies die März-Prognose eine Getreideernte von 20 Mio. t aus, nunmehr sind es nur mehr 12 Mio. t. Auf Erntezuwächse sollen sich vor allem Ungarn (+5 Mio. t) und auch Frankreich (+3 Mio. t), Italien (+2 Mio. t) sowie Rumänien (+3 Mio. t) freuen können.

Geht doch was weiter in Deutschland- Borchert-Kommission will Arbeit fortsetzen

Nach einem dreiviertel Jahr Pause will die Borchert-Kommission ihre konzeptionelle Arbeit zum Tierwohlumbau wieder aufnehmen.

Das Verhältnis zwischen dem besser als Borchert-Kommission bekannten Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung und der Politik hatte sich im vergangenen Jahr deutlich abgekühlt. Der Frust über die langsame Umsetzung der Kommissionsvorschläge war im Herbst 2022 so groß geworden, dass das Gremium bekanntgegeben hatte, seine Arbeit vorerst ruhen zu lassen. Zwischenzeitlich sah es sogar nach einem Totalausstieg aus. Offenbar sieht man nun wieder Licht am Ende des Tunnels und will weitermachen. So heißt es jedenfalls in einem am vergangenen Freitag gefassten Beschluss, der gleichzeitigen keinen Zweifel daran lässt, dass die Borchert-Kommission mit der Umsetzung ihrer Empfehlungen nach wie vor unzufrieden ist.

Darin wird anerkannt, dass sich die Bundesregierung und die Ampelkoalition zuletzt in die richtige Richtung bewegt hätten. Vor diesem Hintergrund will man sich mit Nachdruck dafür einsetzen, in den kommenden Monaten die finanziellen Voraussetzungen für einen Einstieg in den Umbau der Nutztierhaltung zu schaffen. Klarheit müsse der Haushalt 2024 bringen. Sollte es bei der bisher unzulänglichen Finanzausstattung und der fehlenden Verlässlichkeit der Zahlungen bleiben, werde man die Arbeit beenden, kündigte die Borchert-Kommission unmissverständlich an. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir begrüßte die Entscheidung.

Die Borchert-Kommission betonte erneut die Notwendigkeit, dass die Bundesregierung den Einstieg in eine langfristig vertraglich zugesicherte und staatlich finanzierte Tierwohlprämie beschließt. Zwar seien in den letzten Monaten erste Schritte in Bezug auf Änderungen im Bau- und Umweltrecht sowie zur Kennzeichnung unternommen und ein Prozess zur Einführung einer Tierwohlprämie eingeleitet worden. Allerdings schaffe die gegenwärtige Ausgestaltung für den Großteil der Landwirtschaft keine hinreichende Grundlage für einen Umbau. Erforderlich seien die Ausgestaltung der laufenden Tierwohlprämien im Rahmen langfristiger und rechtssicherer Verträge sowie eine ausreichende Finanzausstattung für die Umstellung einer substantiellen Anzahl von ökologischen und konventionellen Betrieben. Außerdem dringt das Kompetenznetzwerk darauf, seine Empfehlungen auch über Fragen der Finanzierung hinaus in der politischen Gestaltung zu berücksichtigen.

„Ich freue mich, dass das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung seine wichtige Arbeit unter der Leitung von Jochen Borchert fortsetzen will“, erklärte Minister Özdemir gegenüber Agra-Europe. Das Beratungsgremium habe wertvolle Grundlagen für den notwendigen Umbau der Tierhaltung erarbeitet und die Bedeutung des Themas immer wieder in die öffentliche Debatte gebracht. Der Beschluss der Borchert-Kommission, ihre Arbeit fortzuführen, sei auch ein wichtiges Signal an die Ampelfraktionen, hier schnell zu einem langfristigen Finanzierungsinstrument zu kommen, betonte Özdemir. Sein Haus unterstütze dabei nach Kräften. von AgE

Bei uns in Kärnten geht es gegen die Hybridwölfe

Nach ersten Nachweisen für Wolf-Hund-Mischlinge in Kärnten starten Land und Jägerschaft ein großangelegtes Projekt zur Überwachung. Eine Verordnung ermöglicht bereits die Entnahme von Hybridwölfen.

400 Nutztierrisse und 450 nicht mehr auffindbare Tiere nach Wolfsangriffen, so lautete die Kärntner Bilanz nach der Almsaison 2022. Heuer wurden bereits 52 Nutztierrisse und 13 Wölfe in Kärnten bestätigt, während die Almsaison gerade erst anläuft. Das berichtet der orf Kärnten. Experten gehen mittlerweile von fünf Rudeln aus. Legal nach der Wolfsverordnung abgeschossen wurden seit Jänner 2022 insgesamt fünf Wölfe. Bei den Tieren handelte es sich um sogenannte Risikowölfe, also Tiere, die dem Siedlungsgebiet bedrohlich nahegekommen sind.

Nun beschäftigt sich Kärnten mit einem weiteren Problem: den Hybridwölfen. Denn für die Kreuzung zwischen Hund und Wolf gebe es erstmals Nachweise in Kärnten, sagte Agrarreferent LH-Stv. Martin Gruber: „Wir haben bei zwölf Proben von Wölfen Untersuchungen auf Hybridisierung durchführen lassen, mit dem Ergebnis, dass vier Hybride darunter waren.“

Das sei ein Grund zur Sorge, weil diskutiert wird, ob bei Hybridwölfen die wolfstypische Scheu vor Menschen weniger ausgeprägt ist und Konflikte somit wahrscheinlicher werden könnten.

Nach ersten Nachweisen für Wolf-Hund-Mischlinge in Kärnten starten Land und Jägerschaft ein großangelegtes Projekt zur Überwachung. Durch das Sammeln der Wolfslosung in allen Bezirken, die danach kühl gelagert und dann auf Hybridisierung beprobt wird (Kosten: 200 Euro), soll klar werden, wie viele Mischlinge sich bereits unter die „echten“ Wölfe gemischt haben.

Hybridwölfe könnten laut Wolfsverordnung nach eindeutigem Nachweis auch ohne Vergrämungsschritte entnommen werden, da sie nicht von der FFH-Richtlinie geschützt sind, sagte Gruber.

Doch die EU-Verordnung 1497/2003 der EU-Kommission lässt sich da anders auslegen. Darin heißt es: „Hybriden in den ersten vier Generationen unterliegen dem gleichen Schutzstatus wie Wölfe. Sie dürfen demnach im Rahmen der Jagdausübung nicht geschossen werden“.

Bei der Jagd ist es schwierig einen Hybridwolf mit freiem Auge von einem Wolf zu unterscheiden, das wurde auch in der Pressekonferenz eingeräumt. Es besteht also die Gefahr, dass das falsche Tier geschossen wird. Gruber sagte, es sei klar, dass man sich in einem sehr heiklen rechtlichen Feld befinde: „Weil die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie den Wolf unter den extremsten Schutz gestellt hat, obwohl er nicht vom Aussterben bedroht ist.“

Fleisch aus Stammzellen wird wohl bald konkurrenzfähig sein

Fleischersatz wird in der Breite ankommen, glaubt auch die InFamily Foods Holding. Ein Produktionspreis von 3 bis 5 €/kg zellkulturbasiertes Fleisch sei möglich.

In Zukunft dürfte Fleisch aus dem Labor zu einem ähnlichen Preis wie herkömmliches Fleisch angeboten werden und in nennenswertem Umfang im Handel verfügbar sein. Davon überzeugt zeigte sich zumindest der Geschäftsführende Gesellschafter der InFamily Foods Holding, Dr. Wolfgang Kühnl.

So sei bereits ein Produktionspreis von 3 bis 5 €/kg zellkulturbasiertes Fleisch möglich; und mit einem Kubikmeter Nährmedium könnten 4,5 t Laborfleisch erzeugt werden. Allerdings kann dem Unternehmer zufolge derzeit noch kein Massenmarkt bedient werden, da einerseits das für die im Labor kultivierten Zellen notwendige Medium und andererseits die Bioreaktoren für die Vermehrung derzeit noch limitierende Faktoren darstellen.

Das Unternehmen verfolge daher eine „ganzheitliche Proteinstrategie“ und habe drei Unternehmenssäulen aufgebaut, berichtete Kühnl. Eine Geschäftssparte widme sich der klassischen Wurst- und Schinkenproduktion, eines bediene den Veggie-Markt mit pflanzlichen Alternativprodukten und ein drittes, neues Segment fokussiere auf zellbasierte Proteine. Letzteres liefere ausschließlich Technologien und werde nicht selbst alternatives Fleisch erzeugen.

Geplant ist laut dem Geschäftsführer, künftig ganze Fabriken für die zellkulturbasierte Herstellung von Fleisch bereitstellen zu können, da hier ein Wachstumsmarkt vermutet werde.

Sicherlich dürften in Zukunft mehr Menschen auf eine rein pflanzliche Ernährung setzen, aber es werde noch einen größeren Teil geben, der weiterhin Fleisch essen werde, prognostizierte die Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Susanne Schulze Bockeloh. Die Landwirtschaft werde nicht stehenbleiben, sondern sich weiterentwickeln, auch die Fleischbranche, und müsse dabei „offen sein für neue Ideen, für Transformation“, betonte Schulze Bockeloh. AgE

Auch Spanien importiert 50 % mehr Ferkel

In Spanien haben die Mäster im ersten Quartal des laufenden Jahres deutlich mehr ausländische Ferkel aufgestallt als noch im Vorjahreszeitraum. Wie aus Zahlen des Dachverbandes der dänischen Agrar- und Ernährungswirtschaft (L&F) hervorgeht, wurden mehr als 873.000 Mastläufer importiert, was einem Plus von 300.000 Tieren bzw. 50 % entspricht. Als Lieferanten taten sich dabei vor allem die Niederlande und Belgien hervor. Allen voran die Niederländer legten im Vergleich zum ersten Quartal 2022 um 45,5 % auf 621 100 Tiere zu. Mengenmäßig deutlich kleiner, aber dafür mit einer Versechfachung des Liefervolumens, folgt Belgien mit gut 134.000 Ferkel. Weit abgeschlagen dahinter belegen dann Dänemark mit 48.400 und Portugal mit rund 43.000 Tieren die Plätze Drei und Vier. Beide Länder konnten aber keinen Handelszuwachs erzielen. Auch aus Deutschland wurden Ferkel bezogen. Hier wurde aber mit einer Liefermenge von 19.000 Tieren ein Minus von 5.700 Tieren verzeichnet.

Als Grund für den massiv gestiegenen Importbedarf werden die gesundheitlichen Probleme in den spanischen Sauenherden angeführt. Bereits seit geraumer Zeit grassiert hier das Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome (PRRS) des Virusstammes Rosalia. Die Folgen sind verheerend. Die Ferkelerzeuger kämpfen mit hohen Saugferkelverlusten und teils massiven Leistungseinbußen bei den Sauen.

Die deutlich gesteigerten Ferkelimporten konnten allerdings das daraus entstandene Defizit in der eigenen Ferkelerzeugung nicht ausgleichen und es kam zu einem Mangel an Schlachtschweinen in Spanien. So wurden im ersten Quartal 2023 mit 14,1 Mio. Schweinen rund 1,4 Mio. Stück bzw. 9 % weniger geschlachtet als in der Vorjahresperiode. Allerdings gehen die Marktanalysten davon aus, dass dieses Minus auch auf die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen rund um den Jahreswechsel zurückzuführen ist. Denn gerade die Futterkosten waren durch die hohe Importabhängigkeit bei Soja und anderen Futterrohstoffen massiv gestiegen.

Zwiespältige Stimmung am Schweinemarkt


Laut Österreichischer Schweinebörse hinterließ die wegen Fronleichnam abermals ver-
kürzte Schlachtwoche keinerlei Überhang – im Gegenteil – die Schlachtbetriebe suchten
zusätzliche Schweinepartien, weil grillfähige Teile vom Schwein wie Schopf, Karree und
Bauch boomten. Allerdings war der Rest des Schlachtkörpers, z.B. Schinken oder Ver-
arbeitungsfleisch, nur schwer verkäuflich. Daher herrschte auf der Abnehmerseite des
Schweinemarktes eine zwiespältige Stimmung. „Im Export nach Asien und anderen
Drittstaaten schießt man sich mit unserem Preis aus dem Markt“, meinte ein namhafter
Exporteur.
Die Mastschweine-Notierung bleibt bis zum 21. Juni unverändert bei EUR 2,47 je kg.
Hohe Absatzsicherheit bei Ferkeln
Auf dem österreichischen Ferkelmarkt konnte das leicht steigende Angebot problemlos
vermarktet werden. Die Nachfrage blieb auch dank der positiven Preisentwicklung bei
Schlachtschweinen überdurchschnittlich. Bei leichten Nachfrageüberhängen hatte das
Absichern der bereits sehr guten Ferkelpreise oberste Priorität. Daher bleibt die Notierung
in der 24. Kalenderwoche unverändert bei EUR 4,00 je kg.
Europaweit herrschte bei Ferkeln eine für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe Absatzsicher-
heit. Beispielsweise in Deutschland und den Niederlanden zogen die Preise an, im Gegen-
satz dazu wurde die spanische Notierung erneut gesenkt.

Der EU-Schweinemarkt stand weiterhin im Zeichen des kleinen Angebotes, das in den
nächsten Wochen noch weiter zurückgehen dürfte. Daher mussten sich die Schlachtunter-
nehmen anstrengen, genügend Schweine für die Auslastung ihrer Kapazitäten und zur
Deckung des Bedarfs zu bekommen. Im Fleischhandel spielte dagegen die inflationsbe-
dingte Kaufzurückhaltung der Konsumentinnen und Konsumenten eine wichtige Rolle.
Zudem blieben Drittlandexporte aufgrund des hohen Preisniveaus von europäischem
Schweinefleisch größtenteils aus. Somit war Frankreich eines der wenigen Länder, wo
Mastschweine-Notierungen angehoben werden konnten, zumeist blieben sie stabil.
In Deutschland reicht das nach wie vor geringe Schweineangebot nur knapp zur Deckung
der rückläufigen Nachfrage. Der Preisanstieg der Vorwoche kann bestenfalls bei Grillar-
tikeln umgesetzt werden, ansonsten läuft der Fleischhandel impulslos.

Auch in Dänemark zu wenig Schweine: Schlachthof schliesst früher als erwartet

Danish Crown kündigte kürzlich das Ende des Schlachthofs in Sæby an. Der Standort muss nun sogar noch früher schließen, als geplant. Es gäbe einfach zu wenig Schweine im Land.

Im April kündigte der Schlachtkonzern Danish Crown an, das Werk in Sæby in Dänemark zu schließen. Der Grund: Die Bauern halten immer weniger Schweine.

Nun wurde bekannt, dass der Standort sogar noch früher schließt, als erwartet. Schuld ist der drastische Rückgang der Schlachtschweine-Zahlen. Es gäbe einfach nicht genug Tiere in Dänemark, um alle Werke am Laufen zu halten.

Wie der dänische Sender TV2 Nord berichtet, soll das letzte Schwein am 23. Juni im Danish Crown Schlachthof in Sæby in der Kommune Frederikshavn in der Region Nordjylland geschlachtet werden.

„Bisher war geplant, dass Freitag, der 14. Juli, der letzte Arbeitstag für die Mitarbeiter des Schlachthofs in Sæby sein sollte. Die Zahl der zu schlachtenden Schweine ist jedoch so weit zurückgegangen, dass Danish Crown sie problemlos in den anderen Schlachthöfen der Gruppe in Dänemark verarbeiten kann“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.

Die Zahl der Schlachtschweine in Dänemark sei im vergangenen Jahr wöchentlich um mehr als 10 Prozent zurückgegangen, so TV2 Nord. Deshalb sah der Vorstand von Danish Crown im April keine andere Möglichkeit, als die Schließung eines der sechs dänischen Schweineschlachthöfe des Konzerns zu beschließen.

Der Grossteil der Mitarbeiter werde nun also bereits ab dem 23. Juni freigestellt, die Beschäftigten erhalten aber bis zum bisher vorgesehenen letzten Arbeitstag am 14. Juli weiterhin ihren Lohn. Mit Material von tv2nord.dk, Danish Crown

Kein Kürbisöl mehr: Nur 30 % bis 60 % der gesäten Kürbispflanzen sind gewachsen

Rund 6.000 ha steirische Kürbisfelder sind betroffen, es wird mit rund 30 % bis 60 % der ursprünglich gesäten Kürbispflanzen gerechnet.

Die Kombination von kühlem Wetter, hohen Niederschlagsmengen und dem EU-Verbot eines wichtigen Pflanzenschutzmittels haben dazu geführt, dass Kürbis-Saatgut großflächig nicht oder nur lückig gekeimt hat. Das führt zu enormen Einbußen für die bäuerlichen Betriebe und großen Unsicherheiten für den zukünftigen Kürbisanbau. Um die Schäden zu mindern ermöglicht das Land Steiermark für das heurige Jahr eine Ausnahme von der Fruchtfolge-Pflicht bei Mais. „Zur Schadensbegrenzung braucht es in dieser Situation eine schnelle und unbürokratische Lösung, um in der fortgeschrittenen Vegetationsperiode einen passenden Ersatzanbau zu ermöglichen“, erklärt Agrarlandesrat Hans Seitinger.

In den vergangenen Tagen hat sich gezeigt, dass die gesäten Ölkürbis-Samen auf den steirischen Feldern nicht keimen. Laut den Pflanzenbau-Experten der Landwirtschaftskammer ist diese einzigartige Situation wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass neben der Kälte und den großen Niederschlagsmengen in diesem Jahr auch das bisher erlaubte Beizmittel aufgrund einer EU-Entscheidung nicht mehr zugelassen wurde. Mit dem Verbot dieses Pflanzenschutzmittels war die Saat den herausfordernden Witterungsverhältnissen schutzlos ausgeliefert. Betroffen sind rund 6.000 ha steirische Kürbisfelder auf denen heuer nur rund 30 % bis 60 % der ursprünglich gesäten Kürbispflanzen wachsen.

Die Bäuerinnen und Bauern stehen nun vor der Situation, dass die angebauten Kürbisse nicht wachsen und es für den ersatzweisen Anbau der meisten anderen Kulturen bereits zu spät ist. Sie würden in diesem Jahr auf den betroffenen Feldern keine Ernte einfahren. Von den bedeutenden Kulturen lassen sich zu dieser Jahreszeit nur noch Soja, Mais oder Hirse anbauen.

Aufgrund der Fruchtfolgebestimmungen ist der ersatzweise Mais-Anbau für zahlreiche betroffene Betriebe nicht möglich. Um in dieser besonderen Ausnahmesituation die noch verbleibende Anbausaison zu nutzen und die finanziellen Schäden für die heimischen Betriebe zu mindern, ermöglicht das Land Steiermark durch ein Aussetzen der Fruchtfolge-Bestimmung der Maiswurzelbohrer-Verordnung für das heurige Jahr eine Ausnahme von der Fruchtfolge-Pflicht beim Mais.

Das Aussetzen der Fruchtfolge wird mit Unterstützung von Umweltlandesrätin Ursula Lackner in der Regierungssitzung am Donnerstag, 1. Juni 2023, beschlossen und auf schnellstem Weg kundgemacht. Für die Landwirte, die Direktzahlungen beziehen ist jedoch zu beachten, dass diese Möglichkeit nur unter Einhaltung der sogenannten GLÖZ 7-Höchstgrenze für die Hauptkultur genutzt werden darf, um Sanktionen seitens der AMA zu verhindern. Unabhängig davon werden jene Felder, die aufgrund der massiven Niederschläge überschwemmt waren, oder verkrustet sind, nach dem üblichen Prozedere durch die Hagelversicherung entschädigt.

„Die aktuelle Situation zeigt schonungslos auf, wozu EU-Entscheidungen ohne Einbindung von Experten aus der Praxis führen. Es braucht einen verantwortungsvollen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln, aber die von NGOs und deren Lobbyisten befeuerten Diskussionen müssen auf einer fachlichen Expertise statt auf geschürten Ängsten beruhen“, betont Agrarlandesrat Hans Seitinger. Unterstützung findet er von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und der steirischen EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer. „Das steirische Kürbiskernöl ist ein kulinarisches Kulturgut. Die EU ist daher aufgefordert bei ihren Entscheidungen Hausverstand walten zu lassen, denn das aktuelle Vorgehen bedroht den Kürbisanbau in der Steiermark“, ist Seitinger sicher.