Autor: Hannes Kulterer

Selbstbedienung:18 Mal im Hofladen geklaut – Junger Mann mit vollem Rucksack erwischt

Nach zahlreichen Diebstählen wurde ein 16-Jähriger in Kärnten gefasst – er hatte Lebensmittel aus einem Hofladen gestohlen.

Wiederholt haben sich in Villach in Kärnten in Österreich in den letzten Wochen Diebstähle aus einem Selbstbedienungs-Hofladen ereignet. Am Dienstag, den 11. November, gelang schließlich die Festnahme des Täters. Die Polizeibeamten gingen im Nahbereich des Selbstbedienungsladens Streife und kontrollierten dabei einen jungen Mann aus Villach. Der 16-Jährige habe sich gerade mit einem Rucksack von dem Geschäft entfernt, berichtet die Landespolizeidirektion Kärnten.

Die Beamten durchsuchten den Rucksack des Jugendlichen und fanden darin mehrere abgepackte Lebensmittel. Diese stammten eindeutig aus dem betreffenden Laden, wie die Polizei erklärt. Allerdings habe der Junge leider keinen Kaufnachweis für die Produkte erbringen können.

Der 16-jährige Dieb gab im Gespräch mit den Beamten schließlich zu, die Artikel gestohlen zu haben. Zudem hätte er in den vergangenen Wochen insgesamt 17 weitere gleichartige Diebstähle von Lebensmitteln begangen. Die Produkte hatten einen Gesamtwert von mehreren hundert Euro, so die Polizei. Der Jugendliche sei nun bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden. von Eva Eckinger

Na endlich – EU entlastet Landwirte ab 2026 deutlich: weniger Regeln, mehr Geld

Die EU hat sich auf eine Vereinfachung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verständigt. Mit diesen Entlastungsmaßnahmen können Landwirte jetzt rechnen.

Im Trilog haben sich die Verhandlungsführer des EU-Parlaments, des EU-Rates und der EU-Kommission unter der dänischen Ratspräsidentschaft gestern Abend (10. November) auf einige Vereinfachungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) geeinigt. Die vorläufige Einigung über das sogenannte „Omnibus III“-Paket passt Vorschriften an und dürfte Landwirte spürbar entlasten.

Das Vereinfachungspaket soll Bürokratie abbauen, Rechtssicherheit schaffen und den Mitgliedsländern mehr Spielraum bei der Umsetzung der GAP ermöglichen.

Ein zentrales Anliegen des Parlaments war es, Landwirten mehr Spielraum bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen zu geben. So gilt künftig: Flächen, die am 1. Januar 2026 als Ackerland eingestuft sind, behalten diesen Status, auch wenn sie nicht regelmäßig gepflügt oder neu eingesät werden.

Mitgliedsländer können dabei selbst entscheiden, ob sie am bisherigen System festhalten, nachdem alle 5 oder 7 Jahre gepflügt werden muss, oder diese rechtssichere Stichtagsregelung anwenden, bei der Flächen ihren Ackerstatus dauerhaft behalten, auch wenn sie mehrjährig als Weide oder für Kleegras genutzt werden. 

„Damit beenden wir den bürokratischen Unsinn, dass Landwirte ihre Flächen pflügen müssen, nur um eine EU-Vorgabe zu erfüllen“, erklärt Christine Singer, Mitglied des EU-Parlaments (Freie Wähler/Renew Europe).

Landwirte mit laufenden Agrarumweltverpflichtungen werden nicht benachteiligt, und wer freiwillig Dauergrünland anlegen möchte, kann dies über eine Opt-Out-Möglichkeit tun.

Eine Bodenbearbeitung in phytosanitären Notfällen, etwa bei Stolbur oder Drahtwürmern, wird mit einer GLÖZ 5-Ausnahme möglich sein. Dafür wird der Artikel 13 der Verordnung (EU) 2021/2115 ergänzt, wonach künftig auch Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall berücksichtigt werden können.

Biobetriebe, die sich in der Umstellung befinden, erhalten künftig denselben Status wie zertifizierte Biobetriebe. Sie gelten damit für die GLÖZ-Standards 1, 3, 4, 5, 6 und 7 als konform. „Es war uns wichtig, hier Fairness zu schaffen“, erklärt Singer. „Umstellungsbetriebe erfüllen dieselben Auflagen wie Biobetriebe – also verdienen sie auch dieselbe Vereinfachung.“

Betriebe sollen weiterhin nur einmal jährlich kontrolliert werden. Auch für kleinere und mittlere Betriebe mit Ackerbau gibt es Entlastungen: Für Betriebe mit 10 bis 30 Hektar Ackerfläche sollen künftig keine Kontrollen und Sanktionen mehr im Rahmen von GLÖZ 7 (Fruchtwechsel) erfolgen.

Laut einer ersten Einschätzung der Kommission könnten die Maßnahmen jährliche Einsparungen von bis zu 1,6 Milliarden Euro für Landwirte und mehr als 200 Millionen Euro für die Verwaltungen der Mitgliedstaaten bewirken.

Höhere Unterstützung für kleine Betriebe und Krisenfälle

Die Obergrenzen für die Unterstützung kleiner Betriebe werden angehoben:

  • Die jährliche Zahlung steigt auf bis zu 3.000 Euro (statt bisher 2.500 Euro).
  • Für die betriebliche Entwicklung wird eine einmalige Förderung von bis zu 75.000 Euro möglich (zuvor 50.000 Euro).

Darüber hinaus können Mitgliedstaaten künftig Krisenzahlungen an aktive Landwirte leisten, die von Naturkatastrophen, extremen Wetterereignissen oder anderen katastrophalen Ereignissen betroffen sind. Damit soll die Fortführung der landwirtschaftlichen Tätigkeit sichergestellt werden.

Für die dänische Ratspräsidentschaft war die Vereinfachung der GAP ein zentrales Anliegen. Sie betont, dass der Abbau unnötiger Regeln und zusätzlicher Arbeit für Landwirte entscheidend sei, um den Agrarsektor zu stärken.

Das vorläufige Übereinkommen muss nun noch vom Rat und vom Europäischen Parlament formell bestätigt werden, bevor die neuen Regelungen in Kraft treten. Hoffenlich…… von Madeline Düwert

Regionaler Einkauf: Lässt Totschnig die Zügel locker?

Offenbar will Agrarminister Totschnig die Einkaufskriterien für öffentliche Kantinen aufweichen. Das sorgt für heftige Kritik.

Regionaler und nachhaltige einkaufen. Zum Vorteil der heimischen Landwirte. Das wollte zumindest bisher die Regierung mit ihrem nationalen Aktionsplan „nachhaltige Beschaffung“ erreichen. Dieser gab Richtlinien für öffentliche Kantinen beim Einkauf von regionalen und ökologisch erzeugten Lebensmitteln konkrete Zielwerte vor. Nun zeichnet sich offenbar eine Kehrtwende ab. Die grüne Agrarsprecherin Olga Voglauer wirft dem Bundesagrarminister Norbert Totschnig (ÖVP) eine „Demontage“ der nachhaltigen Lebensmittelbeschaffung vor. „Das ist eiskalter Verrat an heimischer Landwirtschaft“, wettert Voglauer.

So wie immer, groß ankündigen und dann Rückzug …….

So wie immer: Handelskrieg im Schweinestall

Josef Kaiser, Obmann Styriabrid, blickt in die Branche – während in Brüssel über „Industrie­politik“ philosophiert wird, kämpfen ­österreichische Bauern ums Überleben.

Ihre Autoindustrie behandelt die EU wie ein heiliges Kalb: Jede Konkurrenz wird mit Zöllen, Subventionen und politischen Schutzschirmen ferngehalten. Wer das bezweifelt, muss nur auf die jüngsten Strafzölle gegen chinesische Elektroautos blicken. Doch während Brüssel die Autohersteller in Watte packt, werden in anderen Branchen Existenzen geopfert. So tragen auch Branchen, die mit Autos nichts zu tun haben, die Kosten – etwa die österreichischen Schweinebauern.

China reagiert auf die Zölle mit Gegenschlägen gegen die europäische Landwirtschaft. Schweinefleisch steht ganz oben auf der Liste. Offiziell treffen die neuen Zölle vor allem Spanien, Dänemark und die Niederlande. Doch längst sind auch deutsche und österreichische Betriebe mit Abgaben von bis zu 60 % konfrontiert. Das ist kein geordneter Handelskonflikt mehr, das ist wirtschaftliche Willkür – und sie zerstört Märkte, Existenzen, Lebensgrundlagen.

Österreich zählt rund 18.000 Schweinehalter mit 2,6 Mio. Tieren. Etwa 15 % der Produktion geht in den Export, der Handel mit China war ein wichtiger Teil davon. Seit den Zöllen ist der Schweinepreis um 43 Cent (von 2,07 auf 1,64 €) zurückgegangen – ein Rückgang, der für viele Landwirte den Unterschied zwischen Kostendeckung und Verlust bedeutet. Futter, Energie und Auflagen bleiben teuer, die Margen sind längst aufgezehrt. Wer da von „Wettbewerbsgleichheit“ spricht, verspottet die Realität am Land.

Während in Brüssel über „Industriepolitik“ philosophiert wird, kämpfen ­österreichische Bauern ums Überleben. Sie haben weder an der Elektromobilitätsstrategie der EU mitgeschrieben noch entscheiden sie über Zölle – aber sie ­zahlen die Rechnung. Die europäische Handelspolitik manövriert sie in Geiselhaft einer Großmachtpolitik, die auf dem Rücken der Landbevölkerung ausgetragen wird.

Wer die Zukunft Europas sichern will, darf nicht nur den Motor der Industrie ölen, sondern muss auch jene stützen, die das Land ernähren. Die Politik hat vergessen, dass man sich von Elektroautos nichts zu essen kaufen kann. Wenn diese Erkenntnis erst in Brüssel ankommt, könnte es für viele Bauern schon zu spät sein. Ohne faire Bedingungen für die Landwirtschaft ist jede Wirtschaftspolitik hohl – und jeder Strafzoll am Ende ein Schuss ins eigene Stalltor. von Roland Pittner

„Die EU muss fairen Schutz für bäuerliche Betriebe in Handelskonflikten verankern.“ Josef Kaiser, Obmann Styriabrid

Es geht um die Wurst-Krise geht weiter: Erneut Ausverkauf einer deutschen Traditionsfirma

Die Schweizer Bell Food Group übernimmt den deutschen Schinkenspezialisten Hermann Wein GmbH & Co KG aus Freudenstadt in Baden-Württemberg. Das gab die Bell Group jetzt bekannt.

Die Übernahme soll im Frühjahr 2026 vollzogen werden, vorausgesetzt die Wettbewerbsbehörden stimmen zu. Über die Einzelheiten der Transaktion, wie etwa den Kaufpreis für den Asset Deal, wurde Stillschweigen vereinbart. Damit verliert ein weiterer deutscher Hersteller der Wurst- und Fleischbranche seine Unabhängigkeit.

Die Wurzeln des Familienunternehmens Wein gehen zurück bis ins Jahr 1966. Damals legte Hermann Wein mit nicht mehr als einem alten Familienrezept, einer Räucherkammer und dem Wunsch, den besten Schwarzwälder Schinken herzustellen, den Grundstein der Firma. Die Nachfrage war so groß, dass bereits ein Jahr nach der Gründung drei weitere Räucherkammern hinzugebaut wurden. 

Seit 2011 leitet Hermann Weins Enkel Andreas Hofer zusammen mit Eberhard Kappler die „Schwarzwälder Genussmanufaktur Wein“. Jährlich stellt das Unternehmen 3 Millionen Schinken mit dem EU-Gütezeichen „geschützte geographische Angabe“ und viele weitere Spezialitäten her.

Die Bell Group gab zusammen mit der Übernahme des Schinkenherstellers weitere strukturelle Veränderungen im Konzern bekannt. Der Geschäftsbereich Hügli, der auf haltbare Convenience-Produkte für Handel, Food Service und Lebensmittelindustrie spezialisiert ist, verlagert seine Produktion mittelfristig aus Redditch in Großbritannien auf die Werke in Radolfzell am Bodensee und Zàsmuky in Tschechien. Der Betrieb in Redditch soll stillgelegt werden. Davon sind rund 80 Arbeitsplätze betroffen.

Außerdem richtet Bell seinen Geschäftsbereich Eisberg, der frische Schnittsalate, Früchte und darauf basierende Convenienceprodukte herstellt, auf Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH) aus. Nach dem Verkauf der Produktionsstandorte in Polen, Ungarn und Rumänien wird das Betriebskonzept des österreichischen Standorts Marchtrenk (AT) überarbeitet, um die Profitabilität zu steigern.

Die Bell Food Group produziert Fleisch, Geflügel, Charcuterie, Seafood sowie Convenience und vegetarische Produkte. Bekannte Marken sind Bell, Hubers, Eisberg, Hilcona und Hügli. Rund 13.000 Mitarbeitende erwirtschaften einen Jahresumsatz von über 4,7 Mrd. Schweizer Franken oder umgerechnet gut 5 Mrd. Euro. von Norbert Lehmann

Nicht mehr mehr real -Bauern schuften, andere kassieren – Studie zeigt Preis-Ungleichheit

Weder Preisdeckel noch Mehrwertsteuersenkungen oder populistische Schuldzuweisungen können laut Wifo Preisprobleme lösen. Besser wären mehr Transparenz, faire Marktbedingungen und ein stärkeres Bewusstsein für regionale Wertschöpfung.

Wien – Die Debatte um Lebensmittelpreise in Österreich reißt nicht ab. Oftmals verläuft diese laut, emotional und faktenfern. Für mehr Klarheit sorgt nun eine neue Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Beginnend mit dem Jahr 2022 trugen die rasant gestiegenen Preise für Lebensmittel maßgeblich zur hohen Inflation bei.

Gleichzeitig zeigt sich, dass der Einfluss der Agrarrohstoffe an den Preisänderungen tendenziell abnimmt. Laut Wifo reicht der Verweis auf die Rohstoffpreise nicht aus, um den Preisanstieg von Gütern im Lebensmittelhandel zu begründen. Der Anteil der Bauern am Endpreis liegt laut Wifo meist unter 10 % – bei Brot sogar nur bei rund 5 %. Hingegen hat der Anteil von Transportkosten und Löhnen in diesem Zeitraum zugenommen.

schaft gerade einmal 18 Cent netto oder 5,4 % des durchschnittlichen Endverbraucherpreises von 3,40 €, rechnete LK-Steiermark-Präsident Andreas Steinegger bezugnehmend auf die Wifo-Studie vor. Um Preistreiber zu ermitteln, fordert die Landwirtschaftskammer volle Transparenz in der gesamten Wertschöpfungskette. Vorstellbar wäre ein Preismonitoring nach französischem Vorbild. Ebenso wichtig sind Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie, faire Vertragsbedingungen mit dem Handel und die konsequente Umsetzung nachhaltiger Beschaffungsrichtlinien im öffentlichen Bereich.

„Die Landwirtschaft steht am Anfang der Wertschöpfungskette – aber am Ende der Gewinnverteilung im Lebensmittelsektor“, ergänzte dazu LK-OÖ-Präsident Franz Waldenberger im Rahmen einer Pressekonferenz. Laut Wifo-Ökonom Franz Sinabell blendet die Diskussion um „zu teure Lebensmittel“ aus, dass hochwertige, sichere und regionale Produkte ihren Preis haben müssen. Österreich liegt bei Lebensmittelpreisen im europäischen Mittelfeld, bietet aber überdurchschnittliche Qualität, hohe Standards und einen großen Bioanteil. Mit einem Anteil von nur rund 10 % ihrer Haushaltsausgaben für Lebensmittel zählen Österreicher zu den am wenigsten belasteten Konsumenten in der EU.

Mehr als 90 % der Wertschöpfung erfolgen im nachgelagerten Bereich. Während dort Gewinne erwirtschaftet werden, können Landwirte steigende Produktionskosten kaum weitergeben. Dieses strukturelle Ungleichgewicht gefährdet langfristig die Versorgungssicherheit.

„Die Versorgungssicherheit beginnt am Feld, und sie endet dort, wo der Bauer aufgeben muss, weil sich die Arbeit nicht mehr lohnt“, warnte Waldenberger. Die Position der Landwirte in der Wertschöpfungskette zu stärken, ist zwar ein erklärtes Ziel der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Mit einer möglichen Kürzung des künftigen Agrarbudgets würde diesem Ziel ein „Bärendienst“ an den heimischen Lebensmittelproduzenten erwiesen.

Als zentraler Akteur trägt auch der Lebensmitteleinzelhandel Verantwortung gegenüber den Lebensmittelproduzenten. Das Versprechen von Rewe-Chef Marcel Haraszti in der ORF-2-Sendung „Das Gespräch“, dass bei niedrigen Weltmarktpreisen auch die Preise für Fleisch, Obst und Gemüse sowie Milchprodukte in den Märkten fallen, ließ zuletzt aufhorchen.

Verdeutlicht wird das einmal mehr am Beispiel des Milchmarktes. So ist beispielsweise nach einer relativ stabilen Entwicklung über die Sommermonate der Milchpreis wieder unter Druck geraten. Weil sich die Molkereien auf die Marktlage preislich einstellen müssen, wird die Lage letztlich auch für die Bauern schwieriger. Heimische Milchverarbeiter reagierten bereits mit Abschlägen von bis zu 3 Cent pro Kilogramm. Mittelfristig ist aber noch keine Trendwende zu erwarten.

Niedrigere Milchpreise schwächen die Kaufkraft der Bäuerinnen und Bauern. Auf den Betrieben wird deshalb weniger in den Hof oder in Maschinen und Geräte investiert. Darauf machte der Obmann des Unabhängigen Bauernverbands (UBV), Karl Keplinger, aufmerksam und wies gegenüber dem Wochenblatt darauf hin, dass sich die Verbraucher bei ihrem Einkauf von Butter oder Milch nur nur geringe Eurobeträge im Monat sparen. Es fehle an der Verhältnismäßigkeit, vergleicht man den niedrigen Preis für ein Stück Butter mit jenem einer Packung Zigaretten. Kürzungen der Ausgleichszahlungen sowie weitere Handelsabkommen mit Drittstaaten würden den Ruin der heimischen Landwirtschaft, so wie wir sie kennen, bedeuten, ist sich der UBV-Obmann sicher. von Artur Riegler

Rewe will Preise für Fleisch & Co. senken

In der ORF-Sendung „Das Gespräch“ kündigte Rewe-Vorstand Marcel Haraszti an, dass die Lebensmittelpreise in den kommenden Wochen sinken sollen. Grund: Günstigere Bedingungen am Weltmarkt.

Am letzten Sonntag, den 2. November, ging es bei „Das Gespräch mit Susanne Schnabl“ im ORF um das Thema „Teure Lebensmittel – Sinken die Preise?“. Dazu lud die Moderatorin Diskutierende aus Politik, Handel und Forschung ein. Von Seiten des Handels nahm Rewe-Vorstand International Marcel Haraszti teil. Er machte im Gespräch klar, dass er Regulierungen bei Preisen ablehne, das Rabattsystem verteidigt er: „Österreicher sind Jäger“.

Weiters ließ Haraszti mit seiner Prognose zu den Lebensmittelpreisen aufhorchen. Die Preise würden schon in den nächsten Wochen sinken. Warum? Weil der Weltmarkt das hergebe. „Zum Beispiel werden wir bei Frischfleisch die Preise senken. Wir werden bei Obst und Gemüse die Preise senken. Bei Milchprodukten wurden schon viele Preise gesenkt und es wird auch noch weitergehen. Also wir machen das sehr konkret. Immer wenn wir bessere Einkaufspreise verhandeln, dann geben wir sie dem Kunden weiter.“

Und der Vorstand meinte auch, dass Rewe aus dem Lebensmittelhandel keine hohen Gewinne erziele. Die Gewinnmarge liege bei nur rund 1 % des Umsatzes, was deutlich geringer sei als oft angenommen. Haraszti stellte klar, dass Rewe keinen Rekordgewinn mache und die höheren Kosten – etwa bei Energie und Einkauf – direkt an die Konsumenten weitergegeben werden. Das Unternehmen investiere den verbleibenden Gewinn vor allem wieder in Österreich.

Anmerkung: Der Umsatz der Rewe Group in Österreich betrug nach unseren Recherchen im Geschäftsjahr 2024 rund 10,94 Mrd. €. Das bedeutet, dass bei einer Gewinnmarge von rund 1% der geschätzte Gewinn demnach knapp über 100 Mio. € liegen würde. von Torsten Altmann

Versorgung bleibt angespannt

Trotz guter Ernten dürfte die Versorgung auf dem globalen Sojamarkt angespannt bleiben. Davon geht die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) aus. Sie weist darauf hin, dass der Verbrauch an Sojabohnen derzeit schneller wachse als die Produktion, sodass die Bestände erstmals seit mehreren Jahren sinken würden. Zudem verfestigte sich im Welthandel die Verschiebung zugunsten Südamerikas.

Laut UFOP schätzt der Internationale Getreiderat (IGC) die weltweite Sojaproduktion 2025/26 auf rund 428 Mio. Tonnen; das wären nur 1 Mio. Tonnen weniger als im Vorjahr. Die IGC-Experten gingen davon aus, dass die Landwirte in den USA mit 116 Mio. Tonnen voraussichtlich rund 3% weniger Sojabohnen ernten würden als in der vergangenen Saison, bedingt durch ungünstige Witterung und verzögerte Erntearbeiten. Brasilien steuere hingegen auf ein Rekordniveau zu und festige seine Rolle als wichtigster Anbieter am Weltmarkt. Erwartet werde in dem südamerikanischen Land eine Erzeugung von 177 Mio. Tonnen.

Die Sojaproduktion in Argentinien wird der UFOP zufolge mit 48,5 Mio. Tonnen etwas schwächer eingeschätzt, da viele Betriebe auf Mais und Sonnenblumen umgestellt hätten. Auf ein neues Allzeithoch von rund 430 Mio. Tonnen werde nach IGC-Berechnungen der globale Verbrauch an Sojabohnen steigen. Als Wachstumstreiber wirke hier vor allem die weiter steigende Nachfrage nach Fleisch und damit nach Proteinfuttermitteln, unter anderem für die stark wachsende Lebensmittelproduktion in Asien. Im vergangenen Jahr hatte der Verbrauch bei 419 Mio. Tonnen gelegen.

Weltweiter Handel sehr dynamisch

Nach Angaben der UFOP entwickelt sich der weltweite Handel mit Sojabohnen sehr dynamisch. Das Marktvolumen werde vom IGC für 2025/26 auf 187 Mio. Tonnen geschätzt; das seien etwa 3 Mio. Tonnen mehr als im Vorjahr. Allein 113 Mio. Tonnen dürfte Brasilien exportieren, was die Rolle des Landes als globaler Hauptsojalieferant weiter festige. China bleibe mit Importen in Höhe von 113 Mio. Tonnen der mit Abstand wichtigste Nachfrager und beziehe nahezu die gesamte benötigte Ware aus Südamerika.

Weiter an Boden im Sojageschäft verlieren laut UFOP die USA. Deren Ausfuhren gingen voraussichtlich um rund 10% auf 45 Mio. Tonnen nach unten. Auslöser sei die aktuelle Handelspolitik der Trump-Regierung, in deren Folge chinesische Käufe ausblieben. Die Endbestände an Sojabohnen würden von der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) für 2025/26 auf 120 Mio. Tonnen veranschlagt. Im Vergleich zum Vorjahr wären das laut Förderunion rund 3,5 Mio. Tonnen weniger. Erwartet werde, dass vor allem in Südamerika die Lagerbestände infolge umfangreicher Vorexporte kleiner ausfallen würden. AgE 

GAP ab 2028: Jetzt geht es drunter und drüber -nun probt das EU-Parlament den Aufstand

Dass das EU-Parlament ein Störgefühl ob der Vorschläge zum EU-Haushalt und der Agrarpolitik hat, ist seit Wochen klar. Nun maximieren vier Fraktionen den Druck auf Ursula von der Leyen.

Die Abgeordneten im Europaparlament lassen den Streit mit der EU-Kommission rund um den nächsten EU-Haushalt eskalieren. Ihre Botschaft an Kommissionschefin Ursula von der Leyen: Wenn sie nicht einlenkt und ihren Vorschlag ändert, werden die Parlamentarier erst gar nicht über die Vorschläge diskutieren.

Das geht aus einem Schreiben an von der Leyen vor, das top agrar vorliegt. Die Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei (EVP), der Sozialdemokraten (S+D), der Grünen und der liberalen Renew-Gruppe haben den Brief unterzeichnet.

Vor dem Hintergrund der Kommissionsvorschläge zum EU-Haushalt (mehrjähriger Finanzrahmen, MFR) und der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), heißt es in dem Brief: „Das Europäische Parlament kann diese [Vorschläge] nicht als Startpunkt von Verhandlungen akzeptieren.“

Konkret kritisieren die Parlamentarier folgende Punkte an den Kommissionsvorschlägen zum MFR und der GAP:

  1. Renationalisierung der EU-Mittel,
  2. Kürzung der Agrargelder,
  3. Uneinheitliche Standards in der Agrar- und Regionalpolitik sowie
  4. Fehlende Mitsprache des EU-Parlamentes.

Das Schreiben haben die Fraktionsvorsitzenden am Donnerstag an von der Leyen gesendet. Am 12. Und 13. November trifft sich das EU-Parlament zu seiner nächsten Plenarsitzung. Aus Parlamentskreisen heißt es: Bewegt sich die Kommission bis dahin nicht, wird das Parlament über eine Zurückweisung der Vorschläge abstimmen.

Fände die dann eine Mehrheit, dürften die sowieso langwierigen Haushaltsverhandlungen um mehrere Monate zurückgeworfen sein. von Konstatin Kockerols

Burger King rudert zurück- behält Kuhmilch im Angebot

Erst vor einer Woche strich Burger King in Österreich Kuhmilch aus dem Sortiment und wollte Kaffee und Kakao künftig nur noch mit Haferdrinks anbieten. Jetzt rudert die Fastfood-Kette zurück.

Der Aufschrei unter Bauern war nicht zu überhören, als Burger King letzte Woche einen „Schritt in Richtung Nachhaltigkeit“ ankündigte und fortan in allen heimischen Filialen ausschließlich Haferdrinks für Kaffee- und Kakaogetränke zu verwenden. Vermutlich könnte aber auch die Kritik aus Bauernkreisen zu dem schnellen Umdenken geführt haben. Auch Hannes Royer vom Verein Land schafft Leben begrüßt in einer Aussendung die Entscheidung: „Rein auf pflanzliche Lebensmittel zu setzen, gehe auf lange Sicht am Ziel der Nachhaltigkeit vorbei. Wer Haferdrink konsumiert, bestellt automatisch die Produktion von Tierfutter, denn es landet nur ein kleiner Teil der Haferpflanze im Drink. Mit jedem Kilogramm veganer Lebensmittel entstehen in Österreich fünf bis sechs Kilogramm nicht-essbare Biomasse.“ die pflanzliche Alternative vom schwedischen Anbieter Oatly.

Doch schon ein paar Tage später kommt die Kehrtwende der Fastfood-Kette. Als Begründung schreibt der Franchisenehmer The Eatery Group in einer Aussendung: „Die Resonanz in den ersten Tagen der Einführung sei zwar „überwältigend positiv“ ausgefallen. Zugleich hätten trotzdem „viele Gäste den Wunsch, ihren Kaffee mit Kuhmilch zu genießen“. Deswegen werde es künftig „sowohl die pflanzliche Option von Oatly als auch Kuhmilch aus österreichischer Produktion geben“. von Torsten Altmann

Die Wahrheit ist- vom Lebensmittelpreis kommen in der Landwirtschaft oft nur ein paar Cent an“

Im Zuge der Erntebilanz hat der steirische Landwirtschaftskammer Präsident Andreas Steinegger ausführlich zur Lebensmittelpreis-Debatte Stellung genommen. Bei den Lebensmittelpreisen brauche die Landwirtschaft einen höheren Anteil. Steinegger fordert volle Preistransparenz in der Lebensmittelkette, um die tatsächlichen Preistreiber zu ermitteln und die Landwirtschaft zu stärken.

Die Debatte über die Lebensmittelpreise läuft laut der LK Steiermark voller Emotionen, laut und oft auch mit falschen Schuldzuweisungen. „Wer über Lebensmittelpreise spricht, muss auch darüber reden, wer wieviel davon bekommt“, betont Steinegger. Der Agrarsektor als einziger Sektor mit voller Preistransparenz in der Wertschöpfungskette, kann seinen Anteil klar aufzeigen. Der Kammerpräsident: „Von den Lebensmittelpreisen kommen in der Landwirtschaft oft nur ein paar Cent an, die Gewinne bleiben woanders hängen.“ Und er unterstreicht: „Die Landwirtschaft ist kein Preistreiber – im Gegenteil, sie ist in der Wertschöpfungskette am stärksten unter Druck.“ Auch das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO/2025) bestätigt, dass der Einfluss der Agrargüter auf die Lebensmittelpreise schwindet. Zum Preisauftrieb bei Lebensmitteln trugen insbesondere Importprodukte wie Kaffee, Tee und Kakao bei. Haupttreiber der 4 %-Septemberinflation war mit 2,3 % der Bereich der Dienstleistungen, gefolgt von Energie mit 0,7 %.

„Die Landwirtschaft braucht Fairness in der Wertschöpfungskette und einen dauerhaft größeren, kosten- und leistungsgerechten Wertschöpfungsanteil, um die Herstellung von agrarischen Rohstoffen bei immer mehr und ständig steigenden Auflagen abzusichern“, unterstreicht Steinegger.

  • Semmel 3,7 %: Für Weizen, der in einer Semmel enthalten ist, erhält der Bauer nur 1,5 Cent netto – das sind 3,7 % am durchschnittlichen Verbraucherpreis von 39 Cent.
  • Mischbrot 5,4 %: Von einem Kilo Mischbrot bleiben der Landwirtschaft gerade einmal 18 Cent netto oder 5,4 % des durchschnittlichen Endverbraucherpreises von 3,40 Euro.
  • Schweinsschnitzel im Restaurant – nur 2,8 %: Bei einem im Restaurant verzehrten Schweinsschnitzel mit einem durchschnittlichen Verbraucherpreis von 18,50 Euro beträgt der rechnerische Bauernanteil magere 53 Cent netto oder 2,8 %. Dieser sinkt kontinuierlich, 2010 lag er bei 3,8 %, 2024 bei 3,3 %.
  • Apfel 21 %: Von einem Kilo Äpfel, das im Supermarkt durchschnittlich 2,40 Cent kostet, bekommt der Obstbauer trotz hoher Produktionskosten und bester Qualität heuer im Schnitt voraussichtlich nur 50 Cent netto oder rund 21 %.

Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer: „Wir müssen Regionalität und Saisonalität überall den Vorrang geben – vom wöchentlichen Einkauf für die Familie bis hin zur Beschaffung in Großküchen. Das ist das zentrale Element der Lebensmittelstrategie weiß-grün und dieses Ziel verfolgen wir weiter. In der Steiermark haben wir mit den Großküchengipfeln, der Partnerschaft mit United Against Waste und dem Bäuerlichen Versorgungsnetzwerk (BVN) bereits die idealen Voraussetzungen geschaffen, um heimischen Lebensmitteln auch in der Gemeinschaftsverpflegung den Vorrang zu geben. Großküchen sind entscheidend für die Nachfrage nach regionalen und saisonalen Produkten aus bäuerlicher Erzeugung, da heutzutage schon jede zweite Mahlzeit auswärts eingenommen wird. Durch gute Ernten können wir liefern – aber dazu muss die Nachfrage weiter steigen und die bäuerliche Wertschöpfung gesichert sein!“

Reiter weiter: „Nur eine kleine Einkaufsveränderung kann Großes bewirken: Wenn jeder Haushalt im Monat um nur 3,50 Euro mehr heimische Lebensmittel kauft und ausländische ersetzt, werden Arbeitsplätze in der Region geschaffen und auch die bäuerlichen Familienbetriebe werden gestärkt – wir verlieren aber die bäuerlichen Familienbetriebe und setzen die heimische Lebensmittelversorgung auf das Spiel, wenn wir nicht regional einkaufen.“ von Torsten Altmann

Allerheiligen: Warum wir an diesem Tag nicht nur der Toten gedenken

Für viele gehört Allerheiligen fest zum Jahreslauf – ein stiller Feiertag mit Kerzen, Friedhofsbesuchen und Gebeten. Doch warum begehen wir ihn eigentlich? Und was hat es mit den „Heiligen“ auf sich, an die dieser Tag erinnert?

Eine Antwort gibt die Bibel: Apostel Paulus hat Briefe geschrieben an „die Heiligen in Korinth“, oder die in Philippi und anderswo. Er schrieb diese Briefe an lebendige Menschen. Er schrieb an Mitchristen, denen er manchmal kräftig „die Leviten lesen“ musste, nannte diese „Heilige“, weil sie durch ihren Glauben zu Christus gehörten. „Durch deine Liebe sind die Heiligen ermutigt worden“, schreibt Paulus an den Philemon. Die bereits ins ewige Leben Hinübergegangenen hätten diese Ermutigung nicht mehr nötig gehabt.

Im „Apostolischen Glaubensbekenntnis“ (das im evangelischen Gesangbuch ebenso steht, wie im katholischen Gotteslob) sprechen wir von der „Gemeinschaft der Heiligen.“ Damit meinen wir alle gläubigen Getauften, die jetzt Lebenden ebenso wie die längst Verstorbenen. Siebilden eine Gemeinschaft über die Grenze des Todes hinweg, verbunden durch das Bekenntnis zu Jesus Christus. Dieses Zusammengehören schließt ein, dass wir uns im Beten füreinander an Gott wenden können.

An Allerheiligen gedenken wir all jener, die schon vor uns als Glaubende gelebt haben und von denen wir deshalb annehmen dürfen, dass sie am ewigen Ziel bei Gott angekommen sind. Bei dem Wort „Heilige“ vermuten einige Leute etwas weltfremde oder radikale Sonderlinge, die aus dem „normalen Leben“ ausgestiegen sind–das hat mit dem Heilig-Sein nichts zu tun. Heiligesind all jene, dienach ihren Kräften verwirklichen, wozu sie sich im Glauben bekennen, ob nun lebend oder bereits verstorben;sie fallen auf durch ihre Güte und Geduld, durch ihren sozialen oder kirchlichen Einsatz und würden sich bestimmt nicht als Heilige bezeichnen.

Doch wir brauchen das Leben von Heiligen nicht kopieren und können es auch nicht. Wir dürfen und sollen unseren eigenen Weg zu Gott gehen.

Eine Erzählung der Chassidim (der frommen osteuropäischen Juden des 18./19. Jahrhunderts) mag uns dazu eine Ermutigung sein: Der Rabbi Sussja von Hanipol sagte: „In der kommenden Welt wird man mich nicht fragen: Warum bist du nicht Mose gewesen? Oder: Warum bist du nicht Elija gewesen? Man wird mich fragen: Warum bist du nicht Sussja gewesen?“ Als die Menschen, die wir sind, hat Gott uns gerufen, dass wir den Weg zum ewigen Glück bei ihm gehen.

An Allerheiligen schließt sich der Allerseelentag an und oft werden beide miteinander verquickt: Da gehen wir an die Gräber unserer Angehörigen. Wir bitten Gott für jene, die bei ihrem Tod noch nicht für Glück des Himmels bereit gewesen sind, dass auch sie bald bei ihm ankommen dürfen. von Josef Dotzier

SVS im Wandel: So will Sozialversicherung Zukunft der Bauern sichern

Wie gelingt der Balanceakt zwischen Stabilität und Wandel? Die SVS will die soziale Absicherung der Bauern weiterentwickeln und setzt proaktive Schritte, um Schäden zu vermeiden und Kosten zu senken.

Wien Finanzielle Ressourcen, die demografische Entwicklung und steigende Erwartungen – die Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) steht vor vielfältigen Herausforderungen. Die Interessen der Bäuerinnen und Bauern im SVS-Verwaltungsrat vertritt seit Beginn dieses Jahres der Präsident der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer, Franz Waldenberger. Gemeinsam mit Generaldirektor-Stellvertreter Josef Kandlhofer spricht Waldenberger im Doppelinterview darüber, wohin sich die Sozialversicherung von insgesamt 1,3 Millionen Bauern, Gewerbetreibenden und „Neuen Selbständigen“ hinbewegt.

Herr Waldenberger, was hat Sie dazu bewegt, sich für die Funktion in der SVS bereitzuerklären?

Weil mir die Sozialversicherung und die soziale Absicherung der Bäuerinnen und Bauern ein wichtiges Anliegen sind. Ein System, in dem Bäuerinnen und Bauern, Gewerbetreibende und neue Selbständige sozial abgesichert sind, ist ja im europäischen Vergleich durchaus nicht selbstverständlich. Beispielsweise ist Deutschland gerade erst dabei, ein solches aufzubauen. Dank der sozialen Absicherung in der Pension können wiederum Junge zeitig übernehmen und den Betrieb weiterentwickeln.

Waldenberger: Wir sind, wenn man so will, , ein 360-Grad-Versicherer, also sprich Krankenversicherung, Unfallversicherung und Pensionsversicherung sind in einer Hand. Mir ist es wichtig, dass wir als ein Sozialversicherungsträger auftreten können

Waldenberger: Die Leistungsfähigkeit des Betriebes hängt stark vom Betriebsleiter ab, darum beschäftigen wir uns sehr ausführlich mit der Prävention. Mit unseren Jahresschwerpunkten in Form des so genannten „Gesundheitshunderters“ schaffen wir dafür einen Anreiz. Heuer stand die Krebsvorsorge im Fokus. Diesen Präventionsgedanken setzen wir auch mit dem neuen „Sicherheitshunderter“ um. Ziel ist es, dass sich die Bäuerinnen und Bauern mit der Unfallverhütung auseinandersetzen. An den Schulen sollen VR-Brillen zum Einsatz kommen. Damit können sich die Jungen virtuell, aber trotzdem in einem realistischen Arbeitsumfeld gefahrenlos bewegen und das richtige Verhalten in schwierigen Arbeitssituationen üben.

Kandlhofer: Mit unserem Projekt „Future Proof“ entwickeln Berater direkt mit interessierten Bauern am Hof Strategien, um die Arbeits- und Lebensbedingungen gesünder zu gestalten. Auch in Richtung Digitalisierung soll „Future Proof“ helfen, die eigene Verwaltung leichter zu gestalten. Nach Pilotprojekten in der Steiermark und in Vorarlberg wollen wir es bis 2028 österreichweit anbieten.

Beitragszahlungen der Bauern

Wie stabil ist die SVS in unserem wirtschaftlichen Umfeld?

Waldenberger: Bei Staat und bei der Sozialversicherung ist das Budget natürlich ein großes Thema. Generell ist die SVS finanziell gut aufgestellt. Das soll aber nicht heißen, dass es in Zukunft nicht ein Thema sein kann. Insgesamt müssen wir unsere Leistungen mit entsprechenden Beitragszahlungen abdecken. Fünf Jahre nach dem Zusammenschluss der Versicherungen findet der Prozess der Harmonisierung auch weiterhin noch statt.

Kandlhofer: Wir sind effizient, effektiv und gehen sparsam mit den Geldern unserer Versicherten um und setzen es bestmöglich für unsere Versicherten ein.

Können Sie mir dafür ein konkretes Beispiel nennen?

Waldenberger: Mit der Digitalisierung ist es uns bei der internen Abwicklung der Anträge viel gelungen. Vergütungen können so nahezu tagesaktuell bearbeitet werden. von Artur Riegler

Farmlife -in Österreich hatten es wir schon-in Deutschland kommt die QS-Klimaplattform für Schweinemast

QS bietet eine Klimaplattform für die Schweinehaltung an ©QS, Canva

Die Testphase der QS-Klimaplattform zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks in der Schweinemast ist abgeschlossen. Seit Mitte August konnten Schweinehalter ihre Klimadaten freiwillig auf der Plattform von QS eingeben und ihren einzelbetrieblichen CO2-Fußabdruck ermitteln. Laut QS liegen mittlerweile erste einzelbetriebliche CO2-Bilanzen vor.

Schnittstellen zu anderen Programmen

Wie die QS Qualität und Sicherheit GmbH gestern mitteilte, ist die Testphase der QS-Klimaplattform abgeschlossen. Seit August 2025 konnten Schweinemäster bereits ihre Primärdaten zur Berechnung ihres einzelbetrieblichen CO2-Fußabdrucks in der Eingabemaske der QS-Klimaplattform dokumentieren. Dabei hatte QS Schnittstellen zu bestehenden Programmen, wie z.B. Betriebsmanagementtools, CO2-Berechnungstools oder Systemen von Erzeugergemeinschaften eingerichtet, um einen Großteil der Primärdaten des Betriebs automatisch übertragen zu können. So müssen die Landwirte ihre Daten nur einmal eingeben und können sie dann an die QS-Anwendung übertragen.

CO2-Bilanzen mit einheitlichem Berechnungsmodell

Aus diesen Daten werden über den Klima-Check der LfL Bayern konkrete CO2-Werte für die teilnehmenden Schweinemastbetriebe berechnet. Mit deren Freigabe können die Unternehmen der Fleischwirtschaft die Werte ihrer Lieferanten nutzen, um schlank und effizient die regulatorischen Anforderungen an ihre CSRD-Berichtspflichten zu erfüllen. Die Tierhalter können ihre betriebsindividuellen Daten auch gegenüber ihren Banken und Versicherungen nutzen, die sich immer mehr auch für die CO2-Bilanz ihrer Kunden interessieren. Nach der Schweinemast möchte QS weiteren landwirtschaftlichen Produktionsbereichen die CO2-Bilanzierung über die vorhandene QS-Klimaplattform anbieten. Das Angebot von QS ist freiwillig, offen für alle und kostenfrei für QS-Systempartner.

Doch nicht so einfach -Rückschlag für die BayWa: Wichtiger Verkauf vorerst gescheitert

Die Baywa kann ihre Rohstoffhandels-Tochter Cefetra nicht wie geplant an die First Dutch Group verkaufen. Doch es gibt eine Investorengruppe, die in den Kaufvertrag einsteigen will.

Der Verkauf der BayWa-Tochter Cefetra an einen niederländischen Investor kommt wohl nicht zustande. Doch es gibt eine Alternative.

Die Entschuldung der BayWa AG kommt nicht wie geplant voran. Der Verkauf der niederländischen Konzern-Tochter Cefetra ist offenbar auf den letzten Metern gescheitert.

Der bayerische Agrarhandelskonzern geht daher davon aus, dass der Verkauf der Cefetra Group B.V. nicht mehr gemäß dem Kaufvertrag mit der First Dutch vollzogen wird.

Nach einem Bericht des „Handelsblatts“ betrug der zwischen der Baywa und der First Dutch Group für die im internationalen Handel mit Agrarrohstoffen tätige Cefetra vereinbarte Kaufpreis 125 Mio. Euro. Der von der EU-Kommission bereits genehmigte Verkauf kommt nun jedoch nicht zustande. 

Allerdings verhandelt die BayWa laut eigenen Angaben bereits mit einer neuen Investorengruppe, die den bestehenden Kaufvertrag im Wesentlichen übernehmen will. Die Baywa nannte die potenziellen Käufer nicht. Das Handelsblatt nennt hingegen – unter Berufung auf Insider – die Direktbank ING und die Rabobank.

Die neue Investorengruppe will den Kaufpreis aus dem Eigenkapital finanzieren. Geplant sei zudem die Übernahme der bereits entwickelten Refinanzierungsstruktur der Cefetra, so die BayWa. Die involvierten Banken hätten signalisiert, den Prozess – vorbehaltlich erforderlicher Geldwäscheprüfungen und Kreditentscheidungen – konstruktiv weiter zu unterstützen. 

Der Vorstand der BayWa AG strebt den Vollzug der Transaktion im 4. Quartal 2025 an. Die Banken sollen zudem bereit sein, die Finanzierung der Cefetra längerfristig konstruktiv zu begleiten. von Norbert Lehmann

Hoffnung gegen Schweinepest: Gentechnik macht Schweine resistent

Die Klassische Schweinepest grassiert derzeit in Deutschlandoder Österreich nicht, doch die Gefahr bleibt. Wissenschaftler wollen nun Schweine züchten, die gegen dieses Virus resistent sind.

Eine Einschleppung der gefährlichen Tierseuche ist aber grundsätzlich jederzeit möglich, beispielsweise durch kontaminierte Lebensmittel, davor warnt auch das Friedrich-Loeffler-Institut. Forschende der Universität Edinburgh haben nun gemeinsam mit der Universität Lübeck ein neues Werkzeug vorgestellt, das möglicherweise im Kampf gegen die Klassische Schweinepest helfen könnte: Durch die Veränderung des Schweine-Erbguts haben die Wissenschaftler versucht, das Virus zu stoppen. Laut den Forschenden nutzt das Schweinepest-Virus ein bestimmtes Protein in den Schweinezellen, um sich zu vervielfältigen. Dieses Protein wirkt wie ein Werkzeug, das dem Virus innerhalb der Zelle zur Verfügung steht und dessen Vermehrung erst möglich macht. Mit der Genschere „CRISPR Cas“ haben die Forschenden dieses Protein so verändert, dass die Schweinepest-Viren es nicht mehr nutzen können.

Für den Versuch infizierten die Forschenden sowohl gentechnisch veränderte Schweine als auch Kontrolltiere ohne Eingriff in die DNA gezielt mit dem Erreger. Das Ergebnis: Während die Kontrollgruppe teilweise Fieber entwickelte und typische Krankheitssymptome zeigte, blieben die genetisch angepassten Schweine vollständig symptomfrei. Auch Blutuntersuchungen bestätigten den Unterschied: Bei den behandelten Tieren fanden sich keinerlei Hinweise auf eine Infektion oder Immunreaktion.

„Die gentechnisch veränderten Tiere waren komplett resistent gegen das Virus – sie waren die ganze Zeit zufrieden und gesund“, sagt Helen Crooke, Leiterin der Forschung zur Schweinepest der britischen „Animal and Plant Health Agency“. Sie war Teil des Forschungsteams, das die Schweine untersucht hat. Das Forschungsteam zeigt eine klare Perspektive auf: Ihre Technik könnte auch bei anderen Tierseuchen eingesetzt werden, die durch nahverwandte Viren ausgelöst werden, beispielsweise bei Rindern oder Schafen. Doch laut den Fachleuten sind noch einige Fragen offen.

Das Forschungsteam der Universität Edinburgh betont ebenfalls, dass weitere Studien mit deutlich mehr Tieren notwendig seien, um belastbare Ergebnisse zu erhalten. Zugleich weisen die Forschenden darauf hin, dass die betroffenen Schweine zwar keine fremde DNA enthalten, aber dennoch als gentechnisch verändert gelten. In der EU ist das Züchten solcher Tiere und der Verkauf ihres Fleisches derzeit verboten. von Christine Kohlmann

Schon eigenartig-Burger King ersetzt Kuhmilch durch Haferdrinks

Aktuell sorgt der Fastfood-Riese Burger King Österreich für mächtig Schlagzeilen: Er kündigte einen „Schritt in Richtung Nachhaltigkeit“ an und verwendet seit Oktober 2025 in allen heimischen Filialen ausschließlich Haferdrinks für Kaffee- und Kakaogetränke. Konkret stammt die pflanzliche Alternative vom schwedischen Anbieter Oatly.

Mit der Umstellung verfolgt Burger King das Ziel, „Gästen klimafreundlichere Alternativen zu bieten“. Pflanzendrinks sollen „längst nicht mehr nur eine Option sein, sondern der neue Standard werden.“ Allerdings verkauft Burger King auch weiterhin jährlich rund 1,3 Milliarden Whopper mit Rindfleisch. „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, zu Burger King auf einen Kaffee zu gehen“, sagt Johann Költringer, Geschäftsführer des Milchverbandes Österreich (MVÖ). „Daher messe ich der Entscheidung von Burger King keine überragende Bedeutung bei, die Mengen sind überschaubar.“ Und hoffenlich bleib noch der österreichische Lieferant der Rindfleisch Whopper.

Um welche Milchmengen es sich handelt, wird weder von Burger King Österreich noch von Oatly kommuniziert. Wir haben daher mithilfe der künstlichen Intelligenz (KI) und Internetrecherchen eine Hochrechnung gewagt:

  1. 65 Burger King Filialen in Österreich
  2. Verbrauch: Hochrechnung aus Filialtests, Gastro-Benchmarks und McCafé-Daten: 120–180 Kaffeegetränke pro Filiale und Tag; Mittelwert: 150 Getränke pro Tag.
  3. Milchmenge pro Getränk über alle Produkte (Capuccino, Latte, etc.): durchschnittlich 120 ml Milch pro Kaffee
  4. Jahresmenge pro Filiale: 150 Getränke x 120 ml = 18 l pro Tag oder 6.570 l pro Jahr.
  5. Jahresmenge Österreich: 6.570 l x 65 Filialen = 427.000 l Milch

Zur Einordnung: Die theoretisch errechnete Jahresmenge von rund 430.000 l Milch, die nun durch Haferdrinks ersetzt wird, entspricht der Jahreslieferleistung lediglich eines einzigen Milchviehbetriebs mit ca. 40 Kühen (10.000 Liter Milchleistung).

Es scheint, der Wechsel bei Burger-Kings-Heißgetränken ist eher eine rein strategische, marketinggetriebene Entscheidung mit Symbolkraft. Kritische Stimmen sprechen gar von „Greenwashing“.

Költringer ergänzt: „Vollkommen lächerlich finde ich den Hinweis, dass dadurch für den Konsumenten keine Mehrkosten entstehen sollen; vor allem, wenn man weiß, dass in den Milchimitaten viel weniger wertvolle Inhaltsstoffe stecken und die Rohstoffkosten viel geringer sind als bei echter Kuhmilch! Meine Empfehlung daher an alle: Wenn Sie guten Kaffee wollen, sollte man nicht zu Burger King gehen!“ von Felicitas Greil

Ukraine und EU vereinbaren Zollabbau und Quotenerhöhung

Die Ukraine und die Europäische Union haben eine Vereinbarung über die Abschaffung eines Teils der Zölle sowie die Erhöhung der Quoten für den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse gebilligt. Dies teilte der stellvertretende Ministerpräsident für europäische und euroatlantische Integration, Taras Katschka, auf Facebook mit.

Der Beschluss des Assoziationsausschusses in handelspolitischer Konfiguration Nummer 3/2025 vom 14. Oktober tritt am 29. Oktober in Kraft. Ukrainische Exporteure können die neuen Handelsregelungen bereits in diesem Jahr nutzen, wie Katschka betonte.

Die Vereinbarung gilt beidseitig und ist zeitlich unbefristet. Eine nächste Überprüfung der Bedingungen für den Marktzugang zur EU ist für 2028 vorgesehen. Von ukrainischer Seite unterzeichnete Oleksandra Netschyporenko, Sekretärin des Assoziationsausschusses Ukraine-EU in handelspolitischer Konfiguration.

Hintergrund der Entwicklung ist, dass der Rat der EU am 13. Oktober die Position der Europäischen Union für diesen Beschluss angenommen hatte. Diese basiert auf Vereinbarungen, die am 30. Juni 2025 zwischen der Ukraine und der Europäischen Kommission im Rahmen der Überprüfung des Abkommens über eine vertiefte und umfassende Freihandelszone getroffen wurden.

Die neuen Regelungen sehen eine schrittweise Ausweitung des Zugangs ukrainischer Waren zum europäischen Markt vor. Voraussetzung dafür ist die Angleichung an EU-Normen bezüglich Pestiziden, Tierarzneimitteln und Tierwohl.

Dänemark: Danish Crown erhöht Zuschuss für Stallneubauten- das wäre was für unsere Abnehmer in Österreich

© Danish Crown

Beim dänischen Schlachtkonzern Danish Crown erhalten Genossenschaftsmitglieder künftig einen deutlich höheren Zuschuss, wenn sie einen neuen Stall für ihre Schlachtschweine bauen. Im Schnitt könnten Betriebe dadurch umgerechnet 8,0 Cent pro Kilogramm Schlachtgewicht in den ersten fünf Jahren erhalten, im Vergleich zu den aktuell 2,6 Cent pro Kilogramm. Das Unternehmen betrachtet die Maßnahme als Investition in die Zukunft, berichtet Agra Europe.

Der dänische Schlachtkonzern Danish Crown (DC) erhöht den Anreiz, in neue Ställe für Schlachtschweine zu investieren. Wie das Unternehmen am Dienstag (21.10.) mitteilte, wird künftig ein Stufenmodell eingeführt, bei dem Genossenschaftsmitglieder, die sich für einen Neubau entscheiden, künftig im ersten Jahr einen deutlich höheren Zuschuss erhalten.

Stufenmodell: Durchschnittlich 8 Cent pro Kilogramm

Aktuell beträgt der Zuschuss Unternehmensangaben zufolge 20 Øre (2,6 Cent) pro Kilogramm Schlachtgewicht (SG) für einen Zeitraum von fünf Jahren. Nach dem neuen Modell können Mitglieder in den ersten 12 Monaten mit 80 Øre (10,7 Cent) pro Kilogramm SG rechnen, der Zuschuss sinke dann jährlich um 10 Øre (1,3 Cent), sodass er im fünften Jahr bei 40 Øre (5,3 Cent) pro Kilogramm SG liege. Dies ergebe einen durchschnittlichen Wert von 60 Öre (8,0 Cent) pro Kilogramm SG in den ersten fünf Betriebsjahren eines neuen Stalles, wie DC vorrechnete.

Ziel: Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz

Ziel sei, die dänische Schweineproduktion zu modernisieren, erklärte der Schlachtkonzern. Er betrachtet die Maßnahme als Investition in die ZukunftEs ist absolut unerlässlich, dass wir mit dem Bau neuer Ställe für Schlachtschweine in Dänemark beginnen, denn dies ist der Weg, um eine wettbewerbsfähige Produktion und damit langfristig Tausende von Arbeitsplätzen zu sichern, erläuterte der Group CEO bei Danish Crown, Niels Ulrich Duedahl. Gleichzeitig könnten neue Ställe mit modernster Technologie dazu beitragen, den Klimafußabdruck der Produktion zu verringern.

Eröffnung- Morgen um 10Uhr mit großen Festzelt

Die Marcher Fleischwerke, zweitgrößter Arbeitgeber Villachs, haben mit einer umfangreichen Erweiterung und Modernisierung ihres Standorts ein zukunftsweisendes Projekt abgeschlossen. Über drei Jahre Bauzeit und eine Investition im mittleren zweistelligen Millionenbereich flossen in ein modernes Bürogebäude, eine neue Kantine sowie den Ausbau der Produktionsanlagen.

Ein Standort mit Signalwirkung

Im neu errichteten Büroturm an der Kasernengasse arbeiten rund 70 Mitarbeiter in lichtdurchfluteten Büros, die mit offenen Arbeitsbereichen, warmen Holzelementen und Textilböden gestaltet wurden, um ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen. Die Architektur setzt mit der „Marmorierung“ der Fensterflächen – inspiriert von der Struktur eines Steaks – ein sichtbares Zeichen. „Dieses Projekt zeigt, dass wir Tradition und Innovation verbinden können“, betont Geschäftsführer Norbert Marcher.

Auch die neue Werkskantine orientiert sich an modernen Standards: Sie bietet eine Gasthaus-Atmosphäre und einen großzügigen Außenbereich mit Blick auf die Gerlitzen und die Burgruine Landskron. Für die 550 Produktionsmitarbeiter und die Angestellten im Büro sollen diese Neuerungen die Produktivität und Arbeitszufriedenheit fördern.

Effizienz und Internationalität

Ein weiteres Ziel des Umbaus ist die Bündelung der Verwaltung am Standort Villach, wodurch interne Abläufe effizienter gestaltet werden sollen. Der Zugang zum Bürohaus führt durch eine Lobby mit Blick in die Produktionshalle, die Zugänge zu Werk und Verwaltung bleiben jedoch getrennt.

Mit 11 Standorten in Österreich und einem Umsatz von 626 Millionen Euro im Jahr 2023 gehört die Marcher Gruppe zu den größten Nahrungsmittelherstellern des Landes. In Villach werden jährlich 100.000 Tonnen Schweinefleisch verarbeitet und 200 Millionen Burger-Patties produziert, die in 40 Länder auf vier Kontinenten exportiert werden. Bis Sommer 2025 stehen weitere Modernisierungen an, darunter der Einsatz neuer Zerlegetechnologien und die Einrichtung eines Abholmarkts.

Rindfleisch: Ohne China geht nichts mehr

Zwei Supermächte dominieren den globalen Rindfleischhandel: Südamerika als Produzent und Asien als Importeur. Wir werfen einen Blick auf die Zusammenhänge des weltweiten Rindfleischmarktes.

Im weltweiten Vergleich spielt Österreichs Rindermast keine Rolle. Fast schon übermächtig erscheinen Südamerika und Asien im Vergleich zu Europas Rindfleisch-Produktion. „Alleine die Menge an Rindfleisch, die China importiert, ist das 14-fache, was in Österreich im ganzen Jahr produziert wird“, erklärt Johannes Minihuber, stv. Geschäftsführer der ARGE Rind. Ohne China geht am Weltmarkt nichts mehr. Warum? Das sehen wir uns jetzt genauer an.

  • China hat als Produzent und als Importeur von Rindfleisch inzwischen eine enorme Bedeutung.
  • Die Importmengen Chinas haben sich vervierfacht. Die Ware kommt hauptsächlich aus Südamerika und Australien. Damit drückt weniger Ware nach Europa.
  • Größter Rindfleischproduzent ist nach wie vor Südamerika. Direkt dahinter liegt inzwischen Asien!
  • Europa muss aufgrund seiner kleinstrukturierten Landwirtschaft versuchen, mit Qualitätsprogrammen wettbewerbsfähig zu bleiben.

„Von den 11 größten Warenströmen, gehen neun nach Asien, und davon drei Viertel nach China“, so Minihuber. „Dort herrscht die größte Dynamik am Fleischmarkt.“ Seit 10 bis 15 Jahren spielt Europa am weltweiten Rindfleischmarkt nur noch eine untergeordnete Rolle (Übersicht 2). Alleine Brasilien liefert jährlich 1.428 t Rindfleisch nach China, das ist das 7‑fache, was Österreich insgesamt produziert. „Exporte nach Japan o. ä. sind hier noch gar nicht mitberücksichtigt“, ergänzt der Marktexperte. „Bei Schwein und Geflügel sehen die Warenströme ähnlich aus, lediglich beim Schwein ist Europa noch in den größten Warenströmen vertreten.“

Experten gehen weiterhin von einem steigenden Bedarf Chinas aus. Im internationalen Vergleich liegt China beim Pro-Kopf-Verbrauch noch weit hinter klassischen Rindfleischländern wie Argentinien, Uruguay oder Brasilien, wo pro Person 40 bis 50 kg Rindfleisch jährlich verzehrt werden. Argentinien hat seinen Rindfleischkonsum in den letzten Jahren von rund 60 kg auf ca. 45 kg reduziert. China hat bislang nur einen Rindfleisch Pro-Kopf-Verbrauch von ca. 6 kg. Österreich bewegt sich mit rund 10 - 12 kg im Mittelfeld. In vielen europäischen Ländern ist der Konsum in den letzten 20 Jahren leicht zurückgegangen, während er in aufstrebenden Märkten wie China langsam steigt.

Doch nur eine kleine Veränderung beim Konsum Chinas hat große Auswirkungen: Steigt der Pro-Kopf-Verbrauch in China um nur 1 kg Rindfleisch pro Jahr, bedeutet das für den Weltmarkt eine zusätzliche Nachfrage von 1,4 Mio. t. Das entspricht etwa der gesamten Jahresproduktion Kanadas oder der 7-fachen Produktion Österreichs!

Asien und vor allem China sind inzwischen der wichtigste Zielmarkt im internationalen Rindfleischhandel. Brasilien bleibt mit großem Abstand führender Exporteur und profitiert von wettbewerbsfähigen Produktionskosten sowie der stetig steigenden Nachfrage Asiens. „Für Länder wie Österreich mit kleinstrukturierter Landwirtschaft bedeutet das, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit vor allem durch Bündelung der Erzeugerinteressen, die Teilnahme an klar definierten Qualitätsprogrammen und die Positionierung im Premiumsegment verbessert werden kann“, ist Johannes Minihuber überzeugt.

Das unabhängige Expertenforum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Produktionssysteme der Rindfleischerzeugung in allen wichtigen Erzeugerländern miteinander zu vergleichen und auf ihre Wirtschaftlichkeit zu bewerten. Das Netzwerk besteht aus Agrarökonomen, Beratern und Landwirten aus über 40 Ländern, die gemeinsam rund 75 % der weltweiten Rindfleischproduktion abdecken. Österreich wird durch die ARGE Rind vertreten.

In diesem Jahr fand die spartenübergreifende Jahreskonferenz erstmals in Österreich statt. Rund 80 Teilnehmer aus fast 30 Ländern trafen sich in St. Pölten. Dabei wurde deutlich, wie stark die weltweiten Rindfleischmärkte miteinander verflochten sind. Entwicklungen in einzelnen Ländern haben unmittelbare Auswirkungen auf Preise, Produktionsentscheidungen und Handelsströme rund um den Globus. von Felicitas Greil

Kantine im Ministerium: Warum Bauern über Totschnig verärgert sind

In der Kantine des Agrarministeriums stammt offenbar nur ein Bruchteil der Lebensmittel aus Österreich – ein Bericht der Kronen Zeitung sorgt für politischen Wirbel. Agrarminister Norbert Totschnig (ÖVP) sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, in seiner Amtsstube werde auf billiges Importfleisch gesetzt.

Die Debatte um teure Lebensmittel ist seit letztem Sonntag um ein Kapitel reicher. Bundesminister Norbert Totschnig (ÖVP) sieht sich mit der Anschuldigung konfrontiert, dass die Lebensmittel in seiner Kantine nur zu einem geringen Teil aus Österreich stammen. „Bauern-Minister“ setze in Kantine auf billiges Fleisch aus der EU, heißt es in der „Kronen Zeitung“.

Ein Lokalaugenschein ergab, dass der Menüplan gegenüber österreichischen Bauern nur wenig patriotisch gestaltet ist. Exemplarisch wird davon berichtet, dass nur 30 % des Fleisches österreichischer Herkunft sind. Als zweites Beispiel wird eine Flasche Kernöl vom Salatbuffet unter die Lupe genommen. Dabei handelt es sich um Öl einer Handelsmarke ohne genauere Angaben über die Herkunft der Zutaten.

Es sei ein Hohn für alle hart arbeitenden Bauern in Österreich, dass es in der Kantine des Landwirtschaftsministeriums kaum Heimisches gebe, kommentierte die Leiterin des Tierressorts in der „Kronen Zeitung“, Maggie Entenfellner. Nicht zum ersten Mal wird Agrarminister Totschnig von der Tierexpertin „gegrillt“. Schon ihr erster Versuch scheiterte, als sie vor drei Jahren im Zuge des Amtsantritts des Ministers mit ihm über Tierleid in der Landwirtschaft sprechen wollte.

Auch zahlreiche Bäuerinnen und Bauern zeigen sich über den fehlenden Konsumpatriotismus in der öffentlichen Kantine – an den Stammtischen oder in den sozialen Medien – brüskiert. Schließlich hätten Großküchen, die im Verantwortungsbereich des Staates sind, eigentlich eine Vorbildfunktion zu erfüllen. Völlig unverständlich ist es für unsere Landwirte, dass sie im Vergleich zu anderen Mitbewerbern in der EU unter härteren Auflagen und zu teureren Bedingungen produzieren müssen, während bei der öffentlichen Beschaffung das Preisargument zählt.

In einer Richtigstellung betont Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, dass das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (Bmluk) in seinen eigenen Einrichtungen seit Jahren klar auf österreichische Produkte setze.

„Dort, wo wir direkt Verantwortung tragen, ist der Bezug heimischer Agrarprodukte selbstverständlich Standard“, sagte Totschnig und nannte die zehn landwirtschaftlichen Schulen des Ministeriums als Vorbild: Rund 80 % der eingesetzten Lebensmittel stammen aus Österreich und die Bioquote sei auf 35 % erhöht worden. Fast ausschließlich aus heimischer Produktion würden demnach Fleisch (87,3 %), Milch (96,7 %) und Eier (98,6 %) stammen. Zudem sind die Schulen mit dem Umweltzeichen zertifiziert und produzieren teilweise selbst Lebensmittel. von Artur Riegler

Aldi verbannt Fleisch der Haltungsform 1: So wie immer- Discounter macht Druck auf Landwirte und bezahlt nicht!

Der Lebensmitteleinzelhandel setzt mit seiner Entscheidung die Bauern in Deutschland unter Zugzwang.

Der Discounter Aldi Süd will ab nächstem Jahr kein Eigenmarken-Fleisch mehr aus der Haltungsstufe 1 anbieten. Das gelte ab Mitte Januar 2026 für Rind, Schwein, Hähnchen und Pute, teilte der Discounter mit. Ausgenommen seien Markenartikel und internationale Spezialitäten. Einem Sprecher zufolge besteht das Sortiment zu 90 Prozent aus Eigenmarken. Dieser Schritt sei in der Branche einzigartig, so Aldi Süd. Allerdings gibt es keine Angaben darüber, wie hoch der Anteil des Fleisches aus Haltungsform 1 noch ist. 

Im Umkehrschluss bedeutet die Entscheidung, dass der Discounter sich weiter von den gesetzlichen Mindestanforderungen verabschiedet. Denn die sogenannte Haltungsform ist ein freiwilliges Kennzeichnungssystem für Fleisch und verarbeitete Produkte von Schwein, Rind und Geflügel. Das System umfasst fünf Stufen mit wachsenden Anforderungen an die Tierhaltung. Stufe 1 „Stall“ beinhaltet gesetzliche Mindestanforderungen an das Tierwohl. Stufe 5 ist „Bio“. 

Bei den Eigenmarken sind Aldi zufolge bereits die Hälfte des Frischfleischs sowie mehr als ein Drittel der abgepackten gekühlten Fleisch- und Wurstwaren aus den Haltungsformen 3, 4 und 5. Bei gekühlten Fleisch- und Wurstwaren hatte Aldi die Haltungsforn 1 bereits seit Januar 2025 komplett einggestellt.

Applaus kommt dafür von Tierschützern. Die Umweltorganisation Greenpeace etwa nennte es einen konsequenten ersten Schritt. Greenpeace fordert die gesamte Branche auf, diesem Beispiel zu folgen und ihr Sortiment entschlossen auf den neuen Branchenmindeststandard Haltungsform 3 umzustellen, wie von den Händlern bis 2030 versprochen. 

Mit dem sogenannten „Haltungswechsel“ haben sich Deutschlands größte Supermärkte – Lidl, Aldi, Edeka und Rewe – verpflichtet, bis spätestens 2030 die Haltungsformen 1 und 2 aus den Regalen zu nehmen und ihr Frischfleisch auf einen neuen Branchenstandard Haltungsform 3 umzustellen. 

Landwirte sehen Aldis Vorstoß zu mehr Tierwohl durchaus gemischt bis kritisch, weil sie die Umstellung als kostspielig und unrealistisch für viele Betriebe ansehen. Tierhalter befürchten,dass die Mehrkosten für höhere Standards so wie immer nicht bezahlt werden. Sie kritisieren, dass die Werbung für Tierwohl sich nicht in angemessenen Preisen für die Produkte niederschlägt. Manche empfinden den Vorstoß als eine Diskreditierung der bestehenden gesetzlichen Standards und kritisieren das Tempo der Umstellung. von Peter Laufmann

Junglandwirt lässt die Sau raus: Moderner Schweinestall im Jauntal

Michael Skuk betreibt in Kärnten einen modernen Schweinestall. Mit heimischem Holz als Baustoff, Herz für Tiere und Fortschritt mit Hausverstand beweist der Junglandwirt, dass ein kleiner Tierwohlbetrieb wirtschaftlich tragfähig ist.

Neuhaus/Kärnten – Wer auf dem Bauernhof von Michael Skuk im östlichen Jauntal vorbeischaut, dem wird rasch klar, dass hinter der Schweinehaltung mehr als nur Routinearbeit steckt. Der 27-jährige Nebenerwerbslandwirt hat im Vorjahr für seine 23 Zuchtsauen, einen Pietraineber und aktuell rund 100 Mastschweine einen modernen Tierwohlstall errichtet.

Mit dem Holzbau, der von regionalen Firmen gefertigt wurde, setzte der Kärntner ein sichtbares Zeichen für nachhaltige Landwirtschaft. Außerdem hat der konventionelle Betrieb als einer der ersten in Österreich das Welconbuchtensystem in Verwendung. Damit ist den Duroc- und F1-Sauen ein freies Abferkeln möglich. Eine weitgehend artgerechte Tierhaltung, beginnend mit der Ferkelproduktion bis zur Mast, ist Michael Skuk ein großes Anliegen. Dazu gehört auch ein möglichst stressfreies Schlachten im hofeigenen Schlachthaus. Wobei nur ein kleiner Teil der Schweine selbst verarbeitet und an die Kunden verkauft wird.

Ab Hof vermarktet werden neben Frischfleisch auch Dauerwaren wie Salami, Trockenwürstel, Speck sowie Produkte vom Buchweizen. Bereits Michaels Eltern, Ida und Johann Skuk, haben sich mit Direktvermarktung beschäftigt, die sich inzwischen zu einem wichtigen Standbein entwickelt hat. von Artur Riegler

Wir Bauern zahlen Zeche für EU-Zölle: Schweinehaltung in Österreich am Scheideweg

Sinkende Betriebszahlen, steigende Anforderungen und Unsicherheit durch internationale Handelskonflikte beuteln derzeit die Schweinebranche im Land.

Die österreichische Schweinehaltung befindet sich in einer Phase tiefgreifender Veränderungen. Während die Zahl der Betriebe seit Jahren rückläufig ist, steigen die Anforderungen an Tierwohl, Umwelt- und Marktstandards stetig. Laut aktueller Viehzählung werden in Österreich rund 2,48 Mio. Schweine gehalten, davon mehr als 40 % in Oberösterreich.

Ein hoher Anteil an selbst erzeugtem Futter reduziert in Oberöstereich die Abhängigkeit von Zukäufen und wirkt sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit der Betriebe aus. „Das steigert das Einkommen und liefert zugleich wertvollen Dünger – ein zentraler Beitrag zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft“, betont Oberösterreichs Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Trotzdem blickt die Branche derzeit nicht positiv in die Zukunft.

Mit der Novelle des Tierschutzgesetzes im Mai 2025 wurden neue Haltungsanforderungen beschlossen. Nun braucht es laut Landwirtschaftskammer eine Phase der Stabilität, damit Betriebe wieder investieren. Die Kammer bekenne sich klar zum Tierschutz und zur Weiterentwicklung der Tierhaltung, dies könne aber nur unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Machbarkeit und der Marktbedingungen geschehen.

Waldenberger hofft, dass die Bäuerinnen und Bauern ihre Zurückhaltung, Geld für neue Stallungen in die Hand zu nehmen, aufgeben. Die Landwirtschaftskammer OÖ werde sie weiterhin mit Beratung und Unterstützung begleiten.Neben nationalen Vorgaben belastet auch der internationale Handel die Branche. Durch den von der EU beschlossenen 25 %-Importzoll auf chinesische Autos hat China als Gegenmaßnahme hohe Zölle auf Schweinefleisch aus der EU (20 bis 62 %) verhängt. Gleichzeitig kam die Produktion für Chinaware EU-weit de facto zum Stillstand, was den im Herbst ohnehin reichlich versorgten Schweinefleischmarkt binnen weniger Wochen zum Kippen brachte.

In Österreich sind von dieser Exportproblematik fünf zum China-Export zugelassene Schlachtbetriebe sowie rund 17.000 Schweinehalter betroffen. „Die eingebrochenen Mastschweinepreise wirken sich auf die gesamte Wertschöpfungskette aus“, erklärt Dr. Johann Schlederer, Geschäftsführer des Verbandes der landwirtschaftlichen Veredelungsproduzenten (VLV).

Allein für bereits verschiffte Ware wird der Schaden auf rund 150 Mio. € geschätzt. Schlederer betont, dass die Schweinebauern letztlich die Zeche für politische Handelsentscheidungen zahlen.

Trotz aller Bemühungen um Tierwohl gibt es derzeit keine steigende Nachfrage. Aktuell stammen rund 7 % der Schlachtungen aus Bio- oder Tierwohlprogrammen – vor allem dank des REWE-Projekts „Fair zum Tier“. Nach dessen Auslaufen ist laut Schlederer keine weitere Steigerung im Tierwohlsegment absehbar.

Damit die Tierwohlproduktion wachsen kann, braucht es mehr Nachfrage nach Bio- und Tierwohlfleisch sowie eine klare Kennzeichnung von Herkunft und Haltungsform. Nur so können Betriebe langfristig planen und investieren. Auch Waldenberger appelliert an die Gesellschaft: Wer höhere Standards in der Tierhaltung fordere, dürfe im Supermarkt nicht zum Billigstprodukt greifen. Qualität und Tierwohl müssten auch im Preis sichtbar werden.

Leider wurde durch die jüngste Entscheidung der Fleischwirtschaft und des Handels die Einführung einer Haltungsformenkennzeichnung auf unbestimmte Zeit verschoben. Uneinigkeit zwischen den Handelsketten und die derzeit schwierige Marktlage werden als Argumente für das Scheitern der Initiative genannt. „Die Landwirtschaft ist bereit, Tierwohlschweinefleisch zu produzieren. Die Haltungsformen reichen vom gesetzlichen Mindeststandard über Tierwohl bis hin zu Bio – ebenso vielfältig ist das Interesse der Verbraucher. Deshalb braucht es dringend eine klare Kennzeichnung der Haltungsform, um mehr Fairness für Erzeuger und Konsumenten zu schaffen“, fordert Schlederer. von Roland Pittner

Globale Schweinefleischnachfrage zieht leicht an

Header  Fleischkonsum Fleischversorgung

Weltweit bleibt die Schweinefleischnachfrage 2025 stabil: Der Verbrauch steigt nur um 0,2 Prozent auf rund 125 Mio. Tonnen. Leichte Rückgänge werden in China und der EU erwartet. Der Pro-Kopf-Verbrauch soll weltweit leicht auf 15,4 kg steigen.

Weltweit wird sich der globale Schweinefleischverbrauch nur geringfügig ändern, so dass für das Jahr 2025 eine insgesamt stabile Nachfrage nach Schweinefleisch zu erwarten ist. Der Zuwachs werde weltweit bei überschaubaren 0,2 Prozent liegen, berichtet aktuell die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Laut vorläufiger Prognose werde der weltweite Verbrauch an Schweinefleisch bei insgesamt 125 Mio. Tonnen liegen.

China und EU zeigen Schwächen

In China, dem Land mit dem weltweit größten Schweinefleischverbrauch, werde von einem kleinen Minus in Höhe von 0,1 Prozent ausgegangen. Der Gesamtverbrauch im Reich der Mitte werde bei 58,2 Mio. Tonnen erwartet. Der zweitgrößte Schweinefleischkonsument sei die EU mit insgesamt 18,2 Mio. Tonnen. Dort werde der Verbrauch um 0,7 Prozent sinken. Als Gründe werden die zunehmende Nachfrage nach ökologisch und ethisch erzeugtem Schweinefleisch aufgrund eines wachsenden Bewusstseins für Tierwohl und Umfeld angeführt.

Höhere Nachfrage in den USA, Russland und Vietnam

Ein zunehmender Verzehr von Schweinefleisch werde hingegen in den USA, Russland, Vietnam und Mexiko erwartet. In den USA soll die Nachfrage um 1,7 Prozent auf insgesamt 10,1 Mio. Tonnen steigen. In Russland liege der für 2025 prognostizierte Verzehr bei 4,1 Mio. Tonnen, was einen Anstieg um 1,1 Prozent bedeute. In Vietnam und Mexiko werden für das laufende Kalenderjahr Steigerungen der Nachfrage von 2,8 Prozent bzw. 2,7 Prozent erwartet. Der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch bei Schweinefleisch habe im Jahr 2024 bei insgesamt 15,3 kg gelegen und dürfte laut Prognose um 100 g steigen.

Landwirte zu alt: So will Brüssel Junglandwirte besser fördern

Der Anteil der Jungbauern soll sich bis 2040 auf 12 Prozent verdoppeln, so ein inoffizielles EU-Strategiepapier.

Die Zahlen sind ernüchternd und bedrohlich für die Ernährungssicherung. Das Durchschnittsalter der Landwirte in der EU beträgt 57 Jahre, nur 12 % sind jünger als 40 Jahre. Davon sind nur 2,5 % Frauen. Stand 2020. Doch seitdem dürfte sich da nicht wesentlich geändert haben.

Daher will EU-Agrarkommissar Christophe Hansen das ändern. Sein Plan: Bis 2040 soll sich der Anteil der Jungbäuerinnen und -bauern auf zwölf Prozent verdoppeln. So steht es in einem noch inoffiziellen Strategiepapier der Kommission für den Generationenwechsel in der Landwirtschaft. Kommenden Dienstag (21. 10.) soll es am Rande der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments vorgestellt werden.

is dahin können sich aber noch Details ändern, heißt es aus Brüsseler Kreisen. Um den Generationenwechsel zu beschleunigen, will Brüssel die derzeitigen Mittelzuweisungen verdoppeln, sodass mindestens 6 % der zweckgebundenen Agrarausgaben der Mitgliedstaaten über die Nationalen Regionalen Partnerschaftspläne (NRP) für den Generationswechsel bestimmt sind. Jedes Mitgliedsland soll zudem „umfassende, verbindliche Strategien zum Generationswechsel“ ausarbeiten.

Laut dem 19-seitigen geleakten Strategiepapier gilt die Ernährungssicherheit als „wesentlicher Bestandteil einer umfassenderen europäischen Sicherheit und strategischen Autonomie“. Dies müsse aber die nächste Generation von Landwirten stemmen. Um das ambitionierte Ziel von zwölf Prozent Junglandwirten zu erreichen, will Brüssel ein „umfassendes Starterpaket“ vorlegen. Dieses soll zusätzliche 

  • degressive Einkommensbeihilfen,
  • Niederlassungs- und
  • Investitionsbeihilfen vorsehen.
  • Auch soll der Zugang zu Fremdkapital und Boden deutlich erleichtert werden. 

    Dazu plant Brüssel eine „Europäische Landbeobachtungsstelle“, Sie soll die Transparenz auf den Grundstücksmärkten verbessern, Preise verfolgen und Landnutzungsänderungen überwachen.

Das Papier verweist zudem auf ergänzende Maßnahmen, um Unternehmensgründungen, Innovationspartnerschaften, Nachfolgeregelungen, Schulungen und Unterstützungsdienste zu unterstützen. Dies soll helfen, um Beruf und Privatleben besser zu vereinen. Ein Thema, das Kommissar Hansen aus persönlichen Gründen (Tod seines Bruders) sehr am Herzen liegt. Um Zugang und Effizienz zu verbessern, soll jedes Land für die Junglandwirteförderung eine einzige Anlaufstelle in jedem Mitgliedstaat einrichten. von AgE und Josef Koch

MeatExpert-Indirektes Grillen


Oft wird bei Rezepten von direktem und indirektem Grillen oder Grillzonen gesprochen. Direktes Grillen bezeichnet dabei das Erhitzen direkt über der Glut oder – Beispielsweise bei Gas – über der Flamme.

Indirekt liegt das Fleisch nicht direkt über der Hitzequelle und wird bei niedrigeren Temperaturen gegart.

Gasgrills haben oft eigene Zonen für indirektes Grillen und oft auch Bereiche, in denen das Fleisch ruhen kann. Aber auch mit einem einfachen Kugelgrill kann man direkte und indirekte Zonen einrichten.

Den Grill „halbieren“

Die einfachste Variante ist es, nur die Hälfte des Kugelgrills zu füllen. Im kohlefreien Bereich kann man dann mit niedrigen Temperaturen fertig garen. Darunter sollte man eine Tropfschale legen, um Fett oder Öl aufzufangen.

Ring-Zonen

Eine weitere Möglichkeit ist es, zwei Zonen zu definieren. Man kann dafür entweder Kohlen in einem Kreis am äußeren Rand des Grills auslegen und die Mitte freilassen oder anders herum. Der äußere Bereich ist dabei im Verhältnis immer kleiner als der in der Mitte. Das eignet sich vor allem dann gut, wenn man nur ein paar, wenige Dinge auf dem Grill hat, die einen anderen Garpunkt erfordern.

Der Minion Ring

Wer keinen Smoker zuhause hat und trotzdem nicht auf Low and Slow – also langsames Garen bei niedriger Temperatur – verzichten will, kann das mit dem Minion Ring tun. Auch hier wird am äußeren Rand des Kugelgrills ein Ring ausgelegt – idealerweise aus Briketts. Dieser Ring wird allerdings nicht erhitzt. Stattdessen bringt man eine Hand voll Briketts in einem Anzünder dazu, weiß zu glühen. Diese legt man nun an eine beliebige Stelle des Brikett-Rings im Grill. Ähnlich einer Zündschnur wird der Ring nach und nach erhitzt. Der Grill bleibt bis zu 10 Stunden auf gleichbleibender Temperatur. In der Mitte kann über einer Tropfschale mit niedriger Temperatur gegart werden.

EU-Getreideproduktion: Rekorde bei Weizen und Gerste

Die Analyseagentur Expana hat ihre Prognose für die Getreideerzeugung in den Ländern der Europäischen Union für die Saison 2025/26 nach oben korrigiert. Sie erwartet, dass die Weizenproduktion ein Rekordniveau erreichen wird, während die Gerste den höchsten Stand seit 17 Jahren verzeichnet. Dies berichtet Reuters.

In ihrem neuen Getreideprognosebericht erhöhte Expana die Schätzung der Weizenerzeugung in der EU um 0,3 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vormonat auf 136,4 Millionen Tonnen. Dies sind 22,8 Millionen Tonnen mehr als in der Saison 2024/25, als die Ernte unter Niederschlägen litt.

Die Gerstenproduktion wurde ebenfalls nach oben revidiert, um 0,2 Millionen Tonnen auf 56,4 Millionen Tonnen. Dies entspricht einem Anstieg um 6,2 Millionen Tonnen gegenüber dem Vorjahr.

Was Mais betrifft, so erhöhte Expana die Ernteprognose um 0,8 Millionen Tonnen auf 56,5 Millionen Tonnen, da die Einbringung etwas besser ausfiel als zuvor erwartet. Gleichzeitig liegt dieser Wert noch 2,5 Millionen Tonnen unter dem Vorjahr und ist der zweitniedrigste seit 2007.‘

Zum Beginn des Oktobers läuft die Maisernte in den meisten europäischen Regionen aktiv, mit Ausnahme Polens, wo die Entwicklung der Kulturen etwa einen Monat zurückliegt. Der Kontrast zwischen der guten Maisernte im nördlichen Teil der EU und den katastrophalen Ergebnissen im Süden werde wahrscheinlich noch ausgeprägter sein als in der Saison 2024/25, so Expana.

Die Analysten erwarten, dass der Export von Weichweizen aus der EU in dieser Saison stark ansteigen wird, aber seine Dynamik durch harte Konkurrenz auf den Weltmärkten gebremst wird, insbesondere durch die USA, Australien und Argentinien. Der europäische Export, besonders der französische, sei langsam gestartet, jedoch habe französischer Weizen in den letzten Wochen dank verbesserter Wettbewerbsfähigkeit seine Positionen zurückgewonnen, heißt es im Expana-Bericht.

„Schweinsbraten gehört zu Österreich“ – Bauernbund kontert Veggie-Debatte

Eine gesunde Schuljause ist das beste Fundament für den Schulunterricht. Darum sollte das Angebot am Schulbuffet ausgewogen sein. Auch Schweinefleisch darf nicht fehlen, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium.

Eine Reihe an politischen Themenfeldern, wie Sicherheit, die schwächelnde Konjunktur oder Gesundheit, beschäftigen unsere Gesellschaft. Der Verbraucherschutz stand zuletzt im EU-Parlament auf der Tagesordnung. Céline Imart (EVP) brachte mit ihrem Antrag über ein Bezeichnungsverbot für fleischähnliche Produkte, die eigentlich aus rein pflanzlichem Ursprung sind, den „Veggieburger“ aufs tagespolitische Tapet.

Demnach sollte zubereitetes Tofu nicht als Steak bezeichnet werden, weil für Verbraucher ein Verwechslungsrisiko bestünde. Der Vorschlag stößt bei anderen Abgeordneten „sauer“ auf. Von Symbolpolitik oder reinem „Würstlpopulismus“, laut Neos, war die Rede. Wie MEP Alexander Bernhuber (ÖVP) mitteilte, gehe es ihm um die Bezeichnung der tierischen Herkunft, wie zum Beispiel „Veggie-Chicken-Nugget“, und nicht um die Zubereitungs- oder Verarbeitungsweise.

Die Debatte in Straßburg um das Thema „Fleisch“ zieht weite Kreise – sogar bis in die „Schnitzelhauptstadt“ Wien. Unter anderen nahm die Direktorin des Österreichischen Bauernbunds, Corinna Scharzenberger, den Ball auf, um auf Missstände im Schulsystem aufmerksam zu machen. „Der Schweinsbraten gehört zu Österreich wie die Füllfeder ins Federpennal“, sagte Scharzenberger via Instagram. Deshalb dürfe Schweinefleisch von den Speiseplänen an unseren Schulen nicht verschwinden. Um ihrer Argumentation mehr Ausdruck zu verleihen, wurde dabei auch auf einige Kommentare besorgter Menschen Bezug genommen. So ist im Bauernbundvideo zum Beispiel der Satz zu lesen: „Selbst der Klassenvorstand redet schon, dass es eh gut ist, weil Schweinefleisch ungesund ist.“

„Schweinefleisch darf nicht stillschweigend aus den Kantinen verschwinden“, warnte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) davor, dass der Rückgang des Schweinefleischkonsums längst mehr als ein kurzlebiger Ernährungstrend ist. Für Totschnig hört der Spaß auf, wenn in Schulen und in einem Kindergarten Schweinefleisch Schritt für Schritt von den Speiseplänen verschwindet. Dabei nimmt er dezidiert auf die Bildungseinrichtungen in Wien Bezug.

Vom Ministerium heißt es, dass in der Praxis viele Schulen Schweinefleisch gar nicht mehr auf der Menükarte haben. Grund dafür ist nicht etwa der Grund der Nachhaltigkeit, sondern falsch verstandene Toleranz. Der Landwirtschaftsminister fordert ein klares Bekenntnis zu unserer Esskultur und erklärte: „Die Vielfalt auf unseren Speiseplänen muss erhalten bleiben – und dazu gehört auch Schweinefleisch. Die Schülerinnen und Schüler wollen und sollen selbst entscheiden. Was wir nicht brauchen, sind stille Verbote durch die Hintertür.“

Für die Verpflegungssituation an einer durchschnittlichen österreichischen Schule oder Kindergarten besteht Verbesserungsbedarf. Darauf macht die Initiative „Zukunft Essen“ aufmerksam und verteilt schlechte Noten für unser Schulwesen. So gebe es in Österreich keine flächendeckende Verfügbarkeit einer kostenfreien, gesundheitsfördernden Mahlzeit pro Tag. Bundesweit haben demnach rund 140.000 Kinder und Jugendliche keine Möglichkeit, in der Schule ein Mittagessen zu konsumieren. Mit dem steigenden Bedarf an Ganztagsschulen steigt auch der Bedarf an einer Mittagsverpflegung, die vielerorts mangelhaft ist. Außerdem werden an rund zwei Dritteln der Schulen mit Mittagstisch die Speisepläne nicht auf eine gesundheitliche Gestaltung kontrolliert. Laut „Zukunft Essen“ sind zurzeit in Österreich nur 36 % der Schulen mit Mittagstisch als gesundheitsförderlich ausgezeichnet. Auch Politiker haben Hausaufgaben zu machen, ist auf der Webseite der Initiative zu lesen.

Bereits im Jahr 2010 hat die österreichische Regierung den Aktionsplan zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung beschlossen. Dabei wurden auch Qualitätsanforderungen an Lebensmittel, wie etwa Bioanteil, Regionalität und Tierwohl, sowie Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung festgelegt. Das Gesundheitsministerium hat diesbezüglich einen „Leitfaden Schulbuffet“ erarbeitet, der sich an die Betreiber richtet. Dieser soll als Wegweiser bei der Gestaltung eines ausgewogenen und schmackhaften Jausenangebots dienen. Für die Umsetzung in den Schulen sind die jeweiligen Gemeinden zuständig. von Arthur Riegler